Nicht ich habe diese Stelle aus der Bibel ausgesucht, sondern der Erzbischof hat sie als Begründung benutzt, seiner Schwester und anderen Nonnen explizit das Baden zur Reinigungszwecken zu untersagen.
Es geht nicht ums Baden an dieser Stelle, sondern um das sich Herausputzen, um zu possieren. (Ich verwende dieses altbackene Wort, weil es das ist, welches mir hier auch von der Denkweise her am angemessensten scheint). Also mehr als reine Körperpflege sondern um Sex. Zitiert in einer Schrift zur Erziehung weltabgewandter Frauen (als Paraphrase des Titels), nicht in einer Schrift zum ordentlichen Verhalten des Otto-Normal-Christen.
Ich verstehe darüber hinaus nicht, warum hier immer wieder darauf hingewiesen, dass diese geschriebenen Regeln nur für Mönche/Kleriker galten, wobei das impliziert, dass die Zivilpersonen demnach leben/baden konnten, wie sie wollten.
Weil es Klosterregeln sind. Die
Regula Benedicti galt für Klöster. Zunächst nur für Benediktiner, aber sie wurde dann im Lauf des MAs von anderen Klostergemeinschaften im Kern übernommen. Leander schriebe für seine Schwester Florentina, eine Gründerin von Nonnenklöstern.
Darauf sage ich: Es haben sich halt nur Dokumente erhalten, die in Klöstern aufbewahrt wurden.
Was du sagst, interessiert nicht. Wir Historiker arbeiten mit Quellen, nicht mit Mutmaßungen, die uns in den Kram passen.
Sie bekamen es aber wahrscheinlich von der Kanzel gesagt.
Wieder eine Mutmaßung.
Ein Argument dagegen? Die Kirche nahm im Mittelalter durchaus auch Geld ein mit Bädern, so baute etwa im 11. Jhdt. der Bischof von Bath die Aquae Sulis aus. Aachen (Aquis Gran) wurde wegen der Bäder gegündet, Bagnoregio ist ein berühmtes Bad, von dem isländischen Abt Niklas Bergson unter dem Namen Þiðreksbað auf seiner Pilgerreise erwähnt (im Übrigen wie Aachen und Bath ein Bischofsssitz). Die sogenannten Baños Árabes von Girona sind eigentlich - entgegen ihres Namens - kein von Muslimen errichtetes Bauwerk. Ihre Einnahmen gingen an die Kirche von Girona.
Wenn das Fleisch – in der Bibel ein Synonym für Geschlechtliches – als eine Gefahr für die Seele angesehen wurde, dann sicher nicht nur für die Seelen der Mönche und Nonnen, sondern auch für die Seelen der Normalsterblichen. Alles andere wäre nicht logisch, daher ist dein Einwand, El Quijote, nur ein formaler, aber keiner, der die Intentionen der Kirche trifft, die ja von Anfang an, jedenfalls seitdem das Christentum zu der einzig zugelassenen Religion wurde, als die einzig verbliebenen moralischen Instanz bis in unsere Tage fungierte.
Das besagen die von dir zitierten Textstellen so nicht. Sie besagen, dass man es mit dem Baden nicht übertreiben solle, das gesunde, junge MÖNCHE - denn das ist die Regula Benedicti, nicht irgendein Traktat für die christlichen Laien - selten baden sollen, die Kranken hingegen dürfen baden, und dass man das Bad nicht unbedingt bei Tageslicht vornehmen soll, damit man von anderen dabei nicht gesehen wird.
Und wenn man diese fast 2 Jahrtausende dauernde moralische Herrschaft über den sogenannten Westen betrachtet, geht es immer wieder auch um die Einschränkung der Sexualität, die nur in der Ehe erlaubt sei und natürlich nicht der Lust, sondern nur der Vermehrung dienen dürfe. etc.
Ich werde mit dir nicht über die Lustfeindlichkeit der Kirche diskutieren, denn die ist nicht das Thema. Ausgangspunkt der Diskussion war die Behauptung, die Bäderkultur sei verfallen, nicht weil die Infrastruktur nicht aufrecht erhalten werden konnte (dort wo sie aufrecht erhalten werden konnte, wurde sie tatsächlich aufrecht erhalten), sondern aus ideologischen Gründen. Und das stimmt eben so nicht. Im Gegenteil, die Kirche war es, die Bäderkultur unterhielt, finanzierte und damit wiederum Einnahmen erzielte. Der Verfall der Bäderkultur ist also nicht mit der Lustfeindlichkeit der christlichen Kirche zu erklären, wie eingangs von dir behauptet. Die Mönchsregeln bilden nur einen Ausschnitt ab, der für in (selbstgewählter) Askese stehende Personen gedacht war, sie können nicht auf die gesamte Christenheit übertragen werden.