fingalo
Aktives Mitglied
Man sollte nicht verschweigen, dass die "Richtigkeit" einer These in der Geschichtswissenschaft im weitesten Sinne entscheidend von der Autorität dessen abhängt der sie vertritt.
Da diese Autorität nur in den seltensten fällen zugibt, falsch gelegen zu haben, gilt der Satz noch immer: Eine falsche These verschwindet nicht durch ihre Widerlegung, sondern durch das Aussterben ihrer Vertreter.
Ich darf nur an das Schlachtfeld der Textkritik erinnern: Mal ist ein Text (Edda, Bibel) mehr oder weniger einheitlich. Dann gibt es immer mehr späte "Einschübe", Kompilatoren usw. Bei der Edda kam's zum Streit darüber, wieviele spätere Interpolationen es gibt und welche das sind, ob wirklich frühere Zustände geschildert sind, oder Zustände aus dem 13. Jh. und wie groß der christliche Einfluss anzusetzen ist. Es setzte sich immer die Meinung durch, die von den anerkanntesten Autoritäten vertreten wurde.
Deshalb wird häufig nicht gesagt, diese oder jene These sei falsch, sondern korrekt, sie habe sich nicht durchgesetzt.
Wenn man aber die Begründungen für Interpolationen im Text liest, dann merkt man, wie sehr die Autoritätsgläubigkeit an der Durchsetzung ihrer Thesen beteiligt war. Da heißt es, dieser Vers falle stilistisch von den Versen davor und danach ab. Deshalb sei er eine Hinzufügung des Kompilators. Niemand fragt nach dem ästhetischen Maßstab für diese Bewertung des "Abfallens". "Autos epha" (Der Meister hat's gesagt) war schon bei den Pythagorasschülern schlagender Beweis. Der Professorentitel schützt vor Unsinn nicht. Ich denke nur an Prof. Faussner: "Die Königsurkundenfälschungen Ottos von Freising." Reiner Unfug.
Ich für meinen Teil sehe bei Sekundärliteratur zunächst auf die veröffentlichende Institution: Wenn eine Schrift bei einer Akademie der Wissenschaften herausgegeben ist, dann habe ich die Gewähr, dass sie wenigstens formal den Ansprüchen genügt. Wenn jemand im Eigenverlag (z.B. "Zeitensprünge") veröffentlichen muss, ist Skepsis angebracht. Und dann schaue ich mir an, wie der Verfasser mit Gegenmeinungen umgeht, ob er sie überhaupt erwähnt und wie er sich mit ihnen auseinandersetzt. Geht es ad personam (etablierte Wissenschaft, die niemanden hochkommen lässt), dann ist das schon ein seeehr schlechtes Zeichen. Sodann sehe ich auf seine Quellenangaben. Sind sie vollständig? Sind sie richtig übersetzt? Soweit möglich, prüfe ich das eine oder andere.
Wenn so ein etablierter Wissenschaftler wie Klaus von See den christlichen Einfluss auf die Hávamál damit begründet, dass Håkon der Gute an einem englischen Hof erzogen worden sei, bevor er König in Norwegen wurde, dann ist mir diese Nabelschnur zu dünn für einen entscheidenden Einfluss auf frühnorwegische Dichtung und überzeugt mich nicht. Wenn dann noch absurde Vorstellungen, Odin sei am Hals aufgehängt worden, klage darüber, dass er neun Nächte ohne Essen und Trinken gewesen sei (wie schluckt man als Erhängter?), habe sich vornübergebeugt (wie das, wenn man am Hals hängt?) und Runen aufgehoben (wie kommt man als am Hals frei Hängender mit den Händen an den Boden?) dann zweifle ich an der Textgrundlage und klappe schließlich auch dessen Buch zu und suche mir einen anderen Autor.
Da diese Autorität nur in den seltensten fällen zugibt, falsch gelegen zu haben, gilt der Satz noch immer: Eine falsche These verschwindet nicht durch ihre Widerlegung, sondern durch das Aussterben ihrer Vertreter.
Ich darf nur an das Schlachtfeld der Textkritik erinnern: Mal ist ein Text (Edda, Bibel) mehr oder weniger einheitlich. Dann gibt es immer mehr späte "Einschübe", Kompilatoren usw. Bei der Edda kam's zum Streit darüber, wieviele spätere Interpolationen es gibt und welche das sind, ob wirklich frühere Zustände geschildert sind, oder Zustände aus dem 13. Jh. und wie groß der christliche Einfluss anzusetzen ist. Es setzte sich immer die Meinung durch, die von den anerkanntesten Autoritäten vertreten wurde.
Deshalb wird häufig nicht gesagt, diese oder jene These sei falsch, sondern korrekt, sie habe sich nicht durchgesetzt.
Wenn man aber die Begründungen für Interpolationen im Text liest, dann merkt man, wie sehr die Autoritätsgläubigkeit an der Durchsetzung ihrer Thesen beteiligt war. Da heißt es, dieser Vers falle stilistisch von den Versen davor und danach ab. Deshalb sei er eine Hinzufügung des Kompilators. Niemand fragt nach dem ästhetischen Maßstab für diese Bewertung des "Abfallens". "Autos epha" (Der Meister hat's gesagt) war schon bei den Pythagorasschülern schlagender Beweis. Der Professorentitel schützt vor Unsinn nicht. Ich denke nur an Prof. Faussner: "Die Königsurkundenfälschungen Ottos von Freising." Reiner Unfug.
Ich für meinen Teil sehe bei Sekundärliteratur zunächst auf die veröffentlichende Institution: Wenn eine Schrift bei einer Akademie der Wissenschaften herausgegeben ist, dann habe ich die Gewähr, dass sie wenigstens formal den Ansprüchen genügt. Wenn jemand im Eigenverlag (z.B. "Zeitensprünge") veröffentlichen muss, ist Skepsis angebracht. Und dann schaue ich mir an, wie der Verfasser mit Gegenmeinungen umgeht, ob er sie überhaupt erwähnt und wie er sich mit ihnen auseinandersetzt. Geht es ad personam (etablierte Wissenschaft, die niemanden hochkommen lässt), dann ist das schon ein seeehr schlechtes Zeichen. Sodann sehe ich auf seine Quellenangaben. Sind sie vollständig? Sind sie richtig übersetzt? Soweit möglich, prüfe ich das eine oder andere.
Wenn so ein etablierter Wissenschaftler wie Klaus von See den christlichen Einfluss auf die Hávamál damit begründet, dass Håkon der Gute an einem englischen Hof erzogen worden sei, bevor er König in Norwegen wurde, dann ist mir diese Nabelschnur zu dünn für einen entscheidenden Einfluss auf frühnorwegische Dichtung und überzeugt mich nicht. Wenn dann noch absurde Vorstellungen, Odin sei am Hals aufgehängt worden, klage darüber, dass er neun Nächte ohne Essen und Trinken gewesen sei (wie schluckt man als Erhängter?), habe sich vornübergebeugt (wie das, wenn man am Hals hängt?) und Runen aufgehoben (wie kommt man als am Hals frei Hängender mit den Händen an den Boden?) dann zweifle ich an der Textgrundlage und klappe schließlich auch dessen Buch zu und suche mir einen anderen Autor.
Zuletzt bearbeitet: