Scorpio
Aktives Mitglied
Gut, akzeptiert! Aber trotzdem eine generelle Frage: Wo verläuft denn eigentlich die Grenze zwischen Historischem und "Unhistorischem"? Und wer, mal unabhängig hier vom Forum, bestimmt sie?
Wenn beispielsweise die Untaten eines Caligulas auf "Caesarenwahn" ( und Anderer) zurückgeführt, ist dies eine ja wohl eine psychologisch-(medizinische) Bewertung. Somit also eine unhistorische Behauptung?
Wo verläuft die Grenze zu den anderen Wissenschaften? Sind psychologische, medizinische, politische, wirtschaftliche, theologische, philosophische Argumente oder Aussagen immer per se "unhistorisch"?
Die Grenze ist recht markant, und sie verläuft dort, wo sie den Boden von Fakten verlässt und sich auf Vermutungen, Hypothesen, Glaubensinhalte verlässt, die per se nicht beweisbar sind.
Die Bezeichnung Caesarenwahn stammt übrigens von dem Historiker und späteren Friedensnobelpreisträger Ludwig Quidde. Caligula- eine Studie über Caesarenwahn und Byzantinismus sprach zwar, und das ausschließlich, vom Kaiser Caligula, meinte aber tatsächlich Wilhelm II., der nach Meinung Quiddes eine Menge verblüffender Charaktereigenschaften und -Mängel mit dem römischen Kaiser gemein hatte. Dass Caligula exzentrisch war und den Senat provozierte, wo er konnte, berichten etliche Autoren, und Manches dürfte durchaus erfunden sein, die Frage, ob Caligula tatsächlich im medizinischen Sinne geisteskrank war, wie einige antike Quellen behaupten, lässt sich nicht beweisen, denn dazu müssten versierte Psychiater den Patienten untersuchen, was nicht möglich ist. Unmöglich zu beweisen ist aber die Existenz übernatürlicher Mächte, was schon Kant erkannte. ebensowenig lässt sich aber auch deren Nichtexistenz beweisen. Es handelt sich um eine Glaubensfrage.