... viele Theorien die sich gegenseitig teils stark wiedersprechen.
Ich versuche mir grad einen Überblick über die in der aktuellen Wissenschaft noch besprochenen Thesen zu verschaffen. Allerdings scheint mir fast jeder weitere Autor wieder eine neue Theorie aufzugreifen.
Gimbutas Thesen scheinen (zumindest im Bezug auf großflächige, militärische Eroberung) relativ wiederlegt zu sein.
Haarmann, der (wenn ich es richtig verstanden habe) etwa eine gleiche "Urheimat" wie Gimbutas annimmt, aber eine etwas friedlicher Ausbreitung der "indoeuropäischen Nomaden" annimmt ...
Häusler, der Haarmanns Zahlemangaben teils für "aus dem Hut gezogen" hält, zieht die "Urheimat" über ein weit größeres Areal und verweist dabei auf vile autochthone Entwicklungen die nicht auf Eingriffe aus dem "Osten" zurück zu führen wären.
Renfrew zieht für die "Urheimat" Anatolien in Betracht und wird dabei mehr oder weniger von Gray u. Atkinson gestützt.
Cavalli-Sforza vereinen die Anatolienthese und die Kurganthese.
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Mhm?
Gimbutas und Haarmann identifizieren die Indoeuropäer über "Pferd", "Wagen", "Nomaden", "Patriachat", "Axt", "Pferdekopfzepter" und "politische Elite" ... Häusler sieht da in einigen Dingen polyzentrische Entwicklungen, bzw. früher anzusiedelnde archäologische Verweise für "Alteuropa" (Bsp. 4-Räder-Wagen), außerdem sieht Häusler eben eher autochthone Entwicklungen, u.a. auch bei den Schnurkeramikern, die lt. Gimbutas Indogermanen wären.
(Bitte korrigieren, falls ich hier was verwechsle!)
An Renfrew stört mich, das zwischen den Anatoliern die das Agrapaket (Tierzucht+Landwirtschaft) nach Sesklo wohl brachten (sozusagen das Neolithikum nach Europa brachten) und den indoeurop. Hethitern die nicht indoeurop. Hattier lebten. Hattussa wurde von den Hethitern erst übernommen. Dennoch scheint der Landstrich nach der Abwanderung (einiger) Anatolier nach Europa bis zur Ankunft der Hattier (woher?) relativ unbesiedelt zu sein.
Irritierend finde ich, das da in Anatolien dann erst Indoeuropäer gewesen sein sollen, die dann aus klimatischen Gründen abwanderten, u.a. nach Europa, während zeitgleich aber auch europäische Jäger u. Sammler nach Anatolien einwanderten; dannach dann nicht-indoeurop. Sprechende (Hattier) sich dort ansiedelten und dannach wieder Indoeuropäer (Hethiter) kamen. Ich meine es ist sicher nicht ganz unvorstellbar, aber eigentlich würde ich meinen, das wenn denn die frühen Anatolier schon indoeurop. sprachen, dies doch Einfluß auf die Hattier und ihre Sprache hätte haben müssen, da (denke ich zumindest) sicher nicht alle abgewandert waren, zumal in Sesklo (Griechenland) ja wohl nur wenige ankaman, in dieser Zeit aber wohl auch keine große indoeuropäische Wanderung nach Mesopotamien stattfand, wo dann eigentlich erst die Mittani als indoeuropäisch gelten.
An Häusler wiederrum find ich die große "Urheimat" irritierend. Nimmt man an, das alle indoeurop. Sprachen eine Ursprungssprache haben würden, wäre eigentlich auch anzunehmen, das es sich dabei auch um ein lokales (kleineres) Enstehungsgebiet handeln müsste.
Wie weit lassen sich die Indoeuropäer nun eigentlich an "Pferd", "Wagen" und "Axt" festmachen? Wieso verbindet man diese Innovation automatisch (zumindest im Sinne Gimbutas/Haarmann) mit der Ausbreitung der IE?