hyokkose schrieb:
Das Wort, das an den fraglichen Stellen erscheint, lautet "daimones" (δαιμονες ). Die wortgetreuste Übertragung lautet "Dämonen", sinngemäß genauso richtig sind "böse Geister".
Die alten Griechen verwendeten "daimones" noch wertfrei ohne die negative Beistellung "böse". Deshalb auch mein Nachfragen! Aber bei den Juden zur Zeit Christi war der Begriff wohl eindeutig böse belegt! Oder wäre das voreilig geschlussfolgert?
Von Jesus gibt es einige Hinweise in den Evangelien, dass er böse Geister/Dämonen ausgetrieben hat. Wird das irgendwo genauer erklärt, was böse Geister/Dämonen sind und wie er eine Austreibung vollzogen hat? Oft wird in einem Atemzug von Krankheiten geredet, die er heilte. Hat man damals beides sauber voneinander getrennt? Oder werden die Worte in gewisserweise auch synonym verwendet? Letzteres würde der Vorstellung bei den alten Griechen entsprechen, die Dämonen gerne Krankheiten, unliebsames Wetter oder ähnliches zuschrieben (ich erwähne die Alten Griechen nur, weil du auf den griechischen Orignaltext verwiesen hast).
Dann möchte ich gerne einen dritten Deutungsversuch der "7 Dämonen" meiner Liste hinzufügen:
Maria Magdalena könnte duch Jesus auch nur von einer sehr schweren Erkrankung geheilt worden sein. Die "7" hat vermutlich keine tiefere Bedeutung hier als eine Steigerungsform zu sein! Oder sieht jemand mehr darin? Die sieben Todsünden vielleicht? Das wäre sicher übertrieben! Die sieben ist eine sehr beliebte Zahl - nicht nur in der Bibel, aber ihre Symbolkraft in diesem Fall will ich nicht übereifrig überinterpretieren, freue mich aber gerne über Anregungen!
Bislang bleibt Maria Magdalena für mich eine schwer fassbare Person, und dabei spielt sie im großen Finale der Evangelien eine recht bedeutende Rolle:
Bei Matthäus, Markus und Johannes harrt sie am Kreuze Jesu zusammen mit seiner Mutter Maria aus (bei Lukas werden nur allgemein und nicht namentlich von den Frauen gesprochen): Warum steht ausgerechnet sie hier neben der Mutter Jesu? Es ist fraglos KEIN BELEG dafür, dass es ihre Schwiegermutter war! Aber wenn Jesus liiert gewesen wäre, hätte man dann nicht von ihr erwartet, dass sie ihm sichtbar zur Seite stand?
Bei allen vier Evangelisten ist sie diejenige, die das verlassene Grab entdeckt: Warum ist ausgerechnet sie es, die den Leichnam salbt? Ist das nicht eher eine Aufgabe von engen Angehörigen? Wie eng war sie also mit Jesus? Oder stand sie nur seiner Mutter Maria freundschaftlich sehr nahe und half ihr deshalb?
Bei Johannes und Markus erscheint Jesus nach seiner Wiederauferstehung ausgerechnet ihr zuerst: Warum sah allein sie ihn zuerst - vor Petrus, der bei Johannes kurz zuvor noch mit ihr am leeren Grab war und auch vor seiner Mutter Maria, die bei Markus ebenfalls kurz zuvor mit ihr das verlassene Grab entdeckt hatte?
Bei Matthäus bin ich mir nicht sicher, ob ich die Sätze richtig lese, aber demnach wäre Jesus auch hier zuerst Maria Magdalena, diesmal aber zusammen mit seiner Mutter Maria begegnet. Bei Lukas, das sei der Vollständigkeit halber erwähnt, zeigt sich der Auferstandene erst später und erstmalig zwei
unbedeutenden Jüngern, die nicht zu den restlichen Elfen gehören. Gibt das den Hinweis, dass die Ersterscheinung des Auferstandenen von seiner Symbolkraft bedeutungslos ist?
Ich will mir also gerne vorhalten lassen, dass unter den vier Evangelisten nur zweimal eindeutig Maria Magdalena die erste Begegnung mit dem Auferstandenen hat. Grund genug für mich, es einfach mal anzunehmen, dass es wirklich so war (oder zumindest Markus und Johannes das gerne so gesehen haben). Warum erschien er also ausgerechnet Maria Magdalena zuerst? Es ist sicher kein Beweis dafür, dass sie liiert waren, aber würde man sich darüber wundern, dass er den liebsten Menschen zuerst aufsucht?
All die Fragezeichen sind durchaus als Fragezeichen gemeint. Ich will damit MITNICHTEN bewiesen wissen, dass Maria Magdalena und Jesus wirklich liiert waren! Ich will aber darauf hinweisen, das Spekulationen nicht von ungefähr kommen, weil in Maria Magdalena zumindest für mich ein spannendes christliches Mysterium schlummert, wozu ich bewusst erst einmal nur die vier synoptischen Evangelien augegriffen habe.