Gustav III.
Als einzigen absolutistischen Herrscher sehe ich den Sonnenkönig.
Warum hast Du dann für alle gestimmt, wenn er der Einzige gewesen sein soll?
Kurz etwas zu
Gustav III., den ich eine bemerkenswerte Figur finde.
Gustav III. vermählte sich 1770 mit Prinzessin Sophia Magdalena von Dänemark, eine typische Verbindung dieser Zeit, welche wohl auf eine skandinavische Politik des künftigen Königs ausgerichtet war. Die Seide seines prachtvoll bestickten Hochzeitsanzugs (siehe: "Lions of Fashion" Livrustkammaren Stockholm, Autoren: Bäumel u.a.) stammte aus Frankreich und überhaupt war er Frankreich für die Dauer seiner Regierung eng verbunden. So erreichte ihn am Hofe von Versailles 1771 die Nachricht vom Tode seines Vorgängers und Vaters Adolf Friedrich. In Frankreich unterzeichnete er noch einen Vertrag in dem er sich die Unterstützung für einen Umsturz in Schweden sicherte. Zurück in Schweden täuschte er zwar anfangs die mächtige adelige Partei, welche entgegen aller Versuche seiner Vorgänger, so der seines Vaters von 1756, die eigentliche Macht inne hatte, provozierte dann aber 1772 geschickt eine Erhebung. Diese nutzte er dafür, sich selbst ins beste Licht in den Augen der Untertanen zu rücken und in einer absolutistischen Revolution die Macht des Reichsrats diesem zu entwinden. Von da an herrschte er in absolutistischem Sinne, wenngleich Erhebungen des Adels so im russisch-schwedischen Krieg von 1788 nicht ausblieben.
Bemerkenswert ist vielleicht, dass es just 1771 in Frankreich zur Revolution Louis XV. gegen die Parlamente und zur Absetzung des mächtigen Duc de Choiseul gekommen war. Wenn man bedenkt, dass in diesem Jahr Gustav noch in Versailles weilte, bekommt das vielleicht auch nicht geringe Bedeutung für seine Handlungsweise im Jahre 1772 in Schweden. Ebenso wie sein dänischer Verwandter auf dem Thron (siehe Jørgen Hein: "Det elegante liv - fra Frederik 5.s hof." - Rosenborg - 2007) bekam Gustav als Präsent einen blauen Jagdanzug von Louis XV.. Auch darüber hinaus besuchte Gustav Versailles noch unter verdecktem Namen. In Schweden allerdings war ihm daran gelegen, auf die gloreiche Epoche Schwedens hinzuweisen und es haben sich einige seiner Reden wie die seines Staatsstreichs von 1772 erhalten. Bei Hofe führte er eine schwedische Tracht ein, welche in der zweiten Hälfte des 1770er auch der Armee vorgeschrieben wurde und im Sinne des 17.Jh. gehalten war.
Gustav III. war ein großer wirtschaftlicher Förderer, was die Landwirtschaft, aber auch die Wissenschaften, das Bergwesen usw. betraf. Darüber hinaus war er kunstsinnig, beschäftige sich mit Theater und Oper, was wohl zu den typischen Tätigkeiten eines absolutistischen Herrschers zählte. Seine prachtvolle Hofhaltung brachte ihm Feinde ebenso wie seine katastrophale Außenpolitik.
Schweden war spätestens mit dem Großen Nordischen Krieg von einer Großmacht zu einer Macht abgestiegen, welche höchstens in Skandinavien und im baltischen Raum noch einige Bedeutung besaß. Die außenpolitischen Möglichkeiten eines Frankreich Louis XV. oder eines Russlands Katharina II. fehlten indes Staaten wie Schweden, welche zunehmend in der Außenpolitik die zweite Geige spielten. Heinz Schilling wies in "Höfe und Allianzen" auf diesen Wandel hin, nämlich dass die Mittelmächte zunehmend an außenpolitischen Möglichkeiten einbüßten. So stellte sich der Krieg Gustav III. gegen die Großmacht Russland auch als verheerend dar. Wenngleich es wohl zu manchen persönlichen Treffen zwischen den beiden Herrschern der Staaten kam, muss man bedenken, dass die Optionen zur territorialen Ausdehnung Schwedens in Skandinavien begrenzt waren. Schon der Krieg von 1788 mit der Revolte des Adels hatte Schweden an den Rande des Endes der absolutistischen Monarchie geführt. Nachdem Gustav die Dänen geschlagen hatte, gelang es ihm nochmals den Adel zu zügeln. Aber der wieder aufgenommene Krieg gegen Russland musste sich katastrophal auf die Finanzlage Schwedens auswirken. In diesen Turbulenzen und noch mit einigen Plänen beschäftigt wurde Gustav III. im April 1792 Opfer eines Mordanschlags.
Die Zeit Gustav III. ist wohl eine sehr bemerkenswerte in der schwedischen Geschichte. Die Umstände des Mordes, wie auch die Kunstförderung, die Rigerosität wie die späte Pracht- und Machtentfaltung im Ancien Régime führten zu einem besonderen Ruf dieses Königs. Sein Handeln war wohl von einem enormen absolutistischen Willen bestimmt, welchen er auch tatsächlich in Taten umsetzen konnte. Das macht ihn sicherlich zu einem der wichtigsten absolutistischen Könige Skandinaviens und Europas.