Die kontinuierliche Völkerwanderung

Nicht umstritten ist freilich die Tatsache, dass indoeuropäisch sprechende Bevölkerungsgruppen zu verschiedenen Zeiten in Regionen einwanderten, wie z.B. die Hethiter nach Kleinasien, die Italiker auf die Apennin-Halbinsel, die Indoarier nach Nordindien oder die Proto-Griechen auf die Balkanhalbinsel.

Wer mehr darüber wissen will, sollte einen Blick in diesen interessanten Thread werfen:

http://www.geschichtsforum.de/f22/indogermanen-konstrukt-oder-wirklichkeit-21353/

Ich empfehle insbesondere Beitrag 23:

http://www.geschichtsforum.de/324419-post23.html

Da hat Witege deine Beispiele mit den Proto-Griechen und den Hethitern demontiert, als weder "sicher" noch "gängige Lehrmeinung". Auf Witeges Nachfragen konntest du damals weder Belege noch Fachliteratur liefern.
 
Da hat Witege deine Beispiele mit den Proto-Griechen und den Hethitern demontiert, als weder "sicher" noch "gängige Lehrmeinung". Auf Witeges Nachfragen konntest du damals weder Belege noch Fachliteratur liefern.


Da irrst du dich sehr.

In meinem Beitrag # 25 bin ich ausführlich auf Witeges Argumente eingegangen, im Verlauf des mehr als 300 Beiträge umfassenden Threads erneut und wiederholt.

http://www.geschichtsforum.de/f22/indogermanen-konstrukt-oder-wirklichkeit-21353/index2.htmlhttp://www.geschichtsforum.de/324480-post25.html


Ich irre mich nicht und lasse mich auch nicht für dumm verkaufen.

Zu den zwei fraglichen Punkten finde ich in dem verlinkten Beitrag weder Belege noch Fachliteratur.

Witege ist damals auch nicht fündig gewordeen, daher hat er zu den zwei fraglichen Punkten nachgehakt:

Trotzdem würden mich die Forschungen interessieren, die die von dir aufgeführte Eroberung Griechenland durch die Indogermanen belegen könnten. Warum sollen die Brandschichten für eine Invasion und nicht einfach nur für kriegerische Auseinandersetzung der Griechen untereinander?

Ja, aber doch nur wegen dem Konstrukt der Indogermanischen Sprachgruppe, obwohl überhaupt nicht richtig bekannt ist in welchem Verhältnis die anatolischen Sprachen zu den anderen Indogermanischen Sprachen stehen. Archäologisch lässt es sich bestimmt nicht stützen, dass sie vom Norden kamen.

Deine Antwort lautete:

Ich bin kein Indogermanist und habe auch keine Präsenzbibliothek mit entsprechender Fachliteratur. Ich kann also nur wiedergeben, was ich im Lauf vieler Jahre zum Indogermanenproblem gelesen habe. In allen Publikationen (und Lexika) findest du den Hinweis, dass die Griechen als proto-indoeuropäische Gruppe etwa 2200 v. Chr. eingewandert sind. Das renommierte "Lexikon Alte Kulturen", das ich hier stehen habe, sagt zum Stichwort "Griechen":

Wikipedia meint:

Indogermanen – Wikipedia

Das "Lexikon der Antike" führt aus:

Dies sind Auszüge aus Standardwerken, über die ich hier verfüge. ich darf dir aber versichern, dass ich auch in neueren Publikationen nichts gelesen habe, was vom Urteil dieser Autoren abweicht.


Und Witege stellte abschließend fest:

Das hatte ich mir auch gedacht. Deine Aussagen klangen nur so als ob du richtige Fachliteratur und nicht nur Übersichtswerke und Lexikas kennst, die immer wieder von einander abschreiben.

Und ich behaupte demgegenüber, dass es keinen seriösen Wissenschaftler gibt, der ohne archäologischen Beweise, überhaupt eine mögliche Herkunft postuliert. Die Herkunft vom Norden hat sich doch nur in den Lexikas festgehalten, weil irgendein Gimbuta-Anhänger es irgendwo mal geschrieben hat.

Das hat auch niemand behauptet. Mir ging es nur um die Schurkeramikkultur, über die ich die Aussagen eines Herrn Sherrath aus "Illustrierte Vor- und Frühgeschichte Europas" zusammengefasst habe. Mit der Behauptung, dass es in einem Lexika oder im Wiki-Artikel anders steht, kann ich leider nichts anfangen. Ich hatte halt gehoft, du könntest mir Fachliteratur nennen.
 
Zu den zwei fraglichen Punkten finde ich in dem verlinkten Beitrag weder Belege noch Fachliteratur.

In meinem Beitrag # 263 habe ich dazu reichlich Literatur ausgeführt:

Dieter schrieb:
Die Hypothesen der Marija Gimnutas gelten keineswegs als widerlegt. Tatsache ist lediglich, dass hinsichtlich der so genannten "Urheimat" und der Ausbreitung der Indoeuropäer unterschiedliche Meinungen und Theorien in der Fachwissenschaft existieren. Ich kann nur wiederholen, was ich bereits weiter vorn zu den unterschiedlichen Hypothesen der Indogermanisten und Archäologen gesagt habe:

Bei der Verbreitung indoeuropäischer Sprachen gibt es verschiedene Szenarien, die selbstverständlich alle hypothetisch bleiben.

Eine Fraktion vermutet, dass sich indoeuropäische Sprachträger von einem Zentrum zwischen den Karpaten und Südrussland Richtung Westen nach Mittel- und Südeuropa ausgebreitet haben, während ein anderer Zweig nach Osten Richtung Indien und Zentralasien expandiert ist. Das ursprüngliche Idiom dieser Proto-Indoeuropäer - nämlich die nur hypothetisch von der Indogermanistik erschlossene "Grundspraxche" - hätte sich danach in den neuen Regionen zu den historisch bekannten indoeuropäischen Einzelsprachen entwickelt, woran die Sprachen der autochthonen Bevölkerung beteiligt waren.

Dieses Modell versucht also zu erklären, warum sich indoeuropäische Sprachen in einem riesigen geografischen Raum finden lassen, der immerhin vom Atlantik bis Indien und Zentralasien reicht.

Hierzu besonders: Marija Alseikaitė Gimbutas: Das Ende Alteuropas. Der Einfall von Steppennomaden aus Südrussland und die Indogermanisierung Mitteleuropas. 1994, Institut für Sprachwissenschaft, Innsbruck 1994, ISBN 3-85124-171-1

Ein anderes Modell, das u.a. der Archäologe Alexander Häusler in mehreren Publikationen vertritt, zählt die indoeuropäischen Sprachträger zur autochthonen Bevölkerumng Europas, die dort ohne größere Invasionen oder Migrationen von außerhalb seit dem Mesolithikum ansässig waren. Die weite Verbreitung der indoeuropäischen Sprachen wird lediglich durch die Weitergabe von Kulturkontakten erklärt.

Alexander Häusler, Nomaden, Indogermanen, Invasion. Zur Entstehung eines Mythos. http://www.uni-leipzig.de/~diffint/index.php/diffint/article/viewArticle/36

Ein anderes Szenario lässt die indoeuropäischen Sprachträger aus Anatolien/Vorderasien kommen und identifiziert sie mit den frühen Ackerbauern des Neolithikums, die sich von Anatolien aus im 7. Jahrtausend v. Chr. über den Balkan verbreiteten (Sesklo-, Starcevo- und Vinca-Kultur) und schließlich um 5500 v. Chr. mit der Linearbandkeramischen Kultur Mitteleuropa erreichten. So vor allem Colin Renfrew:

Colin Renfrew: Die Indoeuropäer – aus archäologischer Sicht. in: Spektrum der Wissenschaft. Dossier. Die Evolution der Sprachen. Heidelberg 2000, 1, S. 40–48. ISSN 0947-7934

Colin Renfrew.: Archaeology and Language. The Puzzle of Indo-European Origins. Jonathan Cape, London 1987, Cambridge 1990. ISBN 0-521-38675-6.

http://www.geschichtsforum.de/582315-post263.html

Ferner noch diese Literatursammlung aus Beitrag # 272:

Dieter schrieb:
Keine der Herkunfts-Hypothesen hat bisher allgemeine Akzeptanz gefunden. Archäologen bevorzugen heutzutage im Gefolge von Renfrew meist die Annahme einer kleinasiatischen Herkunft, Sprachwissenschaftler hingegen neigen weiterhin zur Steppen-These. Einen neueren Überblick bietet z. B. der Mallory-Schüler John Day 2001.
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Für eine Urheimat der Indoeuropäer - sei es Kleinasien, Südrussland, Zentralasien oder die Donauzivilisation - plädieren folgende Wissenschaftler:

  • Luigi Luca Cavalli-Sforza: Gene, Völker und Sprachen. Die biologischen Grundlagen unserer Zivilisation. dtv, München 2001, ISBN 3-423-33061-9
  • Thomas W. Gamkrelidse, Wjatscheslaw Iwanow: Die Frühgeschichte der indoeuropäischen Sprachen. In: Spektrum der Wissenschaft. Dossier. Die Evolution der Sprachen. Spektrumverlag, Heidelberg 2000,1, S. 50–57. ISSN 0947-7934
  • Marija Gimbutas: The Kurgan Culture and the Indo-Europeanization of Europe. Selected Articles from 1952 to 1993. Institute for the Study of Man, Washington 1997, ISBN 0-941694-56-9
  • Marija Gimbutas: Das Ende Alteuropas. Der Einfall von Steppennomaden aus Südrussland und die Indogermanisierung Mitteleuropas. in: Archeolingua. series minor 6. jointly ed. by the Archaeological Institute of Hungarian Academy of Sciences and the Linguistic Institute of the University of Innsbruck. Archaeolingua Alapítvány, Budapest 1994 (auch als Buch). ISSN 1216-6847 ISBN 3-85124-171-1
  • Colin Renfrew: Die Indoeuropäer – aus archäologischer Sicht. in: Spektrum der Wissenschaft. Dossier. Die Evolution der Sprachen. Spektrumverlag, Heidelberg 2000,1, S. 40–48. ISSN 0947-7934
  • Colin Renfrew: Archaeology and Language. The Puzzle of Indo-European Origins. University Press, Cambridge 1995, ISBN 0-521-38675-6
  • Benjamin W. Fortson: Indo-European Language and Culture: An Introduction. 2. Auflage. Blackwell Publishing, Malden, Oxford, Victoria 2010, ISBN 978-1405188951, S. 39ff. (engl.).
  • Harald Haarmann: Lexikon der untergegangenen Völker, München 2001, ISBN 3-406-52817-1
  • Harald Haarmann. Die Indoeuropäer, München 2010, ISBN 978-3-406-60682-3
Soeben lese ich die Information: "Neuere Arbeiten zur Ausbreitung der indogermanischen Sprachen stützen Teile der Kurganhypothese, wenn auch in abgeänderter Form": David W. Anthony: The horse, the wheel, and language; how Bronze-age Riders from the Eurasian steppes shaped the modern world. Princeton University Press, Princeton,Oxford 2007. ISBN 978-0-691-05887-0.

Eine schöne Analyse aller Urheimatthesen, die die Tatsache einer Urheimat voeaussetzt, gibt es hier: http://user.phil-fak.uni-duesseldorf.de/~wdl/Urheimat%20Indogermanen.PDF

Angesichts dieser Sachlage ist es unsinnig davon zu sprechen, dass etwa "abzulehnen" ist, wie es gleichermaßen unsinnig ist, eine bestimmte Theorie als "erwiesen" hinzustellen. Jeder kann für sich entscheiden, was ihm wahrscheinlicher dünkt, denn mehr geben Archäologie, Humanbiologie und Linguistik momentan - und vermutlich für immer - nicht her.
http://www.geschichtsforum.de/584071-post272.html
 
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In meinem Beitrag # 263 habe ich dazu reichlich Literatur ausgeführt:

Was soll das jetzt? :confused: Kein Mensch hat danach gefragt, ob du irgendwann zu irgendwas irgendwelche Literatur angegeben hast, sondern wie diese zwei Behauptungen zu belegen sind:

Dieter schrieb:
Es gilt als sicher, dass sich die um 2200 v. Chr. einwandernden Proto-Griechen im Verlauf eines längeren Prozesses mit der autochthonen Bevölkerung vermischten.

