Ein kurzes Sortieren der Fakten kann hilfreich sein, um ein ausgewogenes und differenziertes Bild zu gewinnen. Argentinien war im 19. Jahrhundert auf den Falklands bereits präsent gewesen. Die argentinische Niederlassung wurde durch die USA bzw. GB durch Waffengewalt vertrieben. In der Folge wurden die Falklands besiedelt unter dem Schutze der stärksten Marine der Welt und somit hatte Argentinien zu keinem Zeitpunkt eine Chance, diesen ursprünglichen kriegerischen Akt der Besitznahme rückgängig zu machen.
Wiki: "Nach der argentinischen Mai-Revolution am 25. Mai 1810 mussten die Spanier 1811 die Inseln räumen. 1816 erreichte das Vizekönigreich des Río de la Plata die endgültige Unabhängigkeit von Spanien. Der neue Staat nannte sich Vereinigte Provinzen des Río de la Plata und erhob Anspruch auf die Inseln. Ab 1820 begannen die ersten Ansiedlungsbemühungen.
1823 vergab die Regierung in Buenos Aires die Fischfang- und Jagdrechte an den privaten Investor Jorge Pacheco. Dieser trat einen Teil seiner Konzessionen an Luis Vernet (einen Hamburger Kaufmann) ab, der erst im Juni 1826 auf die Malvinas reiste und zunächst von Rinderhaltung lebte.[2]
1829 wurde Luis Vernet zum Inselkommandanten ernannt.[3] Seine jüngste Tochter Malvina wurde am 5. Februar 1830 als erste Argentinierin auf den Inseln geboren. Neben seiner Familie mit nun vier Kindern und ihm lebten auch einige britische, deutsche und holländische Familien, zusammen etwa 100 Personen, in Port Louis.[2] Vernet versuchte sein Monopol bei benannten Fischfang- und Jagdrechten mit Gewalt gegen US-amerikanische Walfänger durchzusetzen. Infolgedessen griff die US-Navy Vernets Siedlung an und zerstörte Puerto Soledad. Die USA erklärten 1831 die Inseln zum Niemandsland und dass sie jede argentinische Ansiedlung auf den Inseln als Piratennest betrachten würden.
Am 2. Januar 1833 ankerte das britische Kriegsschiff Clio im Hafen von Puerto Louis. Der an Bord kommende argentinische Offizier wurde aufgefordert, die argentinische Flagge einzuholen sowie die Inseln mitsamt der argentinischen Administration zu verlassen, was am 5. Januar geschah. So wurden die Inseln offiziell von Großbritannien in Besitz genommen, wogegen die USA nichts unternahmen. 1837 wurde eine Kolonialverwaltung eingerichtet und 1843 Port Stanley gegründet, das 1845 zur Hauptstadt erklärt wurde."
In diesem Sinne war die Ansiedelung von Kolonisten eine Besitznahme, die ein Ausdruck eines aggressiven britischen Kolonialismus war. Und spätestens nach dem WW II hätte rückabgewickelt werden müssen durch GB. Da war GB in der "Bringschuld" und hat diese bei vielen Kolonien erfolgreich abgewickelt. Im Falle der Falklands aber nicht. Der Verweis auf die britischen Siedler und ihr Wunsch bei GB zu bleiben ist zwar verständlich und wäre ein Aspekt bei Verhandlungen gewesen, aber hätte die Rückgabe als solche kaum verhindern können. Entsprechende Modelle für Autonomieregelungen liegen in „Süd-Tirol“ etc. vor.
Es ist die Rolle des Historikers bzw. des Politologen, eine sachliche Ebene der Analyse einzufügen. Ein kurzer Versuch über den Falkland Krieg und den außenpolitischen Zielen und der innenpolitischen Instrumentalisierung durch GB und durch Argentinien.Die einzelnen Aspekte dieses Krieges als historische Voraussetzung und als innen- und außenpolitische Vernetzung zu betrachten. Dabei wurde der Krieg von beiden Seiten für innenpolitische Ziele instrumentalisiert.
Im Vorfeld des Krieges ist eine häufig konstatierte Situation zu erkennen, dass die kriegsführenden Staaten eine erstaunliche Fehleinschätzung der Ziele und der Mittel des Gegners vornehmen. Ein Aspekt, den u.a. Mintz in seiner Arbeit ausführlich beleuchtet und bei Tuchman, The March of Folly, ebenfalls angesprochen wird.
