Kriegerinnen unter den Wikingern

@Maglor wird sich vermutlich freuen, denn diese Schlagzeile legt nahe, dass es mindestens eine Walküre gegeben haben soll:
Screenshot_20211213-080944_Chrome.jpg

(leider kann ich den Artikel nicht öffnen. Vielleicht weiß hier jemand, was drin steht und ob es neu oder altbekannt ist)
 
Auch die Schlagzeilen der Springer-Presse haben manchmal einen wahren Kern.;)
WELT schrieb:
Die Archäologin Nancy Marie Brown hat nun versucht, ihr Leben zu rekonstruieren. Sie glaubt: Lange bevor sie Mythos wurden, waren Walküren Wirklichkeit.
Nein, nicht nur die Überschrift ist ganz falsch!

Der "wahre Kern" ist, dass die Schriftstellerin Nancy Marie Brown einen historischen Roman mit dem Titel "The Real Valkyrie" veröffentlicht hat. Bei der Recherche hat Brown offensichtlich auch aktuelle Forschungsfragen berücksichtigt. Brown verkünpft im Roman die sagenhafte gotische Schildmaid Hervör mit dem bekannten Grab Birka 581. Es bleibt aber Belletristik!

Eine weniger verwirrende Rezension zum Roman "The Real Valkyrie" gibt es hier: https://www.sevendaysvt.com/vermont...-women-nancy-marie-brown/Content?oid=33873097
Hier wird auch deutlich, dass die Schriftstellerin Brown Geschichte, Mythos, Archäologie und ihre eigene Fiktion im Gegensatz zum Feuilleton der WELT sehr wohl unterscheiden kann!
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, nicht nur die Überschrift ist ganz falsch!
@Maglor aber das hübsche Foto!! Die kleine Metallwalküre, mit Öse im Zopf zum anhängen :) die ist doch niedlich!
Wie ich zu dieser kleinen Figur nachgelesen habe, offensichtlich Modeschmuck der wikingischen Damenwelt um 800.
Wie ich hier im GF aus gelehrsamen Beiträgen lernen durfte, haben die Menschen früherer Zeiten und Kulturen ganz ähnlich wie wir heute empfunden - nun, unter dieser Prämisse, kann und darf uns die Modeschmuck-Walküre nicht als Beleg für religiöse Vorstellungen oder als Realitätsabbildung dienen: denn dann hätte die heutige Damenwelt Götter wie Gucci, hello Kitty etc ;):D
 
Die Verehrung für Hello Kitty kann religiöse Ausmasse annehmen und ernsthafter betrieben werden, als dass zwei Drittel der hiesigen Christenheit praktizieren. Hab ich erster Hand beobachtet...
 
@Maglor aber das hübsche Foto!! Die kleine Metallwalküre, mit Öse im Zopf zum anhängen :) die ist doch niedlich!
Wie ich zu dieser kleinen Figur nachgelesen habe, offensichtlich Modeschmuck der wikingischen Damenwelt um 800.
Der Vergleich mit Modeschmuck hinkt. Unter Modeschmuck versteht man heute Massenware zumeist minderer Qualität.
Die sogenannte "Walküre von Harby" ist jedoch aus vergoldetem Silber. Nicht nur das Material ist edel auch die Verarbeitung. Diese Frauenfigur aus vergoldetem Silber ist ein exklusives Einzelstück - jedenfalls gibt es kein bekanntes Fundstück, dass diesem gleichkommt.

