552-was wurde aus den Ostgoten?

Zu der oben gestellten Frage gibt es einen ganz ausgezeichneten Text der keine Fragen offen lässt:
Ludwig Schmidt: Die letzten Ostgoten
Mitteilungen der Preuss. Akad. d. Wjssenschaften -
Phil.-hist. Klasse 10, 1943 S. 1 - 15

Dein Hinweis macht diese Quelle noch einmal deutlich. Ich hatte mich zwar am 15.09.06 auch bereits schon einmal darauf bezogen, sie aber nicht unterstrichen. Zu bekommen ist der Aufsatz in jeder Landesbibliothek. Die Möglichkeiten des Verbleibens, die L. Schmidt anhand der div. Quellen aufzeigt, sind hier weitgehend bereits angesprochen worden. Auch die sprachlichen Aspekte kommen bei ihm nicht zu kurz.

Allerdings gibt es auch bei L. Schmidt Passagen, in denen er sich einseitig äußert bzw. nicht an Grundlagen denkt, die zu gewissen Entscheidungen geführt haben. Keinesfalls stellt sich Narses „mit rasch zusammengezogenen Truppen“ König Teja entgegen. Diese Truppen hatte bereits Germanus zusammengezogen und Narses hatte sie vor der Schlacht von Taginae drillen lassen. Er führte sie gezielt nach Cumae, wo der größte Teil des gotischen Königsschatzes lag. Wohl wissend, was es mit dem Königsheil auf sich hatte, das den Germanen so wichtig war und dass dazu eben auch der Besitz dieses Schatzes inkl. der Königsinsignien gehörte. Demzufolge war es auch kein persönliches Interesse Tejas daran, sondern Voraussetzung seines Königtums. Z. B. die Erwartungshaltung seiner Goten in dieser Hinsicht und in Hinsicht auf die Rache für die verlorene Schlacht und die Verschleppung des Volkes, indem er mit der Tötung der Geiseln ein blutiges Zeichen setzte, führten zu eben diesen Entscheidungen, denen L. Schmidt nicht auf den Grund geht. Für falsch halte ich auch die Schlussfolgerung, dass Teja die Münzen mit dem Bildnis des Anastasius prägen ließ, um nicht alle Brücken zum Kaiser abzubrechen. Ich deute es eher als Hinweis auf die Entsendung Theoderichs durch Byzanz nach Italien, auf den legitimen Auftrag. Die Prägung wäre also mehr als Vorwurf, adressiert an Justinian, zu betrachten.

Interessant auch L. Schmidts Einstellung, der Einordnung des Ragnaris (Befehlshaber von Tarent) als Hunnen durch Agathias Zustimmung zu geben, was damit Prokops Aussage, es handele sich um einen Goten, zuwider läuft. Sein Fazit: zu einem Hunnen passt ein hinterlistiger Charakter besser.

Im Großen und Ganzen handelt es sich aber um aussagefähige 15 Seiten.

 
Die Ostgoten haben bei der Entstehung der Bayern mitgewirkt, wahrscheinlich waren sie hierbei sogar das stärkste Element. Nachlesen kann man das genau in meinem Buch, was ich hier leider nicht mehr erwähnen darf.))
 
Na ich versuchs mal in groben Zügen:
Bayern wurde 536 glaub ich von Witiges an die Franken friedlich abgetreten, um die Franken für den Kampf gegen die Oströmer zu gewinnen. Das Ostgotenreich war zu diesem Zeitpunkt bereits arg in Bedrängnis. Zu diesem Zeitpunkt dürften in Bayern vor allem ostgotische Truppen mit ihren Familien stationiert gewesen sein.
Das Altbayrische weist eine große Anzahl von Wörtern auf, die aus dem Griechischen stammen und somit nur über die Ostgoten ins Bayrische gelangt sein können. Auch weitere sprachliche Übereinstimmungen bestehen.
Bei Ausgrabungen wurde festgestellt, dass eine Reihe von Gebäuden auf das östliche Christentum hinweist und damit auch auf die Ostgoten.
Die bayrische Stammessage ist zu großen Teilen mit der Theoderichsage identisch. Die ostgotische und rugische Sage (Dietrichepik, Wielandsage) ist durch die Bayern überliefert.
Bei Ausgrabungen konnten zahlreiche Gräber den Ostgoten zugeordnet werden.
Gemäß Procop erklärten die Überlebenden der Schlacht nach dem Tode Tejas, sie würden aus Italien auswandern, um mit anderen Germanen zusammen zu leben.
Die Franken kämpften dann noch gemeinsam mit den Ostgoten in Italien weiter, bis sie sich über die Alpen zurückziehen mussten.
 
