thanepower
Aktives Mitglied
Es war in jeder Hinsicht, ein "Krieg der Illusionen". Angefangen vom Ausbruch bis hin zu den Bedingungen des Zusammenbruchs.
Die Illusionen betrafen nicht nur die militärischen Planungen noch Mitte 1918, die sich offensiv im Kontext des "Siegfriedens" manifestierten, obwohl spätestens im September auch ein Ludendorff mit dem alliierten Durchbruch rechnete (vgl. Epkenhans, S. 223)
Neben dieser militärischen Seite der Beurteilung brach eine Gesellschaftsformation zusammen, die der Armee und ihren Offizieren in großem Umfang ihre Privilegien entzog.
Vor diesem Hintergrund machte man sich auch auf politischem Feld "Illusionen" über den Zustand der Gesellschaft.
"Nicht die rechtzeitige Revolution von oben, ...., sondern die Durchsetzung des autoritären Staates war nach Meinung der Mehrheit der Generale das Gebot der Stunde. ....reagierten sie [die Generale]empört: "Der Teufel hat das Parlament erfunden." Jeder Deutsche müßte Soldat sein und Ordre parieren, dann ginge alles" schrieb beispielsweise General v. Einem am Tag nach Ludendorff Offenbarungseid an seine Frau. Die völlige Fehleinschätzung der Lage im Inneren und der Belastbarkeit der großen Mehrheit der Bevölkerung tritt in diesen Äußerungen unmißverständlich hervor." (Epkenhans, S. 228)
In diesem Sinne war die "Dolchstosslegende" auch der Versuch, seinen militärischen Ruf reinzuwaschen, und darauf legte vor allem Hindenburg bis in die Zeit als Reichspräsident noch einen extremen Wert, wenn man Pyta glauben darf.
Es war aber auch ein militarisiertes, aristokratisch ausgeformtes und obrigkeitsstaatliches Weltbild, dass apriori annahm, dass alle die gesellschaftlichen Bereiche, die nicht zur militärischen Elite gehörten, sich mit ihren Entscheidungen und ihrem Verhalten nur gegen den Staat stellten konnten. Das betraf natürlich vor allem die "verhaßte" Sozialdemokratie und liberale Pazifisten.
Nicht zuletzt, weil der Kaiser und sein Militär den Staat vor allem verkörpert haben, so die Sicht dieser "militärischen Elite".
Das Urteil von Ludendorff ist sicherlich auch vor dem Hintergrund seiner extremen Vorstellungen von Krieg als zentrales Element für Gesellschaft gekennzeichnet. Vor diesem Hintergrund bedeutete aus der Sicht von Ludendorff nicht alles für den "Totalen Krieg" tun zu wollen, bereits eine subversive Tätigkeit und die "Unterminierung" der "glorreichen" Anstrengungen der "genialen" Offensivplanungen" der OHL.
Nur einer deutschenGesellschaft, die die doppelten Zielvorgaben des "Hindenburgplans gefordert bzw. noch besser erreicht hätte, hätte man - vermutlich - aus der Sicht von Hindenburg oder Ludendorff nicht den Vorwurf des "Dolchstoßes" machen können.
Ansonsten noch kurz eine Anmerkung, wann sie "offiziell" wurde. In dem Untersuchungsausschuss der Verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung hatte Hindenburg bei seiner Befragung, die "Dolchstoß-Legende" offiziell vorgetragen. Und finden sich auch in den entsprechenden Dokumenten zu der Untersuchung. Obwohl die Anhörungen unter Auschluss der Öffentlichkeit stattfanden, dürften die zentralen Aussagen kolportiert worden sein (vgl. Mai, S. 224ff)
Epkenhans, Michael (1999): Die Politik der militärischen Führung 1918:*Kontinuität der Illusionen und das Dilemma der Wahrheit. In: Jörg Duppler und Gerhard Paul Gross (Hg.): Kriegsende 1918. Ereignis, Wirkung, Nachwirkung. München: Oldenbourg, S. 217–233.
Mai, Gunther (1987): Das Ende des Kaiserreichs. Politik und Kriegführung im Ersten Weltkrieg. München: Deutscher Taschenbuch Verlag
Pyta, Wolfram (2007): Hindenburg. Herrschaft zwischen Hohenzollern und Hitler. München: Siedler.
Die Illusionen betrafen nicht nur die militärischen Planungen noch Mitte 1918, die sich offensiv im Kontext des "Siegfriedens" manifestierten, obwohl spätestens im September auch ein Ludendorff mit dem alliierten Durchbruch rechnete (vgl. Epkenhans, S. 223)
Neben dieser militärischen Seite der Beurteilung brach eine Gesellschaftsformation zusammen, die der Armee und ihren Offizieren in großem Umfang ihre Privilegien entzog.
Vor diesem Hintergrund machte man sich auch auf politischem Feld "Illusionen" über den Zustand der Gesellschaft.
"Nicht die rechtzeitige Revolution von oben, ...., sondern die Durchsetzung des autoritären Staates war nach Meinung der Mehrheit der Generale das Gebot der Stunde. ....reagierten sie [die Generale]empört: "Der Teufel hat das Parlament erfunden." Jeder Deutsche müßte Soldat sein und Ordre parieren, dann ginge alles" schrieb beispielsweise General v. Einem am Tag nach Ludendorff Offenbarungseid an seine Frau. Die völlige Fehleinschätzung der Lage im Inneren und der Belastbarkeit der großen Mehrheit der Bevölkerung tritt in diesen Äußerungen unmißverständlich hervor." (Epkenhans, S. 228)
In diesem Sinne war die "Dolchstosslegende" auch der Versuch, seinen militärischen Ruf reinzuwaschen, und darauf legte vor allem Hindenburg bis in die Zeit als Reichspräsident noch einen extremen Wert, wenn man Pyta glauben darf.
Es war aber auch ein militarisiertes, aristokratisch ausgeformtes und obrigkeitsstaatliches Weltbild, dass apriori annahm, dass alle die gesellschaftlichen Bereiche, die nicht zur militärischen Elite gehörten, sich mit ihren Entscheidungen und ihrem Verhalten nur gegen den Staat stellten konnten. Das betraf natürlich vor allem die "verhaßte" Sozialdemokratie und liberale Pazifisten.
Nicht zuletzt, weil der Kaiser und sein Militär den Staat vor allem verkörpert haben, so die Sicht dieser "militärischen Elite".
Das Urteil von Ludendorff ist sicherlich auch vor dem Hintergrund seiner extremen Vorstellungen von Krieg als zentrales Element für Gesellschaft gekennzeichnet. Vor diesem Hintergrund bedeutete aus der Sicht von Ludendorff nicht alles für den "Totalen Krieg" tun zu wollen, bereits eine subversive Tätigkeit und die "Unterminierung" der "glorreichen" Anstrengungen der "genialen" Offensivplanungen" der OHL.
Nur einer deutschenGesellschaft, die die doppelten Zielvorgaben des "Hindenburgplans gefordert bzw. noch besser erreicht hätte, hätte man - vermutlich - aus der Sicht von Hindenburg oder Ludendorff nicht den Vorwurf des "Dolchstoßes" machen können.
Ansonsten noch kurz eine Anmerkung, wann sie "offiziell" wurde. In dem Untersuchungsausschuss der Verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung hatte Hindenburg bei seiner Befragung, die "Dolchstoß-Legende" offiziell vorgetragen. Und finden sich auch in den entsprechenden Dokumenten zu der Untersuchung. Obwohl die Anhörungen unter Auschluss der Öffentlichkeit stattfanden, dürften die zentralen Aussagen kolportiert worden sein (vgl. Mai, S. 224ff)
Epkenhans, Michael (1999): Die Politik der militärischen Führung 1918:*Kontinuität der Illusionen und das Dilemma der Wahrheit. In: Jörg Duppler und Gerhard Paul Gross (Hg.): Kriegsende 1918. Ereignis, Wirkung, Nachwirkung. München: Oldenbourg, S. 217–233.
Mai, Gunther (1987): Das Ende des Kaiserreichs. Politik und Kriegführung im Ersten Weltkrieg. München: Deutscher Taschenbuch Verlag
Pyta, Wolfram (2007): Hindenburg. Herrschaft zwischen Hohenzollern und Hitler. München: Siedler.
Zuletzt bearbeitet: