Katharina die Große als Autorin - Der Betrüger

Nur brainstorming:

Falls žerston auf einen französischen Namen anspielen sollte, wäre das am ehesten unter gerston mit g zu finden.

von жерстонъ lässt sich стонъ trennen, was damals die Schreibweise für Stöhnen, Gejammer war, wie z.B. in der inoffiziellen Landeshymne ab 1791 Grom Pobedy, Rasdawaisja! – Wikipedia ! in der vierten Strophe:
Стонъ Синила раздается = "Ismails Stöhnen ist zu hören" (Anspielung auf die Erstürmung der Festung Ismail)
Der ganze Text in der englischen Wiki : Let the Thunder of Victory Rumble! (anthem) - Wikipedia

Am Rande bemerkt: es gibt Leute die den Namen Balsamo mit Ba‘al Schem – Wikipedia in Verbindung bringen. Falk wurde als der Ba’al Schem von London bezeichnet.
Ist Cagliostro=Balsamo=Ba'al Shem=Falk ein Gedankengang, den Katharina machen konnte?
 
Eigentlich muss es Kalifalkžerston - ž statt sh - lauten:
Калифалкжерстонъ. Имя мое повсюду гремитъ.
Obwohl das korrekt ist, haben die zeitnahen deutschsprachigen Quellen den kuriosen Namen mit sh geschrieben:
(...) In dem ersten ist Cagliostro unter dem Namen Kalifalksherston nach dem Leben geschildert. (...)
1787 (Fußnote 2 der Vorrede von Fr. Nicolai) https://www.v-kleist.com/ec/gleim/vd_Recke_Cagliostro.pdf
 
Ich hatte den Namen bislang als Kalifalks-Herston gelesen (außer bei meinem "Versuch" - der kein ernstgemeinter war - ihn arabisch herzuleiten: Kalif al-Ksherston). Deswegen der Hinweis, dass es sich bei dem -sh- eigentlich um ein ж handelt, Transkription ž.
 
Apropos Begriff „Kalifalksherston“.

Ich vermute, dies ist ein Modewort der damaligen Zeit.
Ich finde dieses Wort im Text von Friedrich Nicolai bei einer Übergabe eines Werkes „An Ihro Durchlauchten die regierende Herzoginn von Curland und Semgallen“.

Dieser Begriff „Kalifalksherston“ taucht da in der Fußnote 2 der Vorrede auf.

„... Wenn es eines Beweises bedürfte, das Katharina die Große eine erklärte Feindinn der Schwärmerey ist, so könnten zwey Lustspiele von Ihrer Meisterhand: Der Betrüger und der Verblendete, davon zeugen. In dem ersten ist Cagliostro unter dem Namen Kalifalksherston nach dem Leben geschildert...“.

Leider finde ich im Netz zu diesen Begriff keine Erläuterung dazu.

Ich erkläre mir deshalb diesen Begriff so:
  • Cagliostro ist wohl wie ich gelesen habe in Palermo im Stadtviertel Kalsa der Innenstadt geboren. Ein arabisches Viertel. Kalsa zu Deutsch -> „Die Auserwählte“.
  • Sherston. Hier war meine Vermutung dass dies irgendetwas mit der englischen Stadt Sherston zu tun haben muss/sollte.
 
Apropos Begriff „Kalifalksherston“.

Ich vermute, dies ist ein Modewort der damaligen Zeit.
Ich finde dieses Wort im Text von Friedrich Nicolai bei einer Übergabe eines Werkes „An Ihro Durchlauchten die regierende Herzoginn von Curland und Semgallen“.

Dieser Begriff „Kalifalksherston“ taucht da in der Fußnote 2 der Vorrede auf.

„... Wenn es eines Beweises bedürfte, das Katharina die Große eine erklärte Feindinn der Schwärmerey ist, so könnten zwey Lustspiele von Ihrer Meisterhand: Der Betrüger und der Verblendete, davon zeugen. In dem ersten ist Cagliostro unter dem Namen Kalifalksherston nach dem Leben geschildert...“.

Leider finde ich im Netz zu diesen Begriff keine Erläuterung dazu.

Ich erkläre mir deshalb diesen Begriff so:
  • Cagliostro ist wohl wie ich gelesen habe in Palermo im Stadtviertel Kalsa der Innenstadt geboren. Ein arabisches Viertel. Kalsa zu Deutsch -> „Die Auserwählte“.
  • Sherston. Hier war meine Vermutung dass dies irgendetwas mit der englischen Stadt Sherston zu tun haben muss/sollte.
Nun, wenn dies unbedeutende brit. Städtchen eine Rolle gespielt hätte, hätte Katharina statt ж wohl ш gewählt.ebensowenig wird sich die Zarin für palermitanische Stadtviertel interessiert haben.
 
Mit dem Schweizer Arzt Johann Georg Zimmermann korrespondierte Katharina auf Französisch. In einem der Briefe schreibt sie den Namen der Hauptfigur ihres Stückes als Kalifalkgerston.
Das Ger in Gerston dürfte dasselbe Ger wie in Germain sein.
Ich vermute darum in -gerston eine Anspielungen auf den bereits weiter oben von @Mashenka erwähnten Grafen von Saint Germain Graf von Saint Germain – Wikipedia .

Zur Editionsgeschichte:

Обманщик (der Betrüger) wurde 1785 anonym veröffentlicht und im selben Jahr unter dem Namen "L'Imposteur" durch Cazié ins Französische übersetzt. In einem Brief an Friedrich Melchior Grimm vom 3. April 1785 beklagt sich Katharina über die schlechte Übersetzung und nannte ihr Stück dort "Le Trompeur".

Hartwig Ludwig Christian Bacmeister – Wikipedia in "Kenntniß des gegenwärtigen Zustandes der Literatur in Rußland" bemerkte 1786, dass das Stück an Neujahr auf russisch, am 12. Februar erstmals auf deutsch und bereits in Hamburg aufgeführt wurde und großen Beifall bekam. Digitalisat

In einem Brief an Grimm schrieb Katharina: „Zimmerman ist verrückt nach „Der Betrüger“, ich vermute, dass er dieses Stück in Hamburg aufführen ließ.“
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit dem Schweizer Arzt Johann Georg Zimmermann korrespondierte Katharina auf Französisch. In einem der Briefe schreibt sie den Namen der Hauptfigur ihres Stückes als Kalifalkgerston.
Das Ger in Gerston dürfte dasselbe Ger wie in Germain sein.
das ist eine wohl plausible Möglichkeit. (Klingklanglich fände ich Garcon näher als Germain)

was mir noch durch den Kopf schwirrt: dass russische hat Probleme mit dem H - Heinrich Heine wird zu "Genrich Gäine" :) von da aus gesehen, wäre vielleicht auch Kalifalks-H/Gerston denkbar? Mir ist die Silbentrennung bei dem wunderlichen Namen nicht klar.
 
und welche angenommenen persönlichen Gründe könnten das sein?
- kein Ghostwriter zur Hand?
- ihr fiel gerade nichts ein?
- andere Hobbies drängten ihre literarischen Ambitionen in den Hintergrund?

ich vermute, dass auch das eine Annahme ist?
Mich verwundert, dass gemutmaßte machtpolitische Gründe zu einer plötzlichen literarischen Schaffenswut (gleich drei Komödien) geführt haben sollen - oder sollte man annehmen, die Zarin habe quasi heimlich im Kämmerlein geschrieben und ihre Werke ein paar Jahre ruhen lassen oder zurückgehalten, aufgrund machtpolitischer Erwägungen, denn Hobbyliteratentum ist ein ganz brisanter machtpolitischer Bereich?

Literarische, musikalische, bildnerische Ambitionen und Talente sind unter den großen Herrschern/innen relativ rar gesät, und nach meiner Kenntnis waren sie auch nie das Hauptanliegen solcher nebenbei, hobbymäßig künstlerisch begabter/ambitionierter Herrscher/innen. Die schöngeistige Produktivität scheint mir bei diesen im Bereich der Steckenpferde gelagert zu sein.


:D :D :D Häuptling der Buhmänner - herrlich.
welche angenommenen persönlichen Gründe könnten das sein?
... es wäre zu offensichtlich gewesen, daß sie es deshalb getan hätte, weil ihr Favorit Grigori Alexandrowitsch Potjomkin mehr als nur ein Auge auf die Frau von Giuseppe Balsamo …: die jene Person, die sich seit 1777 Alessandro Cagliostro nannte, begleitete …: geworfen hatte …: das heißt …: zu jener Zeit hätten eben noch keine machtpolitischen Überlegungen eine Rolle gespielt, die dann aber ...: ab 1786 ...: nicht nur für jene Katharina von erstrangigem Interesse wurden. …: wenn Sie diesen Faden richtig aufnähmen und konsequent verfolgten …: kämen Sie in die Periode des Geschichtsprozessen, die man Jetztzeit nennt. …: _aber_ …: Es handelt sich hier erstens nicht um einen Thread, den ich eröffnet habe, und zweitens wäre die Komplexität …: die im Fokus meines Interesses steht und in der dem Fall Cagliostro lediglich die Rolle eines exemplarischen Beispiels zukommt …: threadmäßig nicht zu packen.
 
wie Goethe das erzählt, lässt sich hier nachlesen: Italienische Reise (Palermo den 13. und 14 April 1787, italienische Reise)
ZITAT_wie Goethe das erzählt [_Daß im April des Jahres 1787 Herr Goethe Palermo im politischen Auftrag besuchte_], lässt sich hier nachlesen: Italienische Reise (Palermo den 13. und 14 April 1787, italienische Reise)_ZITATENDE

… nein …: in _dem_ Text, der in der Italienischen Reise mit : "Palermo, den 13. und 14. April" [_1787_] betitelt ist, schimmert das nicht auf ...: in _diesem_ Text schimmert etwas andres auf, das etwas andres vermuten läßt, das mit jenem aber, das gegen Ende des sizilianischen Teils der Italienischen Reise "aufschimmert" ...: _vermutungstechnisch_ ...: kommensurable wäre ;) ...: ohne dieses und jenes Vermutete aber zu weiterer Überlegung zu verwenden, da das zu dünn wäre ...: man behält es besser nur im Hinterkopf :)
 
Ergänzend zur Editionsgeschichte des "Betrügers":

Es könnte sogar sein, dass eine deutschsprachige Fassung bereits im Frühjahr 1785 vorlag, denn Katharina schreibt in ihrem Brief vom 15. April 1785, dass sie am selben Tag einen Brief von Zimmermann erhalten habe, in dem er schrieb, dass es ihm vor lauter Lachen über den "Betrüger" das Zwerchfell verdreht habe. Es ist mir allerdings nicht ganz klar, ob er das Stück auf Deutsch gelesen oder es sich nur auf Deutsch vorgestellt hatte.
J'ai reçu ce matin une lettre de votre confrère, l'académicien Zimmermann, qui me dit que cette comédie en allemand a pensé lui faire crêver le diaphragme à force de rire, surtout les schü, schü, schü etc.
(aus obigem Link Scan 431)
 
Wie wahr!

Es darf daher getrost, was auch von allen, deren Sinne, weil sie unter Sternen, die, wie der Dichter sagt: „dörren, statt zu leuchten“, geboren sind, vertrocknet sind, behauptet wird, enthauptet werden, daß hier einem sozumaßen und im Sinne der Zeit, dieselbe im Negativen als Hydra gesehen, hydratherapeutischen Moment ersten Ranges – immer angesichts dessen, daß, wie oben, keine mit Rosenfingern den springenden Punkt ihrer schlechthin unvoreingenommenen Hoffnung auf eine, sagen wir, schwansinnige oder wesentielle Erweiterung des natürlichen Stoffgebietes zusamt mit der Freiheit des Individuums vor dem Gesetz ihrer Volksseele zu verraten sich zu entbrechen den Mut, was sage ich, die Verruchtheit haben wird, einem Moment, wie ihm in Handel, Wandel, Kunst und Wissenschaft allüberall dieselbe Erscheinung, dieselbe Frequenz den Arm bieten, und welches bei allem, ja vielleicht gerade trotz allem, als ein mehr oder minder modulationsfähiger Ausdruck einer ganz bestimmten und im weitesten Verfolge excösen Weltauffasserraumwortkindundkunstanschauung kaum mehr zu unterschlagen versucht werden zu wollen vermag – gegenübergestanden und beigewohnt werden zu dürfen gelten lassen zu müssen sein möchte.

(Lic. Dr. Jeremias Müller)
... deshalb verwende ich gewisse Satzkonstruktionen ;)
 
Ergänzend zur Editionsgeschichte des "Betrügers":

Es könnte sogar sein, dass eine deutschsprachige Fassung bereits im Frühjahr 1785 vorlag, denn Katharina schreibt in ihrem Brief vom 15. April 1785, dass sie am selben Tag einen Brief von Zimmermann erhalten habe, in dem er schrieb, dass es ihm vor lauter Lachen über den "Betrüger" das Zwerchfell verdreht habe. Es ist mir allerdings nicht ganz klar, ob er das Stück auf Deutsch gelesen oder es sich nur auf Deutsch vorgestellt hatte.

(aus obigem Link Scan 431)
... _nur_ ...: daß es von jener Katharina stammt, ist nicht anzunehmen ...: da sie andernfalls darauf hingewiesen hätte, als sie ihren "Betrüger" schrieb.
 
... ist ein alter italienischer Familienname ...: einige aus dieser Familie gingen nach Sizilien ...: _beispielsweise_ ...: In Palermo gibt es einen Palast, der Palazzo Conte Federico heißt und von Gaspare Federico e Balsamo, Graf von San Giorgio ...: zusammen mit den Grafen Federico ...: Mitte des 17. Jahrhunderts erworben wurde [_siehe bspw. : Palazzo Conte Federico - Wikipedia _]. …: das ...: _könnte_ …: deshalb von Interesse sein, da jenes Haus, das als Geburtshaus von Giuseppe Balsamo angenommen wird, kaum 50 Meter von diesem Palazzo entfernt liegt …: dort hatte Herr Goethe aber nie gesucht, sondern er hielt sich nur an das, was man ihm zeigte und wo die Begegnung mit den Angehörigen von jenem Giuseppe stattfand …: in der Via Terra delle Mosche …: diese Straße erwähnt Herr Goethe selbst aber nicht …: wie er überhaupt dann weder Topographisches noch Personales erwähnt ...: _könnte_ ...: das Fragen aufwerfen.