Na ich versuchs mal in groben Zügen:
Bayern wurde 536 glaub ich von Witiges an die Franken friedlich abgetreten, um die Franken für den Kampf gegen die Oströmer zu gewinnen. Das Ostgotenreich war zu diesem Zeitpunkt bereits arg in Bedrängnis. Zu diesem Zeitpunkt dürften in Bayern vor allem ostgotische Truppen mit ihren Familien stationiert gewesen sein.
Das Altbayrische weist eine große Anzahl von Wörtern auf, die aus dem Griechischen stammen und somit nur über die Ostgoten ins Bayrische gelangt sein können. Auch weitere sprachliche Übereinstimmungen bestehen.
Bei Ausgrabungen wurde festgestellt, dass eine Reihe von Gebäuden auf das östliche Christentum hinweist und damit auch auf die Ostgoten.
Die bayrische Stammessage ist zu großen Teilen mit der Theoderichsage identisch. Die ostgotische und rugische Sage (Dietrichepik, Wielandsage) ist durch die Bayern überliefert.
Bei Ausgrabungen konnten zahlreiche Gräber den Ostgoten zugeordnet werden.
Gemäß Procop erklärten die Überlebenden der Schlacht nach dem Tode Tejas, sie würden aus Italien auswandern, um mit anderen Germanen zusammen zu leben.
Die Franken kämpften dann noch gemeinsam mit den Ostgoten in Italien weiter, bis sie sich über die Alpen zurückziehen mussten.



Zur Herkunft der Bajuwaren empfehle ich neben "Wiki" folgenden Link:

www.die-bajuwaren.de/Entstehungsgeschichte.html

Findelkinder der Völkerwanderung werden sie in der Literatur genannt.
Zu den Sprachresten steht so Einiges in Ludwig Schmidts "Die letzten Ostgoten".

Mit den Grabfunden hast Du natürlich Recht, aber die Ostgoten waren nun mal nur ein gewisser Anteil der Mischung "Bayern".
 
Ostrogothen und Baiern

Zu dem fraglichen Thema habe ich mir erlaubt, Haetius einen kleinen Hinweis zu geben. Aber vielleicht interessiert's ja auch sonstwen. Also:
Thread "Name der Schwaben" Beitrag 24
gez.
Boiorix
 
@Ostrogotha
Hab ja auch geschrieben mitgewirkt. Natürlich gab es auch noch andere Bevölkerungsteile. Stichwort Schmelztiegel Bayern)) Das ostgotische Element scheint aber stark gewesen zu sein.
Im Übrigen kann ich nur noch einmal auf mein Buch verweisen.))
 
Zuletzt bearbeitet:
Dein Hinweis macht diese Quelle noch einmal deutlich. Ich hatte mich zwar am 15.09.06 auch bereits schon einmal darauf bezogen, sie aber nicht unterstrichen. Zu bekommen ist der Aufsatz in jeder Landesbibliothek. Die Möglichkeiten des Verbleibens, die L. Schmidt anhand der div. Quellen aufzeigt, sind hier weitgehend bereits angesprochen worden. Auch die sprachlichen Aspekte kommen bei ihm nicht zu kurz.

Allerdings gibt es auch bei L. Schmidt Passagen, in denen er sich einseitig äußert bzw. nicht an Grundlagen denkt, die zu gewissen Entscheidungen geführt haben. Keinesfalls stellt sich Narses „mit rasch zusammengezogenen Truppen“ König Teja entgegen. Diese Truppen hatte bereits Germanus zusammengezogen und Narses hatte sie vor der Schlacht von Taginae drillen lassen. Er führte sie gezielt nach Cumae, wo der größte Teil des gotischen Königsschatzes lag. Wohl wissend, was es mit dem Königsheil auf sich hatte, das den Germanen so wichtig war und dass dazu eben auch der Besitz dieses Schatzes inkl. der Königsinsignien gehörte. Demzufolge war es auch kein persönliches Interesse Tejas daran, sondern Voraussetzung seines Königtums. Z. B. die Erwartungshaltung seiner Goten in dieser Hinsicht und in Hinsicht auf die Rache für die verlorene Schlacht und die Verschleppung des Volkes, indem er mit der Tötung der Geiseln ein blutiges Zeichen setzte, führten zu eben diesen Entscheidungen, denen L. Schmidt nicht auf den Grund geht. Für falsch halte ich auch die Schlussfolgerung, dass Teja die Münzen mit dem Bildnis des Anastasius prägen ließ, um nicht alle Brücken zum Kaiser abzubrechen. Ich deute es eher als Hinweis auf die Entsendung Theoderichs durch Byzanz nach Italien, auf den legitimen Auftrag. Die Prägung wäre also mehr als Vorwurf, adressiert an Justinian, zu betrachten.

Interessant auch L. Schmidts Einstellung, der Einordnung des Ragnaris (Befehlshaber von Tarent) als Hunnen durch Agathias Zustimmung zu geben, was damit Prokops Aussage, es handele sich um einen Goten, zuwider läuft. Sein Fazit: zu einem Hunnen passt ein hinterlistiger Charakter besser.

Im Großen und Ganzen handelt es sich aber um aussagefähige 15 Seiten.


Eine sehr gelungene und zutreffende Korrektur! Den letzten Königen der Ostgoten fehlte ein sehr wichtiger Aspekt germanischen Königtums: Das Königsheil eines Geblütsadels! Witiges war vorher genau wie Totila und Teja ein tüchtiger Graf und Kommandeur von Truppen gewesen, stammte aber nicht aus dem Geschlecht der Amaler (Laut Wolfram war dieses Königsgeschlecht Kristallisationspunkt und Klammer für das gotische Volk gewesen seit dem Hunnensturm). Aufsteiger wie die letzten ostgotischen Könige mussten mehr leisten um ihre Gefolgschaft zu halten, auch sichtbare Zeichen wie der Königsschatz gehören dazu.

Ein Beweis dazu liefert die weitere Geschichte des Königsschatzes nach dem Tode des Teja am Vesuv, als fränkische Truppen, unterstützt von gotischen Kräften den Krieg in Italien fortsetzten: In Cumae bewachte ein Bruder des gefallenen Teja den Königsschatz. Nach der Niederlage kapitulierte er vor Narses und schwenkte in dessen Lager über, womit der Königsschatz verloren war. Bekanntlich blieb Teja der letzte ostgotische König. In einer der Schlachten gegen die Franken spottete Tejas Bruder den Goten unter seinen Gegnern. Voller Häme machte er darauf aufmerksam, dass wenn sie wieder einen eigenen König erheben wollten, dieser den Mantel eines Soldaten tragen müsse.

Während des ganzen 'gotischen Krieges' hatte es sehr oft Überläufer gegeben, wo gotische Kontingente auf die kaiserliche Seite gewechselt waren. Abstammung und Insignien der Macht haben dann umso größere Bedeutung, so fremdartig uns das Heute erscheinen mag.
Tatsächlich hatte Germanicus eine Armee in Dalmatien aufgestellt, starb aber kurz darauf und Narses führte die größte Armee nach Italien, die Byzanz für lange Zeit aufbringen konnte. Seinem Vorgänger war es zustatten gekommen, das er eine Enkelin Theoderichs des Großen, also eine königliche, gotische Prinzessin geheiratet hatte, was Eindruck unter den 'legitimistisch' gesinnten Goten gemacht hatte, wie der Verfasser der Getica, Jordanis ebenfalls einer ist. Bezeichnend auch, das zu Beginn des Krieges auf dem Balkan die Oströmer nur wenige Erfolge erzielt hatten, nun aber Narses relativ problemlos nach Italien marschieren konnte. Auch hier hatte es Überläufer gegeben, ohne dass ich diesen 'Schwund' überbewertet wissen will. Die Münzen des Teja soll ja ebenfalls beweisen, das die Goten eigentlich im Namen des Kaisers zu Recht sich des Besitzes von Italien erfreuten. Von rein rechtlichem Standpunkt gesehen waren die Ostgoten römische Föderaten mit dem Status von Reichsangehörigen mit dem Recht sich selbst zu verwalten und zu regieren. Aus diesem Status heraus hatten sie eine besondere Rechtsstellung mit Privilegien innerhalb des römischen Reiches. Sie selbst galten nicht länger als fremde Barbaren, sondern seit über 100 Jahren als Angehörige des römischen Imperiums! Der gotische Krieg trägt aus diesem Blickwinkel viele Anzeichen einer innerrömischen Auseinandersetzung. Ganz fraglos war zumindest die gotische Oberschicht sehr stark romanisiert worden, was es erleichterte die Seiten zu wechseln.

Indem Teja die Geiseln tötete, setzte er bewusst auf das einfache gotische Volk und wollte es zu zusätzlichem Widerstand aufstacheln. Trug der gotische Krieg Anfangs einige Anzeichen eines 'innerrömischen' Konfliktes, war er mittlerweile für die Ostgoten zu einem Kampf um die eigenen Privilegien und schließlich ihre nationale Identität geworden! Abzulesen an der zunehmenden Brutalität und Härte der Kämpfe, sowie der Behandlung der Einwohner Italiens. Die Angreifer waren schon lange dazu übergegangen unterworfene gotische Volksteile (auch Überläufer) aus Italien zu deportieren (etwa nach Kleinasien oder Ägypten, Belisar selbst führte gotische und vandalische Truppen später gegen die Sassaniden!).

Der Krieg hatte nicht als Volkskrieg begonnen, aber er endete als solcher und die unterliegenden Ostgoten verschwanden als Volk aus der Geschichte. Ganz ohne Zweifel hatte sich der oströmische Kaiser Justinian nach dem schnellen und durchgreifenden Erfolg gegen die Vandalen in Afrika einen ähnlichen Sieg in Italien vorgestellt! Unter gotischer Herrschaft war Italien zuvor wieder zu einer prosperierenden und reichsten Provinz des ehemaligen Weströmischen Reiches erblüht. Groß genug, dass der Königsschatz von Theoderich dem Großen es seiner Tochter Amalaswintha ermöglichte für ihre geplante Flucht 533 wegen innergotischer Opposition mit einem Schnellsegler 400 Zentner Gold aus dem Staatsschatz für ihr geplantes Asyl bei Kaiser Justinian nach Durazzo vorauszuschicken! Das entsprach laut Wolfram („Die Goten, von den Anfängen bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts“ 4.Auflage S 336) ungefähr dem doppelten Jahresbudget, den das Weströmische Reich einst pro Jahr etwa abgeworfen hatte! Als Amalaswintha die innenpolitische Krise wieder gemeistert hatte, holte sie das Gold wieder nach Italien zurück. Das Ende sollte anders sein als Justinian erwartet hatte: Italien war schwer geschädigt, die Verwüstungen nachhaltig und markierten dort den Übergang zum Mittelalter mit Bevölkerungsrückgang und erheblichen Zerstörungen. Justinian und seine Nachfolger waren nicht mehr imstande in Italien eine funktionierende, sich selbst tragende Verwaltung und Finanzierung aufzubauen, obwohl sich die Goten vorher eines funktionstüchtigen römischen Staatsapparats bedient hatten. Nur zu bald fielen schließlich die Langobarden in Italien ein und füllten das dort hinterlassene Machtvakuum auf und drängten den kaiserlichen Einfluss nach Süditalien und in die Romagna zurück. Der Untergang der Goten in Italien war auch das Ende der Antike in Italien!
 
Im Oktober 552 verlor der letzte Ostgoten-König Teja die letzte Schlacht seines Volkes - zwischen Salerno und Neapel - gegen den kaiserlichen Feldherrn Narses. Nachts erschienen einige seiner Hauptleute vor Narses und sagten ihm: die gotischen Männer sähen ein, daß gegen den Willen Gottes fürder zu streiten nutzlos sei, sie verschmähten die Flucht, sie verlangten freien Abzug aus Italien, um nicht als Knechte des Kaisers, sondern als freie Männer in irgendeinem fremden Lande zu leben. Endlich solle es ihnen gestattet sein, ihre Habe mit sich zu nehmen, welche sie in verschiedenen Städten niedergelegt hätten. Narses schwankte, aber der General Johannes, welcher die Festigkeit der Goten aus hundert Schlachten kannte, riet ihm, das Anerbieten todesentschlossener Helden anzunehmen. Während man den Vertrag abschloß, rückten tausend Goten, jede Bedingung als unehrenvoll verschmähend, aus dem Lager, und die ihrer Verzweiflung ausweichenden Griechen gaben ihrem Abzuge Raum. Die kleine Minderheit freier Goten entzog sich dem Zugriff des kaiserlichen Heeres. Der tapfere Indulf führte sie, bis sie glücklich nach Pavia gelangten, konnte aber das ostgotische Königtum nicht mehr erneuern. Die übrigen gelobten durch feierlichen Schwur, den Vertrag erfüllen (und Italien verlassen) zu wollen. Sie unterwarfen sich dem kaiserlichen Feldherrn, der sie auf ihre Güter entließ, sofern sie treue Untertanen des Kaisers zu werden versprachen. Verschiedene Stadtkommandanten leisteten noch ein paar Jahre Widerstand gegen Narses, bis sie sich teils den kaiserlichen Truppen unterwarfen, teils zu den Franken flohen. Im Jahr 555 gab die letzte gotische Einheit nördlich von Salerno auf. Die ostgotische Geschichte war damit im Grunde zu Ende – die letzten Ostgoten gingen wohl ab dem Jahr 568 in den Langobarden auf.

Quellen:
http://gutenberg.spiegel.de/gregorov/stadtrom/rom0263.htm
http://www.mittelalter-genealogie.de/_voelkerwanderung/o/ostgoten.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Teja
 
Um mal die etwas unbekannteren Fakten zu bringen:
Nach dem Tod Tejas und dem Verrat Aligerns setzten die Ostgoten Norditaliens den Kampf gegen Narses unter dem Goten Widin und dem Frankenherzog Aming fort. Narses siegte jedoch auch hier, wobei sich bei den Kämpfen Narses Feldherr Dagistheus besonders auszeichnete. Aming fiel. Widin geriet in Gefangenschaft und wurde nach Byzanz gebracht. Am 20 Juli (wohl 561) wurde Verona erobert. Die Kämpfe waren so heiß, dass man diese als Luftspiegelung sehen konnte. 562 meldete Narses die letzten Ostgotenstädte Brescia und Verona als erobert. Die letzten Ostgoten dürften sich zusammen mit den Franken nach Bayern zurückgezogen haben, wo bereits ein Teil der Ostgoten gesiedelt hatte. Ein Teil verblieb vielleicht noch in den Bergen von Verona. Die sogenannten Zimbern könnten deren Nachfahren sein.
565 fiel der Herulerkönig Sindual von Narses ab und wollte ein Reich am Brenner errichten. Vielleicht wurde er von einem Teil der Ostgoten unterstützt. Sindual unterlag jedoch ebenfalls und wurde 566 von Narses gehenkt.
567 brach in Italien die Pest aus und entvölkerte große Landstriche.
Danach brachen die Langobarden in Italien ein.
 
Ja Horst, leider ist die Antwort letztlich doch nicht so einfach weil die Quellen sich widersprechen! Ich zitiere hier antike Werke:

Prokop schrieb:
"...Narses billigte diese Ansicht und es wurde ausgemacht, die übrig gebliebenen Barbaren sollten mit all ihrer Habe sofort ganz Italien meiden und unter keinen Umständen mehr die Waffen gegen die Römer tragen. Mittlerweile brachen 1000 Goten aus dem Lager hervor und begaben sich nach der Stadt Ticinum und den Ortschaften jenseits des Po, geführt unter anderen von Indulf, dessen ich früher Erwähnung getan habe; die Übrigen beschworen sämtlich den Vertrag..."

Nun vergleiche einmal mit Agathias!

Agathias schrieb:
"..Als Teja, der dem Totila in der Herrschaft über die Goten folgte, mit aller Macht den Krieg gegen die Römer wieder afugenommen und sich dem Narses gegenüber aufgestellt hatte, wurde er aufs Haupt geschlagen und firl selbst in der Schlacht. Die übrig gebliebenen Goten, denen die Römer unablässig zusetzten, machten endlich, da sie durch die beständigen Angriffe hart bedrängt und an einem wasserlosen Ort völlig eingeschlossen waren, mit Narses einen Vertrag dahin, daß sie ihre eigenen Güter bewohnen und dem römischen Kaiser fürderhin untertan sein wollten"

Im Prinzip sind diese beiden Textstellen so etwas wie der Auslöser unserer Diskussion hier.
 
Um an die ursprüngliche Fragestellung wieder anzuknüpfen: Wo blieben die Ostgoten?

Schätzungsweise strömten etwa 100 000 Ostgoten mit Theoderich nach Italien, wo sie vor allem in der Lombardei siedelten. Die ostgotische Einwanderergeneration findet sich archäologisch seit der 2. Hälfte des 5. Jh., wo sie sich als neuartig und fremd von der spätantiken Umwelt abhebt. Dieser ostgötische Fundhorizont ist gekennzeichnet durch Einzelgräber und kleine Grabgruppen mit Frauengräbern einer Oberschicht, die Männergräber waffenlos, die Frauengräber mit einem kennzeichnenden Trachtenensemble aus einem Fibelpaar an den Schultern und einem großen Gürtelschloss, gelegentlich noch mit Schmuck.

