Die Büchervernichtung durch Christen in der Spätantike war umfassend verantwortlich für die dunklen Jahrhunderte. Erst in der Renaissance ging es wieder bergauf.
So einfach ist das sicherlich nicht. Die Bücherverbrennungen können einen so komplexen Vorgang, der sich im Anschluss - also ab ca 500 - an den Zusammenbruch des Römischen Imperium ereignet hatte, kaum ausreichend erklären.
Mein Kenntnisstand der Literatur legt andere Schlüsse nahe.
Das MA, ab ca. 1200, hat stichwortartig in Anlehnung an Tilly in Strayer:
- die europäische Staatenwelt geprägt mit einer eigenständigen "Identität" in Abgrenzung zum Oströmischen Reich
- die Netzwerke des europäischen Handels gelegt
- die institutionelle Verständnis für Staaten geprägt
- eine "Revolution" im Rechtsverständnis durchgeführt
- die ersten Wurzeln für ein "modernes" individualistisches Verständnis von "Mensch" und "Gesellschaft" gelegt
- erste wichtige Schritte zur Konsolidierung der Finanzierung (Steuern, Zentralisierung, Administration), um - neue Formen von - Kriegen zu führen
- durch die Kirche / Klöster die vorhandenen antiken Wissensbestände - teils als Übersetzung aus islamischen Quellen gerettet / erschlossen
nur um ein paar "Meilensteine" zu nennen, die wichtig waren als notwendige Voraussetzung für die Entwicklung in der FNZ.
Ergo: das MA bildete die notwendige Voraussetzung für die Phase, in der der europäische Kolonialismus bzw. dann in der Folge der Imperialismus seine wirtschaftiche bzw. militärische Überlegenheit entwickeln konnte, wie in "King Cotton" von Beckert dargestellt.
Voraussetzungen, die beispielsweise auch literaturseitig dargestellt und an anderen Stellen bereits ausgeführt worden ist.
Verortung der Bedeutung des MA für die FNZ
-van Zanden, Jan Luiten (2008): Die mittelalterlichen Ursprünge des "europäischen Wunders. In: James A. Robinson, Klaus Wiegand (Hg.): Die Ursprünge der modernen Welt. Geschichte im wissenschaftlichen Vergleich. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verl, S. 475–515.
-Mitterauer, Michael (2008): Mittelalterliche Wurzeln des europäischen Entwicklungsvorsprungs. In: James A. Robinson und Klaus Wiegand (Hg.): Die Ursprünge der modernen Welt. Geschichte im wissenschaftlichen Vergleich. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verl. S. 516–540.
Entwicklung der Handelsstrukturen
-Abu-Lughod, Janet L. (post 2006], 1991): Before European hegemony. The world system A.D. 1250-1350. New York, Oxford: Oxford University Press.
Fundierung staatlicher Strukturen:
-Strayer, Joseph H. (2005): On the medieval origins of the modern state. With new forwords by Charles Tilly and Wilhelm Chester Jordan. Princeton, N.J.: Princeton University Press.