Spielfilme angesiedelt im 17.Jhd.

Welcher Film zum Thema ist am gelungensten?

  • Piraten (1986)

    Stimmen: 7 14,0%
  • Stage Beauty (2004)

    Stimmen: 1 2,0%
  • Die Allee des Königs (1995)

    Stimmen: 2 4,0%
  • Das Mädchen mit den Perlenohringen (2003)

    Stimmen: 7 14,0%
  • Die vier Halunken der Königin (1974) (Dreiteiler)

    Stimmen: 2 4,0%
  • Moliére (1978)

    Stimmen: 2 4,0%
  • Vatel (2000)

    Stimmen: 2 4,0%
  • Cyrano de Bergerac (1990)

    Stimmen: 5 10,0%
  • Zeit der Sinnlichkeit - Restoration (1995)

    Stimmen: 1 2,0%
  • Der Kontrakt des Zeichners (1982)

    Stimmen: 6 12,0%
  • The Libertine (2004)

    Stimmen: 3 6,0%
  • Der König tanzt (2000)

    Stimmen: 6 12,0%
  • Der Mann mit der eisernen Maske (1998)

    Stimmen: 5 10,0%
  • Marquise - Die Rolle ihres Lebens (1997)

    Stimmen: 1 2,0%
  • Der Schlangenkuss (1997)

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    50
Naja ich gehe eher ins Kino um mir Filme mit großartigen Visuellen und Soundeffekten anzusehen. Filme wie "Tulpenfieber" sind eher was für zu hause.
Und Reviews beschränken sich bei mir auf ein paar Sätze. Ich war schon immer schreibfaul :D
 
Naja ich gehe eher ins Kino um mir Filme mit großartigen Visuellen und Soundeffekten anzusehen.
Gerade "Tulpenfieber" oder auch "Das Mädchen mit dem Perlenohring" finde ich nur im Kino richtig erfahrbar. V.a. dieses Enge der Häuser auf der einen und die überfüllten Wirtshäuser, Straßenszenen auf der anderen Seite auf großer Leinwand - boah. So ein Film bringt es am heimischen Laptop/Fernseher garnicht. Da schaue ich nur Dokus und meinetwegen alte Filme, die eh nicht im Kino laufen.

Kommt natürlich auch drauf an, ob sowas überhaupt vor ort läuft. Bei uns in einem Kunstkino, dort aber großer Saal. Woanders soll er auch im Cinemaxx zu sehen sein.

Bin mal gespannt, ob die Tschechen was zu 1618 oder 1620 machen. :)
 
"Saint-Cyr" F 2000 (Regie: Patricia Macuy)

Madame de Maintenon (Isabelle Huppert) erreicht vom König, Louis XIV (Jean-Pierre Kalfon) die Einrichtung der Institution von Saint-Cyr, die zur Erziehung von adligen Fräulein, die ihre Väter in den Kriegen des Königs verloren haben und nun mittellos sind. Doch einige Mädchen fühlen sich doch anfangs nicht so recht wohl und wollen wieder heim. Madame de Maintenon gelingt es die Mädchen zusammen zu halten. Als ein Manifest des Erfolges der Erziehung der Mädchen soll eine Aufführung eines Werkes von Racine (Jean-François Balmer) dienen, welches die Tugend zum Hauptthema hat. Aber diese Aufführung von "Esther" führt nicht nur zu Streit unter den Mädchen, sondern auch zu einer unerwarteten Reaktion der Höflinge, die sich unsittlich den mittlerweile herangewachsenen Mädchen nähern. Vor allem Lucie de Fontenelle (Nina Meurisse) wird nachgestellt und ihr Verehrer ermordet einen Gärtner von Saint-Cyr, der ihn dabei ertappt, als er Mlle. de Fontenelle verführen will. Plötzlich scheint das Lebenswerk der Madame de Maintenon aus den Fugen zu geraten. Die Entsendung einer Gruppe von Geistlichen, welche das Kloster nach verbotenen Büchern der Mädchen durchsuchen, soll die Mädchen wieder auf den rechten Weg führen. Lucie de Fontenelle und ihre innigste Freundin, Anne de Grandcamp (Morgane Moré) fühlen sich immer mehr in die Enge getrieben und es rumort unter den Insassinnen von Saint-Cyr auch nachdem einigen von ihnen das Verlassen der Einrichtung erlaubt wird ...

