Leben der Römer

Andisan

Neues Mitglied
Liebe Geschichtsfreunde,

Ich suche etwas über das Leben der Römer. Ganz einfache, gerne auch lustige Faktoren, wie sie gelebt haben und auch Errungenschaften von ihnen.

z.B. dass sie viel in ihren Badethermen waren, bekannt sind für ihre Straßen und Wasserleitungen. und sie Urin zum Waschen genommen haben.

Vielen Dank
 
Sehr schön und nicht teuer: K-W. Weeber, Nachtleben im alten Rom
(amazon)

Und ein ganz neues Buch: A. Angela, Ein Tag im Alten Rom: Alltägliche, geheimnisvolle und verblüffende Tatsachen. (amazon)

Wie gut das letztere ist, weiß ich nicht, aber das erste kann ich auf jeden Fall empfehlen.

Urin zum Wäsche waschen (nicht: Gesicht waschen) kannte man schon vorher. Im Mittelalter hat man den Urin zum Färben verwendet (daher das Sprichwort vom Blaumachen).
 
Zuletzt bearbeitet:
Urin zum Wäsche waschen (nicht: Gesicht waschen) kannte man schon vorher. Im Mittelalter hat man den Urin zum Färben verwendet (daher das Sprichwort vom Blaumachen).

Ich weiß nicht, welches sprichwörtliche Blaumachen Du meinst, aber das Blaumachen, was Schüler meinen, wenn sie schwänzen, dürfte eher vom Blauen Montag kommen, dem arbeitsfreien Montag für Handwerker. Die Etymologie hat aber nichts mit der Farbe zu tun, sondern hängt mit für lau zusammen.
 
Auch zum Leben der Oberschicht?

Ich weiß nicht, welches sprichwörtliche Blaumachen Du meinst...

Ich denke er meint den "Blauen Montag". Dazu findet sich auch was bei Tante Wiki:
Blauer Montag ? Wikipedia

@Thema:
Weeber als Autor empfielt sich wirklich, denn er hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil.
Ich denke für das Leben der "Normalos" sind schöne Tipps dabei, soweit ich sie kenne.

Für die Oberschicht und Repräsentation der Herrscher (denn die gaben die Spiele in Theatern & Arenen, stifteten Thermen und unterhielten luxuriöseste Villen) gibt es weitere Quellen - auch von Weeber.
Zum Thema "Luxus und Dekadenz" lief jetzt über einige Jahre eine sehr schöne Ausstellung, die leider seit Ende August abgelaufen ist.
Allerdings kommt auf Phönix am 30.10.2009 wohl eine Sendung zu dem Thema:
PHOENIX - Zwischen Luxus und Dekadenz
..und ein Begleitbuch.
Luxus und Dekadenz - Rudolf Aßkamp / Jörn Christiansen / Herwig Kenzler / Ludwig Wamser (Hgg.) - Portofrei bei buecher.de

Unter dem Schlagwort "Pompeij" finden sich zu Luxusfunden im Netz gewissweiteres...
 
Ich weiß nicht, welches sprichwörtliche Blaumachen Du meinst, aber das Blaumachen, was Schüler meinen, wenn sie schwänzen, dürfte eher vom Blauen Montag kommen, dem arbeitsfreien Montag für Handwerker. Die Etymologie hat aber nichts mit der Farbe zu tun, sondern hängt mit für lau zusammen.

Meine "Weisheiten" habe ich aus folgender Quelle: Eva Heller. Wie Farben wirken. rororo.
Darin steht:

Die Färber nannten einen solchen Bottich „Küpe“. Die Küpe muß in der Sonne stehen. In eine Küpe, die etwa 600 Liter Flüssigkeit faßt, gibt man 25 Kilo getrocknete Waidblätter. Dann wird Flüssigkeit eingefüllt, bis alle Blätter gut damit bedeckt sind. Es ist eine chemisch einzigartige Flüssigkeit, die man braucht: frischen menschlichen Urin.
In der Sonne beginnt die Urin-Waid-Brühe zu gären, dabei entsteht Alkohol, der löst den Farbstoff Indigo aus den Blättern.
Durch eine zweite Gärung wird dann der Farbstoff wasserlöslich, erst dann kann gefärbt werden. Der chemische Ablauf war im Mittelalter nicht bekannt, aber man wußte, daß die Gärung verstärkt wird und man mehr Farbstoff gewinnt, wenn man Alkohol zugibt. Allerdings kippte man den Alkohol nicht direkt in die Brühe, dazu war er zu schade, das hätte die Waidfarbe verteuert. Der Alkohol wurde über einen Umweg zugeführt: In den alten Rezepten ist vermerkt, daß die Farbe besonders gut wird mit dem Urin von Männern, die viel Alkohol getrunken haben. ...
Die Färber arbeiteten im Freien, bei schönem Wetter, und es gab reichlich zu trinken. Wenn Färber am hellen Tag betrunken in der Sonne lagen, dann wußte jeder: Die machen Blau. Und wer Blau gemacht hatte, der war blau. In Deutschland war der Waidanbau besonders verbreitet, und nur in der deutschen Sprache sind Betrunkene blau, und nur hier ist es so schön blauzumachen.