Dieter schrieb:
Dass die Hethiter seit etwa 2200 v. Chr. in Kleinasien einwanderten, ist gängige Lehrmeinung. Ich kenne keine Publikation, die davon ausgeht, dass die Hethiter ein autochthones Volk Kleinasiens seien.

Wie sich in der weiteren Diskussion zeigte, sind das durchaus umstrittene Thesen. Von wegen "sicher" oder "gängige Lehrmeinung"!

Und nun bringst du gerade diese Thesen hier wieder als Beispiele für angeblich "unumstrittene Tatsachen"
 
Wie sich in der weiteren Diskussion zeigte, sind das durchaus umstrittene Thesen. Von wegen "sicher" oder "gängige Lehrmeinung"!

Und nun bringst du gerade diese Thesen hier wieder als Beispiele für angeblich "unumstrittene Tatsachen"

Du kannst in allen Publikationen nachlesen, dass Griechenland ursprünglich von einer vorindoeuropäischen altmediterranen Bevölkerung bewohnt war. Vermutlich im 3. Jahrtausend v. Chr. wanderten indoeuropäische Sprachträger ein und es gab einen Fusions- und Assimilationsprozess. Die vorindoeuropäische Sprache ist im Griechischen als Substrat fassbar, was dir jeder Sprachwissenschaftler bestätigen wird.

Die in der zweiten (3500-3200 v. Chr.) und der dritten Kurgan-Migration (ca. 3100-2800 v. Chr.) nach Südosteuropa gelangten Indoeuropäer entwickelten dort erst im Kontakt mit der vor-indoeuropäischen Bevölkerung (von den Griechen "Pelasger" genannt) ihr kulturelles Erbe weiter zum Griechentum

(Harald Haarmann, Die Indoeuropäer. Herkunft, Sprachen, Kulturen, München 2010, S. 62, Verlag C.H. Beck)
Es gibt eine ganze Reihe ähnlicher Publikationen, wo das nachzulesen ist.

Aus der Verschmelzung indogermanischer Einwanderer mit der bereits ansässigen Bevölkerung entstand das griechische Volk.

(Detlev Lotze, Griechische Geschichte, München 1995, S. 7)

oder:

Im Zuge einer allgemeinen indoeuropäischen Einwanderung ins östliche Mittelmeerbecken traten seit etwa 1950 v. Chr. die Frühgriechen in das Gebiet Mittelgriechenlands ein.

(Lexikon Alte Kulturen, Bd. 2. Mannheim 1993, S. 129)
 
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Sei doch einfach mal ein bisschen vorsichtiger mit so vollmundigen Behauptungen.
Vor allem wenn du noch nicht einmal einen Überblick hast, was es an fachwissenschaftlich orientierten Publikationen gibt.

Die fachwissenschaftlichen Publikationen habe ich oben in Beiztrag # 88 ausführlich aufgelistet und die indoeuropäische Einwanderung in Griechenland aus drei Publikationen zitiert und belegt.

Was willst du also noch?
 
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Die fachwissenschaftlichen Publikationen habe ich oben in Beiztrag # 88 ausführlich aufgelistet

Wie ich gestern schon schrieb, sind das keine Publikationen, die Belege für deine beiden Behauptungen liefern:

Dieter schrieb:
Es gilt als sicher, dass sich die um 2200 v. Chr. einwandernden Proto-Griechen im Verlauf eines längeren Prozesses mit der autochthonen Bevölkerung vermischten.

Dieter schrieb:
Dass die Hethiter seit etwa 2200 v. Chr. in Kleinasien einwanderten, ist gängige Lehrmeinung. Ich kenne keine Publikation, die davon ausgeht, dass die Hethiter ein autochthones Volk Kleinasiens seien.
Beim Lesen deines eigenen Beitrags müsste dir zumindest auffallen, dass mehrere Publikationen tatsächlich davon davon ausgehen, dass die Hethiter ein autochthones Volk Kleinasiens seien.

