Der Erste Weltkrieg und seine Bedeutung in der heutigen Zeit.

Der Nationalismus ist die am stärksten destabilisierende Kraft auf dem Balkan.
Ja, dem ist seit dem 19. Jahrhundert bis heute so. Und nicht nur auf dem Balkan.

dass die aussenpolitische Handlungsfähigkeit der Regierung des DR in der Julikrise durch zwei Faktoren eingschränkt war:

1. die besondere Stellung des Militärs im Kaiserreich,
2. „durch die von starken „pressure groups und Agitationsverbänden weitgehend nationalistisch-chauvinistisch beeinflußte Meinung dieser Zeit“

Beide Gruppen wollen Krieg und arbeiten an diesem Ziel.
Eben. Man konnte nicht gegen das Volk – vulgo: öffentliche Meinung – regieren. Damals nicht und heute auch nicht. Sprüche wie „Alles für Deutschland“ oder „America first“ beförderten und befördern einen Nationalismus, der gar nicht oder nur schwer zu beherrschen war/ist.

Ich denke ohne die Zutat des agressiven Nationalismus zum schließlich explosiven Gemisch hätte dieses nicht gezündet.

(Und die zweite große Weltkatastrophe auch nicht.)

Es ist dies nach meinem Verständnis auch eine „Bedeutung“ des Ersten Weltkriegs „in der heutigen Zeit“.
Absolute Zustimmung.
 
Ö-U
ist durch den inneren Nationalismus bedroht, während gleichzeitig ein höchst aggressiver äußerer Nationalismus Gebietsansprüche stellt, sprich die Anerkennung der Grenzen verweigert.
Der Nationalismus ist die am stärksten destabilisierende Kraft auf dem Balkan.
Ich denk da kann man einen Haken dran machen, wenn nicht müssen wir uns das genauer anschauen.

Das Problem, was ich sehe, ist dass sich die Aktionen Österreich-Ungarns nicht unmittelbar gegen den Nationalismus oder seine Akteure richteten, sondern lediglich gegen deren Projektionsfläche.

Nationalismus mag für das Österreichisch-Ungarische Staatengebilde unumstritten ein Problem dargestellt haben aber der war, da in seiner radikalen Form vor allem von Geheimbünden getragen über einen Krieg gegen Serbien überhaupt nicht effektiv zu treffen, insofern war Krieg überhaupt kein sinnvolles Mittel zur Bearbeitung dieses Problems.

Der Krieg war ein Mittel um aus Österreichischer sicht unerfreuliche Machtverschiebungen auf dem balkan zu Gunsten Serbiens rückabzuwickeln und somit das eigene imperiale "Vorfeld" neu zu ordnen.
Die Nationalisten innerhalb der Donaumonarchie selbst traf man dadurch nicht und wenn es hier vorrangig um die Unterbindung von Unterstützung solcher Tnndenzen aus Serbien gegangen wäre, hätte man nicht Krieg führen brauchen, das hätte man im Rahmen einer Großmachtskonferenz, bei der Vorgeschicht ohne weiteres zustande gebracht.

Nationalismus bedroht Reiche die multiethnisch sind.
Nicht unbedingt.

Um ein Beispiel anzuführen, Calic beschreibt in ihrer Geschichte Jugoslawiens durchaus Spielarten des südslawischen Nationalismus innerhalb Österreich-Ungarns, die mit dem Konstrukt der Monarchie durchaus kompatibel gewesen wären und im Prinzip auf Trialismus, in Form eines dritten kroatischen Reichsteils, der dann möglicherweise auch Bosnien umfasst hätte hinausgelaufen wäre.
Solche Vorstellungen waren vielleicht mit dem Status Quo unvereinbar aber nicht mit dem Reichszusammenhang an und für sich.
Der Nationalismus war vielleicht für die überkommene Verfasstheit der entsprechenden Reiche ein Problem, dass er für multiethnische Reiche per se ein Problem dargestellt hätte, sehe ich nicht in dieser Absolutheit.

Nach der überfälligen Liberalisierung 1906 entsteht eine lebendige, aber unverantwortliche Presse, welche Stimmung und Auflage mit aggressiven Forderungen im Sinne der Panslavisten anheizt.
Die russische Führung fördert das, versucht aber den radikalsten Teil auf „Armlänge“ zu halten.

Nur kein Mensch den Panslawismus anno 1914 ernst nehmen konnte.

Die Polen und Ukrainer/Ruthenen in Galizien, unterlagen innerhalb Österreich-Ungarns weit weniger Restriktionen, als nach wie vor in Russland (zumal der größte Teil der Liberalisierung im Zuge der Revolution von 1905 bis 1908 wieder eingestampft wurde).

Serbien und Bulgarien hatten gerade einen extrem blutigen Krieg gegeneinander um die makedonischen Grenzgebiete geführt.

Wer sollte angesichts dessen ann die beschworene große slawische Gemeinschaft glauben? Die Slawen selbst führten sie ad absurdum und im Namen des Panslawismus auf Kreuzzug zu gehen (um die in Österreich und Deutschland lebenden Polen und Ukrainer von der Fremdherrschaft zu befreien, damit den polnischen und wenn man so will ukrainischen Teilungskonsens aufzuheben und die eigenen Nationalitätenprobleme durch das Herausdrängen der ausländischen partner bei deren Beherrschung herbei zu führen, war so ziemlich das letzte, woran St. Petersbrug gelegen sein konnte).
Es gab seitens der russischen Politik kein Handeln nach panslawischen Grundsätzen.

Auch die Freundschaft zu Serbien, die man neuerdings entdeckt hatte, ließ sich nicht in diese Zusammenhänge einordnen, bis zzu den Balkankriegen hatte man eher Bulgarien protégiert.
Der Entschluss sich hinter Serbien zu stellen dürfte weniger aus nationalistischen oder panslawischen Überlegungen erfolgt sein, als viel mehr daraus, dass man Bulgarien als Partner auf dem Balkan bereits durch den 2. Balkankrieg verloren hatte und Rumänien ohnehin einn unsicherer Kantonist war, als Werkzeug der eigenen imperialen Interessen am Balkan also nur noch Serbien sicher verblieb (Griechenland ließ sich im Hinblick auf die slawischen Gebiete kaum instrumentalisieren, zumal wenn man die Panslawisten nicht vor denn Kopf stoßen wollte).

bildet sich mit den „Alldeutschen“ eine vergleichbar gesonnene „pressure group“, deren Einfluss nach der 2. Marokkokrise steigt, während die nationale Presse nun zunehmend die Kriegstrommel schlägt. (Gut beschrieben bei Fischer – Krieg der Illusionen-)

Hilf mir auf die Sprünge, inwiefern hat der alldeutsche Verband konkret das Handeln der Regierung Bethmann-Hollweg in der Julikrise beeinflusst?
Einfluss auf Presse und öffentliche Meinung meinetwegen, Einfluss auf verschiedene Persönlichkeiten in der Maschienerie der Streitkräfte, am Hof und in der Politik, ebenfalls zugestanden, aber daraus resultierte kein Krieg.

Entscheidend für das Handeln der deutschen Regierung bei den Schlüsselentscheidungen 1914 waren die eigenen Einkreisungsobsessionen und die Unsicherheit über Zweck und Haltung der Entente gegenüber Deutschland.
Beides geht nicht maßgeblich auf den Einfluss der Alldeutschen zurück, sondern auf eine real vorhandene, ziemlich verworrene und undurchsichtige Lage, die wahrscheinlich falsch interpretiert wurde, durchaus aber so interpretiert werden konnte und vor allem aus dem Umstand, dass die Art und Weise des Konflikts möglicherweise geeignet war die Entente zu spalten.

Hillgruber – Die Zerstörung Europas – S.84-85 schreibt, dass die aussenpolitische Handlungsfähigkeit der Regierung des DR in der Julikrise durch zwei Faktoren eingschränkt war:
1. die besondere Stellung des Militärs im Kaiserreich,

Gehe ich nicht mit.
Die Stellung des Militärs im Kaiserreich war in den vorangegangenen Balkankriesen ein und die Selbe, trotzdem handelte die deutsche Regierung im Hinblick auf die Balkankriege völlig anders, in dem sie mit London kooperierte und mäßigend auf Wien einwirkte.
Wenn diese Strukturen das 1912/1913 zuließen, dann auch 1914.

2. „durch die von starken „pressure groups und Agitationsverbänden weitgehend nationalistisch-chauvinistisch beeinflußte Meinung dieser Zeit“

Gehe ich auch nicht mit. Wenn die entsprechenden Agiationsverbände derart wirkmächtig waren, dass die Regierung sich gezwungenn sah, dem Folge zu leisten, hätte das nahegelegt einfach danach zu agieren.
Das Warten auf die russische Mobilisation, die geheimen Mobilmachungsvorbereitungen etc. deuten aber für mich klar darauf hin, dass sowohl zivile Reichsregierung, als auch Militärführung der Meinung waren, dass man den riskannten Kurs, den die deutsche Außenpolitik fuhr, der Bevölkerung so nicht verkaufen könne.

Wenn beide aber dieser Meinung waren, und die Abläufe in den letzten Julitagen 1914 legen das für mich nahe und die Regierung fürchtete, dass die Öffentlichkeit diesen Kurs, wenn man offen zu ihm stünde nicht mittragen würde, kann der Beweggrund für diesen Kurs nicht der öffentliche Druck gewesen sein.

Wäre es der öffentliche Druck gewesen und die nationalistische Agitation wäre so wirkmächtig gewesen, dass die Mehrheit der Bevölkerung in dieser Situation denn harten Kurs und den Krieg wollte, hätte keine Veranlassung mehr bestanden um jeden Preis darauf hinzuarbeiten diesen Krieg als Verteidigungskrieg darzustellen und dafür so weit zu gehen, eine Verzögerung der Mobilmachung inkauf zu nehmen und Russland den ersten Schritt tun zu lassen.
Hätte sich die Regierung einem übermäßigen öffentlichen Druck gebeugt, die eigene Position mit allen Mitteln durchzusetzen und Krieg inkauf zu nehmen, hätte man schneller Anstrengungen zur Mobilisation unternnommen.
 
Man konnte nicht gegen das Volk – vulgo: öffentliche Meinung – regieren.

Dann möchte ich dich fragen, warum man das 1912/1913 in den vorherigen Balkankrisen durchaus konnte und warum man sich durch Verschleierung des eigenen Regierungshandelns (Kein Bekenntnis gegenüber Volk und Parteien zur eigenen Rolle beim Ultimatum an Serbien, im Gegennteil Abstreiten derselben, Abwarten der russischen Mobilmachung, geheimhaltung der eigenen Mobilmachungsvorbereitungen etc.) alle Mühe gab die öffentliche Meinung in Richtung auf eine eventulle Kriegsbereitschaft einzustimmen?

Möchtest du uns weißmachen, dass ganz plötzlich binnen zweier Jahre zwischen 1912 und 1914 eine entsprechende Haltung der Bevölkerung vom Himmel gefallen ist?

Wenn nicht, dann würde ich jetzt eine Erklärung wünschen, warum die deutsche Regierung in den Balkankriegenn durchaus auf die Bremse treten konnte, hier aber angeblich nicht.

Sprüche wie „Alles für Deutschland“ oder „America first“
........ sind erstmal nichts weiter als heiße Luft.
 
---short intermission---
Die Stellung des Militärs im Kaiserreich
das Ansehen des Militärs im Kaiserreich,
das Imago/Image des Militärs im Kaiserreich,
die Möglichkeiten des Militärs im Kaiserreich,
das alles ist nicht 100% deckungsgleich.

Es ist verlockend, vom Ansehen des (hohen) Militärs auf Militarismus zu schließen - im Detail tauchen dann aber Bruchlinien auf... trotz des hohen Ansehens gelang es dem Militär nicht, die militärisch projektierten Ausbaumaßnahmen vollumfänglich umzusetzen (jaja... mal wieder Festungsblabla vom Festungsfreak) ein mageres Panzerfort und eine magere Panzerbatterie in Thorn, statt eines tief gestaffelten Gürtels aus Panzerfronten mit Panzerforts: dafür reichten dem mächtigen Kaiserreich die Mittel nicht... nun gut, man war ja auch etwas klamm bei den Ausgaben zur Selbstbeweihräucherung, wie die Historie der Finanzierung des Kyffhäuserdenkmals zeigt.

Verallgemeinerungen und Abstrahierungen (Militarismus & (aggressiver) Nationalismus & Kolonialismus als Ursachengemenge) bleiben in meinen äugen zu unkonkret, die Winkelzüge und Katzentritte der Bündnisschacherei und Diplomatie der letzten drei Jahrzehnte bis zum Kriegsausbruch (und dabei besonders die Krisen) halte ich für relevanter.
---short intermission stop---
 
Es ist verlockend, vom Ansehen des (hohen) Militärs auf Militarismus zu schließen - im Detail tauchen dann aber Bruchlinien
Nicht nur im Detail.

Ich hatte es bereits an anderer Stelle angeführt, das Ansehen des Militärs in der Gesellschaft überhaupt, war bei den anderen kontinentalen Mächten in ähnlicher Weise gegeben, etwas anders mag es sich mit Großbritannnien und den USA verhalten, die lediglich ein kleines Berufsheer unterhielten, dass zudem immer im Schatten der Marine stand.

Wollte man aber das Ansehen des Militärs innerhalb der Gesellschaft etwa daran bemessen, einen wie großen Teil des Staatsbudgets sie dafür aufzuwenden bereit war oder ein wie großer Prozeentsatz der Bevölkerung unter Waffen stand oder daran ausgebildet wurde, wird man feststellen, dass Deutschland da durchaus nicht immer mit Abstand an erster Stelle stand.
In diesem Sinne wäre zu diskutieren, was der "Militarismus" einer Gesellschaft als Terminus im Detail meint.

In Deutschland, so weit würde ich Hillgrubers Einlassung entgegenkommen wollen bestand zweifelsohne das Problem, dass die Militärs keiner effektiven Kontrolle durch die zivile Regierung unterlagen und in diesem Sinne eine keine Abstimmung mit derselben vorlag und das Militär an den politischen Instituionen vorbei versuchen konnte Einfluss auf den Kaiser zu nehmen.

Das Militär mag in Deutschland insofern zum Krieg beigetragen haben, als dass die zvilie Regierung keinen Einblick in die detaillierte Strategieplannung hatte, sonst hätte sie in Erkenntnis welch irrwitziger Wahnsinn der Schlieffenplan war, wahrscheinlich die Fingeer davon gelassen.
Andererseits könnte man spekulieren, dass wenn die zivile Reichsregierung Einblick in die zunehmend desperate Situtation der militärischen Planung gehabt hätte, dass möglicherweise bei den früheren Krisen, als das Kräfteverhältnis noch günstiger stannd in Erkenntnis, dass das nicht so bleiben würde, zu einer höheren Neigung einen Krieg inkauf zu nehmn hätte führen können.

Nur wie gesagt, ich in der Struktur des Militärs in Deutschland selbst nicht das entscheidende Problem, zumal man sich vergegenwärtigen muss, dass es "die deutsche Armee" im Frieden ja nicht gab, und bei einem systematischen Hinarbeiten auf einen Krieg nicht eine Regierung bearbeitet werden musste, sondern letztendlich vier Länderregierungenn und Moarchen plus Reichsregierung, die im Hinblick auf vorbereitennde Maßnahmen, Anlage von Festungen Depots, strategischen Bahnen etc. etc. mitspielten.

Wenn die Armee ein strukturelles Hindernis für eine andere außenpolitische Haltung gewesen wäre, hätte das auch auf andere Krisen zutreffen müssen.
Inwiefern man davon sprechen kann, dass die Militärs den Krieg unbedingt wollten, könnte man vor dem Hintergrund, dass 1912/1913 die angedachte Truppenvermehrung um 300.000 Mann, nicht etwa durch die Sozialdemokraten im Reichstag, sondern durch Kriegsminister v. Heeringen blockiert und auf 100.000 Mann eingedampft wurde, auch streiten, auch im Hinblick auf sonstige ausbleibende Vorbereitungsmaßnahmen, etwa im Hinblick auf den Ausbau der strategischen Bahnen im Osten oder die Abkoppelung der deutschen Munitionsproduktion vom Chile-Salpeter.
Man sollte meinen, hätten die Militärs systematisch auf Krieg hingearbeitet hätten sie es nicht versäumt solche Schritte in di Wege zu leiten oder mindestens regelmäßig anzumahnen.
 
Nicht nur im Detail.

Ich hatte es bereits an anderer Stelle angeführt, das Ansehen des Militärs in der Gesellschaft überhaupt, war bei den anderen kontinentalen Mächten in ähnlicher Weise gegeben, etwas anders mag es sich mit Großbritannnien und den USA verhalten, die lediglich ein kleines Berufsheer unterhielten, dass zudem immer im Schatten der Marine stand.

Wollte man aber das Ansehen des Militärs innerhalb der Gesellschaft etwa daran bemessen, einen wie großen Teil des Staatsbudgets sie dafür aufzuwenden bereit war oder ein wie großer Prozeentsatz der Bevölkerung unter Waffen stand oder daran ausgebildet wurde, wird man feststellen, dass Deutschland da durchaus nicht immer mit Abstand an erster Stelle stand.
In diesem Sinne wäre zu diskutieren, was der "Militarismus" einer Gesellschaft als Terminus im Detail meint.

In Deutschland, so weit würde ich Hillgrubers Einlassung entgegenkommen wollen bestand zweifelsohne das Problem, dass die Militärs keiner effektiven Kontrolle durch die zivile Regierung unterlagen und in diesem Sinne eine keine Abstimmung mit derselben vorlag und das Militär an den politischen Instituionen vorbei versuchen konnte Einfluss auf den Kaiser zu nehmen.

Das Militär mag in Deutschland insofern zum Krieg beigetragen haben, als dass die zvilie Regierung keinen Einblick in die detaillierte Strategieplannung hatte, sonst hätte sie in Erkenntnis welch irrwitziger Wahnsinn der Schlieffenplan war, wahrscheinlich die Fingeer davon gelassen.
Andererseits könnte man spekulieren, dass wenn die zivile Reichsregierung Einblick in die zunehmend desperate Situtation der militärischen Planung gehabt hätte, dass möglicherweise bei den früheren Krisen, als das Kräfteverhältnis noch günstiger stannd in Erkenntnis, dass das nicht so bleiben würde, zu einer höheren Neigung einen Krieg inkauf zu nehmn hätte führen können.

Nur wie gesagt, ich in der Struktur des Militärs in Deutschland selbst nicht das entscheidende Problem, zumal man sich vergegenwärtigen muss, dass es "die deutsche Armee" im Frieden ja nicht gab, und bei einem systematischen Hinarbeiten auf einen Krieg nicht eine Regierung bearbeitet werden musste, sondern letztendlich vier Länderregierungenn und Moarchen plus Reichsregierung, die im Hinblick auf vorbereitennde Maßnahmen, Anlage von Festungen Depots, strategischen Bahnen etc. etc. mitspielten.

Wenn die Armee ein strukturelles Hindernis für eine andere außenpolitische Haltung gewesen wäre, hätte das auch auf andere Krisen zutreffen müssen.
Inwiefern man davon sprechen kann, dass die Militärs den Krieg unbedingt wollten, könnte man vor dem Hintergrund, dass 1912/1913 die angedachte Truppenvermehrung um 300.000 Mann, nicht etwa durch die Sozialdemokraten im Reichstag, sondern durch Kriegsminister v. Heeringen blockiert und auf 100.000 Mann eingedampft wurde, auch streiten, auch im Hinblick auf sonstige ausbleibende Vorbereitungsmaßnahmen, etwa im Hinblick auf den Ausbau der strategischen Bahnen im Osten oder die Abkoppelung der deutschen Munitionsproduktion vom Chile-Salpeter.
Man sollte meinen, hätten die Militärs systematisch auf Krieg hingearbeitet hätten sie es nicht versäumt solche Schritte in di Wege zu leiten oder mindestens regelmäßig anzumahnen.

Heeringen war ein überzeugter Verfechter des Qualitätsgrundsatzes. Heeringen wollte die Heeresvorlage erst im Herbst 1913 einbringen, der Kaiser allerdings drängte auf eine sofortige Ausarbeitung.
Heeringen war der Ansicht, das der ganze Rahmen der Armee, Ausbildungspersonal, Unterkünfte, Ausrüstung etc. eine so abermalige große Vermehrung nicht verdauen können. Die Truppenübungsplätze seien überfüllt, die Rüstungsindustrie komme nicht mehr mit.
Dies ganzen, durchaus berechtigten, die Qualität betreffenden Bedenken bezogen sich sowohl auf den Umfang als auch auf die Schnelligkeit der Vorlage. Im Dezember 1912 gab es Überlegungen die Offiziersausbildung von neun auf sieben Monate herabzusetzen, da die Kriegsschulen überfüllt seien und die Fähnriche und Fahnenjunker monatelang auf die Einberufung warten müssen.

