Ich habe nichts von "Entscheidungsschlacht" und auch nichts von "übereiltem Anrennen" geschrieben; es geht schlicht darum, dass die Entente-Truppen nach wie vor bestrebt waren, die deutschen Truppen weiter zurückzudrängen und dabei jeden Vorteil auszunutzen.
		
		
	 
Allein durch den Versuch lokale Vorteiele  auszunutzen, wäre allerdings die Westfront nicht in Gefahr gekommen vollständig auseinander zu brechen, sondern dann reden wir maximal von der Konsequenz einiger Geländeverluste.
Für mich besteht der Unterschied darin, dass beim Versuch einer tatsächlichen Entscheidungsschlacht und einem Vorgehen auf breiter Front, zumal wenn es sich einigermaßen erfolgreich gestaltet hätte, die Stimmung der Öffentlichkeit in Großbritannien, Frankreich und den USA wahrscheinlich nicht danach gewesen wäre sich irgendwelche Friedensvorschläge ernsthaft anzuhören, weil man dann angenommen hätte, dass da einfach ein geschlagener Gegner nach seinem letzten Strohalm greift.
Hätte allerdings die Offensive für alle erkennbar an Schwung verloren, abschnittsweise tatsächlich eingestellt werden müssen und wäre es bei weiteren Gefechten lediglich um lokale Vorteile, erkennnbar aber ohne die Perspektive eines größeren Durchbruchs gegangen, hätte das den Optimismus der Öffentlichkeit (nicht der politischen Anführer) möglicherweise eingetrübt und zu einer größeren Empfänglichkeit geführt sich Vorschläge wenigestens mal anzuhören.
Das größere Offensiven in bestimmten Jahren mal große Geländegewinne brachten, die zu Optimismus verleiten konnten, sich im kommenden Jahr aber nicht bestätigen ließen, war ja etwas dass die vorherigen Jahre durchaus schon gelehrt hatten.
Inwiefern die militärischen und politischen Anführer der Entente ein realistisches Bild vom mieserablen Zustand des deutschen Heeres und der Möglichkeit die militärischen Erfolge fortzusetzen hatte, kann ich nicht beurteilen die Öffentlichkeit wird ein so klars Bild nicht gehabt haben und hatte möglicherweise Anlass anzunehmen, dass sich alles zumindest en gros wo möglich wieder festgerannt hatte, wie schon so viele Male zuvor.
Die Propaganda vermeldete zwar sicherlich ein optimistisches Bild und Einschätzungen eines bevorstehenden Sieges, aber das das tat sie seit 4 Jahrenn, ohne dass etwas substanzielles dabei herausgekommen wäre.
Daneben hatte die Öffentlichkeit in Großbritannien, Frankreich und den USA doch auch keine Vorstellung davon, wie ausgelaugt Deutschland tatsächlich schon war und wie weit man militärisch überhaupt würde gehen müssen, damit es seine Niederlage anerkannte, auch nicht davon, ob Deutschland möglicherweise noch über erhebliche Truppen-Ressourcen im Osten verfügte, die es ggf. noch in die Waagschale werfen könnte.
So beachtlich die militärischen Erfolge des Jahres 1918 für die Entente an der Westfront waren was sie bis zum November 1918 de facto geschafft hatten, war die deutschen Truppen aus Frankreich zu  verjagen und ungefähr ein Fünftel von Belgien zurück zu erobern, dass ganze unter imensem Blutzoll.
Manch einer in GB, Frankreich und den USA wird sich dazu wohl gedacht haben: "Schön und gut, aber wenn es in dem Tempo weiter geht, braucht es noch 2 Jahre bis an den Rhein, von Berlin nicht zu reden."
	
		
	
	
		
		
			Du zitierst ja gerade Ludendorff, der mit zunehmendem Druck auf Lothringen rechnete. Und wenige Zeilen später schreibt er: "Wie lange wir hätten kämpfen können, ist nicht zu sagen."
		
		
	 
