Hatte der Messias eine Frau?

Doch können wir - wenn wir diese Aussagen auch nur halbwegs ernst nehmen, dies alles auch im geistesgeschichtlichen Kontext der hellenistischen Hochkultur, die im "Heiligen Land" Geschichte schrieb beleuchten, weiter denken, dass ein junger Jude der Bräutigam des neuen Israle war?
Warum nicht?

Können wir nach dem, was wir über diese Zeit und die geistige Wende wissen, weiter davon ausgehen, dass sich ein Wanderprediger,... sich als Bräutigam des neuen Israel ausgab - oder von griechischen Denker so gesehen wurde?
Ohne weiteres.

Ist ernsthaft davon auszugehen, dass die Verfasser hochtheologischer Texte, die lt. heutiger Exegese vom Auferstandenen ausgehen, einem Guru gefolgt sind, der sich als Bräutigam des neuen Gotteswortverstandes sah und u. a. deswegen als Messias galt, in angeblich geschichtlicher Wirklichkeit aber nur in die junge Magdalena verschossen war?
Nur in sie verschossen? Wo hast Du denn das her?

Können wir weiter die Theologie von der historischen Geschichte eines angeblich mit seinen Fischerfreunden um den See Genezareth ziehenden jungen Juden trennen, dem eine junge Heidin aus Magdala hinterhergelaufen ist?
Zur Heidin ist das Nötige bereits gesagt. Wieso "hinterhergelaufen"? Da waren viele Frauen um ihn.

Oder zeigen nicht gerade die Selbstbezeichnungen Jesus, dass in der menschlichen Figur des lebenigen schöpferischen Wortes/griechisch Vernunft/Logos, der wahre Bräutigam zu suchen ist, dessen Jüngerin bzw. Braut das aus dem hellenistischen Heidenland (Magdala) kommende gesetzesfreie Denken war?
i wo. Jesus hatte mit "gesetzesfreiem Denken" nix am Hut. Und Maria erst recht nicht.

Was hat es mit Geschichte zu tun, wenn die einen eine "leichtes Mädchen" mit Namen Magdalena nachlesen, mit der ein junger Rebell gar Kinder gezeugt haben soll, gleichzeitig sagen, dass jede Spekulation über die Lebenspartnerin eines historischen Jesus Kaffeesatzleserei sei? Gleichzeitig bei den Theologen einen Bräutigam des Neuen Israel, als das sich die Urkirche ja verstand, nachblättern, ohne darüber nachdenken zu können, wer dieser geschichtliche Partner war, woraus das NT (die schriftliche Verdichtung einer echten Geistes-/Zeitenwende) gezeugt wurde.
Tja, da hat die Phantasie wieder mal freien Auslauf. Das mit den Kindern stammt glaub ich aus dem 19. Jh. Aus dem Text ist eine Lebenspartnerschaft nicht heraus- allenfalls hineinzulesen, und das auch nur gewaltsam.

Auch wenn es wieder als Spam abgetan wird, im bisherigen Glaubensverständnis meine Gedanken als geistige Verwirrung gelten müssen,
Nicht nur im bisherigen Glaubensverständnis, sondern auch in jeglicher seriösen Textkritik.
so will ich erneut nur Anstoß zu einem neuen Denken geben: Z.B. hier geschichtlich auszuwerten, wer die Lebensgefährdin des damals lebendigen Logos war. Denn wenn der Logos, die schöpferiche Vernunft das geschichtliche Wesen gewesen wäre - was man doch zumindest geschichtlich in Betracht ziehen muss - warum sollte es dann keinen Sinn machen, die Geschichte Jesus auch in diesem Lichte zu betrachten?
Einfach, weil's der Text nicht hergibt.
...

Denn wenn am Anfang der Logos war - lt. Berger auch der von der Weltvernunft handelnde Johannes am Anfang steht - dann kann die Postmoderne nicht den Mythos als geschichtliche Glaubenswahrheit Wahrheit beleben wollen.
:confused:
...

Ja, ich denke Jesus (die schöpferische Vernunft, der Logos) war Bräutigam des Neuen Israel, der Urkirche. Und dass er eine Lebensgefährdin aus dem Heidenland bzw. hellenistischer Hochkultur, gesetzesfreiem Denken hatte, lässt sich nicht nur an den Synagogen belegen, die dort als Geschichtszeugen eines neuen Nachdenkens zu finden sind, sondern den geschichtlich nachweislichen Einflüssen, die der hellenistische Kult, die griechische Philosophie auf das erneuerte Judentum bzw. neujüdische=christliche Gotteswortverständnis hatte.
Nö. Als der Hellenismus auf das Christentum Einfluss nahm, war die Frau längst tot. Die hatte also damit nix zu tun.

Ebenso in der geschichtlichen Problemstellung nachweisen: der Zeitenwende in ihrer Globalisierung, dem Suchen nach zeitgemäßen gemeinsamen Gottesvorstellungen antiker Aufklärung zwischen römischem Kaisertum (als Konkurrenz-messias), Überwindung tauber Gesetzlichkeit im Tempelschatten und alten polytheistischen Göttergestalten...
:confused:

Wenn die Lehre von Mutter Kirche bzw. Theologie in den bisherigen Glaubensvorstellungen gebunden ist, scheint Maria Magdalena wieder gefragt.
Die sagt aber nichts.:still:

Ein Denken, das frei ist Dogmen und Glaubensgesetzen (wenn auch nie ohne Glaubensvorstellungen und Vorgeschichte), wie ich es von einem nur dem geschichtlichen Wissen verpflichteten Forum erwarte, hat daher möglicherweise mehr mit der Lebensgefährdin Jesus (der kreativen=schöpferischen Vernunft in zeitgemäßem Verständnis) zu tun, als die Gespielin eines Gurus, über die nur zu spekulieren wäre oder reine Glaubensrede gilt.
Auf Deutsch übersetzt heißt das: Über die lebende Maria M. wissen wir nichts. Deshalb sind wir zu jedweder Spekulation und phantasievollen Ausschmückung befugt, was wir dann als "freies Denken" verkaufen.
...
Genau darum denke ich, ist eine aufgeklärte geschichtliche Auswertung des antiken Geschehens notwendig.
Diese "aufgeklärte geschichtliche Auswertung" besteht in einem "freien Denken", so, wie ich in meinen jungen Jahren mir die Luftschlösser vor dem Einschlafen gebaut habe, aus denen ich dann mutig in Rüstung dem Feind entgegengeritten bin. Ja, das war ein wirklich "freies Denken".=)

Aber mal im Ernst: Das Bräutigambild hat Jesus aus dem AT übernommen: Jeremia macht ausgiebig Gebrauch davon. Da ist Israel die Braut JAHWES. Und Jesus sieht sich in dessen geistiger Fußspur. Jeremia war um 600 v. Chr. tätig. Es kommt auch die ergreifende Metapher von Ezechiel 16 in Frage, der ebenfalls im 6. Jh. v. Chr. lebte.

Da war an einen Einfluss griechischer Philosophie in Israel und Juda nicht zu denken.

In M.M. ein heidnisch aufgeklärtes oder sonstiges Denken zu sehen, entspricht methodisch der allegorischen Bibelauslegung des 2. Jh., die allerdings Origines etwas besser hinbekommen hat.:cool:
 
Danke jschmidt,

für die erneuten Literaturlinks. Insbesondere den Hinweis auf die "Sünderin" aus der hellenistischen Stadt, die Jesus salbte, damit seine Hoheitlichkeit als "Christus" anerkannte, was den Juden bzw. Gesetzestreuen, Schirftlehrern verwehrt blieb.

(Die denken bis heute, dass nur ein junger charismatischer Jude war, der bekanntlich für seine Anmaßungen hingerichtet wurde.)

Denn genau darum geht es mir:
Anzuregen, das ständig wachsenden Wissens über die Antike, u.a. die damalige Problemstellung, die unterschiedlichen geistigen Konzepte, die in z.B. mit dem Kaisertum in Konkurrenz standen, den großen hellenistischen Kult, der dort Zuhause war, wo der biblische Jesus geboren ist, gelebt und gewirkt hat, nicht nur auf alte Art auszuwerten, was m.E. zu kurz greift.

Denn bisher denkt man - wie z.B. auch Nordsiek im Literaturlink - immer nur nach, warum ein junger Jude als Christus bzw. König der Juden ausgegeben, als hoheitlicher Gottessohn verkauft wurde, warum ihn eine Anhängerin salbte bzw. die Evangelisten dies zumindest auf recht unterschiedliche Weise so schrieben: d.h. warum man so dem AT oder den heidnischen Mythen gerecht werden wollte.

Doch hat die Sünderin nicht gesalbt, den echten Messias bzw. Christus gesehen, anerkannt?

Heute wissen wir, dass die antike Bildung (zumindest vom jüdischen Monotheismus begeisterte Griechen u. a. in Alexandrien) den griechischen Logos als Gottessohn (irdische Vermittlung schöpferischen Willens) sahen, als jüdisches Wort verstanden. Und wenn wir heute in den Monatsschriften der Stuttgarter Bibelgesellschaft bei aktuelle archäologische und geschichtliche Erkenntnise auswertenden Wissenschaftern u. a. lesen, wie die biblischen Ortsangaben, z.B. auf dem Reiseweg Jesus, theologische Topographien sind, liegt es dann nicht auf der Hand, auch die Herkunft der Sünderin, die Jesus salbte, als theologisch und gleichzeitig geschichtliche Aussage zu hinterfragen? Oder auf geschichtswissenschaftliche Weise auch nach dem Weg des hoheitlichen Wesen zu fragen, das damals eine historische Wende bewirkte, als lebendiges Gesetz/Wort Gottes galt?

Was bringt es, wenn wir ständig nur neues geschichtliches Wissen zutage fördern, ob auf theologische oder archäologische Weise, wenn selbst bei biblischen Themenabenden Lichtbilder großer griechischer Städten (nicht nur Magdala) im "Heiligen Land" an die Wand geworfen werden, gleichzeitig die Weisheitsschriften oder neue Textfunde aus Qumran die Suche nach einem "Neuen Bund" belegen, deutlich wird, welcher aufklärerische Geist dort geweht hat, wo Jesus lebte und wirkte und wir auf alte Weise weiter nur einen jungen Juden ins Rennen schicken, der dort geschichtlich gesehen nicht wirklich was bewirkt haben könnte, reine Glaubenswirklichkeit bleibt?

Wenn uns heute junge Geschichtslehrer z.B. beibringen, dass der historische Herodes ein zukunftsorientierter Herrscher war, der den hellenistischen Kult mit dem jüdischen versöhnen wollte, nicht nur große griechische Theater baute, sondern auch den Jerusalemer Tempel, wodurch jedoch diese Versöhnung nicht gelang. Wäre es dann nicht auch die Aufgabe Geschichtsinteressierter glaubensfrei auch darüber nachzudenken, wer wirklich der damals geschichtlich lebendige Tempel war, der Gesetzestreuen, wie Griechen gleichermaßen die schöpferische Wirklichkeit vermittelte, als neuer universaler Grund des Glaubens galt, Geschicht schrieb?

Die geschichtliche Salbe, historische Fakten sind hier gefragt.
 
Auch wenn Du Deine theologischen Inhalte versuchst historisch zu verklausulieren: es bleiben theologische Inhalte.

...über deren "geschichtliche" Wirklichkeit, eine geistesgeschichtliche Wende mit kulturgeschichtlichem Hintergrund ich anregen will in Auswertung des wachsenden Wissens nachzudenken.

Satt weiterhin nur dem aufklärerischen Kurz-schlus zu folgen, dass alle "Christologie" nur eine nachträgliche hellenistisch oder kirchliche Einfärbung sei, die einem jungen Juden mit Namen Jesus Hoheitstitel verlieh. (Von diesem heutigen Glauben sind nicht nur alle bisherigen theologischen Auslegungen bestimmt, sondern auch die Argumente, die nicht nur Fingalo mir entgegenhält.)

Doch die Sichtweise eines historischen Jesus, der als hoheitliches Wesen verherrlicht wurde, ist m.E. nicht nur theologisch, sondern auch nach dem, was wir über die Antike, ihre Probleme und Antworten wissen, wie sie hier im Forum beleuchtet werden, nicht mehr haltbar.

Schriftlehrer allein hilft jedoch bei der Frage nach historischer Wahrheit nicht weiter. Auch das wird hier im Forum immer wieder bestätigt.

Zwar wissen wir, dass nicht erst nach Jesus allegorisch verstanden und verfasst wurde, sondern dies bereits im AT und zur Zeitenwende Praxis war. (Philo von Alexandrien ist im Brockhaus unter "Allegorie" zu finden, steht bereits für das allegorische Verständnis des AT, hat damit vorweggenommen, was heute aufgrund des "geschichtlichen Wissens" unumgänglich ist.) Doch das allein ist zu wenig.

Wenn die Exegese heute zum Schluss kommt, dass der biblische und damit historische Jesus der "Christus" sei, die nicht nur griechisch schreibenden, sondern auch denkenden Verfasser allein vom Christus ausgingen. Wenn gleichzeitig der Chefwissenschaftler der Kirche dogmatisch belegt, dass es beim biblisch-historischen Jesus um die "schöpferische Vernunft", den Logos der griechischen Vernunft-Lehre gehe, der als Wort des jüdischen Unsagbaren verstanden wurde, damit der Wandel vom Mythos bzw. einer Glaubensgesetzlichkeit zum Logos das christliche Wesen ist. Dann bleibt dies alles eine dogmatische Glaubensweisheit von Schriftgelehrten (Gesetzesdienst).

Ich denke daher, die Historiker halten heute die Salbe in der Hand. Geschichtswissen ist gefragt, keine reine Gesetzeslehre.
 
Über geschichtliche Wirklichkeit von Theologie lässt sich nicht diskutieren, da es sich nciht um historische Fakten handelt, sondern um Glaubensinhalte. Was man diskutieren kann, ist die Entwicklung der Glaubensinhalte.

Wirklich interessieren tut mich aber Folgendes: Was hat Dein Sermon damit zu tun, ob Jesus eine Frau hatte?
 
Wirklich interessieren tut mich aber Folgendes: Was hat Dein Sermon damit zu tun, ob Jesus eine Frau hatte?
Ich würde mal sagen: Nichts. Er spammt ja praktisch jeden Thread zu, in dem es auch nur annähernd um Jesus geht. :fs: Wenn ich noch einmal was von einem jungen Juden, einer jungen Sünderin oder dem griechischen Logos lesen muß, schreie ich. :autsch:
 
Insbesondere den Hinweis auf die "Sünderin" aus der hellenistischen Stadt, die Jesus salbte, damit seine Hoheitlichkeit als "Christus" anerkannte, was den Juden bzw. Gesetzestreuen, Schirftlehrern verwehrt blieb.

(Die denken bis heute, dass nur ein junger charismatischer Jude war, der bekanntlich für seine Anmaßungen hingerichtet wurde.)
Wer sind denn in diesem Zusammenhang die berühmten DIE?

Für eine differenzierte Art der Äußerung schlage ich doch eine Beschäftigung mit dem Thema "Jesus aus jüdischer Sicht" und mit dem Prozess Jesu vor, über den zahlreiche Schriften verfasst wurden.
 
Wenn ich noch einmal was von einem jungen Juden, einer jungen Sünderin oder dem griechischen Logos lesen muß, schreie ich.
"Lasset uns Übles tun, auf das Gutes daraus komme"? frug rhetorisch schon der Apostel Paulus im Römerbrief...


Es ist nun nicht so, dass hier ganz abseits des Thema argumentieren würde - man überliest, warum auch immer:grübel:, leicht Gerhards klare These:
Ja, ich denke ... dass er [Jesus bzw. der junge Bärtige] eine Lebensgefährdin aus dem Heidenland ... hatte...

Auch seine Anforderungen an den Diskurs sind zweifellos anschlussfähig:
Die geschichtliche Salbe, historische Fakten sind hier gefragt.
Geschichtswissen ist gefragt
Was ich etwas bei Gerhard vermisse, ist die praktische Anwendung von Salbe/Fakten/Wissen auf die Frage, inwieweit historische Tatsachen (Dokumente, sonstige Artefakte) die lebensgefährdinde These belegen können. Alle Ausführungen drum herum sind auch wichtig, gerade sonntags, gehören aber vielleicht in einen anderen Thread.

META ON (Floxxx gewidmet)

Wittgenstein schreibt in seinem kurzen Vorwort zum Tractatus:
"Was sich überhaupt sagen lässt. das lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, davon soll man schweigen." [Letzterer ist auch sein Schlußsatz.]
Er fügt hinzu, er wolle damit nicht dem Denken eine Grenze ziehen, sondern dem Ausdruck der Gedanken. "Die Grenze wird also nur in der Sprache gezogen werden können und was jenseits der Grenze liegt, wird einfach Unsinn sein."

META OFF
 
Es ist nun nicht so, dass hier ganz abseits des Thema argumentieren würde - man überliest, warum auch immer:grübel:, leicht Gerhards klare These: ...


Auch seine Anforderungen an den Diskurs sind zweifellos anschlussfähig:

Ja und nein. Die Fakten sind ja bekannt und ausgelutscht.
Ich verstehe Gerhard so, dass er die bekannten Fakten aus einer sogenannten "Höheren Weisheit" heraus als Zeichen einer anderen bislang unentdeckten Wirklichkeit verstehen will. Das liegt auf der Linie von Freimaurern, Bahai und Kabbala und anderen Gesellschaften, die ihre Adepten stufenweise in Höhere Weisheiten einführen wollen, aus denen heraus die Fakten als verschlüsselte Zeichen für eine andere Wirklichkeit gesehen werden. Das ist durchaus legitim, aber eben nicht Geschichte, wie wir sie hier betreiben.
Historisch gesehen gibt es zwischen Jesus und dem Logos von Gerhard keine Verbindung. Das sieht er offenbar genauso. Er meint aber nun, dass eine Verbindung zu den Evangelien bestehe. Da ist aber der Logos nur bei Johannes greifbar. Das genügt aber nicht, um die griechische Philosophie vom Logos, die ja auch da nur eine Randerscheinung darstellt, in die Evangelien hineinzutragen.

Die philosophische Weisheit war ja während der frühesten Zeit ein umkämpfter Gegenstand. Paulus lehnt die philosophische Weisheit ab, andere sahen im Christentum die höchste Philosophie. Die griechische Philosophie durchwirkte also erst später das Christentum und ist also bei den Synoptikern noch nicht greifbar.

Die heutige Kenntnis der damaligen Umstände, die Gerhard immer wieder beschwört, sieht das Verhältnis zwischen griechischer Philosophie und Christentum immer differenzierter. Man kann fast von Hassliebe sprechen. Deshalb ist sein Weg rein von der Geistesgeschichte her ein Irrweg und eine Sackgasse. Da kommt er eben nur durch private Spekulation raus, die hier aber keinen Platz hat.
 
Ja und nein. Die Fakten sind ja bekannt und ausgelutscht.
Ich verstehe Gerhard so, dass er die bekannten Fakten aus einer sogenannten "Höheren Weisheit" heraus als Zeichen einer anderen bislang unentdeckten Wirklichkeit verstehen will.

Historisch gesehen gibt es zwischen Jesus und dem Logos von Gerhard keine Verbindung. Das sieht er offenbar genauso. Er meint aber nun, dass eine Verbindung zu den Evangelien bestehe. Da ist aber der Logos nur bei Johannes greifbar.

Die philosophische Weisheit war ja während der frühesten Zeit ein umkämpfter Gegenstand. Paulus lehnt die philosophische Weisheit ab, andere sahen im Christentum die höchste Philosophie. Die griechische Philosophie durchwirkte also erst später das Christentum und ist also bei den Synoptikern noch nicht greifbar.

Möglicherweise liegt der Missverstand meines Anliegens mit daran, dass man allgemein vom Logos annimmt, es handle sich um eine höhere unentdeckte, geheimnivolle Wahrheit, die allenfalls in antiker Metaphysik ihren Platz hatte. Während ich den Logos dort wahrnehmen will, wo mir die moderne ganzheitliche Wissenschaft das logischen Werden der Welt erklärt, d.h. letzlich die heutige Erklärung des logischen Lebensflusses als das verstehe, was in der Antike als Logos galt.

Und dass es zwischen dem Logos der Griechen und dem historischen Jesus der Evangelisten keine Verbindung gibt, sehe ich ganz und gar nicht. In allen biblischen Bedeutungsaussagen, die vom Christus, dem lebendigen Wort... ausgehen, kann es - wenn ich das geistesgeschichtliche Umfeld betrachte, die damalige Problemsituation und -lösung - m.E. nur um das Wesen gehen, das die Griechen Logos nannten. Doch dieser wissenschaftich entfaltete Logos wurde nun als Wort des Unsagbaren (nicht wie in der Stoa als pantheistisch-philosophischer Gott) selbst verstanden.

