Da muss man differenzieren zwischen Germania Superior und Raetia sowie Germania Inferior.
Die typische
Villa Rustica in Germania Superior bezieht sich nach dem aktuellen Stand der Archäologie auf keltische Bautraditionen. Sie ist meistens vom Risalit-Typ.
Villa rustica – Wikipedia
Diese standen auf dem Land. Villae Rusticae war in unserem Bereich sicherlich die dominierende Wohnform. Daneben gab es die
Vici. Dort lebte man meistens in Streifenhäuser, deren Schmalseite an einer Straße endete und mit Laubengängen im Vorfeld versehen waren. Im vorderen Bereich befanden sich meistens Gewerberäume, im hinteren Bereich lebten die Eigentümer. Nach den Erfahrungen der Ausgräber befanden sich dahinter Nutzgärten mit Ziehbrunnen. Diese Fachwerkbauten waren meistens nicht so repräsentativ und luxuriös wie eine Villa Rustica oder gar wie eine
Villa Urbana. Natürlich gab es auch hier Ausnahmen. Die Oberschicht zeigte auch im Vicus, wie vermögend man war.
Auch in unseren Provinzen gab es ein paar große Städte, hier lebte es sich wohl römischer als auf dem flachen Land. Z. B. im heutigen Trier, welches aber nicht in den beiden germanischen Provinzen, sondern in der
Gallia Belgica lag.
http://de.academic.ru/pictures/dewiki/65/Augusta_Treverorum.jpg
In Germania Inferior finden man neben Risalit-Villen auch Häuser germanischen Stiles. Diese hätten auch in Germania Magna stehen können. Über eine Ausgrabung solch eines Gebäudes schrieb der Grabungsleiter, man ging erst von einer vorrömischen Zeitstellung aus. Erst die Funde von Münzen und Keramik machte eine claudianische Zeitstellung zwingend. Am Niederrhein war man nicht im gleichen Maße romanisiert wie im Süden unseres heutigen Deutschlands.
Die uns geläufige Villa aus Pompeji (Atrium und Peristyl) war für die Amalfi-Küste gut geeignet, bei uns wäre der Eigentümer damit wohl nicht glücklich geworden.
Fensteröffnungen konnten durch Holzabdeckungen nachts oder in der kalten Jahreszeit abgedeckt werden. Dies waren keine Schlagläden wie in der Neuzeit, sondern zusammen genagelte Bretter, welche von innen in die Fensteröffnung befestigt wurden. Aus einigen Ausgrabungen ist uns Fensterglas bekannt. Diese Glasscheiben waren jedoch nicht so klar wie heutige Fensterscheiben. Dies dürfte daher eher ein schlechte Belichtung ergeben haben, weshalb ich mir vorstellen kann, dass man im Sommer bei offenem Fenster gewohnt hat. Auch konnte man keine so große Scheiben herstellen wie heute, so dass wir es eher mit kleinen Öffnungen oder zusammen gesetzte Fenster zu tun haben.
Um einen Eindruck von solchen Wohnformen zu bekommen, bieten sich diese Orte an:
Römisches Freilichtmuseum Hechingen-Stein - Startseite (Hechingen-Stein)
Stadt Bad Neuenahr Ahrweiler - Museum Roemervilla
Römermuseum Schwarzenacker: Home
Bei den Fachleuten rollen sich bei manchen Rekonstruktion-Details in Schwarzenacker die Fußnägel auf. Da musste man manchen Kompromiss wegen der Kosten und der Haltbarkeit vornehmen. Aber sehenswert ist es allemal. Die beiden Villen sind nun auch sehr große Anlagen, der 08/15-Römer lebte nicht so luxuriös.
Generell hätte sich ein Stadtrömer in der germanischen Provinz fremd gefühlt. Die Leute liefen im Winterhalbjahr überwiegend in Hosen und Kapuzenmäntel herum. Auch dürften Stiefel gegenüber den Sandalen vorgeherrscht haben. Auf den "Meilen"steinen wurden gar keine römische Meilen angezeigt, sondern keltische Leugen. Am Götterhimmel war Merkur für den kleinen Mann der wichtigste Gott. Diesen verehrte man gerne in keltische Umgangstempel.
http://www.tawern.org/tempel/tempelfuehrung/images/temple_main_02.jpg
Kurzum, ein Catull oder Seneca hätten sich wohl eher ins Ausland versetzt gefühlt als in römischen Landen. So war eine Jupitergigantensäule auf dem italienischen Stiefel unbekannt, dagegen in unseren Provinzen an jeder Ecke anzutreffen.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/11/Schwarzenacker_JupitergigantenSäule.jpg