Bewaffnung und Soldaten?

das mit der Zeit verstehe ich noch nicht: wieso verbraucht ein Schwertstoß oder -stich mehr Zeit als ein Hieb oder Schlag? Damit ein Hieb Wirkung zeigt, muss doch weit genug ausgeholt werden (die physikalischen Details mit Kraft, Masse, Beschleunigung etc. lass ich weg), und das verbraucht nicht mehr Zeit als ein plötzlicher Stich?
übrigens hierzu was anatomisch-muskuläres: Schlagbewegungen des Arms verbrauchen mehr Energie und Zeit als Streckimpulse (das stechen dürfte mittels einer Streckbewegung des Arms vollzogen werden) (((für den Fall, dass das nicht geglaubt wird: man kann ausprobieren, wo die Frequenz höher ist: beim trommeln mit dem Unterarm auf den Tisch oder beim rütteln (letzteres hat besagte Streckimpule))))

Alles richtig was du sagst, aber um hohe Frequenzen geht es dabei nicht.
Ich greife dein Beispiel mit einer aus dem leben genommenen Situation mal auf (zumindest so gut das geht).
Nehmen wir mal Holz, am besten einen Baumstamm.
Jetzt bräuchtest du einen spitzen Gegenstand um ihn, einhändig, so tief es geht hinein zu treiben. Ja, auch das schwierige Herausziehen, falls es überhaupt dazu kommt, gehört noch zur gesamten Bewegung dazu.
Jetzt, Voraussetzung ist dass du etwas hast was schneidet bei gleicher Länge wie zum vorigen Gegenstand, also am besten ein Schwert :yes:, schlag auf den Stamm ein, am besten von schräg oben nach schräg unten. Ich wette die "Wunde" ist deutlich tiefer was wiederum rückschließen lässt, dass der Impuls auch höher war.
Mehr sage ich nicht.
 
Ich greife dein Beispiel mit einer aus dem leben genommenen Situation mal auf (zumindest so gut das geht).
Nehmen wir mal Holz, am besten einen Baumstamm.
zwar gibt es das Kafka-Zitat "denn wir sind wie die Bäume", lieber huski, aber so wirklich naus dem Leben gegriffen kommt mir das Beispiel, mit einem Schwert (darum gings ja) in einen Baum zu pieksen nun nicht vor... :winke::grübel::rofl:
und gewiss geht es auch nicht um die Frequenz (es sei denn, der Gegner soll in kurzer Zeit perforiert werden =)) - ich hatte lediglich Zweifel, dass ein Stich mehr Zeit verbrauche als ein Hieb. Da ich nicht fechte, weiß ich es nicht, darum hab ich dich gefragt und meine laienhaften Überlegungen in die Frage miteinfließen lassen.
 
Probier' es doch mal selbst aus, dazu benötigst du nicht einmal was in der Hand (und du musst auch keinen Förster auf die Eiche* bringen, indem du einen Baum verletzt). Hol mal aus zum Stich und hol mal aus zum Schlag. :cool:





*Buche, Esche, Erle - nur Palme ist irgendwie unangemessen.
 
Das mit mehr Zeit für einen Stich sehe ich auch anders, ein Stich oder Hieb ist im Grunde gleich schnell, je nach Technik, bei Beiden kann weit ausgeholt werden muss aber nicht. Ein guter Kämpfer wird so etwas in einer gleichwertigen Duellsituation vermeiden.
Der Größere Unterschied ist die Treffgenauigkeit, ein Hieb teilt einen Raum, halbiert diesen quasi und die Wahrscheinlichkeit irgendetwas zu treffen ist sehr hoch. Ein Stich ist wie ein Tunnel durch den Raum der diesen nicht so sehr abdeckt, wie beim Hieb.
 
Dass die "Spitze mächtiger als die Schneide" ist, geht das nicht wenigstens z.T. auf Richard Burton zurück? Und ich glaube mich auch erinnern zu können, dass "the point is mightier than the edge" vor allem auf Duellsituationen zutrifft, nach Richard Burton.

Ansonsten würde ich mal sagen, so als gut feeling, dass in Nicht-Zweikampfsituationen, also auf dem Schlachtfeld, als Kurzwaffen Hiebwaffen bevorzugt eingesetzt wurden. Ausnahmen, wie die römischen Legionen, gab es natürlich.

Die Toten von den Ausgrabungen in Visby hatten vor allem Unterschenkel- und Kopfverletzungen, wobei letztere auch durch stumpfe Waffen (Streitkolben u.ä.) verursacht wurden. Allerdings war diese Schlacht deutlich nach der Wikingerzeit, 1361. Ob die Bauern, die dort fielen Schilde trugen und wie gross die waren, weiss ich nicht. Die Opfer trugen wohl einfache Brigantinen und Kettenhemden. Diese Informationen sind leider 2nd hand, die Originalbeschreibung von 1939 von Thordeman ist sehr selten und die Übersetzung 'Armour from the Battle of Wisby' ist zwar bei einem bekannten Internethändler erhältlich aber relativ teuer (300 €) und sooo sehr interessiert mich das Thema denn doch nicht. Es soll aber die beste Beschreibung eines mittelalterlichen Schlachtfelds anhand der Überreste sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ansonsten würde ich mal sagen, so als gut feeling, dass in Nicht-Zweikampfsituationen, also auf dem Schlachtfeld, als Kurzwaffen Hiebwaffen bevorzugt eingesetzt wurden. Ausnahmen, wie die römischen Legionen, gab es natürlich.
Also Kurze Waffen sind im engen Getümmel am besten. Ein Schwert sehe ich nicht mehr als Kurze Waffe an.
Sachse, Messer und Dolche. Ein Dolch ist dabei immer eine eindeutige Stichwaffe, bei Sachs und Messer kommt es auf die Form an.
Insofern ist der röm. Pugio mit dem hoch oder spätmittelalterlichen Dolch (Panzerstecher) zu vergleichen.
Warum sind kurze Waffen beliebt? Versuch: Stelle dich in einen engen Flur und verusch mit einer Stange um einen Meter lang oder einem Lineal um die 30 cm zu hantieren.
 
Also Kurze Waffen sind im engen Getümmel am besten. Ein Schwert sehe ich nicht mehr als Kurze Waffe an.
Sachse, Messer und Dolche. Ein Dolch ist dabei immer eine eindeutige Stichwaffe, bei Sachs und Messer kommt es auf die Form an.
Insofern ist der röm. Pugio mit dem hoch oder spätmittelalterlichen Dolch (Panzerstecher) zu vergleichen.
Warum sind kurze Waffen beliebt? Versuch: Stelle dich in einen engen Flur und verusch mit einer Stange um einen Meter lang oder einem Lineal um die 30 cm zu hantieren.
Das ist interessant! Ein Schwert ist also keine kurze Waffe?
Endlich rafft hier mal jemand, dass genau deshalb die Klinge eines Schwertes, noch dazu mit einem Querschnitt wie Wikingerschwerter ihn aufwiesen,nicht zum stechen geeignet ist!!! :yes:
Stichwaffen bzw. deren Klingen müssen kurz und kompakt wie ein Projektil sein.
Um einem Stich die nötige Durchschlagskraft zu verleihen, muss ich gleichermaßen "ausholen" wie beim Hieb plus dass ich einen Ausfallschritt machen muss der den Drehmoment des Körpers mit nutzt. Alles andere sind Rentnerfürze die weder Bäume noch Kettenhemden ernsthaft penetrieren.
So eine Bewegung ist aufwendiger als ein Hieb, bei dem das Gewicht des Schwertes sowie die Gravitation begünstigend hinzu kommen.
Das Bsp. mit dem Baum war unpraktisch, aber mir fällt eben nichts anderes ein um es zu veranschaulichen. Gerade deshalb könnt ihr ruhig ein wenig Vertrauen haben, wenn jemand so etwas behauptet der mit Schwertern schon das ein oder andere Mal zugeschlagen aber eben auch zugestochen hat.
 
Das Bsp. mit dem Baum war unpraktisch, aber mir fällt eben nichts anderes ein um es zu veranschaulichen. Gerade deshalb könnt ihr ruhig ein wenig Vertrauen haben, wenn jemand so etwas behauptet der mit Schwertern schon das ein oder andere Mal zugeschlagen aber eben auch zugestochen hat.
:yes::yes: humorig schreiben hast du wirklich voll drauf

sei mir nicht böse, aber mir leuchtet immer noch nicht ein, dass die Wikinger mit ihren Schwerten niemanden abzustechen vorgesehen hatten - irgendwie scheinen mir Scherter Hieb- und Stichwaffen zu sein (und wenn man davon ausgeht, dass nicht einmal die Hälfte der frühmittelalterlichen Krieger/Kämpfer Kettenhemden hatten, dann wirkt der waffentechnische Verzicht auf die Möglichkeit des totstechens... hm, sagen wir mal unpraktisch (erst mit dem Schwert hauen, danach mit dem Messer abstechen, erscheint mir zu aufwändig))
 
Das ist interessant! Ein Schwert ist also keine kurze Waffe?
Endlich rafft hier mal jemand, dass genau deshalb die Klinge eines Schwertes, noch dazu mit einem Querschnitt wie Wikingerschwerter ihn aufwiesen,nicht zum stechen geeignet ist!!! :yes:
Stichwaffen bzw. deren Klingen müssen kurz und kompakt wie ein Projektil sein.

Ganz so vielleicht nicht, die Wikingerschwerter halte ich aber eher für Hieb als für Stichwaffen, beides ist aber möglich.
Als Kurze Waffe ist das Schwert im (enge) Handgemenge wenig geeignet da schon recht lang und man behindert sich oder den Nachbarn im Vergleich zu kurzen Waffe. Eine Lanze ist praktisch im Stadium des Handgemenges aus der Sicht nutzlos.
Waffenkombinationen aus dem Frühmi zeigt dieses Schwert + Sachs in endenden Grabsitte Karol. Reich.
Theoretisch wäre Lanze und Sachs auch eine gute Kombination, diese habe ich aber nicht im Blick den Fundhoriozont, sollte aber als etwas ärmlicher alswie mit Schwert deklariert sein.
Im Norden des Reiches in Sachsen zu der Zeit (8.Jahrhundert) wird das Schwert von einem Zwitter ersetzt ein extrem schwerer langer Sachs, meist ohne kleinen Sachs.
 
(und wenn man davon ausgeht, dass nicht einmal die Hälfte der frühmittelalterlichen Krieger/Kämpfer Kettenhemden hatten, dann wirkt der waffentechnische Verzicht auf die Möglichkeit des totstechens...


Das halte ich für den Hauptgrund, weswegen die Stichmorphologie beim W. Schwert nicht sehr ausgeprägt war. Es gab wenig Hindernis beim Stechen. Die quantitative und qualitative Panzerung wird erst wieder Richtung Homi höher, während in der röm. frühen Kaiserzeit man auch mit einer häufigen Panzerung des Gegners zu rechnen hatte. Im Laufe der VWZ geht das verloren, gleichzeitig wird der Pugio aufgegeben und die Spatha auch beim Fußvolk üblicher.
 
Das halte ich für den Hauptgrund, weswegen die Stichmorphologie beim W. Schwert nicht sehr ausgeprägt war. Es gab wenig Hindernis beim Stechen.
ich versteh´s noch nicht... wenig(er) Hindernis beim stechen mit dem Schwert müsste doch dafür sprechen, dass man sehr wohl damit zugestochen hat?! z.B. wenn der andere eben kein Kettenhemd etc. trug
 
@dekumatland:
das mit dem "verstehen" scheint echt nicht deine Stärke zu sein...
Noch einmal; natürlich kann man mit einem Wikingerschwert zustechen und bestimmt wurde dies auch getan, das leugnet doch keiner.
Aber... die Ausgangsfrage war, ob man damit durch eine Kettenbrünne durchkommt. Ich sage nein und zwar aus dem Grund, dass die dafür notwendige Kraft nicht zu leisten ist ohne ein gewisses Maß an Zeit (was das Ausholen aber auch den Ausfallschritt mit einschließt) sowie die Notwendigkeit, dass die Schwertspitze freie Bahn hat, was wohl nie der Fall gewesen sein dürfte. Hinzu kommt die Konstruktionsweise jener W.Schwerter.
Es ist sicherlich richtig wenn man sagt, dass aufgrund des Umstands dass Rüstungen nicht sehr weit verbreitet waren, die Schwerter auch nicht als Rüstungsstecher oder Brecher konstruiert sein mussten. Im Umkehrschluss heißt das aber auch,wo es Rüstung gab und wo sie auch nur annähernd von guter Qualität war kommst du mit jenen Schwertern nicht weiter bzw. nicht hindurch.
Aber das ist doch auch gar nicht nötig gewesen! Die stumpfen Verletzungen reichen alle mal aus um jemanden kampfunfähig zu machen und entblößen dann dessen wahrhaft tödliche Punkte am Körper.
Mir fiel deshalb kein besseres Bsp. als das mit dem Baum ein, dessen unfreiwillig humoristische Note ich mittlerweile genau so genieße wie ihr,
weil es wahrscheinlich keines gibt. Schwertkampf ist wie vieles andere auch eine "learning- by- doing- Geschichte"; man kann noch so viel darüber theoretisieren aber das ist alles Mist, bis man es selbst am eigenen Leib erfahren hat. Wir drehen uns hier jedoch Schwindel erregend im Kreis und mir ging es ursprünglich nur darum Guiskards freche Behauptung zu relativieren. Vll. sollten wir die Sache mal langsam zum Ende bringen.
 
@dekumatland:
das mit dem "verstehen" scheint echt nicht deine Stärke zu sein...
Noch einmal; natürlich kann man mit einem Wikingerschwert zustechen und bestimmt wurde dies auch getan, das leugnet doch keiner.
wie schön, denn das vermag ich zu "verstehen" und das beruhigt mich :winke:
 
Hui, so viel?! Ich versuch mal nachzukommen.

Allgemein: hier versteifen wir uns schon arg sehr auf die Rüstungsfrage, dabei ist die Schildfrage die viel wesentlichere. Für Leute die das nicht praktisch betreiben ist es vielleicht ganz interessant zu wissen, dass der Schild auch eine primäre Offensivwaffe war, gerade im Frühmittelalter. Er wurde schlagend und stoßend abwechselnd mit der Angriffswaffe eingesetzt. Ein Stoß mit einem Schild mit 6 kg oder mehr hat eine immense Wucht und kann erhebliche Verletzungen verursachen, oder den Weg für einen Hieb oder Stich mit der Angriffswaffe öffnen und umgekehrt, kann auch diese einen Weg für einen Schildstoß bahnen.

huski:

Itzo laß mich lachen. Bist du schon bei der indirekten Rede angelangt?

Ein Speer eignet sich deshalb besser für einen Stich, weil er dabei mit beiden Händen geführt werden kann (je nach Griffmontage auch mit getragenem Schild).

Sprichst du nun von einem Speer, oder von eine Lanze? Darüber hinaus hatten die Schilde der Skandinavier im Frühmittelalter gerade eben keinen Griff, der eine zweihändige Benutzung eines Speeres oder einer Lanze erlauben würde. Eine zweihändige Benutzung von Speeren war außerhalb eines Schildwalles aus der zweiten Reihe heraus gänzlich unüblich. Und selbst da konnte kein Schild zugleich mit einem Speer zweihändig genutzt werden, weil der Griff der Schilde damals dies nicht ermöglchte.​

Er bietet zudem den Vorteil, dass er eine gewisse Distanz aufbietet

Ab welcher Länge? Und noch mal: von was sprechen wir jetzt hier? Von einer Lanze oder einem Speer? Selbst bei einer Länge von 2 m, muss eine solche Waffe relativ mittig gegriffen werden, wenn man sie den damaligen Schilden zugleich einsetzen will. Dadurch verkürzt sich die Reichweite auf ungefähr 1 m, eine Reichweite die man mit einem damaligen Schwert auch hat. Anbei: die meisten Speere waren damals deutlich kürzer.​

jemand der so oder so ähnlich mit Schwertern trainiert hätte keine Ahnung, da dies ja nicht der Realsituation eines Kampfes entspräche

