Hatten wir das nicht schon mal: Im Westen nichts Neues

Im Forum nicht Neues... (pardon, diese Bemerkung musste einfach sein^^)

Warum soll man sich nicht mal selbst zitieren, "Im Westen nichts Neues" macht sich ja auch F. Coppolas Slogan zu eigen "steal from the best" und verwurstet nebenbei Handlungsstränge, die in der Romanfassung nicht vorkommen.

Bei einem so langen Thread verliert man auch schon mal die Übersicht, was man gepostet hat.
 
Habe gestern noch einmal den Film gesehen – diesmal im Kino. Es war überwältigend, weil die Distanz weg war. In einem dunklen Saal tauchst du in diese verstörenden Bilder auf großer Leinwand ein, siehst nichts anderes, bist fast Teil des Geschehens.

Ich war da zusammen mit einem Freund, der nebenberuflich Nazizeitexperte ist. Hinterher haben wir über die Wirklichkeitsnähe des Films diskutiert; er meinte, dass manches zwar überzeichnet, aber immer noch im Rahmen des Möglichen war. Es hat sowohl im ersten als auch im zweiten Weltkrieg durchgeknallte Offiziere und Feuerwerferattacken auf Menschen gegeben; und dass die sich ergebenden Soldaten einfach abgeknallt worden sind, auch.

Wir haben auch über die Parallelen zum gegenwärtigen Krieg in der Ukraine gesprochen. Das Leben im Schützengraben über Wochen und bei jedem Wetter, ständig mit Angriffen rechnend. Das passiert heute in und bei Bachmut, Awdijiwka und Wuhelar wieder.

Die Menschheit hat in diesem Punkt nichts aus der Vergangenheit gelernt. Immer noch wird gekämpft für nichts und wieder nichts. Als ob es eine Rolle spielte, ob ein Stück Land zu diesem oder jenem Staat gehört. Ob die Menschen dort die Pässe diesen oder jenen Staates besitzen.
 
Es geht nicht nur um die Staatszugehörigkeit in der Ukraine.

Es geht um Freiheit. Um Freiheit vor Post-Sowjetischen Zuständen.

In der Ukraine ist auch nicht alles in Butter was Minderheitenrechte angeht, aber das Volk hat anscheinend keine Lust in einem autokratischen Putin hörigen Vasallenstaat zu leben.

Ich weiß was du meinst, im WK1 wurde um Quatsch gekämpft und nicht um Freiheit oder Unfreiheit.
Mit dem Überfall auf die Ukraine ist das daher nicht zu vergleichen.
 
Nein, @PostmodernAtheist, du warst nicht verblendet, sondern lags richtig und damit auf einer Linie mit der historischen Wahrheit: Der Nationalismus war einer der Gründe für den Ausbruch des I. Weltkrieges. Das weiß auch @Shinigami, aber er negiert das vermutlich, weil ich es gesagt hatte. Und wer, wie du, das gleiche sagt und mich damit anscheinend unterstützt, wird mit vielen nichtssagenden Wörtern ebenfalls zugetextet.

Und damit, @Shinigami, ist leider wieder eingetreten, was immer eintritt, wenn wir beide miteinander reden: Nach halbwegs sachlich geführten Diskussion am Anfang, tritt deinerseits das Negieren der Argumente und/oder deren Relativierung auf den Plan.

Ich will nur 2 Punkte herausgreifen: Du bezweifelst, dass es sich bei dem besagten General um einen Regimentskommandeur handelt, und sagst weiter, der Unterschied zwischen ¼ Stunde zu 2 Stunden hätte keine Bedeutung.

Erstens: Im Film sagt der General zu seinem Adjutanten, dass schon sein Vater dieses Regiment von Sieg zu Sieg geführt hatte, und nun wolle er nicht als einziger sieglos bleiben – und befiehlt Angriff. Das habe ich schon bei meinem ersten Kommentar zum Film ausgeführt, aber du behauptest weiter, das würde im Film nicht klar gesagt/gezeigt.

Zweitens muss ein Regimentskommandeur, anders als z.B. Divisionsstab, nicht sehr weit von der Truppe sein, was bedeutet, dass das Regiment in den 2 Stunden die 3 oder 4 km zu den Schützengräben erreichen konnte.

Das zeigt: Du bist Argumenten nicht zugänglich, deswegen werde ich dich wieder auf Ignore setzen.


Was ich jetzt mache ist sicher nicht unbedingt vorbildlicher Diskussionsstil.

Aber um die Wahrheit zu sagen habe ich bei PostmodernAtheist in mehreren Threads den Eindruck, als ginge es ihm um alles Mögliche, aber sicher nicht um Erkenntnisgewinn. Die Aussage ist: ich kenne die Literatur nicht-so what, ich kenne den Forschungsstand nicht-Im Grunde interessiert mich das auch alles gar nicht. Ausführlichere Beiträge das ist zutexten- Wozu auch-man hat ja immerhin eine Meinung und die deckt sich irgendwo und irgendwie mit der historischen Wahrheit.

-Es ist im Übrigen auch schon noch ein ganzes Stück, das die extrem simplifizierte Binse von der der historischen Wahrheit unterscheidet.

Sachliche Beiträge als "zutexten" zu bezeichnen- oder auch lautstark anzukündigen, dass man XY ignorieren will. Ehrlich gesagt kommt mir das das so vor wie der Brauch, den Überbringer der schlechten Nachricht hinrichten zu wollen.


Ein ignorierter User ist doch trotzdem nach wie vor Bestandteil des Forums. Eine Meinung die einem nicht passt, sie bleibt doch trotzdem Teil des Diskurses, und auch wenn einem jemand nicht passt, muss man doch in der gleichen Welt mit ihm weiterleben.

So zu tun als sei XY nicht vorhanden- schafft ihn und seine Argumente nicht aus der Welt.

Die Ursachen für den Ausbruch des 1. Weltkriegs sind doch schon ein bisschen heterogener, und Leute ignorieren zu wollen, die arg simplifizierenden Deutungen widersprechen- das erinnert schon ein wenig an die Praxis den Überbringer der schlechten Nachricht exekutieren zu wollen.

Ein bisschen differenzierter kann man den Ausbruch des Weltkriegs schon betrachten: Ein bisschen differenzierter kann man selbst den Nationalismus betrachten. Allein über den deutschen Nationalismus könnte man Bände schreiben, und vom Ende des 18. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts kann man in Deutschland, in den deutschen Ländern durchaus eine Entwicklung von einem linken zu einem rechten Nationalismus konstatieren. Ähnlich heterogen und ähnlich diffus würde auch die Beschreibung des französischen, serbischen, rumänischen oder italienischen Nationalismus ausfallen. Nationalstaaten mit nur einem Staatsvolk gab es in Europa 1914 wenige. Das Kaiserreich Russland vereinigte unzählige Nationalitäten, ebenso die Donaumonarchie. Den Nationalismus gab es in Europa nicht. Nationalitätenprobleme gab es freilich einige, und das waren auch Krisen, die bei den Kriegsursachen eine bedeutende Rolle spielten.

Zu sagen, der 1. Weltkrieg ist ausgebrochen, weil es den Nationalismus gab, das ist eine Binsenweisheit, und derartig simplifizierende Aussagen kann man auch sehr wohl kritisieren.

Ich verstehe überhaupt auch diese Empörung nicht so recht- nur um auf Teufel komm raus einmal getätigte Aussagen nicht zu korrigieren- selbst wenn sie (so mein Eindruck) nicht einmal der wirklichen Meinung entsprechen.
 
Ich habe es dann doch geschafft, mir den Film anzusehen.

Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen gespalten. Das Problem bei vielen, wenn nicht den meisten Remakes der letzten Jahre ist, dass sie mit ihren Spezialeffekten den Zuschauer schon beeindrucken, umso mehr, wenn man eher selten ins Kino geht.

So manche Remakes von Zeichentrickklassikern sind durchaus beeindruckend, beim Dschungelbuch oder König der Löwen glaubt man fast, sich eine Tierdoku anzusehen, das wirkt ungeheuer realitätsnah, aber spätestens, wenn die Viecher zu singen anfangen, wird es gespenstisch. Was mit anthropomorphen Zeichentrick-Charakteren funktioniert, funktioniert nicht mit real aussehenden Computer-Animationen, Tiere haben keine Mimik.

Bei manchen Remakes spielt eine gewisse Nostalgie eine Rolle, man sieht bei den Remakes das Alte in neuen Farben, neuen Effekten, ein Wow-Effekt jagt den nächsten, und das ist durchaus auch manchmal gut gemacht, das beeindruckt durchaus- aber die weitaus größere Zahl der Remakes lassen bei mir zumindest, wenn sich die Wirkung der Spezialeffekte gelegt hat, zumindest bei mir die Sehnsucht nach dem Original übermächtig werden.

Im Westen nichts Neues muss sich natürlich an seinen Vorgängern messen lassen. Da ist der Klassiker von 1931 von Lewis Milestone und da ist die sehr solide Neuverfilmung von 1979 mit Ernest Borgnine und Richard Thomas. Dieses Remake des Klassikers ist die bisher werkgetreueste Verfilmung des Remarque-Romans. Das ist eine solide Arbeit mit durchaus überzeugenden Darstellern, eine sehenswerte Verfilmung, aber sie erreicht nicht die epische Dichte der Interpretation von Lewis Milestone.

Meine Kritik zur Neuverfilmung von 2022 fällt bei weitem nicht so vernichtend aus wie Shinigamis. Ich finde die Darsteller recht überzeugend. Der badisch-schwäbische Akzent von Daniel Brühl wirkt etwas aufgesetzt, aber schlecht finde ich Brühl nicht.
Insgesamt fand ich die Effekte des Films schon beeindruckend. Das wirkt in vielen Einstellungen schon sehr realitätsnah. Aber ist es deswegen realistisch?

Die Filmmusik fand ich hervorragend, und in seiner Art ist der Film handwerklich gut gemacht. Das kann man anerkennen, und als Besucher bin ich mit dem Eindruck nach Hause gegangen, dass es das Eintrittsgeld wert war, dass ich mich gut unterhalten und die "Schlachtplatte" genossen habe. Insgesamt durchaus ein sehenswerter Film.

Es haben Filme wie König der Löwen oder Forrest Gump Oscars gewonnen, werden rauf und runter gezeigt. Ein durchaus sehenswerter Film-ja! Als ein epochales filmisches Meisterwerk würde ich den Streifen allerdings nicht bezeichnen, dafür hat er denn doch Schwächen im Drehbuch. Der Handlungsstrang um Erzberger und die Friedensverhandlungen fügt dem Film unnötige Überlängen zu. Außerdem nimmt man es mit historischen Fakten nicht sonderlich genau- dieser Handlungsstrang ist eigentlich völlig unnötig für das Schicksal der Hauptfiguren. Fast scheint es, als sei dieser Handlungsstrang eingefügt worden, um einen positiven "demokratischen" Charakter einzufügen, der zur Identifikation einlädt.

Die Kampfszenen, die perspektive der Schützengräben wirken sehr realitätsnah. Besonders realistisch ist das aber nicht. Sicher, in den letzten Kriegsmonaten gab es wieder Bewegung, es gab nicht überall vorbereitete Stellungen. Aber man müsste mehr Drahtverhau sehen- gut geschenkt.

Dieser französische Tankangriff mit den St. Germain Tanks das war spektakulär, aber wo ist die Infanterie? Gerade in der französischen Armee waren Tanks der Infanterie unterstellt. Niedermachen von Gefangenen, das kam vor- aber mit dem Flammenwerfer? Wirklich? und das wohlgemerkt in den letzten Kriegstagen.

Im August, September 1918 war die militärische Niederlage Deutschlands absehbar. Ludendorff erlitt einen Nervenzusammenbruch und forderte Waffenstillstandsgespräche. Es ist in vielen Quellen die Rede von einem Nachlassen der Disziplin, in vielen Berichten ist die Rede davon von schwindender Moral, von Besorgnis wegen der Zuverlässigkeit der Truppen.

