Herkunft der Protobulgaren

Da hast du in gewisser Weise Recht. Auf der anderen Seite ist keine Theorie zu dumm um nicht von irgendjemandem aufgegriffen zu werden. Bei den Dänen fällt mir da sofort, habe jetzt leider keine Quellenangabe, die Bezeichnung Danaer oder Israels Stamm Dan ein.
Bessere Beispiele wären z.B. Belgien und Frankreich gewesen. Die Franzosen sahen lange Zeit ihre Wurzeln im Frankenreich. Erst mit der französischen Revolution und der Gleichsetzung Monarchie=Franken rückten die Gallier ins erste Glied.
 
Ich hätte noch ne' Frage (wenn wir schon bei den Slawen sind): Hatten eigentlich Slawen auch berittene Bogeschützen?
Davon ist mir nichts bekannt. Adlige und ihre Gefolgschaften waren zumindest bei den Westslawen um 1000 herum beritten, aber nicht als Bogenschützen.
...und so stark sind die slawischen Wurzeln nun auch nicht.
Die slawischen Wurzeln der heutigen Bulgaren sind zumindest so stark, dass sie eine slawische Sprache benutzen, anders als die heutigen Rumänen.
 
Auf "500 Jahre Sklaverei der schlimmsten Sorte" muss ich hier mal kurz eingehen. Ich bitte dich, mal die Threads im Osmanischen Reich zu lesen, besonders auch den "Historiographie"-Thread. Dann wirste sehen, dass du einem weit verbreiteten Märchen aufgesessen bist. Sorry, aber so ist es nun einmal. Ich kann auch nichts dafür, dass die Staaten des Balkans die Geschichte so lange (in den Massenmedien bis heute teilweise) instrumentalisierten.
Aber das soll es hier auch gewesen sein. Wenn du eine Frage hast, wieso "500 Jahre Türkenjoch" nicht stimmt, dann stelle bitte deine Frage im Osmanischen Reich-Bereich. Danke schön und LG. lynxxx
 
Ich hätte noch ne' Frage (wenn wir schon bei den Slawen sind): Hatten eigentlich Slawen auch berittene Bogeschützen?

Interessant wäre da das byzantinische Strategikon, in dem die verschiedenen Völker und die Art und Weise wie sie kämpften beschrieben sind. Natürlich auch Tips, wie byzantinische Armeen sich gegen die verschiedenen Gegner verhalten sollten.
Danach sollte man gegen slawische Armeen im wald - und sumpfreichen, also unwegsamen Gelände sehr vorsichtig sein. Im freien Gelände konnte man sie jedoch angabegemäß mit der byzantinischen Reiterei leicht niederreiten. Hört sich nach leichter Infantrie an und nicht nach Reitergruppen, deren Einsatz im schwierigen Gelände wohl eher unsinnig ist.

Allerdings beziehe ich diese Aussage auf die frühen slawischen Stämme/Truppen und ganz sicherlich nicht auf die spätslawischen Reichsgründungen, die ganz sicherlich leichte und schwere Reiterei gehabt haben.

Bei den Kämpfen gegen die frühen Bulgaren, ist es m.E. sicher, dass es die Byzantiner mit starken Reiterverbänden zu tun hatten. Irgendwie verbinde ich mit diesen Protobulgaren eine starke nomadische Reiterei, die überwiegend mit dem Bogen kämpfte...aber vielleicht irre ich mich auch.


CC:
Ich lese diesen Thread mit großen Interesse, sage aber nichts zu, da ich mich zuwenig auskenne. Wenn man den Byzantinern Glauben schenken darf, handelte es sich bei den frühen Bulgaren wohl tatsächlich um nomadische Turkstämme (oder mit Ihnen verwandte), die später im Laufe der Zeit völlig slawisiert wurden und von anfangs Nomadenstrukturen später doch regional mächtige Reiche gründeten.
Zumindestens hatten die Byzantiner immer wieder über Jahrhunderte mit und gegen sie zu kämpfen. Vielleicht sollte man diese Seite, also die Sichtweise der benachbarten Völker, etwas genauer betrachten ?
Aber bitte, ich bin kein Experte für Protobulgarische Geschichte, deshalb halte ich lieber die Klappe und lese gerne still und leise weiter :winke:
 