Der Direktor des Allgemeinen Departments General Wandel lehnte eine neue Heeresvermehrung grundsätzlich ab:
"Im Interesse der Armee wäre es dringend geboten, nicht schon wieder eine Heeresvorlage eintreten zu lassen. Uns fehlen 1300 Leutnants; die Kadres sind geschwächt und werde es noch mehr durch die Errichtung der Maschinengewehrkompanien 1913; bei der Feldartillerie laufen die Etatveränderungen seit Jahren; überall ist Bekleidung und Unterbringung nicht in ordnungsgemäßer Verfassung. Werden jetzt oder in den nächsten Monaten neue Organisationsveränderungen vorgenommen, so wird Unruhe und Verwirrung erzeugt und die schon allzu große Nervosität nocht gesteigert." (Tagebuchaufzeichnung General Wandels vom 26.11.1912 in Granier, Rüstungspolitik.

Damit lag Wandel auf der Linie von Heeringens.

Heeringen wendete sich nun an dem Generalstab. Die Antwort, die Große Denkschrift vom 21.Dezember 1912, von Moltke und Ludendorff entsprach ganz sicher nicht der Erwartungshaltung des Kriegsministers. Die Herren Moltke und Ludendorff wollten mindestens drei neue Armeekorps und eine Erhöhung der Friedenspräsenzstärke um 300.000 Mann. Des Weiteren forderten sie Verbesserungen der Formationen 2.Linie, Ergänzungen der materiellen Heeresrüstung sowie Verstärkungen der Grenzfestungen im Osten.
Entscheidend für die enormen Forderungen war halt der Schlieffenplan. Da es von großer Bedeutung war, das im Westen schnell und erfolgreich operiert werden sollte, war es notwendig direkt zu Beginn dieses Planes möglichst viele Truppen für die Offensive bereitstehen zu haben, zumal inzwischen klar war, das Italien wenig oder gar nicht helfen werde. Die Diskrepanz zwischen strategischer Planung und tatsächlich vorhandenen Mitteln sollten mit eben diese Forderungen ausgeglichen werden. Um das Kriegsministerium zu überzeugen, wurde erstmal ein weitgehender Einblick in den Schlieffenplan gewährt.

Für den Kriegsminister waren die Forderungen trotzdem nicht akzeptabel. Die ganze folgende Auseinandersetzung dreht sich um Qualität oder Quantität. Letzten Endes gelang es Heeringen beim Kaiser durchzusetzten, das die drei neu aufzustellenden Armeekorps im Jahre 1916 aufgestellt werden sollten.

Stein, Heeresrüstungspolitik 1890-1914
 
Für den Kriegsminister waren die Forderungen trotzdem nicht akzeptabel. Die ganze folgende Auseinandersetzung dreht sich um Qualität oder Quantität. Letzten Endes gelang es Heeringen beim Kaiser durchzusetzten, das die drei neu aufzustellenden Armeekorps im Jahre 1916 aufgestellt werden sollten.

Es ist eigentlich herzlich egal, worin die Sorgen v. Heeringens konkret begründet waren.
De facto sorgte sein Querstellen gegen die Vorstellungen Moltkes dafür, dass Heeresvermehrungen in diesem Umfang nicht in Angriff genommen wurden.
Augenscheinlich unternahm er auch nichts um der Realisierung trotzdem zuzuarbeiten.

Das vor dem Hintergrund, dass er wusste, dass es Moltkes Kriegsplan, vor allem auch wegen der unsicheren Haltund der Italiener, deren Ausfallen eingepreist werden musste, vor allem an Manpower fehlte.
Im Hinblick auf Krieg selbst, war das eindeutig das drängendere Problem, denn da brauchte man im Elsass und im Osten vor allem Bedeckungstruppen, deren Kampfkraft nicht so wichtig war, weil Zurückweichen und Geländeverluste hier eingepreist waren.

Mit einem voll ausgerüsteten, zahlenmäßig aber nicht adäquaten Heer ließ sich noch wesentlich weniger Krieg führen.


Um auf das Argument der zurück zu kommen, die Militärs hätten auf den Krieg hingearbeitet. Wenn dem so gewesen wäre, hätte v. Heeringen nicht auf das Eindampfen der Vorlage und deren Vertagung oder lediglich deren Teilrealisierung bestanden, sondern auf Ausweitung der Vorlage und zeitnaher zur Verfügungstellung von Mitteln um die bestehende Probleme zeitnah zu lösen.

Kapazitätsengpässe in den Kriegsschulen oder fehlen von Offizieren ließen sich ja nicht durch Aussitzen beheben sondern solche Dinge hätten sich selbstredend auch bei jeder späteren Heeresvermehrung bemerkbar gemacht.

Nun könnte man die Frage stellen, wenn die Herren Generalitäten unbedingt auf Krieg hinarbeiteten, warum achteten sie dann nicht darauf die Kapazitäten der Kriegsschulen so weit auszubauen, dass ein adäquates Heer dafür überhaupt aufgstellt werden konnte?
 
Es ist eigentlich herzlich egal, worin die Sorgen v. Heeringens konkret begründet waren.

Sehe ich nicht so, weil hier an führender Stelle im Heer zwei sehr unterschiedliche Sichten deutlich werden.
Ganz wichtig ist es, hier nicht aus dem Auge zu verlieren, das bis dato die massive Aufrüstung der Kriegsmarine im Vordergrund gestanden hatte. Alleine im Jahre 1912 beanspruchten den beiden Wehretats, also Marine und Heer, 68,8% der Reichsverwaltungsaufgaben. 1913 wurden von beiden Wehretats , ganz besonders von der Marine, die nach dem beabsichtigten Mehrausgaben in Höhe von knapp 70 Millionen Mark erneut um rund 20 Millionen übertroffen. Klar, das weder Finanzverwaltung noch Reichstag davon begeistert waren, das sich in unerhörter Weise über dessen Beschlüsse hinweggesetzt wurde. Hier ist sicherlich auch ein ein Grund dafür zu sehen, das von Heeringen, trotz Kenntnis, der personellen Bedürfnissen des Schlieffenplans. Des Weiteren sah von Heeringen eben in der Qualität das Maß der Dinge.

Kapazitätsengpässe in den Kriegsschulen oder fehlen von Offizieren ließen sich ja nicht durch Aussitzen beheben sondern solche Dinge hätten sich selbstredend auch bei jeder späteren Heeresvermehrung bemerkbar gemacht.

Sicher nicht. Aber es liegt ja auf der Hand, das sowohl die personellen als materiellen Kapazitäten erste geschaffen werden mussten. Und so etwas dauert seine Zeit.