Im Zentrum stehen des Filmes stehen exemplarisch zwei Mädchen, welche die Hauptrollen in "Esther" spielten und das Scheitern einer Utopie. Die enorm fromme (von Liselotte von der Pfalz als bigott verhasste) Mme. de Maintenon hat den Herzenswunsch einen Hort der Bildung und moralischen Zucht zu erschaffen, doch lässt sie dabei außer acht, dass die Mädchen, die sie dazu braucht, letztlich eben doch auch Adlige sind und irgendwann verheiratet werden müssen, wo sie nicht in ein Kloster eintreten und diese über Saint-Cyr hinaus eine Zukunft brauchen. Die beiden Freundinnen sind in ihrer Zerrissenheit aus Loyalität sich gegenseitig und Mme. de Maintenon gegenüber und aufkeimender Sexualität eigentlich einem Druck ausgesetzt, der ganz natürlich zu Konflikten führen muss, welche dem Luftschloss Risse beibringen müssen. Vollmundig hatte Madame de Maintenon eingangs den eingetroffenen Mädchen "Tous les bonheurs du monde" versprochen und das war wohl nicht einzuhalten. Trotz aller Aufklärung - ja selbst bei der frommen Maintenon ist von "lumières" die Rede - trotz all der schönen Ziele, geistige Eliten zu schaffen, welche es als Mediziner und sonstwas mit den Männern aufnehmen können sollen, muss das Ganze erstrecht scheitern. Denn das Projekt ist in sich widersprüchlich, was auch zu Zusammenstößen zwischen der Maintenon und ihren Lehrerinnen hier im Film führt. Die Utopie beinhaltet auch die Notwendigkeit von Gewalt. So ungezwungen manchmal der Unterricht wirkt, so erzwungen ist doch die Verschleppung der Kinder aus ihrer Umgebung und der Druck auf ihnen in einer seltsamen Gemeinschaft, die eigentlich nur dem Wunsch einer Person, der Mme. de Maintenon, entspringt.

Vor allem die Männerkleidung hat mir sehr gut gefallen. Die Frisuren der Männer sind sehr schön. Zur Damenmode, hier der 1680er und 90er kenne ich mich einfach nicht ausreichend aus. Die Drehorte sind natürlich herrlich.
Aber das Sujet des Films, der stark an den Typus des Internatsfilms erinnert mit streitenden Mädchen etc. und Neid, ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Die Schönheit der Lehrerinnen und Mädchen und vor allem, dass sie doch sehr unterschiedlich aussehen und keinen modernen Idealen zu entsprechen scheinen, unterhält auch ein wenig.
Isabelle Huppert hat in Cannes und überhaupt der Presse damals 2000 viel Lob geerntet. Jean-François Balmer als gealterter und mit den durchweg weiblichen Aktricen sichtlich überforderter Dramatiker macht seine Sache m.E. eher besser als Huppert. Aber vor allem die Kinder- und Jugendlichendarsteller (Moré und Meurisse waren damals erst etwa 16) wirken sehr glaubhaft und durch ihr Alter geben sie dem Film mehr Authentizität als das schönste Essgeschirr.

Ein guter, aber teilweise schwer verdaulicher Film mit viel Anspruch. Ich weiß nicht, ob ich alles verstanden habe, da ich ihn auf Französisch, nur mit Untertiteln für die Kinderrollen, gesehen habe. Vielleicht 8 von 10 vergossenen Tränen.
 
"Tous les Matins du monde" (F 1991) Regie: Alain Corneau

Die Handlung des Films bezieht sich auf den melancholischen Jean de St. Colombe (Jean-Pierre Marielle) und wird durch die Sicht von Marin Marais (Gérard Depardieu) kommentiert. De Sainte-Colombe lebt zurückgezogen mit seinen Töchtern, sein Leben ihnen und der Musik gewidmet. Er trauert seiner verstorbenen Frau (Caroline Sihol) nach, die er in Fantasien vor sich sieht, während er musiziert. Allen Verlockungen des Hofes trotz er. Eines Tages kommt der junge Marin Marais (Guillaume Depardieu) zu ihm um tiefer in die Feinheiten des Gambenspiels einzutauchen. Doch Sainte-Colombe verachtet den jungen Mann anfänglich, der bald von beiden Töchtern von Sainte-Colombe, vor allem seiner ältesten, Madeleine (Anne Brochet), die ebenso talentiert ist, umgarnt wird. Marin Marais schlägt nach einigen Streitereien mit Sainte-Colombe eine Karriere bei Hofe ein. Eigentlich war ihm nie was an den Töchtern seines Lehrers gelegen. Madeleine begeht im Bette dahin siechend Selbstmord. Nun finden ein letztes Mal in ihrer Trauer doch noch Marais (Gérard Depardieu als alter Marin Marais) und Sainte-Colombe zusammen und musizieren im entlegenen Häuschen, wo Sainte-Colombe immer komponierte.