Die vergleichsweise geringe Zahl an ostgotischen Fundorten in Italien hängt nicht nur mit den schwer auffindbaren Einzelgräbern zusammen, sondern geht auch auf die Anweisung Theoderichs zurück, dass seine Ostgoten dem Vorbild der beigabenlosen christlichen Bestattungsweise der Romanen folgen sollen (vgl. Duda-Brief, Cassiodor).

Ostgotische Siedlungen sind bislang nicht bekannt, neuerdings aber erstmals ein ostgotisches "castrum" in Monte Barro am Südende des Comer Sees.

Nach der Vernichtung des Ostgotenreichs werden vermutlich einige Scharen nach Norden über die Alpen zurückgeflutet sein. Der Rest und wohl die Mehrheit ist geblieben (vgl. Paulus Diaconus, Hist. Lang. 2,2. Rom.) und verschmolz nach dem Untergang des eigenen Staates mit der romanischen Bevölkerung.
 
tejason schrieb:
Leider ist die Antwort letztlich doch nicht so einfach weil die Quellen sich widersprechen!
Sowohl Prokop als auch Agathias berichten von einem Vertrag, den die Ostgoten mit Narses abschlossen. Prokop berichtet über Agathias hinaus noch von Indulf, der sich dem Vertrag entzog. Die Stellen "mit all ihrer Habe sofort ganz Italien meiden" (Prokop) und "ihre eigenen Güter bewohnen" (Agathias) besagen wohl das gleiche; ebenso "unter keinen Umständen mehr die Waffen gegen die Römer tragen" (Prokop) und "dem römischen Kaiser fürderhin untertan sein" (Agathias). Aus beiden Quellen ist zu schließen, daß den Ostgoten freier Abzug gewährt wurde, wobei bei Prokop eher der wirklichkeitsferne Wunsch der Vater des Gedankens war, wenn er die Ostgoten („Barbaren“) Italien meiden läßt. Ein solcher Vertrag wäre ja laut Prokop schon gebrochen, bevor er abgeschlossen wurde. Nicht die Quellen widersprechen sich also, sondern Prokop widerspricht sich an dieser Stelle selbst.
 
...Die ostgotische Einwanderergeneration findet sich archäologisch seit der 2. Hälfte des 5. Jh., wo sie sich als neuartig und fremd von der spätantiken Umwelt abhebt. Dieser ostgötische Fundhorizont ist gekennzeichnet durch Einzelgräber und kleine Grabgruppen mit Frauengräbern einer Oberschicht, die Männergräber waffenlos, die Frauengräber mit einem kennzeichnenden Trachtenensemble aus einem Fibelpaar an den Schultern und einem großen Gürtelschloss, gelegentlich noch mit Schmuck.

Die vergleichsweise geringe Zahl an ostgotischen Fundorten in Italien hängt nicht nur mit den schwer auffindbaren Einzelgräbern zusammen, sondern geht auch auf die Anweisung Theoderichs zurück, dass seine Ostgoten dem Vorbild der beigabenlosen christlichen Bestattungsweise der Romanen folgen sollen (vgl. Duda-Brief, Cassiodor)...

Mit der Anweisung Theoderichs hast Du Recht. Trotzdem sind Einige dieser Anweisung offensichtlich nicht gefolgt. Am bekanntesten ist u. a. die Adlerfibel, die ich als Mitgliederbild führe, aus Domagnano (San Marino), die heute im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg liegt. Aus einem Grab an der Via Appia stammt ein Adlerfibelpaar (Rom, Kapitolinisches Museum). Sehr ergiebig war der Grabfund von Desana mit 44 Stücken aus Gold und Silber. Es soll sich um ein Doppelgrab (Mann und Frau) gehandelt haben. U. a. fand man einen Satz von 11 Löffeln. Diese ähneln dem Silberlöffel der Basena aus einem thüringischen Grab (die Verbindung der Ostgoten zum Thüringer Reich ist bekannt). Die Löffel von Desana tragen ein Monogramm, aus dem sich die Buchstaben GNDLA entziffern ließen. Man hat spekuliert, ob es sich um den Besitz von Gundeliva, der Gattin des Königs Theodahad handeln könne. Zu beweisen war es nicht.

Die eingefügten Links sind leider nur in italienisch, es sind jedoch Abbildungen dabei, daher füge ich sie trotzdem ein.
http://www.deciana.it/tesoro.html

http://www.piemonte-online.com/arte_cultura/servizi/desana.htm

Aus dem Link http://www.deciana.it/storia.html habe ich folgenden Absatz übersetzt: (Sollte jemand besser als ich italienisch können, bitte korrigieren, falls etwas nicht korrekt ist.)