Zur Illustation von Birka Grab 581 oder der Hervarar-Sage ist diese Figur meines Erachtens ziemlich ungeeignet.
Die sogenannte "Walküre von Harby" trägt ein Rundschild und ein gezogenes Schwert, was man schon als Kampfpose deuten kann. Die Figur trägt aber offensichtlich Frauenkleidung, eine weibliche Frisur. (Der Vollständigkeit halber: Sie trägt auch keinen Bart!)
Die Schildmaid Herwör trägt in der Sage jedoch Männerkleidung bzw. verkleidet sich als Mann, nimmt den Männernamen Herward an - aus heutiger Sicht vielleicht als eine Transgender-Identität deutbar.
Die Frau in Birka Grab 581 hat nur typische männliche Trachtbestandteile (also Gürtel, Mütze usw.) im Grab und keine typisch weiblichen Trachtbestandteile - ganz offensichtlich eine biologische Frau in Männerkleidung bestattet. (Was diese Frauenbestattung in Männertracht mit Waffen im 10. Jahrhundert wirklich bedeutet hat, ist natürlich nicht mehr genau herauszufinden, aber die Sage von Verwandlung Herwörs in Herward bietet sich als mögliche Erklärung an.)
Die sogenannte "Walküre von Harby" ist jedoch eine bewaffnete Frau im Frauenkleid. Das ist also offensichtlich ein etwas anderes Phänomen!

Besonders interessant ist die frühe Datierung der Figur. Die vergoldete Figur soll um das Jahr 800 entstanden sein.
Ich habe bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass sich die Walküren-Vorstellung während der Wikingerzeit stark verändert hat und man sich die Walküren in der frühen Wikingerzeit eher Todesdämoninnen vorstellte und nicht als Kriegerprinzessinnen wie in der Dichtung des 13. Jahrhunderts. Wikingerzeitliche Quellen wären angelsächsischen Glossen, der Runenstein von Rök oder auch das Runenkästchen von Auzon. Ich würde um 800 eher fliegende Walküren in Vogelgestalt erwarten oder hässliche Frauen, die auf Wölfen reiten. Von daher würde ich behaupten, dass diese bewaffnete Frauenfigur aus dem dänischen Harby eher keine Walküre zeigt bzw. um 800 nicht als Walküre verstanden wurde.

Aber zur weiteren Verwirrung führe ich noch mal eine ganz neue Deutung dieser Figur aus Harby ein - mit ganz viel gender drouble:
Natürlich könnte es sich bei dieser angeblichen Walkürenfigur auch um eine Abbildung des dänischen Sagenkönigs Frotho I. als Cross-Dresser handeln.;)
Laut Saxo Grammaticus wendete König Frotho I. eine besondere List im Krieg gegen König Handwan von Hellespont im Baltikum an. Frotho verkleidete sich hierfür als Mädchen bzw. als kampferfahrene Jungfrau. Derart verkleidet betrat der König unerkannt die feindliche Stadt Duna im heutigen Lettland und öffnete in der Nacht die Tore der Befestigung von Innen.
Diese Frauenfigur aus dem dänischen Harby zeigt vielleicht gar keine Cis-Frau, sondern es könnte sich auch um Abbildung der Sagenfigur Frotho I. als siegreicher Cross-Dresser handeln.:D

(Dass diese Sage von Saxo Grammaticus völlig unhistorisch ist, ist mir sehr wohl bewusst. Zu beachten ist meiner Meinung nach aber immer noch, dass Saxo ein Jahrhundert früher schreibt als Snorri Sturluson. Von daher überliefert Saxo vielleicht auch ursprünglichere Versionen der Mythologie. König Frotho ist wahrscheinlich mit dem Sagenkönig Frodi identisch, der laut Snorri zurzeit des Kaiser Augustus lebte. Eine historische Persönlichkeit sind natürlich weder Frotho noch Frodi. Trotzdem scheinen hochmittelalterliche Kleriker wie Saxo und Snorri gefallen an den wundersamen Heldentaten gefunden zu haben. Eines der Ziele von Saxo und Snorri war es aus Versatzstücken der germanischen Mythologie eine ruhmreiche Frühgeschichte Skandinaviens zu erfinden.)
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese Frauenfigur aus vergoldetem Silber ist ein exklusives Einzelstück - jedenfalls gibt es kein bekanntes Fundstück, dass diesem gleichkommt.
Es waren benutzte Stücke, die in neuen Schmuck umgewandelt werden sollten. Wahrscheinlich war auch die Walküre auf dem Weg zum Schmelztiegel, endete jedoch im Abfall.
Tante Wiki
Ich muss gestehen, dass ich nicht weiß, ob es für exklusive Einzelstücke Usus ist, im Abfall zu landen oder eingeschmolzen zu werden.
 
