Turgot
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Ach, der russische Militärattaché hatte eine Glaskugel, die ihn schon vorab informierte wie der Krieg ausgehen würde?
Man unterhielt vielleicht Kontakt zur serbischen Generaltiät und kannte deren Absichten und die Möglichkeit eines Rückzugs nach Süden.
Du solltest die Enge der Zusammenarbeit zwischen Serben und Russen nicht kleinreden. Serbien war Russlands Vorposten auf dem Balkan und Serbien benötigte Russland; ansonsten hätte es gegenüber Wien nachgeben müssen.
Ja, gegen eine österreichische Armee, die völlig kopflos versuchte einen Offensivplan auszuführen, der dadurch vollokmmen durcheinander gekommen war, das vor Beginn auf einmal Truppen in richtung russische Grenze umdisponiert werden mussten, weswegen die Schwerpunktbildung nicht mehr funktionierte und die Lücken zwischen den vorstoßenden Truppenkörpern zu groß wurden, so das die Kooperation nicht mehr hinhaute wie dir bekannt ist.
Wie wäre das aber ausgegangen, hätten keine Truppen nach Norden umdisponiert werden müssen und hätten die Österreicher tatsächlich mit allem, was sie hatten losschlagen können?
Du kommst vom Thema ab. Und darüber hatten wir das schon mehrfach durchgekaut. Das Eisenbahnbüro der Österreicher hatte schlicht versagt, da es die Anweisungen von Conrad, siehe oben, hast du das eigentlich gelesen?, nicht ausgführt hatte. Und Potiorek hatte sich nicht gertade sonderlich geschickt angestellt. Die Ursachen sind vielfältiger Natur und können nicht mit ein paar ätzenden Bemerkung abgebügelt werden.
Ja, aber nur weil Russland qua Mobilisierung dafür gesort hatte, dass es einen weiteren Schauplatz gab, auf dem Soldaten benötigt wurden.
Hätte es das nicht getan, wäre das Zeitfenster größer gewesen.
Ja, aber Russland duldete nicht, das Österreich-Ungarn seine "Strafexpedition" nach Belgrad durchführt. Es ging den Russen gar nicht um den Mord, das monarchische Prinzip galt nichts mehr, sondern ausschließlich um die Machtfrage auf dem Balkan. Die Früchte der Balkankriege, die Vorherrschaft, sollten unbedingt festgehalten werden.
Ich fasse es nicht; schon wieder dieses Argument. Liest du eigentlich meine Beiträge?In dem Berlin seit dem 27. Juli offensichtlich versuchte einer Konferenzlösung auszuweichen,
Und deshalb hatte London am Wochenende des 25./26.Juli freundlicherweise schon einmal die Flotte in Kriegsbereitschaft versetzt.Turgot schrieb:Am 25.07. schlug Grey eine Konferenz zu Vieren vor. Deutschland stimmte zu und wies darauf hin, das Wien nicht die Absicht hätte, serbisches Territorium zu annektieren.
Am 26.07. kam der nächste Vorschlag von Grey. Diesmal sollte in London unterhandelt und die Konferenz sollte nun auch zu den Konflikt zwischen der Monarchie und Serbien Stellung beziehen. Das die deutsche nun ablehnt, das war klar. Ist es nötig zu erwähnen weshalb?
Und auch bereits am 26.Juli hatte der französische Militärattaché Laguiche von Suchomloninow erfahren, das in den Militärbezirken Moskau, Kasan, Odessa und Kiew die Mobilmachung schon angelaufen sei. In Warschau, Wilna und petersburg gehe man geheim vor, um Deutschland nicht misstrauisch zu machen. Damit hatte man in gesamten europäischen Teil Russlands den verdeckten Beginn der Kriegsvorbereitung begonnen. Zugleich hatte man die Ostsee- und Schwarzmeerflotte mobil gemacht. Und es darauf hingewiesen, das der russische Plan XIX ausdrücklich eine teilweise Mobilmachung überhaupt nicht vorsah.
Nach Lage der Dinge waren zu diesem Zeitpunkt die Würfel für den Krieg bereits gefallen.
So sah das auch General Dororolski, als er feststellt, "Der Krieg war bereits beschlossene Sache und die ganze Flut von Telegrammen zwischen den Regierungen Russlands und Deutschlands stellte nur eine mis es scene eines historischen Dramas dar. (1) Eine überdeutliche Auskunft.
Unten findest du die Quelle; obwohl du selbst eigentlich nie Quellen für deine Thesen lieferst. Und wenn der Faden dann ma gelöscht wird, ist es auch sehr schade, um die ganze Arbeit des Heraussuchens.
Am 28.Juli trat Wilhelm II. mit Zar Nikolaus II. in Kontakt. Im Zuge dieser Kommunikation hatte der Zar gegenüber den deutschen Kaiser, wohl aus Sorg- und Achtlosigkeit, darüber aufgeklärt, das man in Russland schon seit dem 25.07.in Sachen Mobilmachung aktiv sei. Ich habe aber jetzt nicht den Nerv und die Zeit meine großen Bücherregale nach dem exakten Literaturhinweis durchzukämmen. Die Information von Dobrorolski ist eigentlich schon unmissverständlich genug.
Januschkewitsch hatte aber am 29.07. trotzdem die Stirn den deutschen Militärattaché schlicht die Unwahrheit über den Stand der russischen Vorbereitungen zu sagen; es sei praktisch alles beim Alten. Sasonow arbeitete mit dem Märchen der bewaffneten Neutralität.
Das dieses Ziel langfristig vorhanden war, bedeutet aber nicht, dass es zwangsläufig das russische Handeln im Rahmen der aktuellen Krise diktiert haben muss.
Ganz gwiss nicht langfristig!!So schnell es irgend geht ist wohl treffender. Noch einmal der Hinweis auf dem Büchlein von dem russischen Außenminister Pokrowski, Drei Konferenzen. Die Ziele werden dort unmissverständlich benannt. Das habe ich auch schon mehr als einmal hier im Forum erwähnt gehabt. Da kann gleich der Sinn der Angabe der Quelle gesehen werden.
(1) Dobrorolski, Die Mobilmachung der russischen Armee 1914, S21f
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