Hier wird der Schwarze Peter eindeutig Frankreich zugewiesen.
Hier wird kein schwarzer Peter Frankreich zugeschoben, hier wird auf die Problematik der Mittellage Deutschlands eingegangen.
Wenn Russland mobil machte und an der deutschen Ostgrenze aufmarschierte, war Deutschland nicht zuzumuten, diese Ostgrenze ohne eigenen Schutz zu lassen.
Hätte Deutschland hierzu die Kräfte des eigenen Friedensheeres bemüht, hätte es den Westen weitgehend ungesichert lassen müssen und das vor dem Hintergrund, dass man die französischen Revanche-Wünsche wegen Elsass Lothringen auf dem Zettel hatte.
Wollte man aus diesem Grunde weder den Osten, noch den Westen ungedeckt lassen, musste man zur Mobilmachung übergehen und da die gemäß Schlieffenplan mit einem massiven Aufmarsch im Westen verbunden war, der sich nicht so ohne weitres umdirigieeren ließ, schon allein weil die ganzen Versorgungs- und Munitionsdepots entsprechend platziert waren, musste eine solche Mobilmachung für Frankreich bedrohlich erscheinen und zu französischen Gegenmaßnahmen führen.
Wenn aber sowohl Frankreich, als auch Russland vollmobilisiert an der deutschen Grenze aufmarschierten, hatte Deutschland selbst überhaupt nicht genug Kräfte um sich im Eskalationsfall überall vereteidigen zu können und sich, wenn es das hingenommen hätte vollkommen in Abhängigkeit des Goodwill Frankreichs und Russlands begeben, wohlwissend, dass mindestens Frankreich mit seinen Revanchewünschen ein Kandidat für potentieelles Losschlagen war.
Das war Berlin nicht zuzumuten und das musste St. Petersburg und Paris auch klar sein.
Wenn man hier den Frieden erhalten wollte, gab es zwei Möglichkeiten: Entweder Russland musste seine Mobilisation mindestens an der deutschen Grenze rückgängig machen und die Truppen nach Hause schicken oder aber Paris musste sich ohne jegliches wenn und aber zum Frieden und zur territorialen Inteegrität Deutschlands im Westen erklären, damit Deutschland die Mobilisation unterlassen und damit die gefährliche Mechanik durchbrochen werden konnte.
Von Deutschland zu verlangen, dass es hinnahm, dass ohne Reaktion an seiner Grenze aufmarschiert wurde konnte genau so wenig gutgehen, wie zu erwarten, dass es den Aufmarsch an zwei Grenzen hinnahm um dann vollständig erpressbar zu sein, weil es nicht die Kapazitäten hatte sich dagegen zu verteidigen, wäre der Aufmarsch erst einmal ausgeführt gewesen.
Hier werden die Kriegsziele Österreich-Ungarn als legitim und moderat hingestellt.
Wo genau wird behauptet, sie seien legitim gewesen?
Mal davon abgsehen, dass ich sie oben durchaus nicht als legitim betrachtet habe, wäre ich im übrigen durchaus dazu bereit, sie als weitgehend legitim einzuschätzen.
Begründung:
Serbien hatte sich daran beteiligt den 1. Balkankreig als reinen Eroberungskrieg loszutreten, es hatte infolgedessen Bulgarien durch Missachtung vertraglicher Abmachungen massiv provoziert und damit den 2. Balkankrieg mitverschuldet, es hatte durch seinen machthungrigen Griff nach den albanischen Gebieten eine Krise mit heraufbeschworen, die den Europäischen Frieden ernsthaft gefährdete, es weigerte sich selbst nach dem Attentat innenpolitisch konsequent gegen antiösterreichische Propaganda und Organisationen durchzugreifen, es weigerte sich auch von sich aus erstzunehmende Untersuchungen des Falls einzuleiten und dass obwohl sich abzeichnete, dass möglicherweise serbische Stellen involviert sein konnten.
Bei allem Respekt: Die Alüren dieses Akteurs waren ein Sicherheitsrisiko.
Ein Staat, der im eigenen Eroberungsinteresse Kriege gegen seine Nachbarn lostritt und im nicht ganz unbegründeten Verdacht steht, möglicherweise wissentlich Terroristen zu beherbergen und zu unterstützen, die die Sicherheit der Regierungen seiner Nachbarn bedrohen, würde auch heute ein verheerendes Zeugnis ausgestellt werden.
Einem sich derart gebärdenden Staat, wenn er sich nicht bereit erklärt diese Handlungsweise einzustellen und das auch entsprechend transparent zu machen, militärisch die Grenzen auzuzeigen, halte ich durchaus grundsätzlich für legitim.
Darüber ob die serbische Antwort auf das Ultimatum reichte um dem die Grundlage zu nehmen, kann man hier durchaus streiten.