Es gab Truppenteile, die auch nach dem Debakel bei Amiens nach dem Motto und jetzt erst recht nach wie vor erbittert kämpften, es gab Soldaten, die sich bei sich abzeichnender Niederlage radikalisierten. Das war aber die Minderheit. Die überwiegende Mehrheit zeigte wenig Bereitschaft, sich noch weiter sinnlos verheizen zu lassen, und das war durchaus auch bei den Militärs angekommen, selbst bei Hardlinern wie Ludendorff, der sich im April noch empörte, weil sich ganze Divisionen in Magazinen festgefressen und gesoffen hätten.

Also, dass Deutschland nach dem Scheitern der Frühjahrsoffensive und dem Zusammenbruch der Front bei Amiens allenfalls noch hinhaltenden Widerstand leisten konnte, dass schleunigst Schluss gemacht werden musste, das haben Militärs selbst die stursten erkannt.

Leute wie Ludendorff, der im ungünstigsten Moment "Wir sind verloren!" gerufen hatte gaben später den Zivilisten die Verantwortung für die Niederlage. Es war aber die OHL die ausdrücklich Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen gefordert hatte.

In Frankreich legten Militärstreiks und Meutereien 1917 fast die Armee lahm. Stellenweise kam es zur spontanen Wahl von Soldatenräten. In Russland hatte man beobachten können, was passiert, wenn man zu lange Krieg führt, Front und Heimatfront zu viel zumutet. Das Bewusstsein war durchaus in der Armeeführung da: es ist Ende.

In Remarques Roman fällt Paul Bäumer an einem Tag der so ruhig ist, dass der Heeresbericht meldet: "Im Westen nichts Neues" In einer der früheren Versionen ist es ein VogelDer völlig sinnlose Angriff von kriegsgeilen Militärs wirkt doch recht unwahrscheinlich, und mir ist der Narrativ von den kriegsgeilen Militärs, die an überkommenen Ehrbegriffen festhaltend, den Krieg vom Schloss aus führen, ehrlich gesagt etwas zu holzschnittartig, etwas zu simplifizierend.

So mancher Zuschauer geht wohl tatsächlich mit dem Gefühl nach Hause, authentisch und hautnah das Fronterlebnis 1914/18 mitgemacht zu haben. So war der Krieg.

Was aber kann "die Jugend" lernen?

Ich würde mal sagen, wer um Geschichte verstehen zu wollen, ins Kino gehen muss- bei dem ist eh Hopfen und Malz verloren. Das ist wie mit zu vielen schlechten Mittelalter-Dokus-die Bilder im Kopf gehen nicht mehr weg. Die Halb-Wahrheit wird zur (absoluten) Wahrheit, das Faktoid wird Fakt und die Binse zur historischen Wahrheit. Dass im Krieg und im Kino die besten Plätze hinten sind, wird die Jugend wohl auch schon wissen.

In Remarques Roman lernt die Jugend, dass der Kasernenhof-Drill in der HKL nichts wert ist, dass die Realität sich radikal von den Erwartungen unterscheidet. Dass der Krieg etwas Niederträchtiges, Ekelhaftes ist, dass im Nahkampf der Spaten besser effektiver ist, als das Bajonett, das leicht in den Rippen festklemmt und Faschinenmesser mit Sägen geächtete Waffen sind. Warum aber Krieg ist, können die Soldaten nicht erklären.

In einem Gespräch geht es darum. Ein Land beleidigt das andere, worauf Hein Tjaden kontert wie kann ein Berg in Frankreich einen in Deutschland beleidigen.
Eine tiefere Analyse findet nicht statt, der Krieg ist wie eine Naturgewalt, die hereinbricht. Man gibt Generalen oder Kapitalisten die Schuld, und schließlich erheitert die Vorstellung, künftige Kriege von Staatsmännern mit Keulen im Stadion austragen zu lassen und dafür Eintritt zu nehmen.