Ein feinsinniger Film, der vor allem durch die ruhige Kameraführung und den Ausdruck der Darsteller dominiert wird. Für jemanden, der kein Fan von Gambenmusik ist, wohl etwas arg dröge und auch anspruchsvoll.
Es hätte mir gefallen, wenn der Gegensatz zwischen dem ruhigen Leben von Sainte-Colombe und dem hektischen Treiben bei Hofe besser unterstrichen worden wäre. Die besonderen Auffassungen von Marais hinsichtlich franz. Musik kamen garnicht zum Ausdruck. Alles ordnete sich der Sehnsucht Madeleines für ihn unter.
Dennoch ein schöner Film. Für mich doch etwas zu ruhig. 7 von 10 Saiten.
(Auf Deutsch heißt der Film "Die siebente Saite" auch wenn der franz. Titel etwas poetischer ist.)
 
@Brissotin:

Könntest du auch eine Besprechung des TV-Zweiteilers "D´Artagnan et les trois mousquetaires" (D´Artagnan und die drei Muskutiere") von 2005 liefern, der zumindest durch einen guten Cast glänzen konnte (Vincent Elbaz als D´Artagnan, Emmanuelle Béart als Milady Winter, Tcheky Karyo als Kardinal Richelieu, Heino Ferch als Athos und J.T., eine frühere Bekannte von mir, als Madame de Guémenée)?

Die drei Musketiere (TV Series 2005– ) - IMDb
 
Ich hab's nur zur Hälfte geschaut, wenn überhaupt. Fand das damals, glaub ich, sehr langweilig. Weiß aber nicht mehr so recht. Tchéky Karyo als Richelieu? Wer kommt denn auf so was? :confused:
 
Tchéky Karyo als Richelieu? Wer kommt denn auf so was?

So schlimm?

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Meine frühere Bekannte im Beichtstuhl:

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"Der Schwarze Korsar" (I 1976) Regie: Sergio Sollima
Darsteller: Kabir Bedi, Carole André, Mel Ferrer, Sal Borgese

Handlung: Da seine beiden Brüder, der Rote (Jackie Basehart) und der Grüne Korsar (Niccolò Piccolomini) (sic.!) - man wartet noch auf den Orangen, Rosa und Lila Korsar - naiv nach Maracaibo hineinspaziert sind und von den Häschern des fiesen Herzogs Van Gould (Mel Ferrer) ermordet wurden, sinnt der Schwarze Korsar (Kabir Bedi) nun auf Rache. Er erlebt einen Genozid an Indios und somit schließt sich eine "Indianerin" - eindeutig ne Italienerin mit so ner Art Hippieoutfit - der Rachecombo an. In Tortuga gerät der Schwarze Korsar mit L'Olonois (Edoardo Faieta) und den anderen weniger edelmütigen Piratenanführern - die sind ja auch keine Italiener auf Rachetour - aneinander. Daher will der Schwarze Korsar Van Gould im Alleingang umlegen. Erst auf der Fahrt erkennt er, dass er sich in Van Goulds Tochter (Carole André) verliebt hat, als er beinahe im Alleingang ein spanisches Schiff eroberte, und setzt sie auf dem Meer aus. Spanier - erkennt man schön an gelbroten Schärpen und Kunstlederwesten! - werden nun zu Dutzenden von Django - äh dem Schwarzen Korsar praktisch allein niedergemetzelt. Doch er kommt einfach nicht an Van Gould ran. Derweil greifen die anderen Piraten um L'Olonois Maracaibo von Land aus an, wobei Mönche gezwungen werden die Sturmleitern zu tragen. Da der Schwarze Korsar die Verstärkungen aus der Zitadelle alleine aufhält - kein Witz! - können die Piraten endlich die Mauern erstürmen und Maracaibo plündern. Der Schwarze Korsar kann mit Hilfe eines edelmütigen Spaniers entkommen und greift am Ende Van Goulds "Galeone" an. Das gelingt weil der Hilfspirat des Schwarzen Korsaren, Henry Morgan (sic!), einen tollen Plan hat. Doch der Schwarze Korsar kann Van Gould nicht töten, weil ihn die Geister seiner Brüder daran hindern(echt wahr!)...

Jepp, das ist ein irrer Mix aus Italowestern, Piratenfilm, Romanze, Horrorfilm und ein bisschen Hippiekram. Die ganzen Kamerafahrten und auch z.T. die Bauten erinnern an Italowestern. Natürlich funktioniert das dramatisch nicht mit Degen und Steinschlosspistole (die bezeichnenderweise hier wie ein Revolver klingt), dass der Held die Feinde zu Dutzenden abschlachtet. Auch wenn er praktisch allein ein Schiff kapert wirkt das einfach nur lächerlich. Amüsant und unfreiwillig komisch auch die Gang von Van Gould, wo einer - kein Witz - ne Rüstung aus nem Sandalenfilm trägt und die übrigen Typen so nen Mix aus fiesem mexikanischem Räuber und Sandalenfilmbarbaren! Die Schiffe sind ein Brüller. Dank Heckmotor können sie offenbar auch gegen den Wind segeln (der einfach nicht auf die "Regie" hören will). Das Piraten"schiff" des Schwarzen Korsaren ergibt einfach garkeinen Sinn, ist ein umgebautes modernes Fischerboot oder sowas. Die "Galeone" sieht mit den viel zu kurzen Masten aus wie ein Spielzeug. Gedreht wurde scheinbar auf einem Binnengewässer, da das Piraten"schiff" offenbar garnicht hochseetauglich ist (nur mal drauf achten wie nah die Stückpforten an der Wasserlinie liegen).
Interessant der irre Mix aus historischen Aspekten (Mönche beim Angriff auf Maracaibo, hist. Piraten) und Fiktion. Die Festung allerdings ist ein schönes Setting.
Leider kann die Masse der Schauspieler nicht schauspielern und Mel Ferrer, der damals offenbar auf solche europäischen Low-Budget-Filme angewiesen war, hat offenbar keine Lust auch nur die Miene zu verziehen. Amüsant die Menge an Italowesternschauspielern oder Sal Borgese, den man als Prügelopfer aus Bud Spencer-Filmen kennt.
Die eigenwillige Mischung unterstrichen vom Score der Brüder De Angelis, die man bezeichnenderweise aus den Spencer-Hill-Filmen kennt (v.a. wegen "Flying through the air"), verstrahlt schon eine Faszination. Leider hat der Film nur einigen Leerlauf, wenn die Kämpfe einfach langweilig sind. 5 Hansel in einem breiten Festungsgraben, naja, da kommt einfach keine Spannung auf.

4 von 10 Schiffattrappen.
 
"Richelieu" (F/D 1977) Regie: Jean-Pierre Decourt

Dabei handelt es sich ähnlich wie den etwa zeitgleich entstandenen "Wallenstein" um eine Art dokumentarische Fernsehfilmreihe.
In 6 Folgen wird die Karriere von Richelieu (Pierre Vernier) gezeichnet, etwa ab seinem 10. Lebensjahr. Dabei kommen allerdings auch Szenen vor, in denen Richelieu nicht auftaucht, wenn diese für die Geschichte von Belang waren. Recht eindrücklich fand ich die Einsamkeit in der Jugend Richelieus (als Kind: Claude Brochard), dessen zunehmende Intelligenz und sein Ehrgeiz. Sein Diener ist eine der wenigen erkennbaren Bezugspersonen außer anfangs seine Mutter und später eine Verwandte, die als Hofdame der Königin für ihn die Stimmung in der Hofclique ausspioniert.

Ich muss sagen, dass ich den Versuch den überaus komplexen Charakter Richelieus aufzuspüren irgendwie faszinierend und auf jeden Fall gelungen empfinde. Pierre Vernier gibt sich dabei auch alle Mühe. Auch der sensible König Louis XIII wird hier durch Jacques Rosny nicht wie in vielen Musketierfilmen als ein ausgemachter Trottel porträtiert, sondern als historische Person nachvollziehbar und spannend. Aber auch der Rest der Darsteller ist exzellent. Einige vertraute Gesichter aus der "Wallenstein"-Verfilmung treten hier auch auf wie Werner Kreindl und Hans Caninenberg.

Aus heutiger Sicht ist das Kostümbild nicht das Gelbe vom Ei, aber nach damaligen Maßstäben ganz ordentlich. Der Aufwand ist insgesamt größer als bei "Wallenstein". Die Szenen in den Straßen von Paris sind überzeugend gefilmt. Insgesamt wirkt das Licht nicht ganz so gelungen.

