Das Römerlager Aliso

Womöglich ist das neuhochdeutsche Wort Produkt von Rhotazismus und (Liquida)Metathese*:
Aliso > A/Eliro > Erle
vgl. freeze - frieren
choose - küren (erkiesen - erkoren)
was/were - war (waren/gewesen)

*Ich habe das Liquida bei Liquidametathese in Klammern gesetzt, da die Liquidametathese, also die Vertauschung von -r- und -l- ein Phänomen der slawischen Sprachen ist, wenn das auf dem Weg von alis(o) zu Erle tatsächlich passiert sein sollte, dass es zu einer solchen Metathese kam, kann das natürlich auch ein Zufall sein, dass es ausgerechnet die Liquida betraf. Wobei aufgrund der Realisierung des Zungenspitzen-R an demselben Artikulationsort wie das -l- die Liquidametathese forciert.
 
Womöglich ist das neuhochdeutsche Wort Produkt von Rhotazismus und (Liquida)Metathese*:
Aliso > A/Eliro > Erle
vgl. freeze - frieren
choose - küren (erkiesen - erkoren)
was/were - war (waren/gewesen)

*Ich habe das Liquida bei Liquidametathese in Klammern gesetzt, da die Liquidametathese, also die Vertauschung von -r- und -l- ein Phänomen der slawischen Sprachen ist, wenn das auf dem Weg von alis(o) zu Erle tatsächlich passiert sein sollte, dass es zu einer solchen Metathese kam, kann das natürlich auch ein Zufall sein, dass es ausgerechnet die Liquida betraf. Wobei aufgrund der Realisierung des Zungenspitzen-R an demselben Artikulationsort wie das -l- die Liquidametathese forciert.

Ich habe weiter oben schon auf den Artikel im spanischen Wörterbuch zu Aliso hingewiesen:

Quizá del gót. *alĭsa; cf. al. Els-beere.
http://dle.rae.es/?id=1tCr7Wu|1tDlBli

Das spanische Wort Aliso ist danach möglicherweise von einem rekonstruierten Wort alĭsa aus dem Gotischen abgeleitet, das mit dem deutschen Elsbeere verwandt sein soll.

Ob jetzt Elsbeere und Erle sich ähneln, kann ich nicht beurteilen (müßte erstmal einen Termin bei der Baumschule meines Vertrauens machen).

Im Niederländischen heißt Erle übrigens Els.
 
Und bei der Eller blieb das 'r' sogar an der richtigen Stelle. Im Norddeutschen Raum ist bei Namen mitunter das 's' erhalten: Elsmeyer statt Erlenmeyer. Es sei denn diese Etymologie ist seit meiner Schulzeit explodiert.
 
Ich habe weiter oben schon auf den Artikel im spanischen Wörterbuch zu Aliso hingewiesen:

Ich weiß, mein Beitrag war auch als Supplement dazu zu verstehen.

Ob jetzt Elsbeere und Erle sich ähneln, kann ich nicht beurteilen (müßte erstmal einen Termin bei der Baumschule meines Vertrauens machen).

Also abgesehen davon, dass es sich bei beiden um Laubbäume handelt, ist doch die Morphologie eine völlig andere: Borke, Laub, Blüten, praktisch alles unterscheidet sich recht deutlich voneinander, Verwechslungen ausgeschlossen.

Baumbestimmung leicht gemacht, Bäume bestimmen, Baum Bestimmung
 
Im Niederländischen heißt Erle übrigens Els.
Stimmt, ich erinnere mich:
Natürlich germanisch, was sonst? Die Erle heißt auf altsächsisch elis, auf niederländisch els.


Ob jetzt Elsbeere und Erle sich ähneln, kann ich nicht beurteilen (müßte erstmal einen Termin bei der Baumschule meines Vertrauens machen).
Eigentlich kann man die Bäume schon gut voneinander unterscheiden. Die Elsbeere wächst jedenfalls im Gegensatz zur Erle nicht gern am Wasser.
 
Zumindest im Proto-Keltischen gab es alisa noch, und wer weiß ob das nicht auch noch als altertümlicher Ausdruck in einigen gallischen Dialekten verwendet wurde.

