Hi, hier erhälst du kurz und bündig Antworten:
Einführung in die Ethnologie Zentralasiens
S. 35 ff: ein Ausschnitt, ansonsten den Absatz zuvor und die Seite danach selber im Skript bitte anschauen.
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IV.2.1. Vollnomaden:
Laut JANATA75 gibt es (auf der Basis von BOBEK´s Lebensformengruppen)
5 Kriterien, die man zur Bestimmung von Nomaden heranziehen sollte:
1) die Viehwirtschaft dominiert
2) es erfolgt eine jahreszeitliche Wanderung, bedingt durch die Erfordernisse der
Weidewirtschaft
3) die gesamte sozial-politische Gruppe nimmt geschlossen an der Wanderung teil.
4) es werden im Regelfall größere Distanzen zurückgelegt (siehe
Fernweidewirtschaft, Fernwanderung)
5) die Vollnomaden leben ganzjährig in mobilen Behausungen (z.B. Zelt, Jurte), die
leicht auf- und abgebaut werden können und auf wenigen Lasttieren (2 Tieren)
transportiert werden.
Aufgrund dieser Kriterien können Vollnomaden laut JANATA folgendermaßen
definiert werden:76 „Nomadismus, eine Lebensweise von geschlossenen sozialen
Gruppen, die, im Gegensatz zur Sesshaftigkeit, ganzjährig in mobilen Behausungen
wohnen und im Regelfall beträchtliche Distanzen zwischen Sommer- und
Winterweiden zurücklegen (im Jahreszyklus mitunter mehrere hundert Kilometer).
Kerngebiet des Nomadismus sind der altweltliche Trockengürtel und seine Ränder,
grundlegende Wirtschaftsform ist in jedem Fall die Herdenviehzucht.“
IV.2.2. Halb- bzw. Teil- oder Seminomaden:
Dabei handelt es sich um eine Kombination von nomadischer Viehzucht und
sesshaftem Ackerbau.
Von Halb- oder Seminomadentum spricht RATHJENS, wenn Wanderhirtentum mit
sesshaftem Feldbau kombiniert erscheint oder wenn das sommerliche Zelt im Winter
mit dem festen Stein- oder Lehmhaus vertauscht wird.77
JANATA definiert den Halbnomadismus folgendermaßen: „Formen des
Wanderhirtentums, kombiniert mit sesshaftem Feldbau, Lebensformen, deren
Wirtschaftsweise den natürlichen Bedingungen von Relief, Klima und
Pflanzenwachstum im Gebirge vorzüglich angepasst sind. Neben Viehzucht wird
regelmäßig Bodenbau betrieben: Bewässerungsfeldbau in den Gemarkungen der
festen Winterdörfer und/oder Regenfeldbau in der Nähe der Sommerlager. An den
Wanderungen im Sommerhalbjahr nehmen geschlossene soziale Gruppen teil, die
zurückgelegten Distanzen sind gering. Während des Sommers werden Zelte, Jurten
u.a. mobile Behausungen benutzt. ... Im Regelfall stellt der Halbnomadismus in den
nordafrikan. und asiat. Gebirgsländern eine optimale Nutzung ökologischer
Ressourcen dar.“78
IV.2.3. Vollsesshafte:
Vollsesshafte wohnen laut GRÖTZBACH ganzjährig in ein und demselben festen
Haus.79 Die wirtschaftliche Grundlage ist der Ackerbau.
Im Englischen wird die Vollsesshaftigkeit mit dem Terminus Sedentarism bezeichnet.
80
IV.2.4. Halbsesshafte:
JANATA definiert die Halbsesshaften folgendermaßen: „Im Unterschied zum
Halbnomadismus kommt bei der Halbsesshaftigkeit dem Bodenbau noch größere
Bedeutung zu, und an der saisonalen Wanderung nehmen nur Bruchteile sozialer
Gruppen teil.“81
GRÖTZBACH vermerkt bezüglich der Halbsesshaften: Sie bieten „...ein buntes
Spektrum unterschiedlicher Erscheinungsformen. Almwirtschaft, Transhumanz,
Zeltaufenthalte auf dorfnahen Feldern und Weiden zählen ebenso dazu, wie das
Wohnen in Obstgärten (...).“82 Bezüglich der Merkmale der Halbsesshaften erwähnt
GRÖTZBACH u.a. folgendes: „Ihr gemeinsames Merkmal besteht darin, dass sie
während des Sommers nicht in ihrem festen Haus oder Gehöft, sondern in einem Zelt
oder einer Hütte wohnen, ohne dabei in der Regel ihr Dorf oder dessen nähere
Umgebung zu verlassen. Die Aufenthalte auf Feldern oder in Gärten dienen jeweils
einem bestimmten Zweck: der Bewachung reifender Früchte wie Obst oder Melonen
oder dem Hüten des Weideviehs auf Stoppel- und Brachflächen. Der Zeltaufenthalt
im Hofe des eigenen Gehöfts wird meist mit dem Vorteil der luftigeren, von
Ungeziefer weniger heimgesuchten, leichten Behausung begründet.“83 Dieser Typ der
Halbsesshaftigkeit ist insbesondere bei den Uzbeken verbreitet. Weiters meint
GRÖTZBACH: „Generell lässt sich die Halbsesshaftigkeit teils ökologisch, teils
ökonomisch, teils ethnokulturell deuten. In den Hochgebirgen und z.T. auch in den
Hochländern stellt sie eine spezifische Form der Anpassung an die klimatische
Höhenstufung dar, wie z.B. die Almwirtschaft der Tadschiken und Nuristani im
Hindukusch. Noch ausgeprägter kommt die Halbsesshaftigkeit bei den Turkvölkern
Nordafghanistans und ihren unmittelbaren Nachbarn vor, bei nördlichen Hazara,
Tadschiken am Hindukuschrand, Paschtunen und Aimaq; hier dürfte sie eher
ethnokulturelle Wurzeln haben.“84
IV.2.5. Begriffliche Abgrenzung von Halbsesshaftigkeit und Halbnomadismus
nach GRÖTZBACH:
Bezüglich des Halbnomadismus konstatiert GRÖTZBACH u.a. folgendes: Es gibt
zahlreiche „Zwischen- und Übergangsformen zwischen voller Sesshaftigkeit und
vollem Nomadismus. ... Stark generalisiert lässt sich demnach das Spektrum
traditioneller Lebensformen folgendermaßen darstellen:“85
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und so weiter, bitte im Skript weiterlesen, auch wegen den Abbildungen.