Aus deiner Darstellung lässt sich meines Erachtens
logisch schliussfolgern, dass es keine Unterschlagung gab, aber nicht empirisch belegen. Es ist wie bei Schrödinger, solange keiner in den Kasten schaut ist die Katze weder tot noch lebendig.
Ein anderes Problem was ich selbst mal hatte war die Untersuchung der Sklaverei im Frühmittelalter. (stark vereinfacht dargestellt)
These : Es gab frühmittelalterliche Sklaverei. Gegenthese: Es gab keine frühmittelalterliche Sklaverei. Anlass dazu: Erwähnung von
servi im Klosterurbar Lorsch. Empirische Prüfung: Wurden Eisenschellen in der Umgebung Lorsch gefunden? Negativ. Schlussfolgerung: Keine Sklaverei -> mit
servi ist etwas anderes als der antike
servus gemeint. (Selbstverständlich hatte die Untersuchung einen viel größeren Umfang und war um einiges präziser)
Ein empirischer Beleg für eine Abwesenheit von Sklaven war aber definitiv nicht möglich, es war immer nur eine logische Schlussfolgerung, die aber in jedem Fall einen möglichen Irrtum einschließt.
Entschuldige bitte, das ist leider grade überhaupt nicht das Thema, aber du siehst wo für mich das Problem am "empirischen Beleg von Abwesenheit" liegt.
Ich könnte das auch für die Gnostischen Schriften des 1. Jh. nicht lösen.
Eine Möglichkeit wäre, zu untersuchen ob es eine erhöhte Schriftfrequenz von Gegnern der Gnosis gab (einen früheren als Irenaeus kenne ich leider nicht und der lebte bereits im 2.Jh. Mal angenommen es sind populäre Antignostiker aus dem 1.Jh bekannt.), die auf eine Publikation von Gnostikern schließen lassen könnte. Gibt es keine erhöhte Schriftkorrespondenz könnte man auch schließen dass seitens der Gnostiker nichts verfasst wurde. Aber man könnte auch so ziemlich auf alles schließen, von daher will ich von dem dünnen Eis lieber schnell wieder runter =) . Ich muss auch gestehen dass ich alles andere als ein Spezialist von spätantiker Schrifttradition bin, ich überlass also das Feld jetzt lieber denen die sich auskennen.
Oder man lässt das ganz auf sich beruhen und wendet sich dem eigentlichen Thema zu.