Auf "500 Jahre Sklaverei der schlimmsten Sorte" muss ich hier mal kurz eingehen. Ich bitte dich, mal die Threads im Osmanischen Reich zu lesen, besonders auch den "Historiographie"-Thread. Dann wirste sehen, dass du einem weit verbreiteten Märchen aufgesessen bist. Sorry, aber so ist es nun einmal. Ich kann auch nichts dafür, dass die Staaten des Balkans die Geschichte so lange (in den Massenmedien bis heute teilweise) instrumentalisierten.
Aber das soll es hier auch gewesen sein. Wenn du eine Frage hast, wieso "500 Jahre Türkenjoch" nicht stimmt, dann stelle bitte deine Frage im Osmanischen Reich-Bereich. Danke schön und LG. lynxxx

Im Grunde wäre ich zwar dafür, dass wir da beim Thema bleiben, aber das ist schon ein starkes Stück was du da schreibst. Wenn Du das Schlachten von Batak, sowie Ihre Kriegsverbrechen im Rahmen des Balkankrieges, die Knabenlese sowie das was Ivan Vazov schreibt, als "Märchen" bezeichnest, ist das schon ein starkes Stück. Ich glaube das zu diesem Preis die Bulgaren gut und gerne auf die Osmanische Kultur verzichten hätten können. Aber trozdem sollten wir beim Thema bleiben.
 
Die slawischen Wurzeln der heutigen Bulgaren sind zumindest so stark, dass sie eine slawische Sprache benutzen, anders als die heutigen Rumänen.

...aber gering genug, dass mich kein einziger Serbe versteht, wenn ich mit Ihm auf Bulgarisch (beides sind ja Slawische Sprachen) spreche. Noch ausgeprägter ist dies mit den Russisch-Sprechenden zu beobachten.
 
S.K.: Es geht um das Schlagwort vom "Türkenjoch" und von "500 Jahren Unterdrückung". Das sind Verallgemeinerungen, die so (auch aufgrund neuerer Forschung seit 50 Jahren) nicht mehr zeitgemäß sind. Das heißt natürlich nicht, dass es Greuel und Unterdrückung gegeben hat.
@all:
Hier ist übrigens noch ein Link, der mir wieder einfiel, der Behandelt die "Sprachreinigungen" auf dem Balkan, die Enttürkifizierungen, die Abstammungsmythen, das "Nationbuilding", usw. Sehr interessant und relativ leicht lesbar.
Dass soll's aber nun auch gewesen sein. Wir können gerne über griechisch-bulgarische Feindschaften, osmanisch-bulgarische Greuel, etc. im Osmanischen Reich Bereich unterhalten, da gibt es schon Threads zu.
Grüße, lynxxx
 
@SK ...aber gering genug, dass mich kein einziger Serbe versteht, wenn ich mit Ihm auf Bulgarisch (beides sind ja Slawische Sprachen) spreche. Noch ausgeprägter ist dies mit den Russisch-Sprechenden zu beobachten.

Nun, dass sich die Sprachen in den letzten 1500 Jahren ausdifferenziert haben ist doch klar. Ob sich Russen, Polen, Serben und Bulgaren gegenseitig verstehen oder nicht, ist nebensächlich - slawische Sprachen sind sie alle. Genauso verstehe ich nicht, wenn Dänen miteinander kommunizieren.

Zu deinen 500 Jahren Sklaverei. In der Geschichte aller Völker gibt es düstere und hellere Kapitel. Es ist aber unzulässig, aus geschichtlichen Ereignissen eine verallgemeinernde Wertung zu ziehen und womöglich auf die Gegenwart zu übertragen. Als Deutsche sind wir das Volk der Erfinder, Dichter und Philosophen - aber auch das des Holocaust. Persönlich kann ich für beides nichts.
 
Zu deinen 500 Jahren Sklaverei. In der Geschichte aller Völker gibt es düstere und hellere Kapitel. Es ist aber unzulässig, aus geschichtlichen Ereignissen eine verallgemeinernde Wertung zu ziehen und womöglich auf die Gegenwart zu übertragen. Als Deutsche sind wir das Volk der Erfinder, Dichter und Philosophen - aber auch das des Holocaust. Persönlich kann ich für beides nichts.