Nun könnte man die Frage stellen, wenn die Herren Generalitäten unbedingt auf Krieg hinarbeiteten, warum achteten sie dann nicht darauf die Kapazitäten der Kriegsschulen so weit auszubauen, dass ein adäquates Heer dafür überhaupt aufgstellt werden konnte?

Arbeiteten sie denn unbedingt auf einen Krieg hin?
Die ganzen Jahre vor 1914 hatte das Heer relativ bescheidene Mittel und somit auch nur beschränkte Möglichkeiten. Es war für Moltke nicht erkennbar, das in dass das Heer wieder in der Priorität der Militärausgaben wieder an erster Stellen rücken würde.
 
Des Weiteren sah von Heeringen eben in der Qualität das Maß der Dinge.
Du wirst doch aber mit mir darüber übereinstimmen, dass unter Maßgabe des Schlieffenplans, es wesentlich wichtiger gewesen wäre eine Vermeehrung der Truppen auf den Weg zu bringen, um nicht entweder im Osten oder im Elsass völlig blank darzustehen oder den Angriffsflügel im Westen möglicherweise entscheidend schwächen zu müssen.

Aus Sicht des Schlieffenplans war die Ausrüstung der Truppen im Elsass und im Osten doch nachrangig. Aufgabe dieser Truppeteile war Feindkräfte zu binden, Zeit zu schinden und sich gegebenenfalls unter Aufgabe unwichtiger Territorien unter Leistung hinhaltenden Widerstands zurück zu ziehen.
Für derartige Verzögerungsaufgaben, bei denen es nicht darauf ankam den Gegner tatsächlich zu schlagen brauchte es keine top ausgerüsteten Truppen, wohingegen ddas völlige Fehlen dieser Truppen allerdings ein Problem war und nicht durch gute Ausrüstung der Übrigen zu kompensieren war, weil deren Einsatz hier den Angriffsflügel im Westen nummerisch schwächen musste.
Davon abgesehen bedeutete das das Heranziehen von vollwärtig ausgerüsteten Formationen in Frontabschnitten, die vollwärtiger Ausrüstung nach Maßgabe des Schlieffenplans überhaupt nicht beenötigten um ihre Aufgaben zu erfüllen, mithin also Materialverschwendung.

Das musste v. Heeringen sehen.

Im Übrigen verstehe ich sein Handeln ganz gut und würde das noch um ein paar Punkte ergänzen wollen:

- Neben den laufenden Veränderungen hing die Möglichkeit Teile des Marine-Etats zum Heer umzuschichten natürlich von der Fertigstellung von Bauprojekten und gegebenfalls der Ausmusterung alter Schiffe ab, deren Unterhaltskosten inzwischenn ihrenn militärischen Nutzen überstiegen.
Mit Umschichtungen aus diesem Sektor war also erst zu rechnen, wenn die laufenden Projekte fertig gestellt sein und nicht durch gleichwertige Neubauten ersetzt würden.

- Über as Kniee gebrochene Heeresvermehrungen hätten natürlich auch einen Anstieg der Verpflegungskosten verursacht, was in diser Situation natürlich suboptimal gewesen wäre, weil es das Budget zusätzlich blastet hätte.
Sinnvollerweise schafft man zunächst das notwendige Material heran, bevor bevor man Teile des Etats dauerhaft durch Personalkosten bindet.

Sicher nicht. Aber es liegt ja auf der Hand, das sowohl die personellen als materiellen Kapazitäten erste geschaffen werden mussten. Und so etwas dauert seine Zeit.

Das ist vor allem eine Frage des Aufwands von Mitteln, im Besonderen was die genannten Probleme im Hinblick auf den Mangel an Offizieren, die beklagten Verpflegungsengpässe etc. angeht.

Wennn wir hier was die Leutnantsränge angeht von einer Unterdeckung von 1.300 Mann reden, ist was die Kriegsschulen angeht die Kapazität, was die Unterbringung betrifft nicht das Problem, allenfalls die Lehrkräfte, aber hier hätte man übergangsweise zusätzlich Offiziere aus dem aktiven Dienst zu Ausbildungszwecken hinzuziehen können, bis man regulär einen hinreichenden Personalstamm aufgebaut hat.

Verpflegung, Versorgung mit Uniformen etc. sind im Zeitalter der industriellen Produktion und eines funktionierenden Weltmarktes eine reine Geldfrage, dise beklagten Probleme hätten sich binnen kürzester Zeit abstellen lassen.

Wäre vor allem die Unterbringung und adäquates Übungsgelände für weitere Rekruten als Herausforderung geblieben, wobei die Beschaffung geeigneter Liegenschaften für die Truppenübung angesichts der Agraarkrise in Ostelbieen und der Überschuldung eines nicht unerheblichen Teils der Agrarbetriebe keine große Sache gewesen wäre.
Eine andere Möglichkeit hätte gegebenenfalls darin bestehen können, Teile derjeenigen Rekruten, die ihr erstes Ausbildungsjahr bereits hinter sich hatten, zusammen zu ziehen Teilweise aus den Kasernen heraus zu holen und ausahmsweise anderswo in der Umgebung einzuquartieren um in den Kasernen für die blutigen Anfänger provisorisch Platz zu schaffen, so lange bis erweiterte Kapazitäten zur Verfügung stehen.

Wäre durchaus denkbar gewesen, genau wie die Reaktivierung veralteter Festungen, die sonst nicht mehr gennutzt wurden zu Einquartieerungs- und Übungszwecken.

Da hätte man schon das eine oder andere herimprovisieren können.

Das man es nicht tat, bedeutet für mich, dass man es nicht für unbedingt notwendig hielt und zwar weil man letztendlich in Friedens- nicht in Kriegslogiken dachte.

Die eigentliche Frage, wenn man ein Hinarbeiten der Militärs auf den Krieg unterstellen möchte ist doch aber, warum kam es zu einer solchen Situation überhaupt?
Das die Kapazitäten die zum Erhalt des Friedensheeres notwendig waren nicht reichen würden um dieses Heer auszubauen um es wirklich kriegstauglich zu machen, hätte man sich im Vorhinein ja denken können, zumal es bei Heeresvermehrungen ja nicht um eine einmalige Investition ging, sonder darum die Kapazitäten permanent zu erhöhen.
Wenn man also davon ausgehen möchte die Hochrüstung wäre planmäßig und präventiv mit fester Absicht des Arbeitens auf einen Krieg hin unternommen worden, warum dachte man dann vorher nicht daran, dass man für einen Krieg auch Soldaten braucht und dass die ausgebildet werden müssen?

Erscheint mir wenig plausibel.


Arbeiteten sie denn unbedingt auf einen Krieg hin?

Dieser Auffassung hier nach, taten sie das:

Hillgruber – Die Zerstörung Europas – S.84-85 schreibt, dass die aussenpolitische Handlungsfähigkeit der Regierung des DR in der Julikrise durch zwei Faktoren eingschränkt war:
1. die besondere Stellung des Militärs im Kaiserreich,
2. „durch die von starken „pressure groups und Agitationsverbänden weitgehend nationalistisch-chauvinistisch beeinflußte Meinung dieser Zeit“
Beide Gruppen wollen Krieg und arbeiten an diesem Ziel.

