Augustus und Caesar als Titel

Weil sich alle seien Nachfolger Caesar genannt haben.

Kaiser ist im Grunde eine Art von König ohne diesen Begriff zu verwenden.
 
Bei den ersten 5 Kaisern (Augustus bis Nero) war "Caesar" Bestandteil ihres Namens, weil sie (per Adoption) von Gaius Iulius Caesar abstammten. Unter ihren Nachfolgern entwickelte sich dann eine feste Kaisertitulatur, die bis ins 4. Jhdt. von den meisten Kaisern verwendet wurde: "Imperator Caesar [Name] Augustus".
"Caesar" wurde eben allmählich nicht mehr als Name verstanden, sondern mutierte zunehmend zum Titel.

(Nur so nebenbei: Laut Historia Augusta begann unter den Severern der Name "Antoninus" ebenfalls zu einer Art Kaisertitel zu mutieren, konnte sich aber nicht dauerhaft durchsetzen.)
 
Schön finde ichs in diesem Zusammenhang, wie oft Caesar in populärwissenschaftlichen Kontexten als "erster Kaiser genannt wird. Warum machen die das wohl? Weil sies nicht besser wissen? Oder weil es das Publikum so erwartet bzw. weil es dessen (mehr oder minder existenten) Bedürfnis nach "Vereinfachung" gerecht wird?
 
Schön finde ichs in diesem Zusammenhang, wie oft Caesar in populärwissenschaftlichen Kontexten als "erster Kaiser genannt wird. Warum machen die das wohl? Weil sies nicht besser wissen? Oder weil es das Publikum so erwartet bzw. weil es dessen (mehr oder minder existenten) Bedürfnis nach "Vereinfachung" gerecht wird?

Weil er es vielleicht de facto war.
 
Dieses "de facto" ist so wunderbar schwammig bei diesen ganzen ersten Kaisern, die sämtliche monarchischen Gelüste so weit von sich gewiesen haben... Frage ist halt immer, wie man bzw. WER "Kaisertum" definiert - siehe Augustus! Der wäre mit der Einordnung sicher auch nicht einverstanden gewesen... Insofern ist der Stadt bei Caesar schon irgendwo legitim, nur müsste man halt doch knapp auf die Probleme hinweisen, dass das eben nicht so einfach zu definieren ist, wer erster "Kaiser" war!
 
Schön finde ichs in diesem Zusammenhang, wie oft Caesar in populärwissenschaftlichen Kontexten als "erster Kaiser genannt wird. Warum machen die das wohl? Weil sies nicht besser wissen?
Ich hatte mit meiner Lateinlehrerin auch einmal eine kleine Auseinandersetzung, weil sie darauf bestand, dass Caesar der erste Kaiser gewesen sei.

Dieses "de facto" ist so wunderbar schwammig bei diesen ganzen ersten Kaisern, die sämtliche monarchischen Gelüste so weit von sich gewiesen haben... Frage ist halt immer, wie man bzw. WER "Kaisertum" definiert - siehe Augustus! Der wäre mit der Einordnung sicher auch nicht einverstanden gewesen... Insofern ist der Stadt bei Caesar schon irgendwo legitim, nur müsste man halt doch knapp auf die Probleme hinweisen, dass das eben nicht so einfach zu definieren ist, wer erster "Kaiser" war!
So kompliziert ist es eigentlich auch wieder nicht. Das römische Kaisertum war schließlich kein fest umrissenes Amt, sondern ein Bündel aus speziellen Kompetenzen, garniert mit den Positionen des Pontifex maximus und des Princeps senatus. Dieses Bündel entwickelte sich schrittweise unter Augustus und war 12 v. Chr. mit der Übernahme des Oberpriesteramts nach dem Tod des Lepidus abgeschlossen. Caesar hingegen benützte noch das altrepublikanische Amt des Dictators, auch wenn er dessen Kompetenzen erweiterte.
Wenn man also Caesar als Kaiser bezeichnen möchte, müsste man konsequenterweise Sulla zum ersten Kaiser erklären, denn der pervertierte als Erster die Dictatur, um sich eine scheinlegitime Grundlage für seine Alleinherrschaft zu schaffen.
 
Dieses "de facto" ist so wunderbar schwammig bei diesen ganzen ersten Kaisern, die sämtliche monarchischen Gelüste so weit von sich gewiesen haben... Frage ist halt immer, wie man bzw. WER "Kaisertum" definiert - siehe Augustus! Der wäre mit der Einordnung sicher auch nicht einverstanden gewesen... Insofern ist der Stadt bei Caesar schon irgendwo legitim, nur müsste man halt doch knapp auf die Probleme hinweisen, dass das eben nicht so einfach zu definieren ist, wer erster "Kaiser" war!
Das ist schon genau zu definieren. Kaiser war, wer sich "Imperator" nannte. Cäsar und Augustus waren nur zusätzliche Titel. Und daß der Titel "Cäsar" in späterer Zeit nicht einmal der höchste Titel war, zeigt sich schon daran, daß es zwar Cäsaren gab, die eben nur diesen Titel trugen, aber sie waren stets eine Art "Unterkaiser" von Kaisern mit dem Titel "Augustus".
Julius Cäsar selbst war zuletzt "Diktator auf Lebenszeit", aber nicht "Imperator".
 