Setzt ihr Stiche beim Kampf ein? Sehr wahrscheinlich nicht. Und warum setzt man in Deutschland bei fast allen Vollkontakt Gruppen keine Stiche ein? Weil das Verletzungsrisiko zu hoch ist. Das Verletzungsrisiko ist höher als bei Hieben. Item sind Stiche auch einem realen Kampf eine sinnvolle Sache, den da ist es das primäre Ziel, den anderen zu verletzen.​

Augenscheinlich, bei dem was Guiskard hier so schreibt, macht er selbst einen auf Hobbyritter, pöbelt aber dann andere an, wenn diese langjährige Erfahrung verbuchen

Waren wir bisher nicht eher Marktdengler?! Sind wir in euren Augen schon zu Hobbyrittern aufgestiegen?! Zu viel der Ehre !​

Ich bin Vollkontaktkämpfer und mache das auch schon seit ein paar Jahren. Im übrigen auch in schon in Polen und Russland, da die Gesetze hier in Deutschland so ein starker Hemmschuh sind und alle sich in die Hose machen sobald es härter wird.​

er könne oder habe sogar schon Kettenhemden durchstochen, dann gehe ich doch mal stark davon aus, dass diese nicht von sich bewegenden Gegnern getragen wurden,

So ist es. Sonst hätte ich den anderen ja getötet, was überall höchst illegal wäre. Nun aber mal zum wesentlichen:​

Es ist sehr schwer, einen mit einer Brünne und Gambeson geschützten Kämpfer durch diese Rüstung hindurch zu verletzen. Schnitte fallen völlig aus. Hiebe sind weitgehend wirkungslos, und verursachen auch keine stumpfen Verletzungen durch die Rüstung hindurch. Und bei einem guten Kettenhemd kommen auch Stiche meistens nicht durch. Stiche verursachen aber wahrscheinlicher als Hiebe stumpfe Verletzungen. Und sie haben im Gegensatz zu Hieben immerhin eine gewisse Chance, dass Kettenhemd zu durchstoßen.​

Abgesehen davon, trugen damals die meisten eben keine Kettenhemden, sondern Vorläufer des Gambeson. Eine solche Stepprüstung schützt ebenfalls recht gut vor Hieben, aber gar nicht vor Stichen.​

Fassen wir noch mal zusammen: Die Gegenseite, geführt von dir sagte hier in diesem Strang aus:​

Schwerter waren im Frühmittelalter reine Hiebwaffen. Einer sagte sogar: Mit Schwertern wurde in Skandinavien NIE gestochen.​

Jetzt mal ernsthaft: Eine Brünne kostete damals im Frankenreich ungefähr mindestens 30 Kühe, in Skandinavien sogar deutlich mehr (Quelle: Gesetze der Ripuarischen Franken, in denen die Kosten von Waffen und Rüstung aufgeführt sind). Ein Schwert kostete nur 3 bis 4 Kühe, je nach Qualität.​

Für Skandinavien kann man nun von höheren Preisen und von ungefähr 40 Kühen aufwärts für eine Brünne und von ungefähr 5 Kühen für ein Schwert ausgehen. Angesichts der Größe der damaligen Bauernhöfe, der Stellplätze für Kühe und bei der Annahme einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Herden heißt dass, dass sehr viel mehr Kämpfer damals ein Schwert hatten als man gemeinhin annimmt, und dass fast niemand sich eine Brünne leisten konnte.​

Die Mehrheit aller Kämpfer hatte also damals kein Kettenhemd.​

Du hast geschrieben:​

Die unterschiedlichen Formen sind ja gerade der Beleg dafür, dass auch unterschiedliche Anforderungen zu unterschiedlichen Zeiten an die Schwerter gestellt wurden.

Die Anforderung war also primär der Kampf gegen Gegner, die KEIN Kettenhemd trugen.​

Ein Gambeson nun schützt erstaunlich gut vor Hieben, da er federt. Er schützt aber rein gar nicht vor Stichen. Gegen die meisten Gegner damals waren also Stiche sehr viel Sinnvoller als Hiebe.​

Zum tausendsten Mal; ich habe nie gesagt, dass damals nicht auch gestochen wurde, aber mit Sicherheit nicht als primärer Technik.