Unterm Strich ist "Im Westen nichts Neues" durchaus ein sehenswerter Film. Er ist keines von den Remakes, wo man sich denkt-das hätte man sich auch sparen können.

Es ist, meiner Meinung nach, ein in seiner Art gut gemachter Film, ein Weltkrieg-Epos, das den Vergleich mit Filmen wie 1917 aushalten kann. Die Effekte, die Schnitte, die Schützengräben, das wirkt schon überwältigend-ich gebe zu, dass mich das durchaus beeindruckt hat. Starke Bilder! Ohne Frage, auch eine starke Filmmusik!

Das kann aber, wenn der Eindruck des, ich nenne es mal Action-Kinos einmal verflogen ist- aber auch nicht die Überlängen vergessen machen die historischen Ungenauigkeiten und Fehler, die doch recht zahlreichen Klischees und starken Vereinfachungen.


Es war den Kino-Besuch wert, ja unbedingt! Wenn Forrest Gump und König der Löwen Oscars abräumen, dann sei es auch einem deutschen Film gegönnt.
 
Nur gewinnt eben mittlerweile die Jugend ihre historische Bildung notwendigerweise aus Film und Fernsehen. Und damit ein falsches Bild.

Exemplarischer Unterricht in Geschichte ist in meinen Augen verfassungsfeindlich. Und zudem gefährlich, da der Zufall und zur Not irgendwelche extremistischen Aktivisten die Lücke füllen.

Ich habe noch Veteranen des ersten Weltkriegs kennengelernt. Der eine Großvater war damals bei der Feldeisenbahn, der andere bei der Infanterie, zeitweise MG-Schütze, beide blutjung. Heute gibt es kaum noch Veteranen aus dem zweiten Weltkrieg. Da dürfen prägende Filme keine solchen Fehler haben. Es waren Menschen, keine Unmenschen. Auch die Generäle und Kommandeure. Das gehört zur Lehre des ersten Weltkriegs.
 
Nein, @PostmodernAtheist, du warst nicht verblendet, sondern lags richtig und damit auf einer Linie mit der historischen Wahrheit: Der Nationalismus war einer der Gründe für den Ausbruch des I. Weltkrieges. Das weiß auch @Shinigami, aber er negiert das vermutlich, weil ich es gesagt hatte. Und wer, wie du, das gleiche sagt und mich damit anscheinend unterstützt, wird mit vielen nichtssagenden Wörtern ebenfalls zugetextet.
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Den Nationalismus gibt es doch 1914 gar nicht. In ganz Europa findest du im 19. Jahrhundert unzählige Spielarten von Nationalismus mit recht unterschiedlichen Zielrichtungen und auch recht unterschiedlichen Inhalten. Serbien, Bulgarien, Griechenland, Rumänien, Deutschland und Italien waren im 19. Jahrhundert überhaupt erst als selbstständige Nationalstaaten (neu) entstanden. Nur wenige Staaten bestanden aus nur einem Staatsvolk, und die Nationalitätenkonflikte in der Donaumonarchie, aus den Balkankriegen, im Zarenreich und im Osmanischen Reich waren Konflikte, die zu den Ursachen des Krieges beitrugen.

Wenn Staaten wie Serbien, Griechenland, Italien u.a. sich im 19. Jahrhundert ihre Selbstständigkeit erkämpften, den Eigenwert ihrer Kultur betonten und ihr Brauchtum pflegten, so war das legitim. Die Deutschtümelei im 19. Jahrhundert trieb heftige Blüten, stieß aber stets auch auf breite Kritik. Nirgendwo in Europa äußerte sich Nationalismus so extrem, dass er anderen Mächten die Existenz abstritt. Es gab in Europa 1914 keinen Konflikt, der nicht mit einem Minimum an Kulanz hätte entschärft werden können. Das hat ja auch in früheren Jahren geklappt.

"Der Nationalismus" hat nicht den Weltenbrand ausgelöst. Nationalismus wurde aber nötig, um ihn ideologisch-propagandistisch überhaupt führen zu können. Egal auf welcher Seite, egal was die Kriegsziele waren. Mobilisieren ließen sich Freiwillige aber nur für einen nationalen Verteidigungskrieg- keinesfalls aber für einen Eroberungskrieg aus nationaler Hybris.
 