Nicht mehr allein das Gesetzwort war der neue Glaubensgrund, sondern das im Lebensfluss lebendige (heute würden wir möglicherweise sagen, das in aller Natur bzw. Geschichte gesprochene/wirksame) Wort (kreative=schöpferische Vernünftigkeit). Auch wenn nur Johannes am Anfang auf den Logosbegriff eingeht, so halte ich es für eine Kurz-schluss der anfänglichen Aufklärung, dass die gesamten Hoheitsbezeichnungen, insbesondere die permantente Rede vom Logos bei den (die menschliche Rolle, Aufgabe bzw. Seite der Vernunft verteidigenden) Apologeten und Kirchenvätern, nur spätere Einfärbungen seien. Nicht nur der Zuwachs an Wissen um die geistige Wende, der Fortschritt im biblischen Verständnis, auch die geschichtlich Fakten weisen m.E. zunehmend darauf hin, dass der biblische Jesus mit dem Logos der Griechen identisch ist.

Doch dieser Logos musste erst geschichtlich menschliche Gestalt annehmen. In diesem Sinne verstehe ich auch die Ablehnung einer rein philsophischen Lehre bei Paulus. Was jedoch nicht bedeutet, dass deren Inhalte nicht in die menschliche Person (Rolle, Aufgabe) des Logos eingebrieft sind.

D.h. mir ist als langjähriger Praktiker in Sachen kollektiver Kommunikation klar, dass dieser nachweislich von antiker Bildung (Alexandrien) im Logos erkannte Gottessohn (Vergegenwärtigung offenbaren schöpferischen Willens) erst in der menschlichen Ausformung, wie wir sie bei den Evangelien lesen, eine messiansiche Wirkung entfalten konnte. Während die heutigen Neutestamentler bei Philos Logoslehre von einer frühen "Christologie" schreiben, die völlig neben dem historischen Jesus steht, über dessen Lebengefährdin hier nachgedacht wird, gehe ich davon aus, dass erst die menschliche Gestalt messianische Wirkung hatte. Alle Logoslehren ohne menschliche Ausformung mussten abstrakt und unbedeutend bleiben. Sie wurden somit zurecht damals nicht in den Kanon einbezogen. Auch wenn sie heute z.B. Berger wieder in sein NT aufnimmt bzw. heute alle Welt so in die Bildgeschichte der Synoptiker verschossen ist, dass man bisher bei allen Auswertungen nicht den Logos, sondern einen jungen Lehrer... an den Anfang stellte, dies -gleichwohl es über ihn nichts geschichtliches zu sagen gibt - dann ganz selbstverständlich als einzige geschichtliche Wahrheit gilt.

Allein die apokryphen Logienlehren bzw. Weisheitstexte, die sich m.E. nur aus dem Logos ableiteten konnten, bei ernsthafter Betrachtung der antiken Glaubensaufkärung keine frühen Stenogramme von frommen Sprüchen eines jungen Charismatikers sein können, hätten sich gegenüber heidnischen Göttern in Menschengestalt und Kaiserkult nicht durchgesetzt. (Letztlich lerne ich das auch auch hier in der Diskussion. Auch wie notwendig menschliche Personen, Anknüfungen an bekannte Glaubensgestalten noch in der Moderne sind.)

Dies nicht als Beitrag zur Diskussion (die für mich beendet ist, weil ich nicht weiter zur Last fallen oder die geschichtliche Forschung nach der Lebensgefährdin des geschichtlichen Menschen mit der Bezeichnung Messias zumüllen will), sondern zur Klarstellung einer Sichtweise, die nicht nur das betrachtet, was bisher bei den Synoptikern auf m.E. allzu banale Weise nachgeblättert (und damit gleichzeitig historisch-kritisch verkürzt oder mythologisiert) wurde, sondern insbesondere auch das geistesgeschichtliche Umfeld.

