Es ist einfach zu sagen, man muß sich nur zugehörig "fühlen", aber im Ernstfall ist es schwer ein solches Gefühl nachzuweisen. Zumal wenn, wie gesagt, z.T. drastische Konseqenzen lauern. (Ich erinnere an die unsägliche "Bergtürken"-Aktion.) Es ist schlichtweg unmöglich zu sagen, wieviele Menschen ausserhalb Deutschlands sich als Deutsche fühlen. Und das öffnet eben Tür und Tor jedem, der diese Menschen für sich vereinnahmen oder gegen sie Stimmung machen wil. Du selbst äußerst ja Zweifel an meiner "gefühlten" Volkszugehörgkeit.
Nochmal klar gefragt: Inwiefern schließt die Existenz von Völkern aus, daß sich ein Individuum mehreren oder gar keinem zugehörig fühlt?
Du benutzt einen Begriff, der gelinde gesagt, problematisch ist...
Problematisch finde ich eher, daß du
den Begriff als solchen problematisierst. Falls jemand den Faden verloren haben sollte, gemeint ist der Begriff "volksdeutsch".
...und versucht das damit zu begründen, dass du ihm eine Bedeutung beimisst, die letztlich nur du selbst kennst.
Äh, askan kennt ihn auch, und ich glaube nicht, die Liste der Kenntnisträger sei damit erschöpft.
Kurz: Du musst sagen, was du meinst
Das habe ich doch schon getan, oder nicht?
Identität wird eben nicht nur durch ein Zugehörigkeitsgefühl festgelegt, sondern eben auch durch Annahme/Ablehnung. Dies sind gruppendynamische Prozesse
Das ist richtig. Zur Sprachlichkeit und dem Selbstverständnis, welchem Volk man angehört, gesellt sich natürlich noch die Haltung der anderen dem Volk angehörenden Menschen.
Nimm das Beispiel der Spätaussiedler, die sich in Rußland als Deutsche sehen, hierher kommen, und als "Russen" bezeichnet werden. Wobei hier allerdings die Sprache eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Der muttersprachlich deutsch aufgewachsene Großvater wird durchaus als "deutsch" akzeptiert, sein russisch sprechender Enkel eher nicht.
Oder wie erklärst du die berühmte Situation, wo jemand wegen einer Wohnung anruft, und als er seinen "nichtdeutschen" Namen nennt, die Wohnung plötzlich vergeben ist?
Wie z.B. "Lafontaine"?
Aber ich weiß, was du meinst. Eine Intoleranz einzelner Individuen wird es wohl leider immer geben. Desgleichen aber wäre die Wohnung schon besetzt, wenn der Anrufer auf die Frage nach seiner Arbeit "Nichts" antworten würde.
Das taten die Verfasssungsväter und -mütter eben in dem Zitierten Artikel des Grundgesetzes. (...) Damit wurde die Frage "Was ist das Volk" juristisch einwandfrei definiert.
Ja, allerdings nur im Sinne des "Staatsvolkes". Dies ist, wie ich schon zu sagen versuchte, hier völlig irrelevant, da es um "Volk" als ethnischem Begriff geht.
Der scheinbare Widerspruch, den du ansprichst, liegt eben darin, dass der Begriff Volk eben mehr bedeutet.
Eben.
Und genau das habe ich versucht in meinem Definitionsvorschlag darzulegen.
Wobei, noch einmal, du dabei staatsrechtliche Begriffe mit ethnologieschen "durcheinanderwürfelst". Und eben das halte ich für a) nicht zulässig und b) den sich einem Volk zugehörig fühlenden Menschen gegenüber nicht angemessen.
Vielleicht machst du dir einmal die Mühe zu klären, was du unter dem "deutschen Volk" verstehst. Dann wirst du sehen, dass es nicht so einfach ist. Schließlich wird die Frage schon seit zweihundert Jahren diskutiert, und ich sehe immer noch kein Ergebnis.
Du erwartest jetzt nicht ernsthaft eine Erklärung von mir, die Generationen von Menschen in 200 oder mehr Jahren nicht hinbekommen haben, und dann noch in solch geschmeidiger Form, daß selbst jemand, der diesem Begriff oder dem was sich dahinter verbirgt ablehnend gegenüber steht, garnicht anders kann, als mir zuzustimmen?!?
Falls wir hier aber ein Ergebnis erzielen sollten, lieber Albatros, können wir bestimmt ganz groß damit rauskommen...
Hängt von der konkreten Situation ab.
Ich kann mir bei der nicht persönlich beleidigenden Wortwahl in einer Diskussion kaum eine "konkrete Situation" vorstellen, bei der Gewaltanwendung von irgendwas "abhängen" würde!
Zur Begriffsalternative zu "volksdeutsch":
Albatros schrieb:
Deutschstämmig ist, wer deutsche Vorfahren hat, aber nicht unbedingt deutscher Staatsbürger ist.
... und nicht unbedingt die deutsche Sprache sprechen muß - paßt also nicht recht.
Albatros schrieb:
Deutschsprachig ist, wer - logischerweise - Deutsch als Muttersprache spricht.
Also z.B. auch Österreicher - will mir auch nicht so recht einleuchten...
Deutsch-(bitte gewünschte Bezeichnung einfügen) ... Such dir etwas aus.
Deutsch-Volk-dieser-Kulturnation-Sprachgruppe-Angehörender-der-in-anderen-Staaten-lebt-bla-bla-bla...
Na, da bleib ich denn doch beim "problematischen" Begriff
volksdeutsch.
Zu den "abgestoßenen" bzw. verlorenen Kolonien:
1. war es ein Verlustgeschäft, 2. wurden sie nicht ernsthaft verteidigt, 3. hatten sie höchstens ideelen Wert. Nach rationalen Gründen würde ich sagen "Weg damit". Ich habe auch nicht den Eindruck, dass während der Verhandlungen oder später ein ernsthafter Versuch gemacht wurde, die Kolonien zurückzubekommen.
1. Bis auf Togo. Und bei den anderen, wenn man geblieben wäre, wer weiß... Oder ein gelungenes "Mittelafrikanisches Reich", vielleicht...
2. Vergißt Lettow-Vorbeck mit seinen deutschen und afrikanischen Soldaten, die erst am 14.11.1918 - drei Tage nach Kriegsende an der Westfront - auf Befehl der Reichsregierung die Waffen niederlegten.
3. Den hatten sie selbstverständlich auch, aber eben nicht nur.
Deinem "Eindruck" möchte ich nur entgegenhalten, daß man in Versailles wahrscheinlich ganz andere Probleme hatte.
Wo hat den die Volkszugehörigkeit noch irgendeine praktische Auswirkung, außer vielleicht im ökonomischen Bereich?
z.B. hier:
Albatros schrieb:
(...) Und wenn ich mir anschaue, was bei meinem Hausarzt los ist (war gerade wieder da), dann kommen die Leute dahin, weil man dort Russisch spricht. Genauso bildet sich eine gewisse Infrastruktur (ethnic neighbourhood nennt man das wohl). (...)
Sog. "Spätaussiedler" dürfen (...) Das andere sind Nachfahren von deutschen Staatsbürgern, die um einen deutschen Pass ansuchen.
Nun gut, wenn die Regierung der Ansicht ist, daß erstere Aufgrund der Geschichte ein "Rückkehrrecht" haben, so muß ich nicht zwangsläufig auch dieser Ansicht sein. Schon gar nicht billige ich es Nachfahren zu, die derartige Restriktionen
nicht erleben mußten.
Einem "Rückkehrrecht" an die Wolga würde ich hingegen nicht entgegen stehen.
Gerade im Fall des Judentums ist es schlechterdings unmöglich zwischen Volk und Religion zu unterscheiden.
Korrekt, aber wenn du explizit diesen Personenkreis meinst, hättest du es auch dementsprechend darstellen müssen. Der "Schwarze" hatte dann in deiner Aufstellung nichts zu suchen.
Das Judentum auch in Deutschland läßt sich sicher nicht auf den religiösen Aspekt reduzieren. Interessant in unserem Zusammenhang finde ich die "Selbsteinordnung" jener Juden, die ich kenne. Diese sehen sich als "Deutsche Juden", was ich auch äußerst trefflich finde. Einen "volksdeutschen Juden" habe ich hingegen noch nicht getroffen. Zugegeben kenne ich aber auch nur liberale Deutsche Juden.
Arne schrieb:
Tekkers vorheriger Widerspruch war diesbezüglich eher der Anspruch auf die exakte Zuständigkeit
Das ist so korrekt, lieber Arne!