“The root Alisa- of the name Alisanus is phonologically comparable to the Proto-Celtic *alisā, ‘alder’.”

https://en.wikipedia.org/wiki/Alisanos

http://www.wales.ac.uk/resources/documents/research/celticlanguages/englishprotocelticwordlist.pdf



Oder Elisonna hat direkt was mit dem keltischen Gott Alisanus zu tun.

https://de.wikipedia.org/wiki/Alisanus



Irgendwie sowas in der Richtung.
 
Um einen protokeltischen Begriff rekonsturieren zu können, würde man zunächst einmal den keltischen Begriff dazu haben müssen. Da die Indogermanistik eine besondere Nähe zwischen den keltischen und den italischen* Idiomen herausgearbeitet hat, wäre es auch hilfreich, dieses Wort in den italischen Sprachen wiederzufinden. Das wäre immerhin ein Indiz für einen gemeinsamen Erbwortschatz.
Ganz grundsätzlich aber ist natürlich ein Wort, welches der Lebenswelt der prähistorischen Indoeuropäer entnommen ist, relativ wahrscheinlich in mehreren indoeuropäischen Sprachen wiederzufinden (wie ähnlich es dann noch klingt, ist eine andere Frage, ich erinnere an solche Begriffspaare, wie spanisch [iˈnoχo] und portugiesisch [fun'tʃal], beides in relativ überschaubaren Zeiträumen vom Lateinischen foeniculum abgeleitet).
Je weiter sich zwei Sprachen auseinanderentwickelt haben, desto höher ist natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass auf gemeinsame Etyma zurückgehende Lexeme auf den ersten Blick nicht erkannt werden.
Um also einen protokeltischen Begriff *alisā zu rekonstruieren, bedarf es eines Wortes, von dem aus die Rekonstruktion geleistet wurde. Und zudem muss man die wahrscheinliche sondersprachliche Entwicklung kennen, welche die Sprache, in die man rekonstruiert, gemacht hat.
Vom Lateinischen zu den romanischen Sprachen sind wir da dank erhaltener Sprachdenkmäler phantastisch informiert, das ist natürlich beim Keltischen nicht der Fall, das Keltische der Antike ist ja im Grunde nur trümmersprachlich überliefert (v.a. Orts- und Personennamen und einige wenige Kurztexte, etwa Fluchtäfelchen) und erst ab dem Mittelalter, um 1200 setzt eine breitere Überlieferung keltischer Texte ein, die aber inhaltlich wie auch sprachlich romanisch bzw. angelsächsisch beeinflusst sind. Sprich: Der Lehnwortschatz muss zunächst einmal ermittelt und aus dem Korpus, aus dem man die Propsprache rekonstruieren möchte, rausgeworfen werden.

Was nun einen Ortsnamen in Germanien anbelangt, so sollte man nach Occams Rasiermesser vorgehen und, wenn man ihn nicht aus der Quellensprache - also im Falle Alisos aus dem Lateinischen - rekonstruieren kann, zunächst einmal als die wahrscheinlichste Variante die regional verwendete Sprache heranziehen, also das (West)Germanische. Das ist erstmal sehr viel sinnvoller, als irgendwelche Eventualitäten anzunehmen, wonach keltische Hilfstruppen, die ein zudem wohl noch besonders archaisches Wort verwendeten, den Namen vergeben hätten.


*nicht zu verwechseln mit den italienischen Idiomen
 
Zuletzt bearbeitet:
Zumindest im Proto-Keltischen gab es alisa noch

Ob es das gab, weiß man nicht. Offensichtlich fehlt einfach die Basis für eine zuverlässige Rekonstruktion.

Und falls das rekonstruierte Wort existiert haben sollte, lässt sich daraus kein Elisonna rekonstruieren.

Dein "Elisonna", um es klar zu sagen, ist eine pure Fiktion, keine Rekonstruktion.
 
