Ist der neue Dünkirchen-Film eine rassistische Brexit-Fantasy?

Warum sollten sie nicht als Helden gefeiert werden?

Nun, ich kann nur sagen, wie es im Film dargestellt worden ist. Ich habe die entsprechenden Szenen von der Ankunft in England und der Zugfahrt mir eben noch mal angesehen.

Ob das auch der historischen Realität so entsprach (also dass die aus Dunkirk nach England evakuierten britischen Truppen erwarteten, mit Verachtung bestraft zu werden), ist eine andere Frage. Vielleicht ist es auch nur Sondergut des Regisseurs bzw. Drehbuchschreibers des Films.
 
Interessanter Artikel zu dem Thema vor dem Hintergrund des neuen Films 'München': https://www.welt.de/kultur/kino/art...tflix-Film-Muenchen-die-Briten-verklaert.html

Auszug:
Man könnte nahezu die gesamte Geschichte des Zweiten Weltkriegs aus britischer Perspektive mit Filmen erzählen, die nach der Jahrhundertwende entstanden […]

Christopher Nolan begann die Dreharbeiten zu „Dunkirk“, der davon handelt, wie man möglichst viele Landsleute heim holt und eine Invasion verhindert, am 23. Mai 2016. Am 23. Juni 2016 stimmten die Briten für den Austritt aus der EU. Auf den ersten Blick ist das ein falscher Zusammenhang. Nolans Idee für den Film geht in die Neunzigerjahre zurück, die konkreten Vorbereitungen bis 2013.

Doch man kommt nicht um die Feststellung herum, dass die Mehrzahl der genannten Filme, welche die Verteidigung der Insel feiern, in den vergangenen fünf Jahren entstanden ist – nach dem Brexit-Beschluss. Erneut schottet sich England von dem Unheil ab, das vom Kontionent droht – diesmal nicht aus Berlin, sondern aus Brüssel – und das britische Kino feiert die damalige Festung England.

Nennen wir es das Brexit-Genre. Darin geht es nicht mehr darum, gegen jemanden zu kämpfen, sondern für etwas. In „Dunkirk“ wird der Feind kein einziges Mal benannt, man sieht ihn kaum. Es geht nicht mehr darum, die Deutschen stets wieder aufs Neue zu besiegen wie in so vielen Filmen und Serien bis in die Achtzigerjahre.

Selbst die berühmte „Fawlty Towers“-Episode „The Germans“, in der Hotelbesitzer John Cleese mit Blick auf deutsche Gäste seine Angestellten permanent „Nur kein Wort vom Krieg!“ ermahnt, ist inzwischen von der Korrektheitspolizei einkassiert (aber das ist eine andere Geschichte).

Nein, in Brexit-Filmen geht es um das Selbstbildnis eines Landes, das sich angesichts einer ungewissen Zukunft an seiner rühmlichen Vergangenheit vergewissert, der letzten glorreichen Phase des Weltreichs. Dafür wird Sir Winston wieder und wieder aus dem Grab geholt, und er darf fluchen wie ein Bierkutscher und herumtrotzen wie ein Kind und Whisky saufen und Zigarre schmauchen. Es ist Heldenverehrung reinsten Wassers, und all diese Marotten werden ihm positiv ausgelegt – von denen schon eine heute einen Politiker sofort erledigen würde.
Ich finde da vieles, was der Zustimmung wert ist. Der Artikel geht im Übrigen auf Unstimmigkeiten in der Darstellung von Neville Chamberlain in 'München' ein.
 
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