Diese Analogie kommt dem zeitgemäßen Leser skandalös vor, ich würde sagen sie ist ein bisschen töricht.
Sie ist weder das eine noch das andere, sie ist politisch motiviert.
Jemand wie Demandt zieht solche abenteuerlichen Analogien nicht ausversehen, das würde man einem Bachelor-Studenten vielleicht durchgehen lassen, aber er müsste das besser wissen.
Skandalös ist das auch nicht, so lange er das nicht als einzig potentiell mögliche Sichtweise darstellt, sondern es wirft eben einfach ein Licht darauf, wie der Mann politisch tickt.
Nun ist es durchaus kein Skandal, wenn ein Historiker den Erklärungsansatz für sich selbst favorisiert, der seinem Weltbild am nächsten kommt.
Natürlich ist etwa seine 2007 veröffentlichte kleine Kulturgeschichte "Über die Deutschen" in einem Geist geschrieben, den Dion als revisionistisch bezeichnen würde.
Womit wir mal wieder bei der Begrifflichkeit "revisionistisch/Revisionsimus" angekommen wären, über die wir jetzt meiner Meinung nach wirklich mal reden sollten:
Ich hatte ja schon weiter vorne im Faden eines meiner Probleme mit dieser Begrifflichkeit augeführt, nämlich den Umstand, dass sich aus einem negativ konnotierten Umgang des Begriffs der Revision völlig falsche Vorstellungen über die Aufgabe der Wissenschaft und wissenschaftliches Arbeiten ableiten lassen.
Was wäre denn einfach mal plakativ gefragt das Gegenteil von Revisionismus? Konformismus?
Und was bedeutet dann eine negative Konnotation von "Revisionismus"? Das "Konformismus" an und für sich positiv und das zu erstrebende Ziel wissenschaftlichen Arbeitens wäre?
Wenn Prämissen für Wissenschaft ist, dass sie nicht mehr revidiert, sondern konform ist, gleich ob die Konformität zu früheren Ergebnissen oder gesellschaftlichen Strömungen eingefordert wird, kann sie einpacken.
Das zweite Problem mit dem Begriff "Revisionismus", dass ich sehe, ist dass es davon, so weit ich es überblicke auch keine saubere Definition gibt.
Was genau soll das sein?
Handelt es sich um:
- Das Anzweifeln bisheriger Erkenntnisse auf Grund neuer/zu wenig berücksichtigter Indizien
- Das Anzweifeln bisheriger Erkenntnisse auf Grund von Zweifeln an der bisherigen Methode
- Das Anzweifeln von Erkenntnissen auf politischer/weltanschaulicher Basis ohne wissenschaftliche Evidenz
- Das Anzweifeln von Erkenntnissen überhaupt
Wir sind jetzt mittlerweile auf der 8. Seite des Fadens angekommen, in dem sich darüber gestritten wird, ob dieser oder jener oder diese und jene These nun revisionistisch seien, ohne dass
@Dion , der die Frage gestellt hat, sich inzwischen dazu eingelassen hätte uns einfach mal zu erklären, was er denn genau für "revisionistisch" bzw. Revisionismus hält und uns in diesem Sinne eine Arbeitsdefinition anzubieten.
Ich würde auch meinen, so lange, bis das nicht passiert ist, machen weitere Auseinandersetzungen darum auch herzlich wenig Sinn.