De genealogia qui vocantur Hosi Drazza Fagana Hahilinga Anniona: isti sunt quasi primi post Agilolfingos qui sunt de genere ducali. (lex baiuvariorum, entstanden vermutlich ab dem frühen 7. Jh.)
den Agilolfingern, die von den Franken/Merowingern eingesetzt wurden, nachgeordnet sind die fünf "bajuwarischen Uradelsgeschlechter/sippen", in heutiger Schreibweise "Huosi, Trozza, Fagana, Hahiligga, Anniona" - helfen deren Namen womöglich irgendwie bei der Frage nach dem Zeitpunkt der bayrischen Ethnogenese?
Garibald war ein früher Vertreter der
Agilolfinger, einer bedeutenden und führenden Dynastie, ohne dass bisher geklärt werden konnte, woher diese Dynastie stammt und wer die Eltern Garibalds waren. Zum Teil wird von einer engen Verwandtschaft mit den
Merowingern ausgegangen – die
Fredegar-Chronik berichtet, er sei fränkischer Herkunft –, andere nennen einen Theodo II. oder einen Agiwald von Meaux als Vater, letzterer ein Sohn des
Agilolf von Meaux, aber auch eine Verbindung zu langobardischen Herrschern oder zum Suebenfürsten
Agilulf wird für möglich gehalten.
Ebendieser Agilulf soll Namensgeber der Agilolfinger gewesen sein. Angesichts dieser Unsicherheiten ist auch unklar, ob die Bajuwaren vor Garibald einen Herzog besaßen. Die Landnahme bzw. Ethnogenese der Bajuwaren fällt jedenfalls in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts. Die gelegentlich genannten „Herzöge“ Theodon I., Theodon II. sowie Theodon III. dürften allerdings eher in den Bereich der Sage gehören.
aus
https://de.wikipedia.org/wiki/Garibald_I.
Um die Mitte des 6.Jhs. heiratet Herzog Garibald die Witwe des Merowingerkönigs Theudebald, die langobardische Prinzessin Walderada. Auf den ersten Blick ein geschickter heiratspolitischer Schachzug: eine Ansippung an die mächtigen Merowinger - auf den zweiten Blick aber erweist sich diese Eheschließung als kurios: Walderada hatte nach König Theudebalds Tod zunächst dessen Nachfolger König Chlotar I geheiratet (Theudebald war der Großneffe von Chlotar), allerdings kaum geehelicht, wurde Walderada von Chlotar verstoßen. Die Kirche hatte Einwände gegen diese Ehe. es scheint so, als habe Chlotar die bzw. seine prominente (eine Königstochter und Königswitwe) ex-Braut beim Bayernherzog sozusagen würdig untergebracht. Garibald war damit wohl zufrieden, es scheint auch kein weiteres Getuschel samt Fehden wegen dieser ungewöhnlichen Verehelichung gegeben zu haben: er hatte mit seiner Gattin Walderada immerhin vier Kinder.
Um die Mitte des 6.Jhs. schreibt Iordanes seine Gotengeschichte, welche u.a. Baiovari erwähnt.
Um die Mitte des 6. Jhs. sind die Baiovari kein Novum mehr, sie sind da. Und sie sind unter merowingischer Herrschaft.
In der wenigen Jahrzehnten vor der Mitte des 6. Jhs. ist aber allerlei geschehen, was sich auf den fraglichen Raum - das Gebiet der entstehenden Baiovari - entscheidend ausgewirkt hatte. Im fraglichen Raum ließ es sich offenbar ganz gut leben und prosperieren, schon unter den Norikern und anschließend in der von Kaiser Claudius eingerichteten Provinz Noricum. Und das jahrhundertelang - eine jahrhundertelange erfolgreiche Romanisierung, übrigens mal eine friedliche: die Römer hatten Noricum nicht erobert. Diese Herrlichkeit wurde im 5. Jh. drastisch brüchig, das späte weströmische Reich konnte kein Militär mehr finanzieren - wir sind mitten im Zerfall und der Transformation des weströmischen Reichs angelangt. Patricius Odoakar musste u.a. die germanischen Rugier, die sich gerne in Noricum festgesetzt hätten, platt machen - und er erkannte, dass die Mittel nicht zur Sicherung der Provinz ausreichten, weshalb er die romanische Stadtbevölkerung (nicht die gesamte norische Bevölkerung!) evakuierte: dadurch entstand eine Art Vakuum. Die hohe Politik von Ostrom setzte allerlei barbarische Militärkontingente ein, so den Odovakar samt seinen Skiren, und um den dann zu beseitigen den Theoderich samt seinen Ostgoten. (das alles muss nicht nacherzählt werden) --- für uns interessant zwei Landkarten:
Odovakars Machtbereich
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f4/Odoacer_480ad.jpg
Danach Theoderichs Machtbereich (Ostgotenreich)
Ostgotenreich – Wikipedia
Noricum bzw Noricum ripense (Ufernorikum) ist in beiden teilweise enthalten - kein Wunder: die bedrohten römischen Provinzen sollten ja noch nicht aufgegeben werden.
Odoakars Maßnahmen machten Ufernoricum schutzlos - Grund genug für allerlei Interessenten, sich unter die restliche romanische Bevölkerung zu mischen. Theoderichs zeitweilig überragende Macht Anfang des 6. Jhs. befriedete die Reichsteile, die unter seiner direkten Herrschaft waren, und die, die unter seinem Einfluß/Schutz standen vorübergehend - zu letzteren gehörte auch Ufernorikum.
Meine gewagte spekulative These: die Ethnogenese der Baiuvari fand in den friedlichen Zeiten unter Theoderichs Schutzschirm statt (die Ostgoten verhinderten zunächst eine totale Eroberung der Alemannen, verbündeten sich mit den Thüringern, schützten die norischen und teilweise illyrischen Ex-Reichsteile) und es gesellten sich restliche Rugier, kleinere Alemannengruppen, Slawen, diverse germanische Gruppen unter die romanische Restbevölkerung -- zwei kuriose Indizien mehr scherzhafter Natur: die "bairische Sprache" enthält gotische Einsprengsel (Pfinztag (laut Tante Wiki), Dult (siehe Wolfram, die Goten))
Anfang 6.Jh. scheint mir ein günstiger Zeitraum für die Entstehung der Baiuvari.
zurück zu den fünf Uradelsfamilien: sie werden später in keinen Urkunden etc erwähnt, ihre Relevanz scheint auf die frühe Zeit (6.Jh.) begrenzt gewesen zu sein - evtl. kleinere Warlordsippen, die sich den mächtigeren Truppen der Agilolfinger angeschlossen hatten. Ob ihr Namensmaterial irgendwie weiterhelfen kann, vermag ich nicht zu beurteilen.