...: im übrigen ...: es gibt keinen Beleg dafür, daß Cagliostro Jude gewesen wäre. ...: _hingegen_ ...: Es gibt X Belege dafür, daß der palermitanische Giuseppe Balsamo nicht mit jener Person identisch ist, die sich seit dem Jahre 1777 Alessandro Cagliostro oder Conte di Cagliostro nannte.
 
Zuletzt bearbeitet:
…: das heißt …: zu jener Zeit hätten eben noch keine machtpolitischen Überlegungen eine Rolle gespielt, die dann aber ...: ab 1786 ...: nicht nur für jene Katharina von erstrangigem Interesse wurden.
...zweimal hatte ich nach den angenommenen (!), also wohl (nur) gemutmaßten Gründen der Zarin gefragt - mit dieser scheinbaren Antwort kann ich nichts anfangen, denn die Gründe werden schlichtweg nicht genannt.
wenn Sie diesen Faden richtig aufnähmen und konsequent verfolgten …: kämen Sie in die Periode des Geschichtsprozessen, die man Jetztzeit nennt.
... bin ich schlicht zu geistesträge, um darin einen tieferen & erklärenden & vehement faktenbasierten Sinn zu erkennen, oder ist das einfach nur nebulöse Wortdrechselei? Ich tendiere stark zu letzterem.
 
das ist eine wohl plausible Möglichkeit. (Klingklanglich fände ich Garcon näher als Germain)

was mir noch durch den Kopf schwirrt: dass russische hat Probleme mit dem H - Heinrich Heine wird zu "Genrich Gäine" :) von da aus gesehen, wäre vielleicht auch Kalifalks-H/Gerston denkbar? Mir ist die Silbentrennung bei dem wunderlichen Namen nicht klar.

Das hat doch @El Quijote schon klargestellt:

Eigentlich muss es Kalifalkžerston - ž statt sh - lauten:


Калифалкжерстонъ.

Der Laut ž (gesprochen wie das g in Germain), im Russischen ein Buchstabe (ж) lässt sich nicht zerlegen. Der Name Калифалкжерстонъ enthält weder ein g noch ein h.
 
also müsste das sh in den Übersetzungen spätes 18.Jh. der Versuch sein, das russische weiche "sch" zu transkribieren und für Silbentrennung käme Kalifalk-"sch"erston in Frage
 
Das ist Morgenstern, oder?

... und bezieht sich u. a. auf dieses Gedicht:

1737832970000.png



Hier hat Morgenstern auf überflüssige Buchstaben und überhaupt jegliches inhaltsloses Blabla verzichtet, das ist nicht nur leserfreundlich, sondern lässt die Klarheit des Gedankens nicht zuletzt in ästhetisch überzeugender Weise sichtbar werden.

In diesem Sinne:

…: …: _ _ …: _ _ …: — …: [_ _] …: — …: …: _ _ …: _ _ …:
 
Cagliostro ist wohl wie ich gelesen habe in Palermo im Stadtviertel Kalsa
... _amüsant_ …: Sie stellen Ihre Überlegungen bezogen auf einen Sachverhalt, der seine Einbettung im 18. Jahrhundert findet, aus heutiger Perspektiv-Möglichkeit an. ...: das bedeutet auch …: Katharina II. konnte damals nicht wissen, was Sie zu wissen glauben ...: Giuseppe Balsamo wurde in der Albergheria, nicht in der Kalsa geboren. ...: _Hinweis_ ...:

Wer etwas über das Leben und die Lebensbedingungen in Palermo im 18. Jahrhundert erfahren will, kommt an Giuseppe Pitrè nicht vorbei : La vita in Palermo cento è più anni fa, Ed. Reber, Palermo, 1904. …: und falls jemand jenes objektivieren will, was Herr Goethe bezüglich seines Aufenthalts in Palermo so alles erzählt …: _also_ …: ob das mit den Fakten in Einklang gebracht werden kann …: der kommt ebenso an Giuseppe Pitrès Bemerkungen dazu nicht vorbei : Goethe in Palermo nella primavera del 1787, Sellerio editore, Palermo, 1999 …: es handelt sich dabei um einen Essay, der 1907 unter folgendem Titel veröffentlicht wurde : Il viaggio di Goethe a Palermo nella primavera del 1787, Atti della R. Accademia di Scienze, lettere ed arti, Serie 3.a, volume VIII, Palermo.
 
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