Dieter schrieb:
und die indoeuropäische Einwanderung in Griechenland aus drei Publikationen zitiert und belegt.
Damit ist doch deine Behauptung nicht belegt, die Proto-griechische Einwanderung um 2200 v. Chr. sei "sicher." Schon bei der Datierung widersprechen deine Zitate sowohl dir als auch sich gegenseitig. Außerdem gibt es fachwissenschaftliche Publikationen, die sich kritisch zu den Einwanderungstheorien äußern.

Es hat sich nichts geändert seit der Diskussion damals:
Witege schrieb:
Trotzdem würden mich die Forschungen interessieren, die die von dir aufgeführte Eroberung Griechenland durch die Indogermanen belegen könnten.
Dieter schrieb:
Ich bin kein Indogermanist und habe auch keine Präsenzbibliothek mit entsprechender Fachliteratur. Ich kann also nur wiedergeben, was ich im Lauf vieler Jahre zum Indogermanenproblem gelesen habe. In allen Publikationen (und Lexika) findest du den Hinweis, dass die Griechen als proto-indoeuropäische Gruppe etwa 2200 v. Chr. eingewandert sind.
Witege schrieb:
Das hatte ich mir auch gedacht. Deine Aussagen klangen nur so als ob du richtige Fachliteratur und nicht nur Übersichtswerke und Lexikas kennst, die immer wieder von einander abschreiben.

Was willst du also noch?
Ich? Nix weiter. Es wurde doch schon alles gesagt.
 
Schade eigentlich, dass das Thema nicht mit einem neuen anderen Blickwinkel betrachtet werden kann.
...hm... also indogermanische Wanderungen oder Nichtwanderungen im Themenbereich Mittelalter sind doch mindestens so innovativ wie Maschinengewehre in den römischen Legionen... :still: =)=)
 
In welchem Forum wir uns befinden, habe ich beim schreiben nicht mehr überprüft. Es gab mehrere Themen in den letzten Tagen, in denen es ursprünglich um was anderes ging und wo wieder einmal mit den allseits bekannten Argumenten die Indogermanischsprecher als Eroberer- und Wandervolk diskutiert wurden.
Darüber habe ich mich geärgert, weil ich sie gern mal anders diskutiert hätte, was, egal in welchem Unterforum, im GF nicht möglich zu sein scheint.:motz:
 
Wie ich gestern schon schrieb, sind das keine Publikationen, die Belege für deine beiden Behauptungen liefern:

Das sind zahlreiche seriöse von Fachwissenschaftlern verfasste Publikationen. Was erwartest du also? Dass ich dir ausgegrabene Artefakte vor die Füße lege?

Beim Lesen deines eigenen Beitrags müsste dir zumindest auffallen, dass mehrere Publikationen tatsächlich davon davon ausgehen, dass die Hethiter ein autochthones Volk Kleinasiens seien.

Niemand geht davon aus, dass die Hethiter ein autochthones kleinasiatisches Volk waren. Autochthon waren die von ihnen überlagerten Hattier, mit denen du sie anscheinend verwechselst und deren vor-indoeuropäische Sprache nur in Umrissen bekannt ist.

Wir können deshalb vermuten, dass die Ankunft der ersten hethitischen Einwanderer, die ein "Ur-Hethitisch" gesprochen haben, im ausgehenden 3. Jahrtausend erfolgt sein dürfte.

(Jörg Klinger, Die Hethiter, München 2007, S. 24, Verlag C.H. Beck)


Damit ist doch deine Behauptung nicht belegt, die Proto-griechische Einwanderung um 2200 v. Chr. sei "sicher." Schon bei der Datierung widersprechen deine Zitate sowohl dir als auch sich gegenseitig.

Jede zitierte Quelle geht von einer indoeuropäischen Einwanderung in Griechenland ausaus. Dass die Datierungen verschieden sind, ändert nichts an der grundlegenden Tatsache.

Außerdem gibt es fachwissenschaftliche Publikationen, die sich kritisch zu den Einwanderungstheorien äußern.

Welche Publikationen sollten das sein? Ich kenne keine. Postuliert wird allerdings vereinzelt, dass schon die wenig fassbaren "Pelasger" eine indoeuropäische Einwanderung repräsentieren und somit keine vorindoeuropäische Ethnie sind.
 
Das sind zahlreiche seriöse von Fachwissenschaftlern verfasste Publikationen. Was erwartest du also?

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ihr - du und Beaker - euch nur mißversteht oder vielleicht nicht einen Streit ausfechtet, den eigentlich die Wissenschaftler führen sollten und z. T. gewiß auch führen.

Es besteht kein Zweifel, daß zahlreiche Experten eine wie auch immer starke oder abgeschwächte Form der Einwanderung postulieren; ich dachte beim verfolgen eures Streitgespräches z. B. kurz, daß ich bei Karl-Wilhem Welwei über die Griechische Frühzeit etwas über die sog. Wellentheorie gelesen hätte, was tatsächlich so ist, aber einen "wellentheoretischen" Ansatz vertritt auch er nicht bezüglich der indoeuropäischen Sprachträger, sondern lediglich in bezug auf die Verbreitung des ionischen Dialektes. Insofern, ließe sich eine weitere Publikation zitieren, die deine Auffassung an sich stützt.
Aber wie dem auch sei, für die grobe Behauptung einer Einwanderungshypothese als von zahlreichen Wissenschaftlern anerkannt, hättest du dann vielleicht auch Recht..., wenn du dich dann nicht so sehr auf die von dir angegebenen Daten so festlegen würdest, zudem du selbst ja alternative Zeitanbgaben zitierst.

Es ist die Form der Verabsolutierung, die zu Mißverständsissen oder Irritationen führt, auch in dem hiesigen Beitrag z. B.

Niemand geht davon aus, dass die Hethiter ein autochthones kleinasiatisches Volk waren. Autochthon waren die von ihnen überlagerten Hattier, mit denen du sie anscheinend verwechselst und deren vor-indoeuropäische Sprache nur in Umrissen bekannt ist.

Du kennst doch selbst die Thesen von Renfrew, führst sie als Literatur an. Da erscheint es etwas merkwürdig, daß du hier kategorisch von niemandem sprichst.

Jede zitierte Quelle geht von einer indoeuropäischen Einwanderung in Griechenland ausaus. Dass die Datierungen verschieden sind, ändert nichts an der grundlegenden Tatsache.

Auch hier scheint der Absolutismus vorzuliegen, wobei du die kritische Quelle wiederum selbst doch kennen müßtest, die diese Behauptung relativiert:

Dieter schrieb:
Ein anderes Modell, das u.a. der Archäologe Alexander Häusler in mehreren Publikationen vertritt, zählt die indoeuropäischen Sprachträger zur autochthonen Bevölkerumng Europas, die dort ohne größere Invasionen oder Migrationen von außerhalb seit dem Mesolithikum ansässig waren. Die weite Verbreitung der indoeuropäischen Sprachen wird lediglich durch die Weitergabe von Kulturkontakten erklärt.

vgl. dazu übrigens die treffende Zitierung unserer hoch verehrten Hyokkose: http://www.geschichtsforum.de/327630-post116.html

Soweit jedenfalls meine Erläuterung, worum es Beaker in etwa gehen dürfte!

Postuliert wird allerdings vereinzelt, dass schon die wenig fassbaren "Pelasger" eine indoeuropäische Einwanderung repräsentieren und somit keine vorindoeuropäische Ethnie sind.

Hier hast du übrigens etwas mißverstanden: die Pelasger wurden - zumindest hier im Geschichtsforum - zwar auch einmal als "Indogermanen" angesprochen, aber von deren Einwanderung war eigentlich nicht die Rede

Die - aus guten Gründen - vorsichtige Aussage zur "Heimat" der indoeuropäischen Sprache würde ich allerdings noch vorsichtiger formulieren, denn tatsächlich kann nicht ausgeschlossen werden, daß auch Teile des Mittelmeerraums noch zu dieser "Heimat" gehört haben könnten.

Festhalten möchte ich folgende Punkte:

1. Wenn es um 2000 v. Chr. zu einer massiven, sprachgeschichtlich relevanten Einwanderung gekommen ist, dann müssen wir von "Proto-Griechen" sprechen, nicht von "Proto-Indogermanen".

2. Falls es eine Einwanderung von (Proto)-Griechen gegeben hat, dann heißt das keineswegs, daß sie die ersten Indoeuropäer auf griechischem Boden waren. Ich darf in diesem Zusammenhang an unsere Pelasger-Diskussion erinnern, wo einige linguistische Indizien zur Sprache kamen, die auf ein vorgriechisches, aber dennoch indoeuropäisches Substrat hindeuten:

Oder ist meine Rede eines Mißverständnisses in diesem Fall (der eingewanderten "indogermanischen" Pelasger) eigentlich eine Unterstellung meinerseits? (Ich wage ja schon gar nicht nach Literatur zu fragen...):red:
 
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Wie ich gestern schon schrieb, sind das keine Publikationen, die Belege für deine beiden Behauptungen liefern:
Das sind zahlreiche seriöse von Fachwissenschaftlern verfasste Publikationen.
Wie ich vorgestern schrieb, sind das keine Publikationen, die Belege für deine beiden Behauptungen liefern.

Was erwartest du also?
Von dir? Nix. Schrieb ich aber auch schon gestern.
 
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ihr - du und Beaker - euch nur mißversteht oder vielleicht nicht einen Streit ausfechtet, den eigentlich die Wissenschaftler führen sollten und z. T. gewiß auch führen.

Ich fechte keinen Streit aus, den die Wissenschaftler führen. Wie käme ich dazu?

Ich habe nur beim Lesen der verlinkten Diskussion mitbekommen, dass die Wissenschaftler sich nicht einig sind und es in fachwissenschaftlichen Publikationen Kritik an der "griechischen Einwanderung" und an der "hethitischen Einwanderung" gibt. Also haben wir hier keine "unumstrittene Tatsachen", die in "allen Publikationen" zu lesen seien. Das beißt sich mit dem, was Dieter hier behauptet, ob er es nun wahrhaben will oder nicht.
 
Aber wie dem auch sei, für die grobe Behauptung einer Einwanderungshypothese als von zahlreichen Wissenschaftlern anerkannt, hättest du dann vielleicht auch Recht..., wenn du dich dann nicht so sehr auf die von dir angegebenen Daten so festlegen würdest, zudem du selbst ja alternative Zeitanbgaben zitierst.

Wie käme ich dazu, mich hinsichtlich der Einwanderung indoeuropäischer Bevölkerunsgruppen auf die Balkanhalbinsel zeitlich festzulegen? Vielfach wird vermutet, dass es mehrere Wellen einer solchen Migration gab, die im späten 4. und im Verlauf des 3. Jahrtsd. v. Chr. erfolgten. Aus diesem Grund findet man auch in der Fachliteratur unterschiedliche Angaben dazu (s. meinen Beitrag oben mit entsprechenden Zitaten aus der Literatur).

Als vorindoeuropäische Bevölkerung werden meist die nur schemenhaft zu fassenden Pelasger angesehen, doch gib es inzwischen auch Stimmen, die bereits die Pelasger als eingewandertes indoeuroäisches Element betrachten wollen.

Auf jeden Fall gibt es im Griechischen ein vor-indoeuropäisches Substrat, das die älteste Sprachschicht bildet.

Die mit der zweiten (3500-3200 v. Chr.) sowie dritten und letzten Kurgan-Migration (ca. 3100-2900 v. Chr.) nach Südosteuropa gelangten Indoeuropäer entwickelten ihr kulturelles Erbe dort im Kontakt mit der vorindoeuropäischen Bevölkerung (von den Griechen "Pelasger" genannt) zum Griechentum. Deren Sprache, die namentlich nicht bekannt ist, hat deutliche Spuren im Wortschaft des Griechischen hinterlassen.

Vor-indoeuropäische Lehnwörter bilden die älteste Schicht des bis in die Morderne tradierten griechischen Wortschatzes ... Vorgriechischer Herkunft sind Bezeichnungen für die Fauna und Flora der Ägäis, Elemente der technischen Nomenklatur in Bereichen wie Pflanzenanbau (u.a. Weinbau), Bauwesen und Lehnwörter im religiös-kultischen Bereich.

(Harald Haarmann, Weltgeschichte der Sprachen, München 2006/2010, S. 178 f.)

Du kennst doch selbst die Thesen von Renfrew, führst sie als Literatur an. Da erscheint es etwas merkwürdig, daß du hier kategorisch von niemandem sprichst.

Die Anatolien-Hypothese von Colin Renfrew wird heute meist abgelehnt.