Ich habe nur dargelegt, warum ich diese Auffassung nicht teile und bin der Meinung das v. Heeeringens Agieren, der hier ganz klar verwaltungstechnische und finanzieelle Aspekte über eine sofortige Erhöhung der militärischen Schlagkraft stellte, meine Ansicht gut unterstreicht.

Unbeschadet der Tatsache dass mir durchaus klar ist, dass v. Heeringenn kein prinzipieller Gegner von Heersvermehrungeen war.
 
Du wirst doch aber mit mir darüber übereinstimmen, dass unter Maßgabe des Schlieffenplans, es wesentlich wichtiger gewesen wäre eine Vermeehrung der Truppen auf den Weg zu bringen, um nicht entweder im Osten oder im Elsass völlig blank darzustehen oder den Angriffsflügel im Westen möglicherweise entscheidend schwächen zu müssen.

Ganz bestimmt sogar.

Shinigami schrieb:
Sinnvollerweise schafft man zunächst das notwendige Material heran, bevor bevor man Teile des Etats dauerhaft durch Personalkosten bindet.

Sinnvollerweise auch das Ausbildungspersonal in der erforderlichen Anzahl, errichtet vorher die Kasernen, baut vorher die notwendigen Truppenübungsplätze, die ebenfalls dauerhaft Kosten verursachen.

Shinigami schrieb:
Erscheint mir wenig plausibel.

Ist es auch nicht.

Shinigami schrieb:
Ich habe nur dargelegt, warum ich diese Auffassung nicht teile und bin der Meinung das v. Heeeringens Agieren, der hier ganz klar verwaltungstechnische und finanzieelle Aspekte über eine sofortige Erhöhung der militärischen Schlagkraft stellte, meine Ansicht gut unterstreicht.

Unbeschadet der Tatsache dass mir durchaus klar ist, dass v. Heeringenn kein prinzipieller Gegner von Heersvermehrungeen war.

Sehe ich auch so.
Es fehlten beispielsweise sowohl beim Heer als auch der Marine Einrichtungen zur Nachrichtengewinnung über die potenziellen Gegner. Dieses Fehlen wurde angesichts der sich häufenden Krisen als schmerzhaft empfunden. Aber die internationalen Spannungen machten auch deutlich, das die Planungen zur Mobilmachung geändert werden mussten. Im Dezember 1906 wurde beschlossen gewissermaßen Vorstufen, Kleine und Große Sicherung, einzurichten, um eben nicht gleich zur krisenverschärfenden Mobilmachung greifen zu müssen.
Das wäre sich auch nicht geschehen, wenn zielgerichtet auf einem Krieg hingearbeitet worden wäre.

Erst ab 1910 wurde die Stellung eines Nachrichtenoffiziers geschaffen, um mehr Informationen über den Gegner zu beschaffen. Und schließlich wurde im Jahre 1912 im Generalstab die Abteilung III b, die Nachrichtenabteilung, gegründet.
Nehmen wir nur das Jahr 1909, Stichwort Annexionskrise, wo der sächsische Gesandte erfuhr, das weder Kriegsministerium noch der Generalstab irgendwelche Kriegsvorbereitungen getroffen hatte. (Bericht des sächsischen Gesandten vom 19.03.1909).
Ganz generell kann gesagt werden, das eine Furcht vor Überfällen bestand. Im November 1912 wurde durch den Militärattaché in Paris gemeldet, das es dort Überlegungen gäbe, im Falle einer Krise Deutschland sofort ohne Kriegserklärung zu überfallen. Darüber hinaus erhielt man Kenntnis von einer russischen Anweisung, sofort mit der Mobilmachung die Feindseligkeiten gegen Deutschland zu eröffnen; diese wurde dann aber in November 1912 kassiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nur nebenbei...
Die Beschreibung der Julikrise durch Fischer - Krieg der Illusionen- gründet fast komplett auf das von Dir genannte Werk von Geiss.

Grüße hatl

"Krieg der Illusionen" hat ganz überwiegend Berlin im sehr kritischen Fokus, schon die Überschrift von Kapitel 17 "Deutschland und die slawische Gefahr - Der Angreifer wird aufgebaut" (Frühjahr 1914) erteilt Auskunft über Fischers Intention, und die Julikrise wird dort nun auch nicht gerade erschöpfend, geschweige denn das alle Großmächte entsprechend berücksichtig worden sind, behandelt :).
Geiss als Schüler Fischers hat ja immerhin auch Berichte von Botschaftern berücksichtigt, die auch eine kritische Sicht auf die Mächte der Triple Entente erlauben. Fischer hingegen ist bemüht, Deutschland die hauptsächliche Schuld an dem Kriege zuzuweisen.
 
Ich blende die deutsche Verantwortung ganz gewiss nicht aus; aber auch nicht die der anderen Akteure der Julikrise 1914. Die Schuld oder Verantwortung verteilt sich meiner Meinung nach gleichermaßen auf die Schulten der beteiligten Mächte.
Wie kommst du dadrauf? Wieso verteilte sich die Julikrise und der darauffolgende Krieg auf beide Seiten? Der Mord in Srajewo war eine russisch gelenkte und geduldete Aktion. Der Staatsbesuch Poincares in Petersburg (nach dem Mord des Thronfolgers) war - vermutlich - die letzte Absprache zum Vorgehen gegen Österreich und in erster Linie gegen Deutschland, worauf Poincare ja schon seit Jahren ganz erpischt war. Eure Argumentation erscheint mir nicht logisch.
 
Da darf man durchaus geteilter Meinung sein. Gedenken und nicht vergessen unbedingt, ja!
Nach dem Ersten Weltkrieg sollte deiner Meinung nach aber schon aber die exzessive Nabelschau betrieben werden? Ich stimme dahingehend zu, das unsägliche geradezu verbrecherische Lügen wie die Dolchstoßlegende katastrophal waren und durch diejenigen, die es besser wussten, hätte entschieden bekämpft werden müssen. Der Erste Weltkrieg aber als solches, geht auf das Konto aller Großmächte. Das gehört auch zur Aufarbeitung! Durch Versailles wurde eine kritische Aufarbeitung auch nicht gerade gefördert. Und die Alliierten gehen nicht in Sack und Asche, sondern begehen ihren Sieg feierlich.
Wie so ist es eine "verbrecherische Lüge", von einer "Dolchstoßlegende" zu reden? Vieles spricht dafür und wird in Schriften der damaligen Zeit auch so erwähnt. Die Agitation der USPD unter den Urlaubern, die unglaubliche Zahl von Meuterern (Tausende) in Berlin, die Meuterei in der Marine schon 1917, die Bemerkungen Liebknechts, welch "tollen" Draht er zu Soldaten an der Front hätte, die Rückkehrer mit "Roten Fahnen" usw. Die Agitation der SPD/USPD im Reich hat etwas was von "Moral untergraben".
 