Beim Falkland-Krieg haben beide Seiten die Positionen des Gegners falsch eingeschätzt:
„Misperception and miscalculation of intentions also propelled the countries into war. That both belligerents misperceived each other's intentions tions is a fact worth noting. The Argentine junta did not believe that Britain, which was led by a woman prime minister and was experiencing severe domestic economic pressures, would resort to war in a theater eight thousand miles away. Britain, on the other hand, did not believe that the junta would forcefully grab territory, simply because it had not attempted this before. The two countries' miscalculations, based on a lack of empathy for each other's interests, blinded policymakers to the pressures and constraints straints that shaped one another's decisions. This mutual miscalculation escalated until war was virtually unavoidable.“ (Daniel K. Gibran. )
Diese generelle Einschätzung findet sich ähnliche bei Mintz. „The Falklands War of 1982 provides a classic case of misperception and overconfidence. In making the decision to invade the Islands, the leaders of Argentina's military junta did not expect Britain to respond so forcefully and quickly (Levy and Vakili 1992). Argentina expected a quick victory that could not be prevented by the British.“ (Mintz, Alex; Karl DeRouen Jr.. S.99).
Dabei war nicht nur für die argentinische Junta der Falkland-Krieg der Versuch, nach Jahren der Mißwirtschaft, eine patriotische Stimmung und Einigung des Landes zu erzielen, sondern auch für GB war dieser Krieg in außen- und innenpolitischer Sicht wichtig: „Jack Levy and Lily Vakili (1992) provide compelling evidence that diversionary incentives were part of the decision process for both Argentina and Britain during the 1982 Falklands War.“ (Mintz, Alex; Karl DeRouen Jr.. S.134).
„For British prime minister Margaret Thatcher, victory in the Falklands vindicated the decision to resist Argentine tine aggression; represented a triumph of "democratic principles"; and guaranteed anteed another term in office. For the British government, victory resulted in international respect and a reputation for standing tough against dictators. tors. For the British people, victory inspired a wild euphoria and the conviction, viction, so dear to a seafaring people, that Britannia still ruled the waves.“ (Gibran, Daniel K.)
Der Kampf um die Falklands war somit aus britische Sicht eine „Vergewisserung“, dass „Britannia rules the sea“ und „Scheitern“ war keine Option, da sie als nicht zu akzeptierende „nationale Demütigung“ begriffen worden wäre: „The relatively quick victory was a huge success for Thatcher. However, Britain's forceful response was not driven by diversionary incentives; there was also a need to avoid political loss. The outgoing foreign secretary expressed a need to avoid “national humiliation” after the invasion“ (Freedman 1982, 200). (Mintz, Alex; Karl DeRouen S.135).
In der öffentlichen Meinung der beiden Länder wurde entsprechend die ideolgische Dimension auf zentrale Gegensätze heruntergebrochen. In GB war es die Entscheidung zwischen „Gut“ und „Böse“, die durch die Frontstellung zu einem diktatorischen Regime erleichtert wurde, so u.a. Caistor.
Die argentinische Junta bemühte dagegen die nationale Identität und den traditionellen Anspruch auf die Malvinas zu betonen. Und wies in diesem Kontext auf das koloniale Erbe hin, das mit der Besetzung durch GB weiter bestand hin.
„More recently, newspapers, television and radio have played – and still play – a crucial part in standardising representations and language. These media also play an important part in the reproduction and strengthening of nationalist sentiments. During the Falklands/Malvinas War in 1982, for example, the British media depicted the war quite consistently as a ‘simple opposition between good and evil’ (J. Taylor, 1992: 30), whereas the Argentinian media depicted it as a struggle against colonialism“ (Eriksen, S. 127).
Es wirkt vor dieser kurzen Darstellung erstaunlich, dass die Schablonen, die von Thatcher bemüht wurden, teilweise im Forum reproduziert werden. Zumal dann die Versäumnisse der britischen Dekolonialisierung hätten diskutiert werden müssen und unter welchen Voraussetzungen überhaupt ein koloniales Erbe toleriert werden muss.