(Sollte man vielleicht irgendwo anders hinschieben, weil nicht mehr zum Threadthema gehörig.)
 
Als kleiner Buchtipp:
Vita Romana-Vom täglichen Leben im alten Rom
von Ingemar König

P.S.:Es stehen viele interessante Sachen drin wie z.B. Bildung und Erziehung, Familie, Hochzeit, Architektur, Umgang mit Sklaven etc.
 
Wusste man wirklich um den Alkohol im Urin (bleibt dort überhaupt welcher zurück oder wird er nicht restlos vom Blut aufgenommen) oder nutzte man nur aus, dass Bier harntreibend wirkt?
 
Wusste man wirklich um den Alkohol im Urin (bleibt dort überhaupt welcher zurück oder wird er nicht restlos vom Blut aufgenommen) oder nutzte man nur aus, dass Bier harntreibend wirkt?

Der Alkohol wird über den Verdauungstrakt aufgenommen und dann Verstoffwechselt. Könnte sein das Abbauprodukt des Alkohol, die über die Nieren (und damit im Urin) ausgeschieden werden, einen positiven Einfluß haben. Oder man suchte eine Ausrede für Gelage am Arbeitsplatz.

Im alten Rom wurde ja auch mit abgestandenm Urin gewaschen. Mit dem im Urin enthalten Harnstoff wurden die Tuniken gebleicht.

Bis Neulich

Apvar
 
Hallo Zusammen

Wenn ich heute, bei dem Wetter nach draußen gucke frage ich mich wie die Römer mit dem Wetter im Winter bei uns klar kamen.
Was hat man im Winter mit den Fenstern z.B. gemacht?
Wie wurden die Villa Rusticen hier gebaut? Auch mit offenen Zimmern zum Hof hin, wie in Italien?
Wenn es bei und Miethäuser wie in Rom gab, was haben die Leute gemacht, da in Rom Feuerstellen so weit ich weiß verboten waren?
Fragen über fragen, ich weiß.

Bis Neulich

Apvar
 
Da muss man differenzieren zwischen Germania Superior und Raetia sowie Germania Inferior.

Die typische Villa Rustica in Germania Superior bezieht sich nach dem aktuellen Stand der Archäologie auf keltische Bautraditionen. Sie ist meistens vom Risalit-Typ.

Villa rustica – Wikipedia

Diese standen auf dem Land. Villae Rusticae war in unserem Bereich sicherlich die dominierende Wohnform. Daneben gab es die Vici. Dort lebte man meistens in Streifenhäuser, deren Schmalseite an einer Straße endete und mit Laubengängen im Vorfeld versehen waren. Im vorderen Bereich befanden sich meistens Gewerberäume, im hinteren Bereich lebten die Eigentümer. Nach den Erfahrungen der Ausgräber befanden sich dahinter Nutzgärten mit Ziehbrunnen. Diese Fachwerkbauten waren meistens nicht so repräsentativ und luxuriös wie eine Villa Rustica oder gar wie eine Villa Urbana. Natürlich gab es auch hier Ausnahmen. Die Oberschicht zeigte auch im Vicus, wie vermögend man war.

Auch in unseren Provinzen gab es ein paar große Städte, hier lebte es sich wohl römischer als auf dem flachen Land. Z. B. im heutigen Trier, welches aber nicht in den beiden germanischen Provinzen, sondern in der Gallia Belgica lag.
http://de.academic.ru/pictures/dewiki/65/Augusta_Treverorum.jpg

In Germania Inferior finden man neben Risalit-Villen auch Häuser germanischen Stiles. Diese hätten auch in Germania Magna stehen können. Über eine Ausgrabung solch eines Gebäudes schrieb der Grabungsleiter, man ging erst von einer vorrömischen Zeitstellung aus. Erst die Funde von Münzen und Keramik machte eine claudianische Zeitstellung zwingend. Am Niederrhein war man nicht im gleichen Maße romanisiert wie im Süden unseres heutigen Deutschlands.

Die uns geläufige Villa aus Pompeji (Atrium und Peristyl) war für die Amalfi-Küste gut geeignet, bei uns wäre der Eigentümer damit wohl nicht glücklich geworden.

Fensteröffnungen konnten durch Holzabdeckungen nachts oder in der kalten Jahreszeit abgedeckt werden. Dies waren keine Schlagläden wie in der Neuzeit, sondern zusammen genagelte Bretter, welche von innen in die Fensteröffnung befestigt wurden. Aus einigen Ausgrabungen ist uns Fensterglas bekannt. Diese Glasscheiben waren jedoch nicht so klar wie heutige Fensterscheiben. Dies dürfte daher eher ein schlechte Belichtung ergeben haben, weshalb ich mir vorstellen kann, dass man im Sommer bei offenem Fenster gewohnt hat. Auch konnte man keine so große Scheiben herstellen wie heute, so dass wir es eher mit kleinen Öffnungen oder zusammen gesetzte Fenster zu tun haben.