Wikingerzeitliche Quellen wären angelsächsischen Glossen, der Runenstein von Rök oder auch das Runenkästchen von Auzon. Ich würde um 800 eher fliegende Walküren in Vogelgestalt erwarten oder hässliche Frauen, die auf Wölfen reiten. Von daher würde ich behaupten, dass diese bewaffnete Frauenfigur aus dem dänischen Harby eher keine Walküre zeigt bzw. um 800 nicht als Walküre verstanden wurde.
Die Glossen (ich glaube, nur eine einzige altengl. Interlinearglosse war das) sagen uns nur, dass ihr Verfasser wiccean (Hexe) und valcyrean (Walküre) mit venefica, herbaria (Giftmischerin) übersetzt. Über die Etymologie der beiden Begriffe, ihren Gebrauch, Kontext etc, kann ich nichts sagen.

Dass Runenstein und Kästchen uns explizit und eindeutig Informationen über Walküren überliefern, da habe ich Zweifel.

Mangels Quellen leuchtet mir auch nicht ein, woher man was über "ursprüngliche Todesdämoninnen" wissen will. Zwar käuen das etliche religionsgeschichtliche Bücher fantasievoll wieder, aber diese oft dem 19. Jh. entsprossenen Bücher pflegen gar zu geizig in Sachen überprüfbarer Quellen zu sein...

Altengl. und althochdt. Zaubersprüche: da mutet manches "walkürig" an, aber sie verwenden das Wort Walküre nicht. Die verwendeten Begriffe (mihtigun wif, idisi) können allerlei sein.

ABER interessant, wiewohl nicht erklärbar, ist der Umstand, dass das altenglische um 700-800 herum das Wort "valcyrean" enthält - ob das ein altengl. Wort oder ein Lehnwort (aber aus welcher Sprache?) ist, weiß ich nicht.

@Maglor der cross-dressing-König ist köstlich :)
 
Tante Wiki
Ich muss gestehen, dass ich nicht weiß, ob es für exklusive Einzelstücke Usus ist, im Abfall zu landen oder eingeschmolzen zu werden.
Das hat man wahrscheinlich gemacht, weil die Figur kaputt gegangen ist. Unten ist jedenfalls ein Stück abgebrochen. So ist aus einem exklusiven Kunstwerk wertvoller Metallschrott geworden. Dass diese abgebrochee Figur dann doch nicht im Schmelztiegel gelandet ist, sondern im Kehrricht und anschließend in der Abfallgrube, war sicherlich ein Versehen.

Vielleicht wollte man die Figur aber auch einschmelzen, weil man Abbildungen von Männern in Frauenkleidung inzwischen anstößig fand - also ein Ikonoklasmus gegen König Frotho I.:D

Mangels Quellen leuchtet mir auch nicht ein, woher man was über "ursprüngliche Todesdämoninnen" wissen will. Zwar käuen das etliche religionsgeschichtliche Bücher fantasievoll wieder, aber diese oft dem 19. Jh. entsprossenen Bücher pflegen gar zu geizig in Sachen überprüfbarer Quellen zu sein...
Ich habe dir die Quellen doch genannt! Als Richard Wagner seine Oper "Die Walküre" schrieb waren übrigens weder der Runenstein von Rök noch das Runenkästchen von Auzon von der Forschung entdeckt.
Die Theorie über den Bedeutungswandel der Walküren ist von Rudolf Simek, jedenfalls kenne ich sie von ihm.
 