Schließlich ist hier ein Geschichtsforum, keine buchstäbliche Bibelese, DIE nur das nachbetet, was bisher geglaubt wurde. Und damit möglicherweise den notwendigen Weidewechsel zu einem aufgeklärten Glaubens- bzw. christlichen Selbstverständnis verhindert, zu dem m.E. die konsequente Auswertung heutigen Wissens bei gleichzeitig allegorischem Verständnis der Glaubenstexte führen könnte.
(Worauf ich weiterhin hoffe.)

Gerhard
 
Auch in einigen Apokryptischen Schriften wird angedeutet das jesus verheiratet war. Allerdings halten Historiker das eher für unwahrscheinlich.
 
Wenn die gute Bibel keinen Quellenwert hat, was denn sonst? Es GIBT andere Beweise von Jesu Existenz, sicher, aber alles andere ist jahrtausendalte Korrespondenz zwischen Christen, die heute als verrueckt abgestempelt werden. Wer also den ganzen Kram aus der Bibel nicht glaubt, sollte auch keine Spekulationen ueber sonstige Geruechte anstellen... Wenn man auch beweisen kann, was stimmt, und was nicht, wenn man sich die Muehe macht.
Ausserdem gab es durchaus ledige Rabbis. Sie waren nur noch spektakulaerer, weil auch damals der Anfangssatz aus Jane Austens "Pride and Prejudice" galt. Nur sah man Reichtum anders. Im Uebrigen war er kein "festangestellter" Rabbi - er hockte nicht die ganze Zeit auf derselben Synagoge oder bereitete Bengel fuer die Bar-Mitzwah vor. Aber wie sonst haetten die Leute ihn nennen sollen?

Nja, doofes Thema. Wer die Fakten ignoriert, hat Spass mit der Phantasie.

lg,
Huoco.
 
Oh, ich vergass zu erwaehnen, dass kein Rabbi eine ehemalige Prostituierte geheiratet haette. Sucht aber ruhig nach anderen netten (und unerwaehnten) Damen...
 
Oh, ich vergass zu erwaehnen, dass kein Rabbi eine ehemalige Prostituierte geheiratet haette. Sucht aber ruhig nach anderen netten (und unerwaehnten) Damen...
Ich nehme an du spielst auf Maria Magdalena an... Die Sünderin, die Jesus die Füße wäscht (Lk 7,36ff) ist jedoch nicht namentlich belegt. Mit der Behauptung es handle sich hierbei um Maria Magdalena handelt es sich ausschließlich um Mutmaßungen und Spekulationen. Maria Magdalena taucht bei Lukas erstmalig bei 8,2 auf, als Jesus ihr Dämonen austreibt.

Zudem scheinst du die Anrede Rabbi mit einem Rabbiner zu verwechseln. Rabbi ist nicht gleich Rabbiner.
 
nach Überfliegen des Threads und meiner eigenen bescheidenen Kenntnis des NT kann ich nur vermuten:
Jesus von Nazareth, Bauhandwerker und später Prediger hatte vor seiner Kreuzigung keine anerkannten Kinder.
Spätestens die Enkel oder Urenkel wären im Christentum erwähnt worden.
Verheiratet? Während seiner Zeit als Wanderprediger wäre ein Eheleben wohl kaum möglich gewesen, eine Frau zu Hause wäre ihm übel angekreidet worden.
Der Mensch Jesus, der wohl kein Dummer war, konnte sich ausrechnen, das die "Obrigkeit" ihm über kurz oder lang das Leben nimmt. Da er aber auch versuchte, ein "Gerechter" zu sein, wären dann Frau und Kinder wohl nicht mit seinem Verantwortungsgefühl vereinbar. Ausserdem ist das , da unerwähnt in den Quellen, seine Privatsache, die damals niemanden etwas anging und ergo heute auch nicht. Wie bei Arabers heute, übers Haus spricht man ungern.
Was dann nach der Auferstehung war? ->Spekulation, Mythos, Belletristik.
 
