Albatros schrieb:
Ich hoffe doch nicht!
Was ist dir hier unklar?
Interessant, dass du dich an diesem Begriff störst, der erfreut sich im Moment nämlich wachsender Beliebtheit.
In welchen Kreisen erfreut sich denn der Begriff "regionale Identitäten" wachsender Beliebtheit? Und viel interessanter die Frage, "warum"?
Großgruppen, genannt Völker, funktionieren, soziologisch, anthropologisch, linguistisch, psychologisch gesehen, durch die Abgrenzung zwischen "wir" und "die anderen". Z.B. "Wir Griechen" und "die Barbaren". Damit schließt sich prinzipiell die Zugehörigkeit zu beiden Gruppen aus. Es ist eben nicht "sowohl, als auch", sondern i.d.R. "entweder, oder". Die Selbsteinordnung orientiert sich an eben diesen Klassifikationen. "Ich bin X, ich bin nicht Y." Das bezeichne ich als Identität. Problematisch wird es erst, wenn ich sage: "Ich bin X, und ich bin Y." Oder: "Ich bin nicht X und nicht Y." Dann habe ich ein Identitätsproblem.
Danke für diese ausführliche Darstellung, lieber Albatros. Sicherlich gibt es das "Wir" und es gibt auch "die anderen", sie sind ja auch anders, als ich und die Menschen meiner sozialen Gruppe, weil sie z.B. eine andere Sprache sprechen. Wenn du nun eine "Einteilung", "Klassifikation" (aus welchen Gründen auch immer) negierst, so bleiben die Unterschiede schon noch erhalten, sie haben nur keinen identitätsstiftenden Namen mehr.
Deine "Ausschlußtheorie" wiederlegst du hier dankenswerterweise selbst, da du schreibst "
i.d.R. (sic!) 'entweder, oder'". Ich deute diese deine Abkürzung mal selbstgefällig als "in der Regel", was
Ausnahmen zuläßt, und diese Möglichkeit habe ich in meinen Postings auch bereits dargelegt. Für
dich mag die Zugehörigkeit zu mehreren oder keiner (wohl eher selten) Gruppen problematisch sein, für viele Menschen ist es das nicht.
Du störst dich an von mir verwendeten alten
Begriffen. Viel schlimmer finde ich allerdings die Haltung, es ginge nur das eine oder das andere. Dieses von dir vorgelegte
Separierungsschema halte ich für antiquiert, und es dünkt mich, es sei so in Deutschland 33-45 geschehen.
Sicher ist einfach zu sagen: Ich bin deutscher Jude. Ich kann aber genauso gut sagen, ich bin jüdischer Deutscher.
Nein, das kannst du erstmal nicht, es sei denn, du bist Jude.
Da du nun aber diese Aussage quasi stellvertretend für alle Juden in Deutschland zu tätigen scheinst, nehme ich stark an, du hast dich wenigstens mit dem einen oder anderen darüber unterhalten.
Ich mußte mich bei derartigen Diskussionen aber von - wie gesagt liberalen - Juden dahingehend belehren lassen, es sei keineswegs dasselbe. Das empfinden dieser Menschen sagt "Deutsche Juden", und ich werde den Teufel tun, sie "jüdische Deutsche" zu nennen. Dieses erscheint mir gerade hier sehr wichtig, da wie wir festgestellt haben, das Judentum keineswegs
nur eine Religionsgemeinschaft ist.
Das gleiche gilt für alle Nachkommen aus binationalen Ehen, was u.U. auch dazu führen kann, dass jemand komplett durch das Raster fällt. Dann kann er fühlen, was er will, wird aber von niemandem anerkannt, mit verheerenden Auswirkungen auf die eigene Identität, rein psychologisch gesehen.
DAS ist doch genau das Problem! Dieses "du darfst nicht mitspielen" ist des Pudels Kern, nicht die Existenz von verschiedenen "Spielergruppen". Und DAS ist es, wogegen anzugehen ist, nicht aber die Begrifflichkeit.
Für mich ist es kein Thema, wenn jemand sagt, er sei Brite
und Deutscher. Problematisch für
ihn wird es, wenn er sich entscheiden muß. Das fordere ich keinesfalls, du aber schon, weil es deiner Ansicht nach ja nur "entweder, oder" geben
kann. Und dabei spielt es keine Rolle, ob man das Kind, die Völker beim Namen nennt oder nicht; sie sind existent.
Wir tun den ganzen Tag nichts anderes, als Begriffe durcheinander zu würfeln.
Dann fangen wir doch mal damit an, es wenigstens in dieser Diskussion zu unterlassen.
Beide Ebenen beziehen sich ja auf die gleichen Vorgänge: (...)
Schon, aber
die Ebenen sind dennoch verschieden. Ein Kind wird geboren und ist auf "Ebene A" Pole und auf "Ebene B" vielleicht Litauer. Genau deswegen darfst du auch nicht zwischen diesen Ebenen hin und her hüpfen.
Letztlich hinken wir mit der Begrifflichkeit der Realität immer hinterher.
Inwiefern denn das? Ich bitte um eine Erklärung!
Und dann ist es wenig hilfreich mit Konzepten aus der volkstümlichen Mottenkiste zu arbeiten.
Es hilft auch nix, das Rad neu erfinden zu wollen, und noch weniger, Realitäten unter den Teppich zu kehren.
Wir arbeiten doch dran!
Nicht die Österreicher-sind-auch-nur-Deutsche-mit-komischer-Aussprache-Diskussion, bitte!
Ups!
Nicht unabsichtlich habe ich die Österreicher herausgegriffen. Gehe ich fehl in der Annahme, daß die Österreicher die deutsche Sprache sprechen? (Wenn auch mit Dialekt.
) Sollte dem nicht so sein, frage ich mich, warum die Rechtschreibreform mit ihnen zusammen gemacht worden ist...
Und mitnichten habe ich die Österreicher als "Deutsche" bezeichnet.