Na ja, das Deutsche Reich hatte nur noch diesen einen Verbündeten, die marode Donaumonarchie.
Österreich-Ungarn hatte auch nicht so viele Erzherzöge. Ein Mordanschlag auf einen Thronfolger wobei durchaus der Verdacht nahelag, dass serbische Regierungskreise darin verwickelt waren-das war schon ein Affront.

Dass Deutschland loyal zu Österreich-Ungarn stand, konnte man Deutschland kaum vorwerfen. Wenn das deutsche Reich den Griff nach der Weltmacht geplant hat, dann hat es sich jedenfalls ein schlechtes Timing ausgesucht.

Einen kurzen begrenzten Krieg, hätte man vielleicht kurz nach dem Attentat vielleicht noch akzeptiert, Österreich-Ungarn konnte aber so schnell nicht mobilisieren-seine Soldaten waren auf Ernteurlaub.

Je länger sich die Julikrise hinzog, um so größer wurde das Risiko, dass ein Krieg die Bündniskonstellation aktivierte, also das Russland Serbien unterstützte, worauf dann Frankreich Russland beistand.

Von einer Alleinschuld Deutschlands kann keine Rede sein. Imperialistisch waren alle europäischen Großmächte. Auch Deutschland oder besser die deutsche Regierung wollte keinen europäischen Krieg. Was man Deutschland mit Recht vorwerfen kann, ist, dass es nicht mäßigend auf Österreich-Ungarn einwirkte, dass es den Ersten Weltkrieg nicht verhindert hat, dass es ihn in Kauf genommen hat, aus der Erwägung heraus jetzt, 1914, den Krieg noch gewinnen zu können. Weiter kann man Deutschland vorwerfen, dass es sich das Gesetz des Handelns allein von militärischen Erwägungen diktieren ließ und diesen, dem blöden Schlieffenplan alles andere untergeordnet hat. Mit dem Einfall in Belgien, begleitet von heftigen Kriegsverbrechen war auch der Kriegseintritt GBs vorprogrammiert.

Vorwerfen kann man der deutschen Politik auch, dass sie sich nicht eingestehen konnte, dass Deutschland im besten Fall mit dem Status Quo aus dem Krieg herauskommen konnte, dass die maßlosen Kriegsziele eine politische Einigung konterkarierten.
Wie hätte denn Deutschland den 1.WK verhindern sollen? Die Provokation der Serben - der Mord am Thronfolger - wurde von den Russen gestützt, die Franzosen haben Serbien finanziell unterstützt. Seit 1892, dem Bündnis Frankreich-Rußland, wurde zielstrebig auf diesen Krieg gegen Deutschland und den Todesstoß gegen Österreich-Ungarn hingearbeitet. Wird die "Entente cordiale" in der auch England zu finden ist, als das "Friedenstrio#" gesehen? oder muß Deutschland einfach -weil es Deutschland ist - mehr Schuld tragen als die anderen? Diesen Eindruck erhalte ich beim Lesen hier.
 
Es entschieden aber einzelne Personen und nicht Völker oder Staaten. Da muss schon geschaut werden, was wer tat.

Es gab mehrerre Ansätze den Frieden zu bewahren. Wer hat das verhindert? (Mal abgesehen davon, dass Wilhelm II. in Urlaub fuhr und Deutschland damit zeitweise nicht wirklich handlungsfähig war.)

Hatte z.B. Russland nicht einfach eine Erklärung verlangt, dass Österreich-Ungarn Serbien nicht dauerhaft besetzt? Hatte Österreich-Ungarn eine solche njcht gegenüber Deutschland abgegeben? Warum wurde das Russland nicht mitgeteilt?
Der "Urlaub" des Kaisers war lange geplant und sollte aus Beruhigungsgründen auch stattfinden. Wilhelm II. wollte nicht fahren, wurde aber vom Kanzler dazu gedrängt. Übrigens war der Kanzler auch einige Tage auf seinem Gut und der Staatssekretär hat die Geschäfte geführt. Das Militär drängte zur Aktion der Vorbereitung, der Kanzler bremste.
 
Ja, daran könnte man jetzt die Frage stellen, was denn genau an einer Beteiligung an der Untersuchung eine so unmäßige Forderung war, es wurde ja nicht etwas beansprucht die Untersuchungen zu leiten oder das Recht zu haben über diese Untersuchung hinaus an den staatlichen Angelegenheiten in Serbien beteiligt zu werden.

Ich persönlich fand es z.B. in der Schule immer ein bisschen Skurril, dass die selbe Lehrerin, die mir erzählt hat, dass dies eine unannehmbare Forderung gewesen sei, weil das irgendwo in die Souveränität Serbiens eingegriffen hätte, mir auf der anderen Seite aber erzählen wollte, dass etwa der Versailler Vertrag, der wesentlich stärker in die Souveränität Deutschlands eingriff, als es eine Erfüllung des Wiener Ultimatums in Serbien getan hätte, durchaus annehmbar gewesen sei.

Das sind dann die kleinen aber feinen Widersprüche des Schulunterrichts.


Natürlich war das Wiener Ultimatum eine Provokation, die ganz klar darauf hinauslief das Serbien entweder anerkannte, dass es nicht in der gleichen Klasse als Großmacht mitspielen konnte, wie Österreich-Ungarn oder es zum Krieg kommen würde.

Wie du aus den vorherigen Beiträgen entnehmen kannst, bin ich auch durchaus nicht der Ansicht, dass Wien darauf bestehen musste, weil es in dieser Konstellation sicher auch auf diplomatischem Wege viel erreichen konnte.

Als "unannehmbar" allerdings, würde ich das nicht einstufen, zumal es keinen dauerhaften Eingriff in die Souveränität Serbiens bedeutet hätte.
Da sind gerade in Zeiten des Hochimperialismus Verträge an der Tagesordnung gewesen, die ganz andere Dinge zumuteten, wenn man sich z.B. anschaut, wie die europäischen Großmächte mit China umsprangen, oder wie in Teilen auch das Osmanische Reich, im Besonderen von Russland behandelt worden war.
Die Serben wollten den Krieg mit aller Gewalt. Das Verhältnis zwischen Serbien und Österreich war seit der Annexion Bosniens und Herzegowina durch Österreich mehr als gespannt. Ein Krieg mit Österreich sollte "Großserbien" bringen, durch den Untergang Österreichs und damit Rußland den Weg zu den Dardanellen ebnen. Es heißt in einem Aufsatz von 1925: "Als Oberst Dmitrijewitsch 1914 erfuhr, daß in Bosnien österreichische Manöver abgehalten werden sollten, zu denen sich der Erzherzog nach Sarajewo begeben werde, gewann er die Überzeugung, dass die Monarchie einen Überfall auf Serbien plane, und kam, „wie er selbst 1915 erzählt hat", zu dem Schlusse, daß dieser Überfall nur durch die Tötung des Thronfolgers vermieden werden könne. Zwei junge Leute aus Bosnien, die im Auftrage einer Jugendgruppe von Tankositsch Ratschläge und Weisungen für die Ermordung Franz Ferdinands erbaten, wurden nun zehn Tage lang in der Handhabung von Waffen unterwiesen und dann über die Grenze geschmuggelt. Am 15. Juni machte Dmitrijewitsch in einer Sitzung des Hauptausschusses der „Schwarzen Hand" Mitteilung von der Entsendung der Mörder." (Graf Max Montgelas zitiert einen serbischen Historiker)
 