Ganz unabhängig, woher der Name Aliso stammt, wissen wir von dem Lager folgendes:

  1. gegründet 11 v. Chr.
  2. am Zusammenfluß von Lippe und Elison gelegen
  3. aufgegeben nach der Varusschlacht
  4. wieder während der Germanicus-Feldzüge in Benutzung und belagert worden

Keines der bisher bekannten Römerlager an der Lippe erfüllt m. W. alle vorgenannten Punkte.

In Haltern fehlen die frühen Funde und aus dem Germanicushorizont, zudem gibt es bei Haltern keinen Fluß, der der Elison hätte sein können. In Oberaden aber gibt es zwar einen Fluß (oder eher ein Bach namens Geseke), aber es fehlen die späten Funde.

Man mag spekulieren, dass das "einzig wahre" Aliso noch mehr oder weniger tief unter der westfälischen Scholle irgendwo an der Lippe an einem Zufluß mit einem anderen Fluß, der in der Antike als Elison bekannt war, schlummert.
 
Ganz unabhängig, woher der Name Aliso stammt, wissen wir von dem Lager folgendes:

  1. gegründet 11 v. Chr.
  2. am Zusammenfluß von Lippe und Elison gelegen
  3. aufgegeben nach der Varusschlacht
  4. wieder während der Germanicus-Feldzüge in Benutzung und belagert worden
Das ist schon etwas mehr, als wir wirklich wissen.


Wir wissen von Cassius Dio, dass Drusus 11 v. Chr. ein Lager am Zusammenfluss von Lippe und Elison gründete. Wie das hieß, verrät Dio nicht.

Der Zusammenhang mit Aliso ist eine naheliegende Vermutung, mehr nicht.
 
Man mag spekulieren, dass das "einzig wahre" Aliso noch mehr oder weniger tief unter der westfälischen Scholle irgendwo an der Lippe an einem Zufluß mit einem anderen Fluß, der in der Antike als Elison bekannt war, schlummert.

Was freilich von Tag zu Tag unwahrscheinlicher wird dass das so ist.

Mal ganz im Ernst, wenn ihr euch nicht mal irgendwann von dem Dogma trennt dass Aliso an der Lipppe lag werdet ihr es nie finden.
Versucht doch einfach mal die Tacitus Passage

"er selbst führte auf die Nachricht, ein an der Lippe angelegtes Kastell werde belagert, sechs Legionen dorthin. ... Schließlich wurde das ganze Gebiet zwischen dem Kastell Aliso und dem Rhein durch neue Heerstraßen und Dammwege erschlossen und gesichert."

ergebnisoffen zu interpretieren und zieht die Möglichkeit in Betracht dass hier von 2 verschiedenen Kastellen die Rede ist. Überlegt dann auch, was die strategische Funktion von Aliso nach 2 Jahrzehnten der Okkupation der Hellwegbörde war, und wo es zur Umsetzung dieser Funktion kostengünstig betrieben werden konnte. Auf diese Art und Weise findet man Aliso echt ratzfatz.
 
Was freilich von Tag zu Tag unwahrscheinlicher wird dass das so ist.

Mal ganz im Ernst, wenn ihr euch nicht mal irgendwann von dem Dogma trennt dass Aliso an der Lipppe lag werdet ihr es nie finden.



Dass Aliso an der Lippe lag, ist kein "Dogma", sondern eine "naheliegende Vermutung":



Das ist schon etwas mehr, als wir wirklich wissen.


Wir wissen von Cassius Dio, dass Drusus 11 v. Chr. ein Lager am Zusammenfluss von Lippe und Elison gründete. Wie das hieß, verrät Dio nicht.

Der Zusammenhang mit Aliso ist eine naheliegende Vermutung, mehr nicht.

Versucht doch einfach mal die Tacitus Passage

"er selbst führte auf die Nachricht, ein an der Lippe angelegtes Kastell werde belagert, sechs Legionen dorthin. ... Schließlich wurde das ganze Gebiet zwischen dem Kastell Aliso und dem Rhein durch neue Heerstraßen und Dammwege erschlossen und gesichert."
ergebnisoffen zu interpretieren und zieht die Möglichkeit in Betracht dass hier von 2 verschiedenen Kastellen die Rede ist. Überlegt dann auch, was die strategische Funktion von Aliso nach 2 Jahrzehnten der Okkupation der Hellwegbörde war, und wo es zur Umsetzung dieser Funktion kostengünstig betrieben werden konnte. Auf diese Art und Weise findet man Aliso echt ratzfatz.