Wäre sicherlich auch davon abgehangen, mit was die Entente angegriffen hätte, welche Ziele sie sich gesetzt und auf welche letztendliche Angriffsrichtung sie eingeschwänkt wäre.
Richtung Osten musste man sich eigentlich keine Sorgen machen, da stand man mit der Festung Metz relativ sicher
Bei einer Offensive in Richtung Nordenhätte man möglicherweis auf dem Abschnitt zwischen Maas und Mosel zurückweichen müssen, was der Entente möglicherweise ermöglicht hätte sich der luxemburgischen Grenze anzunähern.
Ohne die Festung Metz allerding ausgeschaltet zu haben, hätte weiteres Hineinstoßen in Richtung auf Luxemburg bedeutet die eigenen Truppen auf einem relativ schmalen Korridor genau zwischen zwei stärkere deutsche Positionen zu stecken, nämlich zwischen die Festung Metz im Süden und die höher gelegeneen Abschnitte der Ardennen im Norden.
Ob ein solcher Vorstoß als vorteilhaft angesehen worden wäre, im Besonderen, wenn man möglicherweise nicht wusste, was bei Metz evt. noch an Reserven steht und solch einem Unternehmen in die Flanke hätte fallen könnnen oder nicht, mag dahin gestellt sein.
Ob eine solche Fortsetzung der Offensive tatsächlich überhaupt stattgefunden hätte, ist spekulativ, Ludendorff nahm an, dass die Entente ihren Druck auf Lothringen verlagern würde, letztendlich hatte er aber keinen Einblick darein, wie erschöpft umgekehrt die Truppen der Entente bereits waren, wie es auf der anderen Seite mit der Nachschublogistik stand und wie man dort über die Witterungsverhältnisse und den perspektivischen Wert einer Fortsetzung der Angriffe dachte, noch in 1918 dachte.
Er selber wusste um die katastrophale Situation des Westheeres, die Entennte konnte allerdings möglicherweise durchaus auch den Eindruck bekommen haben, dass die Deutchen zwar eine herbe Niederlage erlittenn hatten, sich aber letztendlich einigermaßen in Ordnung zurück zogen und zu ihrem Vorteil die Front und die eigenen Nachschublinien verkürzten.
Daraus hätte sich durchaus der Schluss ableiten lassen können, dass der  deutsche Widerstand in Lothringen, möglicherweise noch durch das Wetter begünstig, erstmal wieder zunehmen würde, auch hätte man für einen wirklich weiträumigen Angriff hier wahrscheinlich eine Lösung für das Problem Metz benötigt, die sich nicht einfach improvisieren ließ, um gegen das Festungsareal vorzugehen, hätte man massiv Artillerie konzentrieren müssen, inklusive entsprechenden Munitionsbedarfs.
Wie gesagt, hätte auch eine Verschiebung des Angriffschwerpunkts der Entente vom Norden und Flandern nach Lothringen, das Herausziehen von Kräften, aus dem flandrischen Abschnitt und deren Verlegung nach Lothringen vorausgesetzt.
Das wäre sicherlich machbar gewesen, hätte aber seine Zeit gedauert, vor der Prämisse, dass der Winter näherrückte, dass Terrain nicht einfacher wurde und die Entente selbst bei einer dermaßen begrennzten Offensive wohl nicht davon hätte ausgehen können, darüber das deutsche Heer vollständig zu schlagen.
	
		
	
	
		
		
			Realistischerweise war davon auszugehen, dass sich die Situation des deutschen Heeres, das sich schon seit Monaten in beständigem Rückzug befand, weiter verschlechtern würde und ebenso die Kombination aus Unterversorgung und fortgesetztem militärischen Misserfolg die Truppenmoral weiter senken würde.
		
		
	 
Dem ist ohne weiteres zuzustimmen.
Wie angesprochen, gehe ich ja auch durchaus davon aus, dass das Heer bis spätestens Mitte 1919 vollständig zusammengebrochen wäre, spätestens im Rahmen einer breiter angelegten Frühjahrsoffensive der Entente.
Die einzige Frage, die ich dazu gestellt habe, war diejenige ob das Heer noch in der Lage gewesen wäre sich in den Winter zu retten, wenn mit einer deutlichen Abnahme der Intensität der Offensiven bis hin zu deren Einstellung zu rechnen gewesen wäre, um ggf. noch einen diplomatischen Coup versuchen zu können (ob der funktioniert hätte, ist Spekulatius).
Die Annahme, dass in Flandern 1918 nicht mehr viel ging, die Offensive auslief und wegen der Bodenverhältnisse vor dem frühjahr wahrscheinlich nicht wieder aufgenommen werden konnte, deckt sich mit Ludendorffs Einschätzung und wie weit die Entennte in sachen Lothringen 1918 noch zu gehen bereit gewesen wäre, wissen wir nicht.
Allerings hätte im Fall, dass das Territorium zwischen Maas und Mosel hätte aufgegeben werdenn müssen auch hier die Möglichkeit bestanden, die Bahnanlgen vor dem eigenen Rückzug gründlich zu sabotieren und jede raumgreifende Offensivbemühung der Entente dadurch erstmal auszubremsen, zumal wie gesagt Schnee und Eis im Winter der Entente da sicherlich nicht zum Vorteil gereicht hätten, wenn es um weitere Vorstöße ging.
Du kannst gerne anderer Meinung sein und meine Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung der Intensität weiterer Angriffe, ihrer Folgen und der Widerstandskraft des deutschen Heeres für zu optimistisch halten.
Allerdings völlig abwegige Phantasterei ist das mMn nicht.