>Dopo la (poco nota) fase romana, ecco un fuggente ma incredibile sprazzo di luce: gli invasori Ostrogoti si insediano per qualche periodo a Desana e vi lasciano, forse perché in fuga, un loro tesoro. Si tratta del Tesoro di Desana: 44 pezzi in oro e argento risalenti al IV secolo, ritrovati da un grande archeologo e uomo di cultura, Vittorio Viale. Il ‘Tesoro di Desana’ è un esempio ben conosciuto dagli archeologi di tutto il mondo di oreficeria ostrogota di estrema bellezza, e vasellame di rara fattura, che ora è custodito a Palazzo Madama a Torino.<

„Nach der (wenig bemerkenswerten) römischen Phase gab es einen flüchtigen, aber unglaublichen Lichtblick: die ostgotischen Invasoren siedeln sich in dieser Phase in Desana an und hinterlassen, vielleicht weil auf der Flucht, ihren Schatz. Es handelt sich um den Schatz von Desana: 44 Stücke in Gold und in Silber, zurückgehend auf das 6. Jh. (Anmerk. von mir: IV ist ein Fehler im Original, es muss VI heißen), gefunden von einem großen Archäologen und Mann der Kultur, Vittorio Viale. Der Schatz von Desana ist als gutes Beispiel der ganzen Archäologenwelt für die extrem schöne ostgotische Goldschmiedekunst bekannt, ebenso das Geschirr in seltener Anfertigung, das heute im Palazzo Madama in Turin aufbewahrt wird.“

Was in dieser italienischen Darstellung nicht richtig ist, ist die Vermutung, dass der Schatz auf der Flucht versteckt wurde, denn er wurde in einem Grab entdeckt. Die Italiener haben mit der gotischen Phase noch heute ein Problem. Vom Schmuck sind sie begeistert, an den historischen Tatsachen drehen sie gern ein bisschen.

Was man bei den Ausgrabungen von Theoderichs Jagdpalast bei Galeata entdeckt hat, geht leider aus dem Link nicht hervor. Die Funde sind im Stadtmuseum Mambrini ausgestellt.
http://www.comunic.it/com/galeata/03-storia.html (italienisch/englisch)
 
Sowohl Prokop als auch Agathias berichten von einem Vertrag, den die Ostgoten mit Narses abschlossen. Prokop berichtet über Agathias hinaus noch von Indulf, der sich dem Vertrag entzog. Die Stellen "mit all ihrer Habe sofort ganz Italien meiden" (Prokop) und "ihre eigenen Güter bewohnen" (Agathias) besagen wohl das gleiche; ebenso "unter keinen Umständen mehr die Waffen gegen die Römer tragen" (Prokop) und "dem römischen Kaiser fürderhin untertan sein" (Agathias). Aus beiden Quellen ist zu schließen, daß den Ostgoten freier Abzug gewährt wurde, wobei bei Prokop eher der wirklichkeitsferne Wunsch der Vater des Gedankens war, wenn er die Ostgoten („Barbaren“) Italien meiden läßt. Ein solcher Vertrag wäre ja laut Prokop schon gebrochen, bevor er abgeschlossen wurde. Nicht die Quellen widersprechen sich also, sondern Prokop widerspricht sich an dieser Stelle selbst.

tejason hat Recht, die Quellen widersprechen sich.
Wie kann die Tatsache, dass die Goten mit all ihrer Habe sofort ganz Italien meiden sollen (Prokop), das Gleiche bedeuten wie die Vereinbarung, dass sie ihren eigenen Güter bewohnen und dem Kaiser fürderhin untertan sein sollten (Agathias). Wo lagen denn diese Güter? Doch überwiegend in Norditalien. Lt. Ludwig Schmidt reichte die Grenze des gotischen Siedlungslandes bis an den Südfuß der Alpen, der Rest wurde nur militärisch verwaltet, 537 an die Franken abgetreten. Also… gleichzeitig Italien verlassen und ihre Güter bewohnen – das geht nun mal nicht. Lt. Prokop wollten die Goten vom Kampf ablassen, aber nicht um Untertanen des Kaisers zu werden, sondern um bei irgendwelchen anderen Barbaren in Freiheit zu leben.