Insgesamt solide Fernsehunterhaltung, die durch die geschickte Psychologisierung besticht. Daher 7 von 10 Bischofshüten.
 
Hab ich sogar auf DVD (ist wie auch die Wallenstein-Serie von Pidax vertrieben). Etwas gewöhnungsbedürftig war, dass Werner Kreindl hier nicht gleiche Rolle gespielt hat wie bei der Adaption des Buches von Golo Mann.
 
Hab ich sogar auf DVD (ist wie auch die Wallenstein-Serie von Pidax vertrieben). Etwas gewöhnungsbedürftig war, dass Werner Kreindl hier nicht gleiche Rolle gespielt hat wie bei der Adaption des Buches von Golo Mann.
Ich fand die ganze Ferdinand-Wallenstein Facette zu trocken und wenig einprägsam. Ferdinand III. hätte auch mehr verdient. Den Mord an Wallenstein z.B. fand ich z.B. überbewertet; aus französischer Sicht hätte man dem Vertrag von Bärwalde mehr Raum geben dürfen.
 
"The Girl King" (S 2015) Regie: Mika Kaurismäki

Handlung: Es geht um das Leben von Kristina von Schweden von 1632 bis 1654. Am Beginn erlebt man den Tod Gustav Adolphs bei Lützen (oder eine etwas pimpfige Darstellung davon!). Dann muss die junge Kristina (Lotus Tinat) jahrelang täglich an den Leichnam ihres Vaters zurückkehren, da ihre offenbar geistesgestörte Mutter (Martina Gedeck) es so wünscht. Endlich beschließt Axel Oxenstierna (Michael Nyqvist) die junge Kristina dem Einfluss der Königinmutter zu entziehen. Fortan wird Kristina wie ein Mann erzogen, mit den entsprechenden Folgen, dass sie sich auch männlich kleidet. Gegen Ende des 30-jährigen Krieges begegnet Kristina (nun: Malin Buska) der schönen Ebba Sparre (Sarah Gadon) in die sie sich augenblicklich verliebt. Ihre lesbische Beziehung und die damit einhergehende Ablehnung einer Vermählung mit v.a. Karl Gustav (François Arnaud), aber vor allem ihre Zweifel an den Lehren Luthers werden ihr zusehends zum Verhängnis, da auch innerhalb der Riege ihrer Berater die Stimmen laut werden, die Kristinas Pläne verurteilen. Ihre Außenpolitik ist widersprüchlich. So wünscht sie zwar den Frieden, als sie aber von der reichen Sammlung Rudolf II. erfährt, befiehlt sie diese zu erbeuten. Später trifft René Descartes (Patrick Bauchau) in Schweden ein und seine Theorien entzweien sie noch stärker mit protestantischen Fundamentalisten. Einer von ihnen unternimmt sogar einen Anschlag auf die Königin, die knapp von Johann Oxenstierna (Lucas Bryant) gerettet wird, der seinerseits auf das Herz der Königin hofft. Die katholischen Kreise um den franz. Gesandten (Hippolyte Girardaut) versuchen zusehends erfolgreich die Königin für ein Konvertieren zu gewinnen. Als Ebba Sparre endlich ihren Verlobten La Gardie (Jannis Niewöhner) heiratet, ist die Königin vollends in Rage. Sie adoptiert Karl Gustav und verzichtet schließlich auf den Thron, um zum Katholizismus zu konvertieren und Schweden mit gewaltigen Summen zu ihrem Unterhalt zu verlassen.