Um einen Eindruck von solchen Wohnformen zu bekommen, bieten sich diese Orte an:

Römisches Freilichtmuseum Hechingen-Stein - Startseite (Hechingen-Stein)

Stadt Bad Neuenahr Ahrweiler - Museum Roemervilla

Römermuseum Schwarzenacker: Home

Bei den Fachleuten rollen sich bei manchen Rekonstruktion-Details in Schwarzenacker die Fußnägel auf. Da musste man manchen Kompromiss wegen der Kosten und der Haltbarkeit vornehmen. Aber sehenswert ist es allemal. Die beiden Villen sind nun auch sehr große Anlagen, der 08/15-Römer lebte nicht so luxuriös.

Generell hätte sich ein Stadtrömer in der germanischen Provinz fremd gefühlt. Die Leute liefen im Winterhalbjahr überwiegend in Hosen und Kapuzenmäntel herum. Auch dürften Stiefel gegenüber den Sandalen vorgeherrscht haben. Auf den "Meilen"steinen wurden gar keine römische Meilen angezeigt, sondern keltische Leugen. Am Götterhimmel war Merkur für den kleinen Mann der wichtigste Gott. Diesen verehrte man gerne in keltische Umgangstempel.
http://www.tawern.org/tempel/tempelfuehrung/images/temple_main_02.jpg

Kurzum, ein Catull oder Seneca hätten sich wohl eher ins Ausland versetzt gefühlt als in römischen Landen. So war eine Jupitergigantensäule auf dem italienischen Stiefel unbekannt, dagegen in unseren Provinzen an jeder Ecke anzutreffen.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/11/Schwarzenacker_JupitergigantenSäule.jpg
 
Wenn ich heute, bei dem Wetter nach draußen gucke frage ich mich wie die Römer mit dem Wetter im Winter bei uns klar kamen.
Was hat man im Winter mit den Fenstern z.B. gemacht?
Wie wurden die Villa Rusticen hier gebaut? Auch mit offenen Zimmern zum Hof hin, wie in Italien?
Wenn es bei und Miethäuser wie in Rom gab, was haben die Leute gemacht, da in Rom Feuerstellen so weit ich weiß verboten waren?
Fragen über fragen, ich weiß.

Zunächst einmal ist davon auszugehen, dass die Römer selbst sehr viel abgehärteter waren, als wir heute in unseren isolierten Häusern. Auch in Italien und selbst in Rom schneit es ab und zu mal und nass-kaltes Wetter ist überall gleichermaßen unangenehm, heute wie damals.
Die Römer kannten zwar Glas, sie werden aber die Fenster anderweitig ausgefüllt haben: Alabaster, Tierhäute, Textilien. Siehe auch den Thread http://www.geschichtsforum.de/f28/cato-die-scheiben-einwerfen-17312/

Wer es sich leisten konnte, hatte Hypocausten (Fußbodenheizungen), teilweise wurden sogar die Wände mitbeheizt.
 
Und nicht zuletzt: warme Kleidung. Der Siegeszug der Hose begann in Gallien; die Römer - als eines der adaptivsten Völker der Welt - vergaßen schnell den griechischen Spott über hosentragende Barbaren.
 
Die Römer kannten zwar Glas, sie werden aber die Fenster anderweitig ausgefüllt haben: Alabaster, Tierhäute, Textilien.

Wo kommen dann die recht häufigen Fensterglasfunde im Bereich römischer Villae Rusticae her? Und das noch in zwei verschiedenen Qualitäten bzw. Herstellungsweisen (dickes, fälschlicherweise als gegossenes Glas bezeichnet - und dann dünnes, sog. Zylinderglas)...
 
Was mir dazu noch einfällt:
Haben die Römer mit ihren Hypokausten und sonstigen Heizsystemen im Winter bessere Resultate erzielt?
Habe vor kurzem, in einem alten Buch über Pompey, wieder diese "Warzenziegel" gesehen, die hat man ja in die Wand verbaut so dass die heiße Luft aus dem Heizraum sich gut verteilen konnte.
Keine Ahnung ob das auch isoliert haben könnte.

OFFTOPIC:Stimmt es eigentlich dass in größeren Gebäuden im Winter, einige Sklaven hauptsächlich damit beschäftigt waren, unter dem Fußboden zu liegen, und Holz nachzulegen?
 
Stimmt es eigentlich dass in größeren Gebäuden im Winter, einige Sklaven hauptsächlich damit beschäftigt waren, unter dem Fußboden zu liegen, und Holz nachzulegen?

Das, was wir von den Hypokausten heute sehen, wenn wir in alten Thermen, Palästen oder Gutshäusern stehen, das sind die den Fußboden tragenden Pfeiler, nicht der Ofen. Die Fußbodenheizungen sollten die Raumtemperatur erhöhen, die Leute auf den Fußböden darüber sollten aber nicht gebraten werden.
 
Ich würde dir raten, statt Büchern nach Italien zu reisen und dir Pompeii anzuschauen. Das war für mich die interessanteste Reise überhaupt in meinem ganzen Leben bis jetzt. Für mich war auch sehr interessant was die Römer damals angezogen haben. Ich interessiere mich für Modedesign und finde die alten Tunikas sehr inspirierend.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zurück
Oben