Jetzt bin ich neugierig, wie & vor allem wo man Aliso so "ratzfatz" finden kann.
 
Ganz unabhängig, woher der Name Aliso stammt, wissen wir von dem Lager folgendes:

  1. gegründet 11 v. Chr.
  2. am Zusammenfluß von Lippe und Elison gelegen
  3. aufgegeben nach der Varusschlacht
  4. wieder während der Germanicus-Feldzüge in Benutzung und belagert worden

Keines der bisher bekannten Römerlager an der Lippe erfüllt m. W. alle vorgenannten Punkte.

In Haltern fehlen die frühen Funde und aus dem Germanicushorizont, zudem gibt es bei Haltern keinen Fluß, der der Elison hätte sein können. In Oberaden aber gibt es zwar einen Fluß (oder eher ein Bach namens Geseke), aber es fehlen die späten Funde.

Man mag spekulieren, dass das "einzig wahre" Aliso noch mehr oder weniger tief unter der westfälischen Scholle irgendwo an der Lippe an einem Zufluß mit einem anderen Fluß, der in der Antike als Elison bekannt war, schlummert.

Oberaden kann auf 11 v. Chr. datiert werden. Und es gibt dort zwei Bäche, die gemeint sein können. Der eine heißt Seseke.

Mit bisher belegten Lagern kann Alison nur in Verbindung gebracht werden, wenn man von einer Namensverlagerung oder davon, dass die Tacitusstelle ein damals schon aufgelassenen Lager meint, ausgeht. Das Zweite ist nur dann sinnvoll, wenn Aliso sehr weit im Osten lag oder es ab dort schon einen natürlichen oder künstlichen Weg gab.
 
Mit bisher belegten Lagern kann Alison nur in Verbindung gebracht werden, wenn man von einer Namensverlagerung...
Für die Namensverlagerung möchte ich schon noch ein paar Belege sehen. Du bist bisher nicht fündig geworden? Anscheinend war das bei den Römern doch nicht so gang und gäbe.

... oder davon, dass die Tacitusstelle ein damals schon aufgelassenen Lager meint, ausgeht.
Auch das wäre eine Möglichkeit.

Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die naheliegende Vermutung "Elison/Aliso" eben doch nicht stimmt. Es kann sich um zwei verschiedene Namen handeln, die in keinem Zusammenhang stehen. Es wurde auch schon angesprochen, dass die Namenformen nicht identisch sind. Das griechische -n können wir vernachlässigen, der unterschiedliche Anlaut bleibt aber erklärungsbedürftig.
 
@Leg XVII,

du hast insofern Recht, dass man bei Tacitus' manchmal telegrammartigen Stil mit allem rechnen muss und dass mit dem castellum an der Lippe und dem castellum Aliso tatsächlich zwei verschiedene Lager gemeint sein können. Wenn man jedoch von Textbezügen und Wahrscheinlichkeiten ausgeht, ist die näherliegende Annahme nicht die, dass es sich um zwei verschiedene Lager, sondern dass es sich um ein- und dasselbe handelt. Ich versuche die Wahrscheinlichkeiten mal prozentual darzustellen:
Ich würde sagen mit einer 66,66prozentigen Wahrscheinlichkeit sind mit dem castellum an der Lippe und dem castellum Aliso dasselbe Lager gemeint und demgegenüber mit einer "nur" 33,33prozentigen Wahrscheinlichkeit zwei verschiedene.

Das Zweite ist nur dann sinnvoll, wenn Aliso sehr weit im Osten lag oder es ab dort schon einen natürlichen oder künstlichen Weg gab.
Den Satz und den dahinterliegenden Gedankengang versuche ich nachzuvollziehen aber die Aussage bleibt leider kryptisch.
 
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