Daraus, dass in Bayern gotische Hinterlassenschaften gefunden wurden, kann man schließen, dass Prokop Recht hat. Aber ebenso hat wohl Agathias Recht, da noch zur Langobardenzeit "zahlreiche Namen gotischer Personen in verschiedensten, auch herausgehobenen Stellungen (conductor, gastaldius u. a.)" auftauchen (L. Schmidt). Wobei wir wieder bei der Anfangsfrage wären... ja - wo blieben sie denn???


Du hast Recht, Prokop erwähnt noch Indulf und die 1000 Goten, die nach Ticinum zogen. Prokop „erzählt“ insgesamt mehr/ausführlicher. Vergleiche mal den einen Satz zur Schlacht am Mons Lactarius bei Agathias mit dem Text von Prokop. Agathias lässt demnach eine Menge weg. Zu Indulf schau mal in die Posts 123 von El Quijote und 126 von mir.
 
Ich bleibe weiterhin bei meiner Ansicht, dass die Ostgoten das entscheidende Element bei der Entstehung der Bayern waren, um nicht zu sagen, die Bayern sind die Nachfahren der Ostgoten. Des Weiteren ist nicht sicher, dass wirklich alle Ostgoten in Italien assimiliert wurden. Die Zimbern in den Bergen von Verona sprechen noch heute eine dem Bayrischen verwandte Sprache. Die Herkunft der Zimbern ist bis heute nicht geklärt.
Im Übrigen bedeutet dies auch, dass das Ostgermanische gar nicht ausgestorben ist, sondern dem sogenannten Oberdeutschen entspricht.(Bayrisch, Alemannisch)
So stellte Maurer fest, dass die Gemeinsamkeiten des Oberdeutschen mit dem Nordgermanischen höher sind, als mit dem Westgermanischen. Außerdem kann aus Tacitus geschlussfolgert werden, dass die Alemannen ebenfalls einen skandinavischen Ursprung besitzen.
Im Übrigen war Procop zum großen Teil Augenzeuge der Geschehnisse, Agathias hingegen schrieb nur vom HörenSagen.
 
Die Zimbern in den Bergen von Verona sprechen noch heute eine dem Bayrischen verwandte Sprache. Die Herkunft der Zimbern ist bis heute nicht geklärt.


So rätselhaft ist die Herkunft der Sprecher der ältesten bairischen Mundarten in Italien nun doch nicht:

Aus Urkunden wissen wir, daß die Besiedlung der Dreizehn Gemeinden vom Kloster Benediktbeuern aus in der Mitte des 11. Jahrhunderts durch Bauern aus dem westlichen Oberbayern, Untertanen des Klosters, einsetzte. [...] Die im Jahre 1036 von Deutschland nach Italien übergesiedelten Ezzelini wurden von Kaiser Konrad II. mit Gütern am Ostrand der Sieben Gemeinden belehnt. Der Zuzug deutscher Siedler in die Sieben und Dreizehn Gemeinden hielt in den nachfolgenden Jahrhunderten an.

Klaus Matzel, der Untergang deutscher Sprachinseln in Norditalien (Sette comuni e Tredeci comuni), in: Heinrich Beck (Hrsg.), Germanische Rest- und Trümmersprachen, Berlin 1989, S. 71


Siehe auch:

Wilhelm Baum, Geschichte der Zimbern. Gründung, Sprache und Entwicklung der südbairischen Siedlungen in den VII und XIII Gemeinden in Oberitalien, Landshut 1983.
 
Wenn es die Theorien gibt, dass die Zimbern Nachfahren von Ostgoten oder Langobarden sind, neben der Theorie der Bayerneinwanderung, dann kannst Du die eine Theorie nicht als wissenschaftlich bezeichnen und die anderen als Sagen-und Märchentheorie. Deine Vorgehensweise ist dann eher unwissenschaftlich. Bring Argumente, warum Du der einen Theorie den Vorzug vor der anderen gibst. (Ich befürchte aber, dass Du in dem Thema nicht wirklich Experte bist.)) Der Verweis auf eine Internetseite oder ein Buch dürfte nicht ausreichen.
Ach so, falls ich Dich falsch verstanden habe und Du gedacht hast, ich hätte den ersten Verweis angegeben, auf Grund der dort erzählten Sagenüberlieferung der Zimbern, so hast Du mich falsch verstanden.)) In dem Beitrag wird noch einmal explizit angegeben, dass die Herkunft der Zimbern bis heute nicht geklärt ist:
,"Obwohl noch keine absolute Klarheit über die "Queastio Cimbrica" herrscht "
 
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