nach Überfliegen des Threads und meiner eigenen bescheidenen Kenntnis des NT kann ich nur vermuten:
Jesus von Nazareth, Bauhandwerker und später Prediger hatte vor seiner Kreuzigung keine anerkannten Kinder.
Spätestens die Enkel oder Urenkel wären im Christentum erwähnt worden.
Verheiratet? Während seiner Zeit als Wanderprediger wäre ein Eheleben wohl kaum möglich gewesen, eine Frau zu Hause wäre ihm übel angekreidet worden.
Der Mensch Jesus, der wohl kein Dummer war, konnte sich ausrechnen, das die "Obrigkeit" ihm über kurz oder lang das Leben nimmt. Da er aber auch versuchte, ein "Gerechter" zu sein, wären dann Frau und Kinder wohl nicht mit seinem Verantwortungsgefühl vereinbar. Ausserdem ist das , da unerwähnt in den Quellen, seine Privatsache, die damals niemanden etwas anging und ergo heute auch nicht. Wie bei Arabers heute, übers Haus spricht man ungern.
Was dann nach der Auferstehung war? ->Spekulation, Mythos, Belletristik.

Nun, selbst wenn du recht hast, hat deine Argumentation Schwächen:
1. Wir haben keine Ahnung ob Enkel oder Urenkel erwähnt worden sind. Diese Erwähnungen können auch verschwiegen worden sein.
2. Wenn man von dem Gerücht ausgeht, das Maria von Magdala die Ehefrau gewesen sein könnte, dann bräuchten wir uns keine Gedanken darüber machen ob eine Frau zu Hause wartet.
3. Wenn übers Haus nicht gesprochen wird, kann man auch nicht spekulieren, dass es keine Ehefrau gegeben hat.

Lieben Gruß
Cassandra
 
zunächst mal stellt sich die Frage,ob es im damaligen Kulturkreis überhaupt etwas gab,was der heutigen Ehe vergleichbar ist.
jedenfalls gab es kein staatliches Standesamt und ob es für die unteren Klassen ein religiöses Ehezeremoniell gab ist ebenfalls mehr als fraglich.
Insofern ist es nicht verwunderlich,daß von einer Eheschließung nix erwähnt wird.

Letztlich können wir nur sagen, wir wissen nicht ,ob Jesus eine eheähnliche Gemeinschaft pflegte ode Nachkommen hatte und letztlich ist es auch egal.
selbst wenn wir heute entdecken würden,daß es Nachkommen gegeben hätte, hätte das weder auf die heutige Realität noch auf den Gang der Geschichte irgendwelche Auswirkungen gehabt. Es handelt sich also um ein irrelevantes ,historisches Problem, das höchstens dazu taugt,Romanautoren zu höheren Auflagen zu verhelfen. :D
 
zunächst mal stellt sich die Frage,ob es im damaligen Kulturkreis überhaupt etwas gab,was der heutigen Ehe vergleichbar ist.
jedenfalls gab es kein staatliches Standesamt und ob es für die unteren Klassen ein religiöses Ehezeremoniell gab ist ebenfalls mehr als fraglich.
Insofern ist es nicht verwunderlich,daß von einer Eheschließung nix erwähnt wird.

Letztlich können wir nur sagen, wir wissen nicht ,ob Jesus eine eheähnliche Gemeinschaft pflegte ode Nachkommen hatte und letztlich ist es auch egal.

Hmm... immerhin gab es seit Mose' das Gebot "Du sollst nicht ehebrechen". Dann gibt es die Zeilen des Johannesevangeliums:
Jesus und die Ehebrecherin ? Wikipedia

Dies sollte eigentlich genug über die damalige Denkweise sagen: die Ehe (Monogamie) scheint offenbar üblich gewesen zu sein.

Aber über den Zustand der Ehelosigkeit Jesu' ja/nein ist m.E. reine Spekulation: es gibt weder Beweise, noch gibt es eindeutige Gegenbeweise. Wer sich dezidiert äussert, der spekuliert...:still::still::still:

Auch scheint damals Prostitution als Ehebruch angesehen geworden zu sein:
http://basisreligion.reliprojekt.de/jesusunddies.htm
 
Zuletzt bearbeitet:
Fakt ist doch letztlich, dass wir es nicht wissen können. Auf die Bibel kann man sich als Quelle wohl kaum verlassen. Ob Jesus nun verheiratet war oder nicht, kann soch eigentlich egal sein. Sollte er es gewesen sein, war es wohl nicht erwähnenswert genug um aufgeschrieben zu werden. War er es nicht, war auch das nicht wichtig genug um eine Ehelosigkeit zu propagieren.
 
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