Der Film konzentriert sich stark auf die lesbische Beziehung der Königin zu Ebba Sparre, analysiert aber auch ein wenig, dass durchaus Kanzler Oxenstierna eine Verantwortung an der Entwicklung trägt.
Das Problem hier ist, dass ständig auf der religiösen Komponente rumgeritten wird und Kristina unterstellt wird, dass sie Luther als eine Art Kalvinist las, der Enthaltsamkeit und Strenge gelehrt habe. Dadurch werden die verschiedenen religiösen Strömungen in Schweden negiert und dass Kristina selbst den Calvinisten Vorschub geleistet hat, wird ganz unterschlagen. Ebenso dass die Herrschaft extrem problembelastet war, indem die Politik des Gespanns Oxenstierna-Kristina Ländereien in großem Maßstab verlieh und dadurch die Einnahmen der Krone schmälerte. Der Umschwung in der Stimmung der Schweden gegenüber ihrer Königin, der durchaus nachvollziehbar war, wird hier nur als Erscheinung einiger Irrer hingestellt. Überhaupt ist die historische Faktentreue sehr fahrlässig und die Darstellung Kristinas als komplett lustgesteuert eher anstrengend.
Insgesamt schauspielern die Darsteller recht ambitioniert. Leider wurde in einigen Fällen wie bei der Königin selbst darauf verzichtet die Schauspielerin durch die Maske der historischen Person ähnlicher zu machen (Kristinas große Nase wird bspw. von allen Zeitgenossen betont).
Das Drehbuch allerdings ist oftmals regelrecht hirnrissig. Die Szene als der betrunkene Karl Gustav sich unsittlich Königin Kristina nähert, als diese statt beim Empfang der Generäle mitzuwirken, auf der Teufelsbibel mit ihrer Geliebten rumvögeln will, wirkt wie aus einer billigen Soap.
Leider ist auch die Ausstattung eher bescheiden. Die Kostüme wirken einfach billig. Immerhin sind die Burgen und was man sonst sieht schön aufgenommen.

Ein mäßiger Film. Vielleicht eher aus Kammerspielperspektive lohnenswert. 4 von 10 zerwühlten Laken.
 
Ich habe den Film schon vor einiger Zeit gesehen und war auch nicht sonderlich angetan. Dass er es mit den historischen Fakten nicht so genau nahm, fiel sogar mir auf, obwohl ich mich mit Kristina und generell ihrer Zeit nicht besonders gut auskenne. Insgesamt wirkte der Film auf mich etwas überambitioniert, die Ausstattung konnte mit dem Anspruch nicht mithalten. Inhaltlich wirkte er auf mich auf "eine unabhängige Frau will ihren Weg gehen, und alle anderen missverstehen sie / sind gegen sie / wollen sie ausnutzen / manipulieren" reduziert.
 
"Richelieu, la Poupre et le Sang" (2014 F) Regie: Henri Helman

Handlung: Der junge Marquis de Cinq-Mars (Pierre Boulanger) kommt an den Hof. Richelieu (Jacques Perrin) setzt große Erwartungen auf den Heißsporn und sein erstes Ziel wird auch erreicht, der König Louis XIII (Stéphan Guérin-Tillié) überwirft sich mit seiner schönen Mätresse, Marie de Hautefort (Ingrid Donnadieu). Der König wird zusehends von Cinq-Mars Charme überwältigt, obwohl er den Marquis auch rügen muss. Doch Cinq-Mars ist seinerseits in die Duchesse de Nevers (Hélène Seuzaret) vernarrt und beschließt rasch sie zu heiraten. Richelieu aber lehnt dieses Ansinnen als lächerlich ab. Der anschwellende Konflikt zwischen Richelieu und Cinq-Mars, schmälert allerdings nicht die Karriere des jungen Mannes, der bald so hoch in der Gunst des Königs gestiegen ist, dass er "Monsieur le Grand" genannt wird und darauf hofft vom Monarchen in den Stand eines Herzogs und Pair von Frankreich erhoben zu werden. Doch lässt er sich von der Herzogin von Nevers in ein Komplott hineinziehen, welches beabsichtigt den König an die Spanier zu verraten, die insgeheim mit der König Anne (Cécile Bois) paktieren. Richelieu konfrontiert die Königin damit, dass er ihr den Sohn und Erben entziehen wird, wenn sie weiter gegen die französische Krone intrigiert. Plötzlich taucht ein Schreiben bei Richelieu auf, welches die Schuld der Verschwörung um Gaston d'Orléans (Jean-Marc Coudert) klar zutage fördert. Auch Cinq-Mars wird in dem Brief erwähnt und muss um seinen Kopf fürchten. Cinq-Mars aber vertraut auf die Liebe des Königs und dass ihn dieser schützen würde ...

