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Es scheint noch nicht ganz geklärt, ob das Zimmermann-Telegramm auch über den schwedischen Weg und nicht nur im deutschen Code über das US Diplomatenkabel lief.
Nicht, dass es auch so entschlüsselt worden wäre, aber es hätte wohl zu Erklärungsbedarf zwischen den Briten und den Schweden geführt, wenn es nur über den schwedischen Kanal gegangen wäre.
Nachdem die Schweden nämlich bereits gerügt wurden, dass sie deutsche Telegramme nach Washington in ihre eigenen packten, schickten sie diese jeweils über Buenos Aires.
Das merkten die Briten schnell, nur sagten sie nichts mehr. Offensichtlich konnten sie da bereits mitlesen.
https://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.1054.3526&rep=rep1&type=pdf
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Ich versuch mal das ganze zusammen zu puzzlen.
Der Außenminister Zimmermann beabsichtigt eine Nachricht nach Mexiko zu bringen. Dazu stehen ihm drei realistische Wege zur Verfügung.
1. Funkverbindung Nauen nach
Sayville und dann weiter nach Mexiko mit der privaten Western Telegraph.
2. Über das „Schwedische Karussell“ nach Buenos Aires und von dort dann über verschiedene Kabel nach Mexiko.
3. Und ganz erstaunlich über das Diplomatenkabel der USA von der amerikanischen Botschaft in Berlin nach Washington, dort weiter an die deutsche Botschaft und wieder über die Western Telegraph nach Mexiko.
Tuchman schreibt, dass Zimmermann sicher gehen wollte und alle drei Kanäle parallel nutzte.
Der britische Geheimdienst (Hall - Zimmer 40) habe alle drei aufgefangen.
Die Dekodierung sollte Wochen dauern, doch sei es schnell klar gewesen, dass es ein brisantes Dokument sein könne.
Die Verbindung
Nauen – Sayville sei unsicher gewesen, nicht nur wegen des abhörbaren Mediums Funk, sondern weil es auf amerikanischer Seite ein Kontrolle der empfangenen Nachrichten gab und damit die Gefahr bestand, dass das unverständlich kodierte Telegramm im der Zensur steckenblieb.
Von zu Gathen (Danke für den interessanten Link) hält diesen Weg für ausgeschlossen, eben wegen der Zensur.
Das
Schwedische Karussell hat mich verblüfft.
Schweden verfügte damals mit der Great Northern Telegraph Company über das beste Telegrafie-Netz Europas mit direkten Kabeln nach England und über Kopenhagen auch nach St. Petersburg und Paris.
Danke für den Hinweis.
Die hatten großen Durchsatz und wohl umfangreiche Verträge mit anderen Kabelbetreibern.
Die schwedischen Kabel nach Westen laufen über GB.
Dieses untersagt diplomatische Nachrichten vom DR nach USA und das neutrale Schweden wird beim dazwischen schmuggeln von deutschen Nachrichten erwischt. Nach 1915 steht dieser Weg daher nicht mehr zur Verfügung, doch kann der Umweg über Buenos Aires genommen werden. Ob das in Mexiko ankommt ist freilich zweifelhaft.
Ich versuche mir vorzustellen wie das vor sich geht.
Morst da einer von der Northern Telegraph Company in Schweden an die englische Station, „Sendung nach Buenos Aires schalten“ und jemand steckt dann Kabelstecker und morst zurück „Leitung steht“ und dann gibt es Signalverstärkung und weitergehts nach Buenos Aires?
Diplomatenkabel der USA
Das vergiftete Telegramm wird darüber seinen Weg nach Mexiko finden.
Diese Story ist so ungewöhnlich, dass sie einer eigenen Bühne wert wäre. (und sei es im Stil eines Komödianten-Stadls oder auch James Bond)
Am 16. Januar 1917 geht das Telegramm nach Washington und weiter nach Mexiko am 19. Januar.