Da hast du zwar recht, aber wenigstens haben sich die Deutschen und Österreicher dafür entschuldigt. Bis heute leugnen die Türken oder besser die türkische Geschichtsschreibung, diese Greuel. Genauso, wie sie die Verbrechen gegen die Armenier leugnen (nicht die Verbrechen gegen die Armenier zu schmälern).

Auch viele Bräuche der heutigen Bulgaren sind nicht gerade ähnlich mit denen anderer slawischer Völker.
 
zB die Martenici, die rot-weißen Bänder.

Auch die Volkstänze sind meines wissens nicht gerade denen der anderen Slawen verwandt, aber ich habe einen Kurdischen Tanz gesehen, der sich den bulgarischen Ähnelt.
 
Marteniza – Wikipedia

Interessant, darüber wusste ich bisher nichts. Aber es gibt bei vielen Völkern Bräuche, die ihre Nachbarn und Verwandten nicht haben.

Ich denke da an Mittsommer bei den Schweden, wo so gut wie kein Erwachsener nüchtern bleibt. Nach ein bisschen Internetrecherche habe ich den Eindruck, dass Marteniza auch vielfach den Charakter eines Volksumtrunkes hat.
 
Also, ich werde hier mal nur ein paar zusätzliche "Argumente" (Ich weiß nicht, ob ihr das als "Argumente" bezeichnen würdet) bezüglich der Herkunft der Protobulgaren:

1. Ortsnamen:
Die These, wonach die Urheimat der PROTObulgaren in Baktrien (laut indischer Quellen Balhara oder Balkhara), stützt sich auf die in der Tat ähnlichen Ortsnamen:

Baktrien (Balhara oder Balkhara; Hauptstadt auf gr. Bactra, lt. Inder Balkh:
Ispara (Isperih)
Osh
Balgar
Boil
Shuman
Suvar
Humoi
Varnu
Mara
Madar

Balkarien (bekanntlich im Kaukasus):
Humar
Balhar
Kubachi
Martan
Bulkar-Balkh

Donaubulgarien
Shumen
Varna
Madara

Wolgabulgarien
Oshel
Biliar
Bolgar
Suvar
Marduan

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c3/Bulgar_lands.jpg

2. Chroniken:

354 n. Chr. erwähnt der Anonyme Römische Chronograph zum ersten Mal die Bulgaren. Er verwendet dabei die Söhne Noahs. Nach seinen Angaben sind die Bulgaren die Söhne von Ziezi, Sohn von Shem/Sim , Sohn von Noah. Genauer Wortlaut: "Ziezi ex quo Vulgares"

Der Patriarch von Antiochia, Michael von Syrien schreibt sehr präzise, von wo die Reise der Bulgaren begonnen hat. Dabei hat der sich auch auf die verlorenen Chroniken von Ioan von Ephesos gestützt, der Zeitgenosse der Umsiedlung war:
"In dieser Zeit (Anm. Welche Zeit), zogen 3 Brüder aus Innerskythien (bulg. "vtreshna skitia". Sie führen 30 000 Skythen mit sich, und reisten 65 Tage lang vom Gebirge Imeon aus. Sie reisten meistens im Winter, um Wasser zu finden, und kamen bis zum Fluss Tanais, der im Asowschen Meer mündet. Als sie die Römische Grenze erreichten (Oströmisch Höchstwahrscheinlich), trennte sich einer der Brüder, mit dem Namen "Bulgarios" zusammen mit 10 000 der Skythen, und zog in Richtung der Donau, die auch im Schwarzen Meer mündet, fragt Mavrikii (keine Ahnung, wer gemeint wird), nach Land um dort zu leben, auf dass er ein Verbünderter der Römer sein werde. Der Imperator gab ihm oberes und unteres Moesien und Dakien - befestigte Plätze, die durch die Awarischen Völker, in der Zeit Anastasios, geplündert wurde. Sie siedelten dann in diesen Ländereien als Verteidigung der Römer. Diese Skythen wurden von den Römern Bulgaren genannt."

Ich bin auf eure Antworten gespannt!

MfG

SK
 
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