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Oh je, da machst Du ein schwieriges Fass auf ...

Bekanntlich war der Ursprung des Imperator-Titels der, dass in der Republik und in der frühen Kaiserzeit ein erfolgreicher Feldherr mitunter von seinen Truppen zum "Imperator" ausgerufen wurde. Diesen Titel durften sie aber nur bis zu ihrer Rückkehr nach Rom führen. Auch Caesar wurde von seinen Truppen zum "Imperator" proklamiert, ganz wie es dem Herkommen entsprach. Aber: Während seiner Dictatur wurde ihm das Recht verliehen, den Titel "Imperator" dauerhaft zu führen, und das entsprach nicht mehr den republikanischen Gepflogenheiten.

Die Kaiser Tiberius, Caligula, Claudius und Nero führten den Imperatoren-Titel übrigens nicht, er wurde erst ab Galba zum festen Bestandteil der Kaisertitulatur.
 
...Auch Caesar wurde von seinen Truppen zum "Imperator" proklamiert, ganz wie es dem Herkommen entsprach. Aber: Während seiner Dictatur wurde ihm das Recht verliehen, den Titel "Imperator" dauerhaft zu führen, und das entsprach nicht mehr den republikanischen Gepflogenheiten...
Oh - das lese ich jetzt zum ersten mal...
Ich hätte jetzt wirklich gedacht, der Titel "Imperator" wäre erst unter Augustus aufgekommen.
:red:

Aber das mit der Beziehung zw. den Titeln "Augustus" und "Cäsar" im 3.-4. Jh. das stimmt aber.
 
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wobei ich zum Thema "Augustus" und "Caesar" in der Spätantike aber auch sagen würde, dass die Benennung der "richtigen" und der "Juniorkaiser" ja nicht unbedingt die tatsächlichen Positionen der Namensgeber widerspiegeln muss - schließlich lagen da ein paar Jahrhunderte dazwischen! Klar ist, dass "Augustus" wie "Imperator" Teil der Kaisertitulatur ist (wenn auch natürlich "Imperator" nix Neues war)...
 
Der Titel des Caesar wird nach dem Tode Neros schon von Galba übernommen und ist ebenfalls fester Bestandteil der Kaisertitulatur. Aufgrund der Kürze der Amtszeiten im Vierkaiserjahr ist es nicht ganz klar, mit welchem Vollmachten Galba, Otho und Vitellius ausgestattet waren, aber das Lex de imperio Vespasiani zeigt, wie Vespasian sich die Amtsbefugnisse des Kaisers bestätigen läßt, indem er sich auf Augustus, Tiberius und Claudius beruft, bei denen Caesar noch familiärer Namensbestandteil war.

Die Bennenung des Juniorkaisers als Caesar gegenüber dem regierenden Augustus, die für die Tetrarchie so kennzeichnend ist, geht übrigens auch schon im ersten Jh. n. Chr. los, denn schon Vespasian läßt Titus zum Caesar erheben, um damit genau das Fortzuführen, was schon die julisch-claudische Dynastie versucht hatte - Stabilitätsicherung durch familiäre Kontinuität, damit beim Herrschaftswechsel nicht wieder ein Bürgerkrieg ausbricht. Der Schutz vor dem Bürgerkrieg war ja die wichtigste innenpolitische Verantwortung des Kaisertums, die latente Gefahr brach ja jedesmal wieder aus, wenn die Nachfolge unsicher wurde.
Nerva erhebt Trajan zunächst zum Caesar, auch Hadrian erhebt Antoninus Pius erstmal zum Caesar. Hadrian selbst dagegen, der ja erst mit dem Tode Trajans adoptiert wurde, wurde gleich zum Augustus erhoben.
 
Es ging sogar schon unter Galba los: Er adoptierte Lucius Calpurnius Piso Frugi Licinianus und verlieh ihm die Bezeichnung "Caesar".
 
Siehste, Deine Ergänzung unterstreicht umso mehr, wie üblich das schon im ersten Jh. war. Da erfand die Spätantike nicht Neues.
 
Nur mit den dort angegebenen Augusti in der Tetrarchie bin nicht ganz einverstanden, denn soviel ich weiß, gab es in dieser Zeit immer 2 Caesaren und 2 Augusti. Der Titel wurde hier also zusammen mit dem Herrschaftsbereich geteilt. Je ein Caesar war dort einem Augustus als Unterkaiser zugeteilt.
Die "offizielle" Ordnung sah so aus:

1.5.293-1.5.305:
Augusti: Diokletian und Maximian
Caesares: Galerius und Constantius Chlorus

1.5.305-25.7.306:
Augusti: Constantius Chlorus und Galerius
Caesares: Severus und Maximinus Daia

25.7.306-November 308:
Augusti: Galerius und Severus (bis 307)
Caesares: Maximinus Daia und Konstantin I.