Die Handlung thematisiert ausschließlich die Cinq-Mars Affäre und ich war erstaunt beim Anschauen, dass der Film überhaupt etwas mit "Richelieu" heißt, da die Ambitionen und der Hochmut des ehemaligen Günstlings des Kardinals eigentlich im Zentrum stehen. Wie in dem "Richelieu"-6-Teiler von 1977 werden auch hier die Schlachten und Belagerungen ausgespart. Dadurch wird der Film primär zu einer Art modernem Kammerspiel - erstaunlicherweise ohne Sex and Crime.
Henri Helman ist scheinbar im französischen Fernsehen auf solche Historienfilme abonniert ("Lagardére" und "Cartouche" sind ja vergleichbare Formate). Trotz des durchaus erkennbaren schauspielerischen Könnens der meisten Darsteller, allen voran Cécile Bois und Hélène Seuzaret wirkt doch der Film etwas trocken.
Am meisten störte mich die Darstellung von Louis XIII. Während Boulanger und Bois doch eine gewisse Ähnlichkeit mit den historischen Figuren aufweisen, wurde bei Louis XIII darauf völlig verzichtet. Der Darsteller sieht einfach aus wie ein heruntergekommener Typ in feinen Kleidern mit seinem Backenbart (!) und Dreitagebart und diese Frisur hat nunmal garnicht damit zu tun wie man den meist blassen Louis XIII auf zeitgen. Gemälden dargestellt hat und wie er in "Richelieu" (1977) ziemlich korrekt gezeigt wurde. Das störte mich einfach den ganzen Film lang, v.a. auch dass der immer als überaus modisch geschilderte König hier von Cinq-Mars erklärt bekommt wie er sich zu kleiden habe.
Das Kostümbild geht in Ordnung, aber ist nun auch nicht überwältigend. Das 17. Jh. wird in Frankreich aber auch gewöhnlich recht schön in Filmen dargestellt. Die Drehorte sind etwas pimpfig und wollen nicht recht zum franz. Hof passen, der vor über und über dekorierter Räume nur so strotzte.

Insgesamt solide Fernsehkost ohne Tiefgang oder Schauwerte.
5 von 10 gebrochenen Schwüren.
 
@Brissotin:

Könntest du auch eine Besprechung des TV-Zweiteilers "D´Artagnan et les trois mousquetaires" (D´Artagnan und die drei Muskutiere") von 2005 liefern, der zumindest durch einen guten Cast glänzen konnte (Vincent Elbaz als D´Artagnan, Emmanuelle Béart als Milady Winter, Tcheky Karyo als Kardinal Richelieu, Heino Ferch als Athos und J.T., eine frühere Bekannte von mir, als Madame de Guémenée)?

Die drei Musketiere (TV Series 2005– ) - IMDb
Ich habe gestern nochmal mit Teil 1 angefangen. Mit ein bisschen Glück gibt's die Tage eine Zusammenfassung, wenn ich dazu komme.

Cheers!
 
Ich frage mich allerdings, ob diese Musketierverfilmung überhaupt hier reingehört. Aber ich will Chan mal den Gefallen tun.

"D'Artagnan et les trois mousquetaires" (2005 F, Can., CZ, UK) Regie: Pierre Aknine

"Handlung": Der Zweiteiler mixt verschiedene Elemente aus dem Roman mit vielem, was nicht dazu gehört. D'Artagnan (Vincent Elbaz) kommt nach Paris und trifft die drei Musketiere. Er löst die Halsbandaffäre. Später reist er nach England um den Duke of Buckingham (Matthew Chambers) vor einem Mordkomplott zu warnen. Constance Bonancieux (Diana Amft) wird von Lady de Winter (Emmanuelle Béart) ermordet.
Der Rest ist extrem schräg, teilweise auch unfreiwillig komisch und besonders im 2. Teil (ich kenne nur die franz. Version) auch noch langweilig. Lady de Winter ist nämlich eine Hexe, die sich bspw. in ihren Aufpasser Felton verwandeln kann oder durch angucken oder sowas die Leute verhext. Außerdem kann sie Leute gegeneinander aufbringen, wodurch Athos (Heino Ferch) gegen D'Artagnan kämpfen muss. Besonders perfide hext Lady de Winter der Königin Anne (Stefana Rocca) eine Fehlgeburt an. Durch das Verbrennen von einem ihrer Schriftstücke versuchen die Musketiere ihre magischen Kräfte zu brechen.