Zuletzt bearbeitet:
TaSTaTURPROBLEME, DaHER NUR SEHR KURTS:

DIE aNaLYSEN HINSICHTLICH DES aLTERS DER EDDISCHEN DICHTUNGEN UND DEREN JEWEILS TSEITTYPISCHE BESCHREIBUNGEN DER MYTHENGESTaLTEN UND -BESTaNDTEILE SIND LaUT SIMEK EBENVaLLS WICHTIGE QUELLEN VÜR DaS PROBLEM.

SIMEK, DIE EDDa, MÜNCHEN 2007, S. 31, 32, 118, 119

SIMEK, GÖTTER UND KULTE DER GERMaNEN, MÜNCHEN 2004, S.82-84:
Die WalküreN WURDEN ERST DURCH EINE aKTSENTVERSCHIEBUNG ENDE DER WIKINGERTSEIT ÜBERHaUPT WEIBLICH.
 
Mangels Quellen leuchtet mir auch nicht ein, woher man was über "ursprüngliche Todesdämoninnen" wissen will. Zwar käuen das etliche religionsgeschichtliche Bücher fantasievoll wieder, aber diese oft dem 19. Jh. entsprossenen Bücher pflegen gar zu geizig in Sachen überprüfbarer Quellen zu sein...
Golther und Meyer, Ende 19. & Anfang 20. Jh. ("germanische Religion" oder so ähnlich) korrigierten teilweise recht kritisch germanistisch Grimm & Co. Beide bringen aber, ohne dafür eindeutige Quellen zu nennen, die Überlegung, dass die Walküren ursprünglich Todesdämonen gewesen sein müssten. Über das Geschlecht dieser vermuteten ursprünglichen Todesdämonen sagen sie dabei nichts, sondern gehen davon aus, dass diese wie Parzen und Erynnien weiblich waren.
In den 60ern (Dumezil?) findet sich das ebenfalls, erweitert um märchen- & motivhistorische Analogien.
(Über die Richtigkeit oder wenigstens Plausibilität dieser Überlegungen will ich mich nicht auslassen)
Simeks ursprünglich männliche Walküren sind ein Novum - hier frage ich mich, warum das altengl. Glossar für vaelcyrean zwei weibliche lateinische Übersetzungen bietet.
 
Als Richard Wagner seine Oper "Die Walküre" schrieb waren übrigens weder der Runenstein von Rök noch das Runenkästchen von Auzon von der Forschung entdeckt.
...na ja, das ist eine melodienselige Oper. Ihr Komponist verließ sich auf Grimms deutsche Mythologie und auf das, was die "Germanisten" bis 1853 (komplettes Libretto der Tetralogie) zu Edda und Niebelungenlied verfasst hatten, mixte das mit klass.-antiken Mythenmotiven und Schopenhauer. Je nach Geschmack erfreulich oder unerfreulich anzuhören (de gustibus...) aber für historische Fragestellungen gänzlich irrelevant. ;):D
 
Golther und Meyer, Ende 19. & Anfang 20. Jh. ("germanische Religion" oder so ähnlich) korrigierten teilweise recht kritisch germanistisch Grimm & Co. Beide bringen aber, ohne dafür eindeutige Quellen zu nennen, die Überlegung, dass die Walküren ursprünglich Todesdämonen gewesen sein müssten. Über das Geschlecht dieser vermuteten ursprünglichen Todesdämonen sagen sie dabei nichts, sondern gehen davon aus, dass diese wie Parzen und Erynnien weiblich waren.
Das wird auch die Grundlage für Simeks Interpretation sein. Über das Geschlecht der ursprüngplichen Walküren trifft auch Simek keine Aussage. Wenn Simek schreibt, die Walküren seien ursprünglich "Totendämonen" gewesen, nutzt er wie seine Vorgänger das generische Maskulinum.
In geschlechtergerechte oder gendersendibler Sprache hätte man es anders ausdrückt: Die Walküren waren ursprünglich Totendämoninnen oder besser noch Totendämon*innen. (Hier erhöht das "Gendern" tatsächlich das Verständnis!)

