Ach, da hast Du gar nichts gefunden? Ich helfe gern aus, da wären zum Beispiel:
Neuss—Gellep (9 Leugen)
Boppard—Koblenz (10 Leugen)
Oberwesel—Boppard (10 Leugen)
Bingen—Oberwesel (10 Leugen)
Windisch—Dangstetten (9 Leugen)
Gellep—Vetera I (18 Leugen)
[Eigentlich wollte ich das Forum nicht weiter mit meinen Distanzmessungen quälen und habe diesen Abschnitt gestern ignoriert. Aber da ich jetzt sehe, dass hier sehr selektive Zahlen präsentiert wurden, war diese Antwort leider nötig.]
Eigentlich wollte ich mich an den Zahlendiskussionen auch nicht beteiligen, mir ist im Frühjahr jedoch aufgefallen, wenn ich mich nicht vermessen habe, dass an
der Aufmarschtrasse (nicht im Feindgebiet) entlang der March in Mähren die bisher gefundenen Marschlager einen Abstand von ca. 35 km haben.
L Domitius Ahenobarbus' Zug über die Elbe - noch von der Donau o. bereits vom Rhein?
http://www.morgen.at/htm/downloads/0616-Roemer-in-Maehren.pdf
Grundsätzlich stimme ich mit denen überein, die daran zweifeln, dass ein so unflexibles Konzept der 9/10 Leugen-Abstände im Feindgebiet tauglich ist: ein Marschlager muss einen hochwassersicheren Untergrund haben, sollte nicht in einem Sumpfgebiet liegen, Gefälle spielt sicher auch eine Rolle, und dann zur Versorgung:
Wasser in der Nähe - schiffbare Flüsse in der Nähe - Wegnetze (wie das Hellwegsystem) - Sichtlinien, Schanzmaterial verfügbar oder leicht transportierbar, strategische Position (zum Beispiel Taleingang, Furt, Pass). Beim späteren Nida hat man viele temporäre Lagerspuren gefunden, weil die Nidda bis dorthin ganzjährig schiffbar gewesen ist (und wahrscheinlich schon im Spätlatène ein Flusshafen existiert haben könnte, der das Oppidum Heidetränke mit dem Wasserwegesystem verband).
Wenn du Livius oder Cäsar liest, wirst du feststellen, dass der Lagerbau besonders beim Feindkontakt immer einer taktische Rolle gespielt hat, man kann sagen, zum Manövrieren, um sich in eine günstige, den Feind in eine ungünstige Lage zu bringen.
Als Beispiel kann das Vorspiel der Schlacht zwischen Ariovist und Cäsar B. G. 1,41-51 dienen, zuerst sind die beiden gegnerischen Lager 24 Meilen voneinander entfernt (1,41), dann rückt Ariovist ca. acht Tage später bis auf sechs Meilen heran, am Folgetag umging Ariovist Cäsars Lager und versuchte ihn von der Versorgung aus dem gallischen Hinterland abzuschneiden, indem er zwei Meilen hinter seinem ein neues Lager errichtete (1,48); nach fünf Tagen rückte Cäsar bis auf 600 Schritte heran und baute ein weiteres kleineres Lager, in das er 2 Legionen und Hilfstruppen legte, mit den übrigen vier Legionen kehrte er in das größere Lager zurück (1,49); am nächsten Tag führte Cäsar seine Legionen aus beiden Lagern und bot die Schlacht an, kehrte am Mittag jedoch wieder um, daraufhin versuchten die Germanen das kleinere Lager zu stürmen, wurden aber abgewiesen (1,50). Am nächsten Tag führte Cäsar die Truppen bis ans feindliche Lager heran, und die Schlacht begann, nachdem die Germanen aus dem Lager rücken mussten.
Natürlich ist dies ein Beispiel für das Manövrieren gegen einen Gegner, der sich zur offenen Feldschlacht stellen will, und der selbst den Lagerbau ins Manövrieren einbezieht, und keine Hinterhalt-Guerillataktik anwendet.