Neben dem Mystery-Quatsch gibt's aber noch einige Stellen, welche den Film unfreiwillig komisch machen. Etwa wenn D'Artagnan einmal alleine und einmal zusammen mit Porthos (Grégory Gadebois) mit einem kleinen Boot über den Ärmelkanal hin und zurück rudert! Das Interesse Richelieus (Tchéky Karyo) an der Aufdeckung von Annes Affäre mit Buckingham scheint ja noch plausibel, aber warum soll er eine Fehlgeburt gewünscht haben? Da gibt es einfach keinen Sinn.
Die Geschichte mit dem alten Klepper, die Belagerung von La Rochelle, die Diener der Musketiere und selbst Rochefort kommen allesamt nicht vor. So haben sie außer einer Hexe, die eh offensichtlich unbesiegbar ist, keinen Gegenspieler.
Die Idee mit der Hexe ist in einem Film, der im 17.Jh. spielen soll, als zahlreiche Frauen zu Unrecht als Hexen hingerichtet wurden extrem makaber bzw. geschmacklos. Man kann nichtmal erkennen, dass dadurch irgendwie Spannung aufkäme. Im Gegenteil durch diesen Aspekt, der sogar in Teil 2 überwiegt, wird's richtig langweilig. Die lächerlichen Special Effects tun ihr übriges.

Das hirnrissige Drehbuch macht aus einem Film, der durchaus hätte gut werden können, einen miesen B-Film. Denn der überwiegende Teil der Schauspieler spielt gut (Karyo, Chambers) bis ausgezeichnet (Béart, Amft, Rocca, Tristán Ulloa als Louis XIII). Nur Heino Ferch ist einfach mies als Athos. Wenn er betreten oder traurig wirken soll, schaut er einfach nur trottelig oder aber die Maske ist schuld.

Schade. 2 von 10 miesen Effekten?
 
Ich kam neulich dazu diesen vor ein paar Jahren an den französischen Kassen komplett geflopten Versuch einer Neuverfilmung der Schmonzette auf 3sat zu sehen.

"Angélique" (2013 F) Regie: Ariel Zeitoun

Handlung: Angélique (Nora Arnezeder) wird von ihrer Familie an den reichen Grafen de Peyrac (Gérard Lanvin) verhökert. Dieser seinerseits zwingt sie aber zu nichts, sondern sie begreift im Laufe der Geschichte scheinbar ohne ihn zu lieben, dass sie sich dennoch zu ihm hingezogen fühlt. Ein entscheidender Motor dafür sind die Verschwörungen gegen de Peyrac, dessen Einfluss und Reichtum seinen Feinden ein Dorn im Auge sind. Diese wollen ihn aber auch zerstören, um damit Angélique zu treffen, welche Zeuge eines Mordes gewesen ist. Peyrac nimmt kein Blatt vor den Mund und führt sich dadurch mithin selber in die Gefahr, auch wenn der König Louis (David Kross) Sympathien für den alten Peyrac zeigt. Schließlich geraten beide in die Fänge ihrer Gegner ...

Anders als die klassische Adaption mit Michèle Mercier aus den 1960ern gibt sich dieser Film von der Bildsprache her eher noch dunkler. Die Figur des Nicolas wird auch nicht von einem Muskelprotz wie damals (Giuliano Gemma) porträtiert und hat auch weniger Raum, was daran liegt, dass die ersten paar Minuten wie ein einziger Trailer daher kommen. In ebenso banalen wie spröden Dialogen wird die Hintergrundgeschichte runter gerissen und Themen wie arrangierte Ehe regelrecht stümperhaft abgearbeitet.
Das heute wie in den 1960ern unzeitgemäße Bild der Frau, die sich in ihr Schicksal ergibt, versprühte scheinbar so wenig Reiz, dass sich nur 100.000 Zuschauer in die französischen Kinos verirrten.
Dabei sind die Kostüme recht bieder. Ja sogar weniger als in der 1960er Verfilmung ist die Handlungszeit (1650er) erkennbar.
Was an Drehbuch, Esprit oder schauspielerischen Können mangelt, soll durch recht viel nackte Haut und eine Portion nackte Haut wettgemacht werden. Insbesondere Nora Arnzeda lässt jegliche Glaubwürdigkeit vermissen. Ebenso blutleer sind auch die Bösewichte. Man muss sich solche mal in Relation zu einem Fabrice Lucchini in "Le Bossu" (1997) anschauen. Die teilweise positiven Kritiken, die betonen, man habe den Stoff gelungen modernisiert, erstaunen weniger, wenn man ähnliche zeitgenössische Urteile über Authenzität im Kino anschaut.
Zeitouns Film ist ein typisches Werk dieses Genres. Ähnlich wie Aknines, Anderssons und Hyams Musketier-Verfilmungen der 2000er reiht sich auch der Film in letztlich belanglose Bemühungen irgendwie an alte Erfolge anzuknüpfen. Ein geplanter 2. Teil kam nicht zustande.

2 von 10 hässlichen Kostümen.
 
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