Simek differenzierte bei seiner Analyse zur Entwicklung der Walküren nicht zwischen Sexus, Gender oder Genus.

Walküren hatte immer ein grammatisch weibliches Geschlecht, aber das heißt ja nicht, dass man sie sich schon immer als Mädchen vorstellte. Die "Akzentverschiebung" bezieht sich nur auf die Semantik.
Laut Simek erfuhren diese Totendämonen gegen Ende der Wikingerzeit eine Vermenschlichung und nun stellte man sie sich in Menschengestalt, genauer in Frauengestakt vor und in den einigen Edda-Lieder sogar als "militante und männerverachtende Prinzessinnen". Simek glaubte die kriegerischen Mädchen seien ursprünglich ein Märchenelement und aus der "Volkserzählung" vom Märchenkönig übernommen. Das Endprodukt bilden die Frauenfiguren in der schriftlichen Überlieferung aus dem 13. Jahrhundert. Hier seien die ursprünglich dämonischen Walküren mit die Frauenfiguren germanischen Heldensage, dem Mädchenkönig, die Nornen, Disen, Amazonen etc. bis zur Unkenntlichkeit verschmolzen.

Eine Differenzierung zwischen Gender-Identität, Rollenverhalten und biologischem Geschlecht nimmt Simek nicht vor. Deshalb hat er auch nicht erkannt, dass diese militanten Mädchen männliches Rollenverhalten übernommen oder im Falle von Herwör als Herward sogar eine männliche Geschlechtsidentiät. Einige Walküren sind meiner Meinung nach bereits Frauen in Männergestalt. Man beachte hier auch, dass Sigurd im Sigdrifomal die schlafende Walküre für einen Mann hält. Erst als er ihr den Helm abnimmt erkennt er, dass sie eine Frau sein muss. Die schlafende Walküre in der Edda ist offensichtlich eine Cross-Dresserin. (Das ist übrigens das genaue Gegenteil von der Walküre in der Wagner-Inszenierung. Wagners Walküre trägt ein Schleppkleid, überlange Haare unterm Flügelhelm und eine Phantasie-Rüstung, die ihre Oberweite betont. Ihr Erscheinungsbild ist also eindeutig weiblich. Richard Wagner wollte dem Publikum des 19. Jahrhundert den gender trouble des mittelalterlichen Originals erparen.)

In Simek Vorstellung haben diese frühen Walküren als Totendämon noch keine menschliche Gestalt und folglich auch kein weibliches Geschlecht. So einfach war das damals noch.;)
Diese Totensdämonen oder frühen Walküren hatten wahrscheinlich Vogelgestalt (ornitomorphe Pychpompoi). Diese Vögel sind auf einigen gotländischen Bildsteinen abgebildet. Die Vogelgestalt und vor allem die Flugfähigfkeit werden auch in einigen Edda-Liedern angedeutet. Stellt man sich diese Walküren als leichenfressende Aasvögel vor, wird auch klar, warum in den angelsächsischen Quellen nicht zwischen Hexen und Walküren unterschieden werden konnte.

Bedenken sollte man allerdings, dass Simeks Veröffentlichungen von 2004 und 2007 nicht den aktuellen Forschungsstand wiedergeben kann. Die Theorie ist durch die neuen Entdeckungen wiederlegt.
Diese vergoldeten Frauenfigur "Walküre von Harby" wurde erst 2013 entdeckt. Die vergoldete Figur beweist, dass bereits in der frühen Wikingerzeit eine Vorstellung von militanten Frauen gab. (Ob sie schon eine Walküre darstellt, ist hingegen wieder ein schwierigeres Thema.)
Der weibliche Chromosomensatz in waffenführenden Grab Birka 581 wurde erst 2017 entdeckt. Das beweist, dass Frauen mit Waffen in der Wikingerzeit mehr als nur ein Märchenvorstellung gewesen sein müssen. (Die Interpretationsmöglichkeiten des Grabes sind natürlich auch vielfältig.)

