El Q und Hansforscht haben biologische Gründe erwogen, die ein einseitiges Aussterben oder besser relativ niedrigere Fortpflanzungsraten erklären würden, dadurch hätte sich automatisch nach einer längeren Diglossiephase die IE-Sprache durchgesetzt.
Ich musste jetzt erst mal überlegen, worauf du dich beziehst, wenn du mir eine biologische Begründung attestierst, es ist mir glaube ich klar geworden, du beziehst dich auf mein Beispiel von Garifuna und Semiolen. Das einseitige Aussterben möchte ich aber nicht grundsätzlich postulieren, es handelt sich bei den Beispielen der Garifuna und der Semiolen sicher um krasse Sonderfälle, die durch die lange Isolation der Amerikaner vom eurasischen Kontinent und Afrika einerseits und die technische Überlegenheit der Europäer in der FNZ andererseits in einem Maße befördert wurden, wie das sicher nicht häufig in der Weltgeschichte stattgefunden hat.
Wobei, für die Indoeuropäer könnte ich mir durchaus ähnliche Szenarien vorstellen, etwa wenn eine
vakunisierte indoeuropäische Bevölkerung auf eine mesolithische Vorbevölkerung traf. Diese hätte mit dem Eintreffen der Indoeuropäer nämlich genau dasselbe Problem gehabt, wie die Amerikaner infolge des Zusammentreffens mit den Europäern in der Folge von 1492.
Aber das ist nur eine Hypothese, mein Interesse, sie zu belegen oder auch zu widerlegen ist gerade nicht besonders ausgeprägt.
Desweiteren frage ich mich, ob die Sprachwissenschaft nicht etwas anderes meint, wenn sie von Überschichten spricht.
Dein Beispiel, den deutschen Kindergarten als Adstrat in französisch und anderen Sprachen zu bezeichnen, leuchtet mir ein. Für mich als Laien ist es einfach das Lehnwort aus der Sprache des Erfinders.
Der Lehnwortschatz ist ja nur ein Teil dessen, was wir als Super-, Ad- oder Substrat fassen und nicht jedes Lehnwort gehört zwingend einen Super-, Ad- oder Substrat an. Im Deutschen würde ich z.B. nicht von einem karibischen Ad- oder Substrat sprechen wollen, weil wir eine Reihe karibischer Lehnworte kennen: BBQ, Orkan/Hurrican, Mais, Hängematte, Kanu, Batate...
Zum Sub-, Ad- oder Superstrat können eben auch grammatische Phänomene gehören, die nur eben i.d.R. sehr viel schwieriger zu bemerken sind, als der Lehnwortschatz, der teilweise ja offensichtlich ist (es gibt aber auch einen verdeckten Lehnwortschatz, wie z.B.
Sinn machen statt
Sinn ergeben,
Rechner statt
Computer,
Netz statt
Internet,
jardin infantil statt
Kindergarten...). Z.B. gibt es die Hypothese, dass das anlautende [a-] vor vielen spanischen Verben ein Adstrat aus dem Arabischen sei:
apuntar
anochecer
amontonar
amanecer
Im Arabischen gibt es das nämlich, dass im 4. Stamm im Perfekt (welcher in seiner 3. Person Singular maskulin auch immer dem Infinitiv entspricht) vor den eigentlichen Infinitiv ein "Alif Hamza" gesetzt wird (sprich ein [a]). Die Hypothese nimmt nun an, dass in einer arabisch-iberoromanischen Diglossie lebende Sprecher dieses vom 4. Stamm des arabischen Verbs übernommen und auf das Spanischen angewendet haben, was sich erhalten hätte. Andere meinen, es handele sich bei dem anlautenden [a] vielmehr um ein grammatikalisch überflüssiges und phonetisch abgeschliffenes lateinisches
ad. Dritte halten es für einen Hybrid aus beidem. Auch das wäre also ein Adstrat, ohne, dass wir hier ein Lehnwort hätten.