Zum dritten Mal: ich habe nie behauptet, dass Stiche die primäre Technik waren. Genau genommen habe ich behauptet, dass wir heute gar nicht wissen, was die primäre Technik war. Und dass man Stiche als Technik vom Anteil her heute unterschätzt. Die damaligen Schwerter waren sowohl auf Hieb wie auch auf Stich hin ausgerichtet.​

Das wird dadurch unterstrichen, dass die Konstruktion der Schwerter darauf nicht ausgerichtet war (wer das leugnet, sollte noch mal die ein oder andere Physikstunde besuchen)

Das ist falsch. Die Konstruktion der Schwerter damals war sowohl auf Hiebe, wie auch auf Stiche hin ausgerichtet.​

Verabschiedet euch mal von der "ein Schlag-ein- toter- Gegner- Theorie".
Solche Gefechte waren deshalb so zermürbend, grausam und zeitintensiv, weil man sich mit einer Vielzahl von Schlägen langsam zermürbte und im wahrsten Sinne des Wortes zerhackte.​

Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen. Selbst wenn man ins Fleisch eindringt, selbst wenn die Verletzung dann tödlich ist, kann der Gegner auf Adrenalin noch eine Minute oder mehrere Minuten weiter kämpfen. Noch ganz zu schweigen davon, wenn die verursachte Verletzung nicht tödlich ist.​

Noch einmal; dass dabei auch gestochen wurde ist vorstellbar, aber eben nicht so effektiv wie Guiskard es meint

Stiche verursachen genau so stumpfe Verletzungen wie Hiebe. Weil die Kraft hier auf eine kleinere Fläche, die Spitze hin konzentriert wird. Die meisten damals trugen keine Kettenhemden, sondern Stepprüstungen. Durch Stepprüstungen kommen Stiche immer durch, während Hiebe oft abgewehrt werden. Deshalb waren Stiche sehr wohl effektiv.​

Wir sollten die ganze Beschreibung aber dringend noch um die Schildfrage erweitern.​

Dekumatland:​

auf das Jägerlatein heutiger Schwertsportler kann ich verzichten …."ich hab mehr Kettehemden zerstochen als du"

Das ändert nichts daran, dass man die Frage, ob Kettenhemden mit einem Stich durchdrungen werden können ganz einfach durch praktische Experimente lösen kann. Und da wird jeder der es ausprobiert feststellen: das Hiebe fast völlig wirkungslos sind, und Stiche hin und wieder durchdringen.​

beim Kampf von Gruppen auf der Walstatt, wo alle mehr oder weniger vollständig gerüstet und gewappnet sind (Schilde, Lanzen, Schwerter, Äxte, gepolsterte Schutzkleidung,

Gepolstere Schutzkleidung bietet eben keinerlei Schutz gegen Stiche, aber erstaunlich viel Schutz gegen Hiebe.Jeder Stich geht durch gepolstere Schutzkleidung durch. Viele Hiebe werden von ihr abgewehrt.​

Und mit Stichen komme ich, wenn sie Bogenförmig geführt werden eventuell am Schild vorbei, mit Hieben demgegenüber viel schwerer.​

El Quijote:​

Was können wir dieser Quelle entnehmen? [...] Nur knapp die Hälfte der Kämpfer trug Kettenhemden. Oder muss man statt "nur" vielleicht "immerhin" sagen?

Laut dem Gesetz der ripuarischen Franken kostete eine Brünne 12 Solidi. Das war im Frankenreich ein Wert von mindestens 30 guten Kühen. In Skandinavien kann man von mindestens 40 Kühen ausgehen.

Wenn ich mir nun vor Augen halte, wieviele Kühe in einer Herde damals ich brauche, um 40 Stück davon übrig zu haben und die Herde trotzdem nicht dadurch zu zerstören, also nachhaltig zu bewirtschaften, dann muß die Herde ganz schön groß sein. Viel größer als die meisten Herden die selbst niedrige Adelige damals hatten.

Dazu passt gut, dass man in Skandinavien bisher aus dem Frühmittelalter so gut wie keine Reste von Kettenhemden gefunden hat. Vom archäologischen Bestand her trug damals so gut wie keiner eine Brünne. Selbst wenn die Funde nicht repräsentativ sind, und 10 mal mehr Kämpfer ein Kettenhemd trugen, trugen immer noch nur sehr wenige eines.

