Ravenik
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Könnte es denn überhaupt anders sein? Schließlich ist das ja auch eine Zeitfrage. Die Zeit im schulischen Geschichtsunterricht ist begrenzt, und auch außerhalb bzw. nach der Schulzeit sind die meisten Menschen der Notwendigkeit ausgesetzt, verschiedenen anderen Dingen nachzugehen als Geschichte. Ob in oder außerhalb der Schule: Für eine intensivere Beschäftigung mit fremden Ländern und Kulturen müsste die mit der eigenen Heimat und bestimmten Themen wie den Weltkriegen aus Kapazitätsgründen reduziert werden.Und warum ist es so, dass unser historisches Wissen selten viel weiter als über den eigenen Gartenzaun geht?
Davon abgesehen neigt der Mensch halt leider zum Vergessen, auch wenn er sich allumfassend informieren bzw. bilden will. Überspitzt ausgedrückt: Wenn er endlich dazu kommt, sich intensiv mit der Geschichte Ozeaniens zu beschäftigen, hat er die Geschichte Paraguays, mit der er sich ein paar Jahre davor intensiv befasst hat, schon wieder großteils vergessen. Hängen bleibt eher das, womit man sich immer wieder beschäftigt bzw. z. B. in den Medien konfrontiert wird, und das ist nun mal eben eher die Geschichte der Heimat sowie Themen, die auf breiteres Interesse stoßen.
Interesse hängt vielfach auch davon ab, worauf man überhaupt stößt, wie es insbesondere Teresa C. und Lukullus schon angesprochen haben. Mit fremden Ländern und ihrer Geschichte wird man im Alltag großteils eher wenig konfrontiert.
Außerdem bringt Interesse allein nichts, es kommt auch auf die Verfügbarkeit von Informationsmaterial an, wie es bereits angesprochen wurde. Dieses Problem ist im Internetzeitalter noch nicht ganz behoben, aber davor war es noch schlimmer. (Es wohnt eben nicht jeder neben einer Uni-Bibliothek.) Wenn man in einer Kleinstadt wohnt, findet man in der örtlichen Bibliothek und den örtlichen Buchhandlungen zum Thema Geschichte am ehesten ein paar Sachen zur Geschichte des eigenen Landes und zu einigermaßen populären Themen wie Pharaonen, Römer, Weltkriege, aber normalerweise nichts zur Geschichte Bulgariens oder gar der Khmer. Da hilft das größte Interesse nichts, wenn es kaum oder gar nicht möglich ist, ihm tatsächlich nachzugehen. (Über kurz oder lang wird es dann mangels "Futter" ohnehin wieder erlöschen.)
Eigentlich nicht. Zumindest in meinem Geschichtsunterricht (in Niederösterreich, also ziemlich in der Nähe) wurde beides so gut wie gar nicht behandelt. (Wie es im Burgenland, das ja bis vor nicht einmal hundert Jahren Teil Ungarns war, damit aussieht, weiß ich nicht, aber da die Lehrpläne in Österreich Bundeskompetenz sind, vermutlich auch nicht viel besser.) Das trifft eigentlich auf alle Nachbarstaaten außer Deutschland zu.Dass man in Österreich vielleicht auch einen besseren Eindruck von der slowakischen oder der ungarischen Geschichte hat, ist klar.