Meine Kritik zur Neuverfilmung von 2022 fällt bei weitem nicht so vernichtend aus wie Shinigamis.

Vielleicht liest sich das bei mir auch etwas harscher als es eigentlich gemient war. In der Diskussion mit Dion hatte ich den Film ja vor allem an dem Anspruch gemessen, dass es a) eine Remarque-Verfilmung sei und es sich b) um einen gelungenen Antikriegsfilm mit pädagogischem Anspruch handle, an dessen Beispiel man "die Jugend" über Krieg belehren könne.
Insofern habe ich eigentlich überhaupt keine umfassende Kritik am Film vorgenommen, sondern lediglich an zwei postulierten Eigenschaften des Films.

Was das Gesamtbild angeht, mal davon ab, dass der Titel nach wie vor Ettikettenschwindel ist und dass ich nach wie vor der Meinung bin, dass man den Erzberger-Strang so in keinem Fall machen darf, weil es historische Tatsachen einfach verfälscht und vorhandenen problematischen Deutungsperspektiven unnötig zuarbeitet (auch wenn ich da nach wie vor eher mangelnde historische Sensibilität als Absicht unterstelle), würde ich durchaus sagen, dass man das so machen kann.
Die Einschätzung zu den Effekten und der Musik teile ich, die zur schauspielerischen Leistung nur bedingt, weil mir die Charaktäre im Film auch durch die Sprache durch die Bank etwas zu dumpf wirken.
Den Versuch Abgestumpftheit pointiert darzustellen kann man durchaus honorieren, aber hier ist er mMn durch Überzeichnung etwas misslungen.

Als filmisches Gesamtwerk und phantasievolle Adaption des 1. Weltkrigs (wohl bemerkt des 1. Weltkriegs, nicht Remarques) sicherlich ein Werk mit Stärken und Schwächen.

Unter dem Anspruch eine Remarque-Verfilmung zu sein, vollkommen überflüssig, weil es bereits zwei vernünftige Remarque-Verfilmungen gibt, die dem Anspruch tatsächlich Remarque zu verfilmen denn dann ist eine gewisses Mindestmaß an Treue zum Orriginalwerk schon ein Gütekriterium, wesentlich eher gerecht werden.
Und damit ich an der Stelle auch richtig verstanden werde, ich würde mich da durchaus nicht an Kleinigkeiten wie der Darstellung einzelner Charaktäre, kreativer Besetzungen oder Abwandlungen aufhängen, da wäre es für mich völlig in Ordnung das moderner darzustellen.
Aber aus der Buchvorlage mal eben die Hälfte der handelnden Personen zu streichen, die Hintergründe der anderen zu verfremdeln, die Länge der Handlung von 3-3,5 Jahren mal eben auf 6 Wochen einzudampfen und dann irgendwelches Zeug drum herum zu erfinden, dass mit dem Buch wirklich nichts mehr zu tun hat, geht für den Anspruch einer Buchverfilmung wirklich zu weit.

Und wie gesagt, angesichts der historischen Ungereimtheiten bitte nicht als pädagogisch wertvollen Antikriegsfilm verkaufen, den man zu Lehrzwecken verwenden könnte. Das ist es nun beileibe nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sollte der Titel im Englischen nicht "Nothing New in the West heißen"( All quiet on the western Front) bei der Übersetzung von Filmtiteln wird wohl nicht Wert auf die Anpassung ans Original gelegt.
 
Ich finde, dass "All quiet on the western Front" besser die Intention des Buches/Films trifft, als "Nothing New in the West" es tun würde.
 
So hieß schon die erste Übersetzung von 1929.
Man übersetzt auch nicht wortwörtlich, sondern am besten so, dass der Inhalt am besten wiedergegeben ist. Und damit ist die ÜS All quiet on the Western front absolut passend. Nothing new in the West würde für Briten keinen Sinn ergeben.
 
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