Huski:​


Nehmen wir mal Holz, am besten einen Baumstamm.
Jetzt bräuchtest du einen spitzen Gegenstand um ihn, einhändig, so tief es geht hinein zu treiben. Ja, auch das schwierige Herausziehen, falls es überhaupt dazu kommt, gehört noch zur gesamten Bewegung dazu.
Jetzt, Voraussetzung ist dass du etwas hast was schneidet bei gleicher Länge wie zum vorigen Gegenstand, also am besten ein Schwert :yes:, schlag auf den Stamm ein, am besten von schräg oben nach schräg unten. Ich wette die "Wunde" ist deutlich tiefer was wiederum rückschließen lässt, dass der Impuls auch höher war.​

Hast du mir nicht gerade eben vorgeworfen, nur gegen Bäume zu üben?!


Also wenn ich in den Baumstamm (der eine ganz andere Zusammensetzung und einen ganz anderen Widerstand hat als ein menschlicher Körper) mit Wucht hinein steche, dann geht der Stich immer tiefer hinein als wenn ich schneide.

Anbei: Schnitte sind gegen ein Kettenhemd völlig wirkungslos.​

Die „Wunde“ ist bei einem Schnitt mit einem scharfen Schwert gegen einen Baumstamm eben nicht tiefer als wenn ich in diesen hinein steche, im Gegenteil. Noch darüber hinaus kann ein Schnitt ein Kettenhemd nicht durchdringen.​

Sascha:​

Gerade wuchtige Stiche brauchen mehr Zeit, weil sie weitausholend aufgebaut werden müssen. Man muß sich eben von der Vorstellung verabschieden, dass Stiche immer fechterartig nur aus dem Arm heraus geführt werden.​

Stelle dich in einen engen Flur und verusch mit einer Stange um einen Meter lang oder einem Lineal um die 30 cm zu hantieren.

Das geht durchaus. Indem man sticht.​

Ganz so vielleicht nicht, die Wikingerschwerter halte ich aber eher für Hieb als für Stichwaffen, beides ist aber möglich.

Ich halte sie für beides, für Stich- wie Hiebwaffen. Dazu möchte ich noch zu bedenken geben, dass die Spatha in der römischen Zeit ebenfalls stechend eingesetzt wurde, obwohl sie eine längere Klinge hatte. Die Idee, dass nur Kurze Klingen zum Stechen geeignet sind, würde darüber hinaus Rapiere usw ad absurdum führen.​

Spätere Rapiere waren beispielsweise oft länger als die frühmittelalterlichen Schwerter und wurden von Truppen wie den Rondartschieren ebenfalls in Schlachten im dichten Getümmel stechend ! eingesetzt.​

Huski:​

die Ausgangsfrage war, ob man damit durch eine Kettenbrünne durchkommt. Ich sage nein und zwar aus dem Grund, dass die dafür notwendige Kraft nicht zu leisten ist ohne ein gewisses Maß an Zeit (was das Ausholen aber auch den Ausfallschritt mit einschließt) sowie die Notwendigkeit, dass die Schwertspitze freie Bahn hat, was wohl nie der Fall gewesen sein dürfte.

Man könnte auch die Ausgangsfrage stellen, ob man mit einem Hieb durch eine Brünne kommt. Und die Antwort ist: fast nie. Man kommt mit einem Hieb schlechter durch eine Brünne als mit einem Stich.​

Aber die wenigsten damals trugen Brünnen. Und gegen einen Gegner ohne Brünne ist ein Stich effektiver als ein Hieb.​

Aber das ist doch auch gar nicht nötig gewesen! Die stumpfen Verletzungen reichen alle mal aus um jemanden kampfunfähig zu machen und entblößen dann dessen wahrhaft tödliche Punkte am Körper.

Stiche verursachen, wenn sie nicht durchdringen auch stumpfe Verletzungen.​

Schwertkampf ist wie vieles andere auch eine "learning- by- doing- Geschichte"; man kann noch so viel darüber theoretisieren aber das ist alles Mist, bis man es selbst am eigenen Leib erfahren hat.

