Taktischer Vergleich statt Leistungsdaten?
...Die gängigen deutschen Boote (VII/IX) dürften im internationalen Vergleich nicht unbedingt gut abschneiden.
Ich denke an folgende Kriterien:
Reichweite (ÜW/UW), Geschwindigkeit (ÜW/UW), TP-Bewaffnung, Tauchtiefe..
Diese Aussagen sind, was reine Zahlen betreffen gewiss nicht so falsch. Gerade was die Geschwindigkeiten ü/u Wasser betrifft, sowie die Einsatzreichweiten waren deutsche U-Boote gerade den pazifischen Mächten mit ihren enormen Entfernungen sehr deutlich unterlegen. Das war allerdings auch nachteilig. Aus all diesen Gründen mussten diese Schiffsklassen mehr Wert auf Seetauglichkeit legen und waren daher größer und länger als etwa der deutsche Typ VII. Von der Einsatzplanung her wären sie eher mit den deutschen „Langstrecken-U-Booten“ des Typs IX zu vergleichen. Bei ähnlichen Reichweiten sind aber auch hier wieder nichtdeutsche U-Boote größer und schneller.
Dieser Leitstungsvorsprung ging allerdings auf Kosten der Wendigkeit der Boote und dies machte einen der Hauptvorteile der U-Boote in den Anfangsjahren des Krieges aus. Hier war der Typ VII so überlegen, dass die KM ihre Typen IX immer weiter entfernt zum Einsatz schickte, da gerade ihre Wendigkeit für Geleitzugschlachten unzureichend war. Gleichzeitig wurde die operative Reichweite des Typs VII durch Versorgungs-U-Boote erweitert, damit sie im gesamten Atlantikraum eingesetzt werden konnten. Diese Versorger waren vom Typ XIV, welcher ein Abkömmling des Typs IX war. Die kleineren, relativ langsamen VII-Boote zeigten sich in allen Belangen taktisch überlegen gegenüber den größeren Kreuzer-Booten des Typs IX.
Taktisch war vorgesehen, dass U-Boote in der Regel Überwasser ihre Beute stellen und möglichst auch versenken sollten, daher glaubte man auf besonders schnelle E-Motoren verzichten zu können. Bei der Tauchfähigkeit legte man Deutscherseits besonderen Wert auf Schnelligkeit um Anfangs in mittleren bis geringen Tiefen sich mit dem langsamen E-Motor dem feindlichen Gegenschlag „schleichend“ zu entziehen. Hier sollte vor allem langsame und damit leise Fahrleistung hilfreich sein. Ein U-Boot mit sehr schnell laufenden E-Motoren war für gewarnte Jäger mit ihren passiven, akustischen Ortungsgeräten schon früh im Kriege recht gut zu entdecken und damit zu bekämpfen. Die anfangs eher zweitklassigen Geleitschiffe der Alliierten mit geringer Geschwindigkeit und relativ großem Wenderadius (ich meine vor allem Hilfsschiffe und frühe Korvetten) konnten somit ausmanövriert werden. Bei vereinzelt vorkommenden Überwassergefechten (teils nicht mehr tauchfähiger U-Boote) zwischen derart langsamen Geleitschiffen und Typ VII waren alliierte Matrosen besonders erbost darüber, die Deutschen engere Kreise fahren zu sehen. Zumal die Überwassergeschwindigkeit von Jäger wie gejagtem hier nahezu gleich war (Der "Kampf" des U-Bootes war also darauf ausgerichtet in Überwasserfahrt zu entkommen! Dergleichen war allerdings nur bis vielleicht Mitte 1942 aussichtsreich, solange es nur wenige der erheblich schnelleren Geleitzerstörer gab.) Bei der U-Boot Jagd kam es eben für das Boot nicht darauf an sich getaucht schnell davon zu machen, sondern zur rechten Zeit einen unter Wasser Haken zu schlagen, bis der Gegner von ihm abließ! Man sieht also die niedrigeren allgemeinen Werte deutscher U-Boote im Vergleich zu anderen Nationen schienen aus taktischer und strategischer Hinsicht vorerst zu verschmerzen. Strategisch waren die deutschen U-Boote in erster Linie für den Handelskrieg gedacht, also um „lahme Zivilschiffe“ zu versenken. Für Flottenoperationen wurden sie nur bei Bedarf verwendet.
Dagegen lagen GB, den USA und Japan ganz andere Einsatzkonzepte zugrunde. GB sah in ihnen ein Mittel der Aufklärung, der Lauerjagd auf feindliche U-Boote auf der Fahrt zu ihrem Stützpunkt und ganz allgemein zur Blockadeüberwachung. Die USA und Japan brauchten weitreichende U-Boote für die Weiten des Pazifiks und besonders Japan setzte seine U-Boote Anfangs fast immer als Teil von Flottenoperationen zur Aufklärung und Absicherung gegen Kriegsschiffe ein. Da Kriegsschiffe höhere Geschwindigkeiten fahren als Frachter, mussten sie sowohl über- als auch unter Wasser höhere Leistungen abrufen. Ähnliches gilt für die USA.
Was die Bewaffnung betrifft, mussten sich deutsche U-Boote im Vergleich nicht verstecken. Der Typ VII besaß mit einer 8,8 cm Kanone gegenüber der oft in anderen Ländern verwendeten 7,62 cm Kanone keine Nachteile. Der Typ IX hatte eine Hauptartillerie von 10,5 cm, was natürlich gegen die französischen U-Boot-Kreuzer (Exoten) der Surcouf-Klasse unterlegen, doch übliche Boote waren ebenfalls nicht besser bewaffnet.
http://de.wikipedia.org/wiki/Surcouf_(N_N_3)
Die Anzahl der Torpedorohre in deutschen Booten war auch vergleichbar mit jener bei anderen Mächten und lag im großen Typ IX bei 8 Rohren (6 vorn, 2 hinten), sowie beim Typ VII bei 6 Rohren (5 vorn, 1 hinten). Auch die US-Vorkriegsklasse vom Typ „Sargo“ hatte 8 Rohre, die aber gleichmäßig vorn und hinten angeordnet waren. Ich sehe hier keine besonderen Nachteile für deutsche U-Boote, während die Torpedoanordnung der Sargo-Klasse doch eher nachteilig zu sein scheint.
Man sieht also ganz verschiedene Einsatzkonzepte, die jede Nation zu anderen Entwicklungs-Schwerpunkten brachte. Insofern machten sich die teils höheren Eckwerte der Leistungsdaten gerade der außereuropäischen Seemächte nicht unbedingt bemerkbar. Der deutsche Typ IX mit ähnlichen Konstruktionsmerkmalen wie diese bewährte sich nicht in nennenswerten Geleitschlachten und ihr Einsatzgebiet beschränkte sich zusehend auf Randgebiete. Alles in Allem war Typ VII für deutsche Anforderungen über lange Zeit hinweg hervorragend bis gut geeignet.
Schwachpunkt der deutschen U-Boot-Strategie waren ihre Abhängigkeit vom Funkverkehr (ob für Treffpunkte mit den Milchkühen, oder für die Rudeltaktik), die dem Gegner über Funkeinpeilung Standorte verriet, sowie nach Entschlüsselung des Enigma-Codes. Die Abhängigkeit von langen Seemärschen über Wasser machte Flugzeuge für U-Boote generell ebenfalls zur tödlichen Bedrohung. Zum echten U-Boot-Killer entwickelten sich Salvenwerfer für „Wasserbomben“, wie dem Hedgehog, die ein ganzes „Planquadrat“ mit Geschossen füllte und unabhängig von der Tiefe des U-Bootes zu Treffern führte. Erst mit dieser Waffe wurde die oben beschriebene Wendigkeit der deutschen Boote endgültig als oft entscheidender Vorteil abgelöst.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hedgeh...des_Hedgehog_mit_konventionellen_Wasserbomben