GB als uebermaechtige Seemacht hatte 1914 keine Gruende gehabt, sich um Machtkonstellationen und Landarmeen auf dem europäischen Festland Gedanken zu machen.
Wenn es die nicht gehabt hätte, hätte es keinen Grund gegeben auf die Integrität Belgiens und den Erhalt der französischen Großmacht Wert zu legen. Darauf legte London allerdings gesteigerten Wert oder es hätt kaum einen sinnvollen Grund gehabt in den Krieg einzutreten.
von 'übersteigerten Invasionsphantasien o.ä.' kann diesbezueglich keine Rede sein
Vielleicht ließt du einfach nochmal, was ich geschrieben hatte, bzw. bemühst dich darum es inhaltlich zu verstehen?
Willi & Prince v. Buelow glaubten fest an das Hirngespinst einer abgesprochenen Einkesselung DEU's durch GB; U.S.A. und FRA .
Ich weiß nicht wie du da jetzt, was den näheren Zusammenhang der unmittelbaren Vorkriegszeit angeht, darauf kommst v. Bülow irgendeine Relevanz zuzuschreiben.
Bülow war 1909 entlassen worden, Reichskanzler seit dem bis zum Kriegsausbruch war Bethmann-Hollweg. Das der jemals von Einkreisung durch die USA phantasiert hätte, wäre mir neu.
Der Mann hatte wohl bedenken, wegen der britisch-russischen Marinekonvention, deren Existenz als Projekt Grey ihm gegenüber verleugnete, über die man aber eben über den Spion Benno v. Siebert in der Londoner Botschaft des Zarenreiches in Berlin durchaus bescheid wusste.
Insofern spielten Befürchtungen einer gegen Deutschland gerichteten Einkreisung durch andere Großmächte für das deutsche Verhalten in der Juli-Krise 1914 durchaus eine Rolle.
Aber nicht in Form substanzloser Hirngspinste im Bezug auf die USA, sondern im Bezug auf die europäischen Großmächte und sicherlich nicht zuletzt wegen des durchaus problematischen Betragens Greys, der dadurch, dass er bestritt, was Berlin aus sicherer Quelle bekannt war natürlich bis zu einem gewissen Grad den Eindruck erwecken musste, dass London ein falsches Spiel spielte.
Wie gravierend und wie offensiv das gedacht war, sind wiederrum andere Fragen, die vor allem für die Militärs relevant waren.
Einer Verschwoerung, welche Willi als 'gentleman's agreement' bezeichnete. (Sie stipulierte angeblich, dass im Fall Deutschland oder Österreich, oder sie beide Krieg zwecks Pangermanismus anfangen sollten, die U.S.A. sofort eine Solidarerklärung zugunsten Englands und Frankreichs abgeben, und ihnen mit allen ihren Mitteln zur Seite stehen wuerde.) Ja, war Quatsch, doch Willi liess sich davon beeinflussen
Du übergehst den Umstand, dass das auf Dokumenten beruht, die während des Krieges entstanden sind, nicht vor dem Krieg.
Bei deren Entstehung spielten natürlich Einflüsse von Propaganda eine Rolle, so wie durchaus auch ein Erklärungsbedürfnis der beteiligten Personen, die Schwierigkeiten hatten die Situation zu verstehen (was nachvollziehbar ist, weil sie die internen Überlegungen der anderen beteiliten Seiten nicht kannten).
Das ist im Übrigen auch umgekehrt der Fall.
Man sollte allerdings, fixe Ideen und Vorstellungen, die Akteure während eines laufenden, existenziellen Konflikts entwickeln/aufgreifen nicht mit ihrer Vorstellungswelt vor Eintritt eines solchen Extremereignisses durcheinander werfen.
Prime Minister Asquith und sein Kabinett hegten solche Gedanken jedoch nicht.
Zweifellos taten sie das, ansonsten hätten sie sich für Belgien und Frankreich ja nicht zu interessieren brauchen. Das taten sie, weil sie die Vorstellung von Antwerpen, Brügge und der fanzösischen Kanalküste in deutscher Hand (Tauch-Boot-Problematik und Marinepotential), so wie eine dauerhafte Ausschaltung Frankreichs als eigenständigen Machtfaktor fürchteten
Musings of a quintessential armchair general.
Nun, wenn der "armchair general" in diesem Fall so unrecht hätte, wie erklärst du dann den Umstand, dass sich London auf Anfrage seitens Berlin in eine Erklärung der britischen Neutralität kurz vor Beginn des Konflikts, für den Fall, dass Berlin im Gegenzug garantierte keine agrssiven Handlungen gegen seine westlichen Nachbarn zu betreiben, nicht einlassen wollte?
Wäre es London hier vor allem um die eigenen Garantiepflichten für Belgien und sonst um nichts gegangen, hätte ja nichts dagegen gesprochen Berlin die eigene Neutralität zuzusichern, wenn Deutschland seine westlichen Nachbarn in Ruhe ließe.
Warum also unterließ man es, wenn nicht um den französischen Großmachtsstatus und Frankreich als Gegenspieler Deutschlands auf dem europäischen Festland zu stützen?
Warum stützte man diesen Akteur, wenn man aus territorialen Zugewinnen Deutschlands in Westeuropa keine Gefahr für die eigene Position und die eigenen Interessen sah?
Und wenn man Frankreich auch diesem Grund stützte, welche Gründe hätte es dann gegen können, zuzulassen, dass Deutschland und Österreich-Ungarn im Osten Russland militärisch besiegen würden, ohne die Garantie zu haben, dass sich beide danach nicht gegen Frankreich wenden würden?
Der "armchair general" hätte hierauf gerne ein paar plausible Antworten.