Der These Renfrews stehen bis heute einige gewichtige Argumente entgegen:

  • In der Frühgeschichte sind Immigrationen mit Auswirkung auf die Bevölkerungszusammensetzung belegt, bei denen das Eroberervolk seine Sprache durchsetzen konnte, zivilisatorisch aber weitgehend das Vorhandene der Eroberten übernahm und höchstens weiterentwickelte. Beispiele sind insbesondere der deutschsprachige Bereich des Römischen Reiches sowie im Gebiet des heutigen Ungarn und in Nordafrika (die Römer übernahmen die punische Landwirtschaft und die Araber die byzantinische). Im Gegensatz dazu konnten Eroberungen großer Gebiete auch mit relativ kleinen Heeren erfolgen, wie die Beispiele der Westgoten in Spanien, der Vandalen in Afrika oder der Langobarden in Italien zeigen.
  • Nach archäologischen Erkenntnissen setzt sich im Nahen Osten ab etwa 7000 v. Chr. und verzögert in Mitteleuropa die Landwirtschaft durch. In früh neolithisierten Regionen in Spanien (Tartessos), Italien (bereits etablierte Proto-Tyrhener) und Griechenland (vor Einwanderung der Griechen in minoischer und pelasgischer Zeit) stoßen Träger der indogermanischen Sprache auf seit längerem dort ansässige nicht-indoeuropäische Völker mit entwickelter Landwirtschaft. Renfrews Theorie erklärt darüber hinaus nicht die nichtindogermanischen Sprachinseln (auf der Iberischen Halbinsel, der Apenninen-Halbinsel, besonders aber nicht die in der Ägäis, auf den Inseln Kreta und Zypern, Pelasger, Leleger in Griechenland unter anderem), die teilweise erst im Neolithikum besiedelt wurden.
  • In Kleinasien war die von den indoeuropäischen Hethitern übernommene Kultur in Form der Hattier im Zentrum, im Osten der Hurriter und im Süden der Semiten bereits ansässig und betreibt Landwirtschaft. Wenn um 1500 bis 2000 v. Chr. höchstens kleine Teile Kleinasiens indoeuropäisch waren, wie soll sich dann von dort angesichts der rundum seit langem dort ansässigen nicht-indoeuropäischen Völker das Indoeuropäische nach Persien, Indien und West-Turkestan (Tocharisch) ausgebreitet haben? Das dem Indoeuropäischen zeitlich vorangehende (wahrscheinlich dravidische) Harappa und Mohenjo-Daro hatten damals ebenfalls bereits Landwirtschaft.

Anatolien-Hypothese ? Wikipedia

oder hier:

Die andere Theorie, die aus den 1980er Jahren stammende Diffusionstheorie, sucht die Urheimat in Klienasien, und zwar in Anatolien. Von dort wanderten laut Colin Renfrew indoeuropäische Ackerbauern nach Südosteuropa und brachten die Technologie des Pflanzenbaus nach Europa [...] Solche Vorstellungen sind mittlerweile überholt.

(Harald Hayarmann, Die Indoeuropäer, München 2010, S. 17 f., Verlag C.H. Beck)
 
Wie käme ich dazu, [...].
Ich sehe schon, ich hätte mich mich nicht einmischen sollen :still:

Als vorindoeuropäische Bevölkerung werden meist die nur schemenhaft zu fassenden Pelasger angesehen, doch gib es inzwischen auch Stimmen, die bereits die Pelasger als eingewandertes indoeuroäisches Element betrachten wollen.

Hatte ja nur auf ein Mißverständnis hinweisen wollen, aber nun gut:
Kannst du mir eine stimme nennen, die die Pelasger als eingewandert ansieht? Ich glaube zumindest nicht, daß man Renfrew, mit dem diese These auch verbunden ist, an eine Einwanderung denkt. Wenn ich falsch liege, wirst du mich gegebenfalls aufklären können; oder darf ich nicht davon ausgehen, daß du eine solche Forschermeinung bestimmen kannst, wenn du es schon behauptest? An wessen Forschermeinung wäre dabei also zu denken, die von den Pelasgern als eingewandertes indoeuropäisches Element denken?
 
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