3. Sprachliche Quellen
a) Verbindung zum Nordgermanischen
Das Bayrische zählt offiziell zum Elbgermanischen zusammen mit dem Alemannischen und Langobardischen. Wie bereits dargelegt stellte Maurer jedoch starke Verbindungen des Elbgermanischen zum Nordgermanischen und Ostgermanischen fest. (Die Goten sollen ja von den Gauten und die Alemannen von den Svear, wie bereits dargestellt, stammen) So gebrauchen die Alemannen und Bayern oft zur Verkleinerung die Nachsilbe la oder le (Madle, Buale). Auch die Goten benutzten diese Nachsilbe oft (Ulfila, Attila, Totila). Im anderen deutschen Sprachgebiet benutzt man eher die Nachsilben chen, ken oder ing.
Sowohl das Diminutivsuffix "lein" wie auch das Diminutivsuffix "-chen" haben gotische Verwandte. Eine besondere Verbindung zwischen Gotisch und süddeutschen Dialekten ist somit nicht gegeben.
http://www.germanistik.uni-freiburg.de/seminare/wortbild/maehl.htm
b) Griechische Wörter
Im Gegensatz zu den anderen bekannten germanischen Sprachen weißt das Bayrische zahlreiche griechische Wörter auf, die aus dem ostgotischen stammen müssen, da die Ostgoten im griechischen Sprachgebiet lebten (Pfinztag, Samstag, Pfingsten, Pfaffe, wohl auch Teufel von Diabolos und vielleicht sogar Hexe von Hekate – womit ich aber wohl den nächsten Disput vom Zaun breche)))
[...]
d) Arianische Wörter
Des Weiteren weisen viele Wörter im Bayrischen auf das arianische Christentum hin, die zum großen Teil auch eindeutig aus dem Gotischen stammen müssen (taufen zu got. daupjan, barmherzig zu got. armahairts) Auch der Ertag wird nicht nur mit dem griechischen Gott Ares, sondern auch mit Bischof Arius in Zusammenhang gebracht.
Der größte Teil dieser Wörter findet sich im ganzen deutschen Sprachgebiet, oft sogar darüber hinaus. Anhand von "Pfingsten" (vgl. altsächsisch "pinkoston", niederländisch "pinksteren") "Pfaffe" (vgl. niederländisch "paap"), "Teufel" (vgl. englisch "devil", schwedisch "djävul", niederländisch "diuvel", "Hexe" (vgl. englisch "hag", niederländisch "heks") einen
Gegensatz zwischen Bayrisch und den anderen deutschen Dialekten bzw. germanischen Sprachen konstruieren wollen, ist verfehlt.
Der "Samstag" soll nach
Peter von Polenz, Geschichte der deutschen Sprache, Berlin/New York 1978, S. 41 über das Vulgärlatein vermittelt worden sein. Damit käme dann aber auch eine galloromanische Herkunft (z. B. im kontinuierlich christlichen Trier) in Frage. Jedenfalls ist auch der "Samstag" keine bairische Besonderheit, sondern war auch den Franken, Alemannen und Burgundern geläufig.
Angenommen, es blieben bei kritischer Prüfung noch eine Handvoll Wörter aus dem christlichen Vokabular übrig, die speziell das Bairische aus dem Griechischen ererbt hätte (viel mehr werden es nicht sein), so wäre damit zwar eine arianische Herkunft wahrscheinlich gemacht, aber immer noch keine gotische Herkunft bewiesen, schließlich tendierten alle germanischen Stämme, die zur Völkerwanderungszeit christianisiert wurden, zum Arianismus.
Und sogar wenn eine gotische Herkunft dieser Wörter bewiesen wäre, wäre dies immer noch lange kein Beleg für eine gotische Komponente bei der Ethnogenese der Bayern, sondern allenfalls ein Beleg für das Wirken gotischer Missionare.
c) Lateinische Wörter
Das Bayrische weist weiterhin zahlreiche lateinische Wörter auf. (Semmel, belzen)
Auch für die lateinischen Wörter gilt der oben angesprochene Einwand: Wörter, die auch außerhalb des Bairischen verbreitet waren, können nicht als Beleg für die Entstehung des Bairischen herangezogen werden. Beide Wörter finde ich in meinem
Mittelhochdeutschen Taschenwörterbuch; die "simila" in der Bedeutung "Brötchen" ist erstmals im karolingischen
Capitulare de villis belegt.
Auch auf got. Haimothli, welcher den vererbten Besitz und auf bayr-öster. Hoamatl, welcher den Bauernhof benennt, will ich noch einmal hinweisen, auch wenn Hyokkose meint, dass es sich um nicht verwandte Wörter handelt.
Ich lege Wert auf die Feststellung, daß es sich hierbei nicht um die Privatmeinung eines Hyokkose handelt. Ich gebe lediglich den Stand der Sprachwissenschaft wieder. Wer diesen argumentativ widerlegen kann und will, möge das tun. Ansonsten bleibt die Alternative, ihn als solchen zur Kenntnis zu nehmen oder zu ignorieren.