Es ist immer wieder damit argumentiert worden, österreichische Beteiligung an den Ermittlungen sei mit der serbischen Souveränität nicht zu vereinbaren gewesen.
Damit wird dann allerdings so getan, als handle es sich um eine rein innenpolitische Angelegenheit des serbischen Staates.
De facto handelte es sich aber um einen Zwischenfall von internationalem Gewicht, der für die Sicherheit und Stabilität auch der Nachbarländer von einigem Belang war und daher nicht so einfach von serbischer Seite als interne Angelegenheit monopolisiert werden konnte, zumal das im Fall tatsächlicher weitergehender serbischer Beteiligungen der serbsichen Regierung die Möglichkeit gegeben hätte, die Angelegenheit zu vertuschen und die beteiligten ungestraft weitermachen zu lassen.
Das man sich das in Wien nicht bieten lassen wollte, halte ich für sehr verständlich.
Hinsichtlich der Verkleinerung Serbiens um die mazedonischen Gebiete ist hier anzumerken, dass Serbien diese vor dem Ersten Balkankrieg auf Vermittlung Russlands vertraglich Bulgarien zuerkannt hatte und sich anschließend vertragswidriger Weise weigerte diese Gebiete zu räumen, womit es den 2. Balkankrieg heraufbeschwor und seine Position hier militärisch durchsetzte.
Serbien die Gebiete wieder abzunehmen, deren Zugehörigkeit zu Bulgarien es selbst vertraglich anerkannt und die es ohne jeden Grund verletzt hatte und sie Bulgarien zu überlassen halte ich auch durchaus nicht für illegitim
Hinsichtlich der Auferlegung der Kosten, muss man da denke ich auch nicht viel streiten, auch das ist nichts, was in irgendeiner Form indiskutabel wäre.
Hier werden Forderungen Deutschlands gegenüber Frankreich als etwas Legitimes dargestellt, aber weil Frankreich darauf nicht einging, ist es selbst schuld, wenn es von Deutschland angegriffen wird.
Mit Verlaub, Paris wusste um die geographischen Probleme Deutschlands, die aus der Mittellage resultierten.
Mobilisierung und Losschlagen zu unterlassen hätte für Deutschland bedeutet das Friedensheer nach dem Osten verlegen und den Westen weitgehend ungeschützt zu lassen.
Hierfür als Gegenleistung eine französische Erklärung zum Friedenswillen und als Sicherheit die Überlassung zweier Festungen als Pfand für die Dauer des Konflikts zu fordern, war durchaus nicht unmäßig.
Im Übrigen halte ich es für legitim wenn Paris die Forderungen nach den Festungen als inakzeptabel empfunden hätte.
Was aber nicht mehr legitim im Sinne des Frieden gewesen ist, war den Gesprächsfaden nicht aufzunehmen und es zu unterlassen Gegenvorschläge zu machen, sich in jedem Fall zum Frieden zu erklären und über andere mögliche Sicherheiten zu verhandeln.
In dem Frankreich aber auf die deutsche Initiative überhaupt nicht einging und nicht eimal bereit war schriftlich zu erklären, dass man von sich aus in keinem Fall Agression gegen Deutschland betreiben würde, wenn dieses sich im Westen ruhig verhielte, musste unter diesen Umständen für Berlin implizieren, dass Paris sich vorbehielt jederzeit loszuschlagen, wenn es den Zeitpunkt für geeignet hielt.
Das es in Berlin als nicht hinnehmbar empfunden werden konnte, dass Frankreich sich die Option Krieg offenhielt, während Russland bereits an der deutschen Ostgrenze aufmarschierte, hätte man sich an 5 Fingern abzählen können, denn alles andere hätte verlangt, dass Berlin bereit gewesen wäre sich erstmal überfallen zu lassen, obwohl es nicht die Kräfte hatte seine Grenzen in Ost und West gleichzeitig zu verteidigen, dafür war im Besonderen die Ostgrenze zu lang.
Gleichzeitig hätte eine entsprechende Erklärung zum Frieden, die französische Regierung, wenn sie die Frieden um jeden Preis gewollt hätte nichts gekostet, im Gegensatz zu Deutschland hätte Frankreich bei beiderseitigem Verzicht auf eine Mobilmachung nämlich die gemeinsame Grenze nicht räumen und sich somit potentiellen Gefahren für die eigene territoriale Integrität aussetzen müssten, Deutschland hingegen hätte genau das tun müssten.
Tja, Schuld sind die Österreicher und Russland, Deutschland ist da fein raus.
Ich sage es noch mal: Verantwortlich für diesen Kriegs, sind alle, die ihn hätten verhindern können, es aber aus politischen Gründen nicht taten.
Das betrifft Serbien, Österreich-Ungarn, Russland, Deutschland und Frankreich.
Das Deutschland hieran keine Anteile hatte, habe ich nirgendwo behauptet, unterlass es also bitte mir solches in den Mund zu legen.