@PostmodernAtheist ist vielleicht etwas ungeschickt im Formulieren, aber er hat doch Recht, wenn er sagt, dass der Versailler Vertrag in Deutschland nicht nur von den Nazis als ungerecht empfunden wurde. Das war der Grund, warum Nazis, die tagein, tagaus darauf ritten, überhaupt bei den Bürgerlichen Gehör fanden, die sonst allen radikalen Ideen abhold sind, solange sie ihren Status Quo nicht bedroht sehen. Aber in den Zeiten der Wirtschaftskrise änderte sich das, also wählten sie verstärkt vermeintliche Retter aus der Krise: NSDAP und KP, die beide radikale Umbaupläne und vor allem Schuldige präsentierten: Für die einen war das das internationale Judentum, für die anderen der Kapitalismus.

Und weil die Deutsche Zentrumspartei mit einigen kleineren Parteien am 24. März 1933 dem Ermächtigungsgesetz zustimmte – die KP-Abgeordneten wurden schon zuvor unrechtmäßig ausgeschlossen, so dass nur die SPD dagegen stimmte –, geschah in der Folge verstärkt, was schon in der Weimarer Republik heimlich begonnen wurde: Einseitige Revision des Versailler Vertrages durch Aufrüstung, die erst den folgenden Krieg ermöglichte.
Das Versailler Diktat - ein Vertrag ist eine von zwei Parteien akzeptierte Vereinbarung, was das Versailler Diktat nicht ist - wurde von Anfang von den Deutschen nicht akzeptiet. Ein Zusatz der Deutschen im Vertrag, bezogen auf die Schuldfrage, wurde von den Franzosen rundweg abgelehnt - unterschreiben oder Waffengang! Dazu ist eine Erklärung der deutschen Regierung etwas später interessant:
"Berlin, 29. 8. 1924. Amtlich. Aus Anlaß der Verabschiedung der Gesetze über die Londoner Vereinbarungen erläßt der Reichskanzler namens der Reichsregierung folgende Kundgebung:
Der Reichstag hat mit den heute gefaßten Beschlüssen sein Siegel unter die Londoner Vereinbarungen gesetzt. Damit ist eine Entscheidung getroffen, die für das Schicksal des deutschen Volkes auf Jahre hinaus von maßgebender Bedeutung sein wird. Der Reichsregierung ist es ein Bedürfnis, allen Mitgliedern des Reichstages, die zu diesem Ergebnis beigetragen haben, ihren Dank auszusprechen. Alle Beteiligten haben schwere Bedenken überwinden und vielfach sogar persönliche Überzeugungen zurückstellen müssen, um zur Annahme der Londoner Vereinbarungen zu gelangen. So schwer der Entschluß auch jedem Einzelnen geworden sein mag, so mußte er doch gefaßt werden, wenn unserem Vaterlande der Weg in eine bessere Zukunft eröffnet werden sollte.
Die Reichsregierung kann und will aber diesen bedeutsamen Augenblick, in dem sie in Durchführung des Versailler Vertrages schwere Verpflichtungen auf sich nimmt, nicht vorübergehen lassen, ohne in der Kriegsschuldfrage, die seit 1919 mit schwerem Drucke auf der Seele des deutschen Volkes lastet, klar und unzweideutig ihren Standpunkt darzulegen. Die uns durch den Versailler Vertrag unter dem Druck übermächtiger Gewalt auferlegte Feststellung, daß Deutschland den Weltkrieg durch seinen Angriff entfesselt habe, widerspricht den Tatsachen der Geschichte. Die Reichsregierung erklärt daher, daß sie diese Festlegung nicht anerkennt. Es ist eine gerechte Forderung des deutschen Volkes von der Bürde dieser falschen Anklage befreit zu werden. Solange das nicht geschehen ist, und solange ein Mitglied der Völkergemeinschaft zum Verbrecher an der Menschheit gestempelt wird, kann die wahre Verständigung und Versöhnung zwischen den Völkern nicht vollendet werden.
Die Reichsregierung wird Anlaß nehmen, diese Erklärung den fremden Regierungen zur Kenntnis zu bringen.
Berlin , den 29. August 1924.
Der Reichskanzler,
gez. Marx.
(von Wolffs Telegraphischem Büro (W. T. B.) Nachtausgabe, 75. Jahrgang, Nr. 1768 )
 
Wie so ist es eine "verbrecherische Lüge", von einer "Dolchstoßlegende" zu reden? Vieles spricht dafür und wird in Schriften der damaligen Zeit auch so erwähnt. Die Agitation der USPD unter den Urlaubern, die unglaubliche Zahl von Meuterern (Tausende) in Berlin, die Meuterei in der Marine schon 1917, die Bemerkungen Liebknechts, welch "tollen" Draht er zu Soldaten an der Front hätte, die Rückkehrer mit "Roten Fahnen" usw. Die Agitation der SPD/USPD im Reich hat etwas was von "Moral untergraben".

Im Sommer 1918 nach dem Scheitern der 5 deutschen Offensiven war für Deutschland der Krieg verloren. Nach dem Zusammenbruch der deutschen Front bei Amiens konnte die deutsche Armee nur noch hinhaltenden Widerstand leisten. Ludendorff erlitt einen Nervenzusammenbruch, sprach sich bererits im September für schleunige Waffenstillstandsverhandlungen.
Österreich-Ungarn, die Türkei und Bulgarien standen ebenfalls am Rande des Zusammenbruchs oder es zeigten sich bereits Auflösungserscheinungen.

Dass der Krieg im Sommer 1918 nicht mehr zu gewinnen und im Herbst 1918 verloren war, ließ sich nicht mehr verkennen. Die USA hatten ihr volles Potenzial noch gar nicht ausgespielt. Nach dem Kriegseintritt der USA, an dem die "Falken" mit dem uneingeschränkten U-Bootkrieg nicht ganz unschuldig waren, bestand für Deutschland nur noch die Chance, eine Entscheidung an der Westfront herbeizuführen, bevor der Eintritt der USA das Gleichgewicht zu Gunsten der Alliierten verschieben würden. Diese letzte Chance war spätestens mit dem Scheitern der "Kaiserschlacht" 1918 nicht mehr gegeben. Im August 1918 erreichten die Alliierten bei Amiens einen Durchbruch.

Wer am lautesten geschrien hatte "wir sind verloren", das war Ludendorff, und sich nach dem Krieg hinzustellen, und zu behaupten, dass das deutsche Heer im "Felde unbesiegt" geblieben sei und in Wirklichkeit den Krieg gewonnen hätte, wenn Novemberverbrecher es nicht verraten hätten, war eine Lüge, und zwar eine sehr dreiste Lüge.
 
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