Eine "Kriegerin" passt nicht in dieses System, untergräbt de facto die Hierarchie der Macht.
Das sehe ich nicht so. Der Sagenkreis und die Mythologie der nordischen Völker hätte meines Erachtens sonst nicht so viele "kämpferische" Frauen hervorgebracht, wenn man dergleichen für absurd gehalten hätte. Und wenn zeitgleich eine nachgewiesene Persönlichkeit wie Ethelfleda von Mercien nicht die christliche Welt auf den Kopf stellte, warum hätte es in der heidnischen Welt anders sein sollen, wo Frauen augenscheinlich eine bessere Stellung genossen?
Ich würde zunächst erst einmal dafür plädieren, den Begriff "Kriegerin" aufzugeben, der ohnehin verzerrend ist.
Stellen wir uns den Bauern Sverre Sverreson vor, der die Zeit bis zur Ernte nutzt, indem er sich irgendeinem Häuptling anschließt, um in England zu plündern, und die Beute auf dem Heimweg in Birka oder sonstwo zu verkaufen. Denn unser Sverre war der typische "Wikinger".
War der Mann nun ein "Krieger" – er, der sich die meiste Zeit des Jahres über mit dem Bestellen der Felder und dem Melken der Kühe beschäftigte?
Das erscheint mir unpassend und eine allzu simplifizierende Sichtweise auf eine Gesellschaft, in der das Kämpfen-Können eine Notwendigkeit war und nicht zwangsläufig in einen kriegerischen Kontext gestellt werden muss. Professionelle Kombattanten (z.B. Huscarl) gab es nur wenige.
Deswegen würde ich auch nicht von hypothetischen "Kriegerinnen" sprechen, sondern, in Ermangelung eines besseren Begriffes, von Waffenträgerinnen. Dass nordische Frauen jagten, ist bekannt; angesichts der gerade während der Heerzeit herrschenden Gefahren für das zurückgebliebene "Hausvolk" (Männermangel, Banditentum, Gefahr der Auflehnung von Sklaven) würde mich überdies eine verbreitete Fähigkeit, das eigene Leben zu verteidigen, nicht überraschen.
Dass einzelne dieser Frauen sich an Raubzügen oder dergleichen beteiligten, würde ich nicht komplett ausschließen wollen.
Dass Grabbeigaben wie im Grab von Birka (wenn ich mich recht erinnere, gibt es insgesamt drei solcher Funde bisher) als bloße Statussymbole zu deuten seien, überzeugt mich nicht vollends. Für mich würfe das die Frage auf, warum nicht in mehr bekannten Gräbern hochgestellter Frauen Waffen zu finden sind.