Jetzt habe ich mal im Lexikon nachgeschlagen in der Hoffnung, dass es uns weiter hilft...
Laut Dahlhaus, C. u. Eggebrecht, H.H. (Hg.): Brockhaus Riemann Musiklexikon Bd. I, Mainz 1995, S.55, erhielt im späten 17. Jahrhundert jedes Regiment seinen eigenen Marsch.
Ferner gilt der Marsch seit dem 17. Jahrhundert als Signal zum Aufbruch (vgl. ebd., Bd. III, S.91).
Dass alle Regimenter einen Marsch schon im 17.Jh. hatten, scheint mir auch fragwürdig. Schon für das beginnende 18.Jh. wurde das angezweifelt. Im 17.Jh. ist das schon von daher unwahrscheinlich, da sich da erst stehende Heere entwickelten.
Ich habe zumindest zur kursächsischen Armee etwas gefunden.
"Beachtenswert erscheint bei dieser Parade, daß für die sächsische Armee erstmalig Parademärsche der jeweiligen Regimenter gespielt wurden. Die Märsche sollen speziell für das Zeithainer Lager komponiert worden sein. Den Infanterieregimentern Erste Garde, Zweite Garde, Königlicher Prinz, Prinz von Sachsen/Gotha, von Böhnen (ab 1730 von Haxthausen), du Caila, von Löwendahl, Herzog von Weißenfels, von Drevsky, Marche und Rutowsky waren solche Märsche gewidmet. Das ist belegbar, da die Noten aufgefunden und 1902 veröffentlicht worden sind. Über die restlichen Märsche gibt es keine gesicherten Angaben. Auch nicht über die Kavallerie. "
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Bemerkenswert kommt mir vor, dass Reinhold Müller (von dem ich das oben angeführte Zitat habe) betont,
dass Militärmärsche in Sachsen schon frühzeitig auftraten.** Demnach müsste es in den anderen Armeen vor ca. 1730 noch weniger verbreitet gewesen sein, Märsche pro Regiment zu komponieren.
1. Jedes Regiment hatte seine eigene Kapelle? Nun wird es doch noch lustig.
2. Ich glaube, dass die Regimentsfahnen und -standarten nur für die gegnerischen Schlachtenschreiber waren. Falls man verliert, dann hatte der siegreiche Gegner die erforderlichen Informationen für den Schlachtverlauf, welcher Gegner wann und wo was machte.
Das mit den überschneidenden musizierenden Kapellen ist allerdings verbürgt. Bei vielen 1. Mai-Demos in der DDR kam das jährlich vor.
Na und bei Karnevalsumzügen heute noch.
1. Ja das war so ab dem 18.Jh.. Was soll daran lustig sein?:grübel:
Die sächsischen Kapellen pro Regiment umfassten 8 bis 16 Mann (scheinbar exklusive der Tambours etc. der Kompanien, da die schon allein auf 24 Tambours gekommen wären), wozu zumeist 2 Waldhornbläser gehörten, in den letzten Jahren unter August dem Starken. Die Musik wurde v.a. auf dem Marsch und bei Zeremonien zur Begleitung gespielt. (Eine Bedeutung für die Schlacht erwähnt Müller nicht.)*** So gab es z.B. vor 1732 8 Hautboisten beim Stab jedes Infanterieregiments, für die Grenadierkompanie 4 Querpfeifer und bei den 8 Musketierkompanien 3 Tramboure pro Kompanie. Ansonsten mehr dazu steht ja schon in meiner Antwort auf
Huldas Bemerkung.****
2. Die waren schon als Erkennungsmerkmale gedacht und natürlich zur Repräsentation. In der Nähe der Fahne war ja bisweilen auch der Bataillonschef.
In Armeen wie der französischen und sächsischen gab es sehr viele Fahnen.
Ich glaube allerdings in anderen Armeen wie der englischen oder preußischen waren die Fahnen nicht so zahlreich und auch in Frankreich wurden dann später in der Revolution die Fahnen deutlich reduziert(Die kleinen Fanions kamen erst später wieder als Erkennungsmerkmale hinzu).
Ich zitiere mich mal selbst:
Ein Linienregiment bestand aus 2 Bataillonen, wobei jedes Bataillon 1776 4 Füsilier-Kompanien umfasste. Das 1. Bataillon hatte darüber hinaus eine Grenadier-Kompanie und das 2. Bataillon eine Chasseur-Kompanie. Der dienstälteste Fähnrich führte die weiße Fahne des Colonel und der 2. Fähnrich das 1. "Drapeau d'Ordonnance", welches sich bei der Kompanie des Oberstleutnants befand. Darüber hinaus gab es noch 14 weitere "Drapeaux".
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Die Sachsen hatten im 18.Jh. pro Kompanie eine Fahne, wobei die Leibfahnen, also die Fahne der Leibkompanie, etwas anders als die ürbigen waren.
Jedes Eskadron oder Schwadron hatte auch eine Standarte bzw. Fahne (bis bei den Dragonern statt der Fahnen auch Standarten eingeführt wurden).*****
Die Bedeutung der Fahnen liegt in der Verwendung als militärisches Symbol, wohl auch zur Identifikation der Einheit mit der Fahne, als auch als taktisches Zeichen begründet.
* Reinhold
Müller: "Die Armee August des Starken - Das sächsische Heer von 1730 bis 1733" Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, 1. Auflage, Berlin, 1984
"Staat und Armee in Sachsen" S.14
** ebenda: "Die Musik" S. 110
*** ebenda: selbe Seite 110
**** ebenda: "Die Infanterie" S. 34
***** Aus:
http://www.geschichtsforum.de/285131-post12.html
****** R. Müller (wie oben) "Die Fahnen" S. 105
Noch eine Bemerkung:
Reinhold Müller nennt als schöne Primärquelle zur sächischen Militärmusik:
Johann Heinrich von Flemming: "Der Vollkommene Teutsche Soldat" Leipzig, 1726