11.11.308-Mai 311:
Augusti: Galerius und Licinius
Caesares: Maximinus Daia und Konstantin I.

Die Realität stimmte damit freilich nicht überein: Konstantin I. führte seit 306 den Augustus-Titel, obwohl er von den anderen nur als Caesar anerkannt wurde. Ebenfalls seit 306 führte Maxentius den Augustus-Titel, obwohl er in der offiziellen Ordnung gar nicht berücksichtigt wurde, da galt er als reiner Usurpator. Maximinus Daia nahm 310 eigenmächtig den Augustus-Titel an. Und dann gab es noch den Usurpator Domitius Alexander (308-310), der ebenfalls den Augustus-Titel führte. Maximian führte 307-308 und 310 auch wieder den Augustus-Titel.

311 brach das System dann allmählich endgültig zusammen:

Mai 311-Aug./Sept. 313:
Augusti: Konstantin I., Licinius, Maximinus Daia
Caesares: keine

Aug./Sept. 313-28.2.317:
Augusti: Konstantin I. und Licinius
Caesares: keine

1.3.317-19.9.324:
Augusti: Konstantin I. und Licinius
Caesares: Crispus, Konstantin II., Licinius II.

19.9.324-22.5.337
Augusti: Konstantin I.
Caesares: Crispus (bis 326), Konstantin II., Constantius II. (ab 8.11.324), Constans (ab 25.12.333), Dalmatius (ab 18.9.335)

Auch hier sah die Realität teilweise anders aus, z. B. führten 316-317 auch Valens und 324 auch Martinianus den Augustus-Titel.
 
Das ist schon genau zu definieren. Kaiser war, wer sich "Imperator" nannte. Cäsar und Augustus waren nur zusätzliche Titel. Und daß der Titel "Cäsar" in späterer Zeit nicht einmal der höchste Titel war, zeigt sich schon daran, daß es zwar Cäsaren gab, die eben nur diesen Titel trugen, aber sie waren stets eine Art "Unterkaiser" von Kaisern mit dem Titel "Augustus".
Julius Cäsar selbst war zuletzt "Diktator auf Lebenszeit", aber nicht "Imperator".

Ich würde ganz eindeutig sagen, dass derjenige, der den Augustus-Titel führte, als offizieller Kaiser anzusehen ist. Regiert haben letztlich all die, die diesen Titel geführt haben, den Caesar-Titel führten nur die Thronfolger; erst ab der Tetrarchie übernahmen auch die Caesares Regierungsverantwortung, wobei sie eben auch offiziell nur "Unterkaiser" blieben. Als erster Kaiser ist demnach auch nur Augustus anzusehen, der eben auch als erster über das von Ravenik erwähnte Bündel an Vollmachten verfügte.
 
Wobei dann im heutigen deutschen Sprachgebrauch aber eben der Begriff Kaiser (= Caesar) sich als Herrschaftsbezeichnung durchgesetzt hat, im Französischen oder Englischen dagegen der Imperator (empereur). Augustus dagegen wird üblicherweise als Eigenname des ersten Kaisers benutzt, obwohl ja (seit Karl V.?) der Begriff "Semper Augustus" auch im Heiligen Römischen Reich Titelbestandteil war.
 
"Semper Augustus" war bereits seit Karl dem Großen Teil der Kaisertitulatur. Im Mittelalter greift dann auch Barbarossas (des Users) Annahme, dass der Imperator-Titel den Kaiser vom Nicht-Kaiser (z. B. vom römischen König) unterschieden hat.
 
Danke für die Infos zur Verwendung von "Caesar" im 1. und 2. Jh.! :)
Blicken wir doch noch ein bisschen in die "Zukunft" - Wikipedia tut kund:

Im Heiligen Römischen Reich erhob Kaiser Friedrich I. seinen Sohn und designierten Nachfolger Heinrich 1186 zum Caesar; die genaue Tragweite dieses einmaligen Akts ist in der Forschung jedoch umstritten

Weiß da zufällig jemand mehr darüber? Bzw. wann und wie ist der Caesar-Titel im MA wieder aufgekommen (Karl der Große ist ja Imperator, Augustus, nebenbei auch noch Rex aber kein Caesar), und wurde er überhaupt häufig noch als "lateinischer" Titel verwendet, oder bald schon eher als deutscher Begriff (damit ja mit etwas anderer Bedeutung?)

N Haufen MA-Fragen fürs Antike-Forum, aber wenn wir grad schon dabei sind... ;)
 
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