Mein Angebot steht weiterhin. Aber kein Huskarl oder Codex Belli Quatsch, wenn schon denn schon. Der Umstand das du nicht im geringsten darauf eingegangen bist, zeigt mal wieder das typische Muster, auf dass wir Vollkontaktkämpfer ja jetzt schon seit Jahren stoßen.​

 
Zuletzt bearbeitet:
Ich dachte ich hätte es schon genannt, aber bei genauerem nachlesen anscheinend doch nicht:

Es gab damals sogar Schwerter, die Lagvapn genannt wurden. Das leitet sich vom altnordischen Wort für Stechen her ab.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Gusikard;
lass es doch endlich gut sein! Jeder hat in zwischen begriffen, dass wir beide anderer Meinung sind und gewisse Animositäten dabei die Sachlichkeit mit Füßen getreten und die Diskussion schon lange unerträglich gemacht haben
(vor allem für alle anderen hier). Zeit für mein Universalmotto:
"Du hast Recht und ich meine Ruh'."

p.s. eine Lanze, ist per Definition eine Reiterwaffe. Wenn ich also Speer schrieb, dann meinte ich auch eben diesen...
 
@Gusikard;
lass es doch endlich gut sein!
also da kann ich nicht mit einstimmen - ich finde Guiskards Ausführungen zum frühmittelalterlichen Schwert als Hieb- und Stoßwaffe sehr plausibel. Ob die heutige Praxis von (@ Guiskard mehr oder weniger :) legalem) sportsmäßigem Schwertkampf gleichsam "experimentell archäologisch" Aufschluß über damalige Kampfweise gibt, vermag ich nicht zu beurteilen.
 
ich versteh´s noch nicht... wenig(er) Hindernis beim stechen mit dem Schwert müsste doch dafür sprechen, dass man sehr wohl damit zugestochen hat?! z.B. wenn der andere eben kein Kettenhemd etc. trug
Ja man hat damit gestochen, aber da wenig Panzerung zu erwarten war, braucht man wenig Stichspitze, also keinen spitzen Winkel und wenig massiv, eine "normale" Spitze reicht.
 

Sascha:

Gerade wuchtige Stiche brauchen mehr Zeit, weil sie weitausholend aufgebaut werden müssen. Man muß sich eben von der Vorstellung verabschieden, dass Stiche immer fechterartig nur aus dem Arm heraus geführt werden.




Ich halte sie für beides, für Stich- wie Hiebwaffen. Dazu möchte ich noch zu bedenken geben, dass die Spatha in der römischen Zeit ebenfalls stechend eingesetzt wurde, obwohl sie eine längere Klinge hatte. Die Idee, dass nur Kurze Klingen zum Stechen geeignet sind, würde darüber hinaus Rapiere usw ad absurdum führen.


Klar wuchtige Stiche brauchen mehr Zeit aber auch wuchtige Hiebe. Beides kann man halt übertrieben gesagt weitausholend machen. Beides aber auch mit kurzen Ansatz.
Ich denke am Ende gibt es da keinen Zeitunterschied.
Definitiv sind sie Beides; Hieb und Stichwaffen, aber wie Du auch ausführst ein wenig mehr auf Hieb ausgelegt, der Rest während dann Zahlenspiel 50% Hieb oder nur 30 % oder so etwas.
Der Vergleich mit dem Flur sollte Aufzeigen warum kurze Waffen besser sind, es geht alles, nur wie gut es geht ist die Sache.

Off Topic
Deinen Beitrag finde ich gut und ich denke wir haben uns schon ein paar mal gesehen.
Nein ich habe kein Interesse Vollkontakt zu machen, dafür bin ich Darsteller und kein Krieger und bleibe sogar bei Codex Belli, dafür kämpfe ich mit zu vielen verschiedenen Leuten um mir selbst bei Huskarl noch sicher zu fühlen, da habe ich einfach schlechte Erfahrungen gemacht. Alle s was echter ist sollen andere machen.
Vorführungen mit Stich oder Hieben schaue ich mir aber immer gerne an.
 
Zurück
Oben