Meine Meinung ist jedenfalls, dass man sich die Walküren ursprünglich nicht als bewaffnete Frauen oder Kriegerinnen vorstelte. Eine Vorstellung von bewaffnete Frauen gab es zwar schon in der Wikingerzeit. Sie basiert aber auf echten Frauen, historischen Persönlichkeiten, die aus irgendwelchen komplizierten Gründen Waffen trugen, obwohl sie biologische Frauen waren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Keine komplizierten Gründe. Strukturalismus. Das gab es zumindest als Ausnahme in allen Gesellschaften, in denen kein verhindernder Zwang ausgeübt wurde und in manchen , in denen es solchen Zwang gab. Grundsätzlich muss die Wallküreninterpretation nicht geändert werden. Nur realistischer gestaltet: unterschiedliche Sichtweisen zur gleichen Zeit und auch an unterschiedlichen Orten und unterschiedliche Geschwindigkeiten der Veränderung. Das hin und her zwischen Christentum/ klassischen Mythen einerseits und keltischen / germanischen Vorstellungen andererseits ist auch schon länger bekannt.
 
@Maglor
(zu Wagners szenischen Anweisungen im Ring, speziell letzter Aufzug Siegfried) der tumbe Waldbauernbub macht erst, nachdem er Teile der Rüstung entfernt hat, die Entdeckung:
(Siegfried) Das ist kein Mann.
was dann bekanntlich zum Inzest mit seiner (zuvor eingeschläfert bereit gehaltenen) Tante führt :D
(streckenweise sind Text und Szene im Ring haarsträubend unfreiwillig komisch!)

Stur und verstockt wie der Heide Radbod bleibe ich dennoch weiter bei meinen Zweifeln bzgl der vermeintlichen Gewissheiten, was Walküren mal waren, dann geworden sein sollen und woran die Wikinger geglaubt haben sollen. Denn:
a) Es gibt keine Quelle aus der fraglichen Zeit (cum grano salis 7.-10/11. Jh. in Nordeuropa, Nord- & Ostseeraum) welche die Verbindung Aasvögel-Flugtotendämoninnen-Flugwalküren belegt
b) Piepmätze auf Runensteinen und Brakteaten müssen nicht zwangsläufig theophore Inhalte transportieren, sie können rein ornamental sein (Tierstil)

Was mich zudem zweifeln macht: das angebliche Kriegerparadies, Odins Trinkhalle... man muss die Mordbrenner von Lindisfarne etc schon für grenzdebile Trottel halten, wenn man ihnen einen Obergott andichtet, dessen Schankweibchen ihm ausgerechnet die Verlierer des Schlachtfelds zuführen. Kurios: nicht die Sieger füllen Kriegsgott Odins Saal! An so einen Unfug sollen die Wikinger geglaubt haben? ;)
 
Es hieß, es gäbe keine. Und es ist der Text zum Runenkästchen von Auzon (um 700) und dem Bildstein Ardre VIII (8. Jh.). Die älteste schriftliche Überlieferung der Sage stammt aus dem 10. Jahrhundert. :)
 
@Riothamus ist der Runentext des Kästchens a) sicher entschlüsselt und enthält b) eindeutiges Material zur heidnischen Religion (also Infos wie "das glaubt der Nordmann, Walküren sind das da" usw) ?
Welche Quelle des 10. Jhs. zur Wielandsage meinst du und was enthält sie an Infos zu heidnischen Vorstellungen?
 
Im altengl. Deor tauchen ein paar Namen auf, darunter auch "Wieland", aber keine Informationen zu heidnischen Angelegenheiten (kein Odin, keine Walküren usw)
Der Wikipedia Artikel zum Runenkästchen... viel Fantasie drin...
 
Zurück
Oben