Resignation+Nischengesellschaft

clemens schrieb:
wenn der drogenkonsum zwischen ddr - brd/andere westl.staaten verglichen werden soll, muß meiner meinung nach auch der kunsum der anderen drogen (hasch, heroin usw.) mit einbezogen werden, welche sicher nicht so leicht in der ddr zu beschaffen waren. :grübel:

Warum die Sowjets wohl nach Afghanistan wollten? :pfeif: Und die kasachischen Hanffeldern waren im Westen legendär ...

Ob die DDR-Bürger daran Teil haben durften, weiss ich nicht. Aber Betäubungsmittel gibt es eigentlich in jedem gutsortierten Haushalt ...
 
Wieger schrieb:
So ein Quatsch:motz: . Also so ein Humbug, als wenn der Großteil der Bevölkerung Alkoholiker gewesen wäre? Genauso wie das Wort etragen, als wenn jeder qualvolle Schmerzen litt, wenn er durch die Straße läuft, weil das System so ein Rotz war. Wo hast du das her? Also mehrere Zeitzeugen bestätigen mri das Gegenteil.

Lieber Wieger,
das war kein Quatsch. Die Hälfte meiner Verwandtschaft lebt in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Sie haben mir immer zum feiern und am Abend Schnapps angeboten und waren ganz erstaunt, nachdem ich gesagt habe, " ich trinke keinen Alkohol".:nono:
 
Dieter schrieb:
Der Durchschnittsbürger, so meinte er, bringt gerade soviel an gesellschaftspolitischem Engagement auf, dass er nicht negativ auffällt. Im übrigen kümmert er sich nicht um das Gerede vom "neuen Menschen im Sozialismus", sondern vollzieht – wann immer es geht – den Rückzug ins Private, in seine "Nische".
.

...und das ist eine schöne deutsch-deutsche Tradition schon aus den Zeiten des Biedermeier, der aus nichts anderem entstanden ist , als aus Enttäuschung über die für das entstehende dt. Bürgertum wirkungslos dahingegangenen Ideale der franz. Revolution, die man aktiv oder applaudierend in den Befreiungskriegen willkommen geheißen hat. Metternich und die alten Marionetten der Restauration haben den verschreckten Bürgern ohne viel Aufwand gezeigt , wo der Hammer hängt . Die Folge war Rückzug auf ganzer Linie von Gesellschaftsschichten aus der repressiven Realität in Nischen , ins Private , von Enttäuschung ins Selbsttäuschen.

Heutige Realitätsfluchtpunkte sind nicht nur mit Alkohol oder anderen Ablenkungserzeugnissen zu beschreiben, da muß man auch die Gier nach Aktien , den rein materiell ausgerichtetem Lebensentwurf breiter Bevölkerungsschichten benennen, was ist dieser anderes, als Flucht vor der
Realität z. B. der ungerechten Lebenschancen -verteilung in dieser Welt.
Wie anders kann man sich schützen vor der Einsicht in die Zusammenhänge zwischen Urlaubskolonialismus z. B. auf Teneriffa und den dort gleichzeitig anschwimmenden Armutsflüchtlingen aus dem zynisch vernachlässigten
Afrika .
So baut sich jeder seine Nische- je nach Geldbeutel , eine Flucht aus einer repressiven Realität , die kann von außen, gern auch von innen kommen.
 
heinz schrieb:
Lieber Wieger,
das war kein Quatsch. Die Hälfte meiner Verwandtschaft lebt in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Sie haben mir immer zum feiern und am Abend Schnapps angeboten und waren ganz erstaunt, nachdem ich gesagt habe, " ich trinke keinen Alkohol".:nono:
Auch wenn ich in diesem Fall durchaus Verständnis hätte vermehrt zum Schnaps zu greifen muss ich den Mahnfinger heben:

Es ist nicht zulässig Menschen als Alkoholiker zu bezeichnen (oder durch an NLP-gemahnende Rhetorik einen solchen Anschein zu erwecken um diesen dann empört wieder zurückzuweisen, solche Spielchen kennen wir schon) denen zum feiern ist und die am Abend einen Schnaps anbieten!
 
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Pope schrieb:
... Ob die DDR-Bürger daran Teil haben durften, weiss ich nicht. ...

wenn ein dealer selber genug eingeschmissen hatte, wird er vielleicht auch auf den bolzen gekommen sein, seine ware für harte ostmark zu verscherbeln! :zunge: :w00t1: :pfeif:

die grenze konnte er ja dann problemlos überfliegen! :rofl::D
 
Zuletzt bearbeitet:
Martin 69 schrieb:
...werte Erdnuß, diese "Halbe" hättest Du besser nicht probiert! :D

Es handelt sich um die reine Alkoholmenge (=100% Ethanol) pro Kopf pro Jahr. Die 1,1 Liter entsprechen circa 25 Liter Bier, wobei da auch Kinder ecetera statistisch beinhaltet sind, da auf die gesamte Bevölkerung gerechnet wird. (1960 Ost: 5,2l West: 7,3l 1990 Ost: 12,9l West: 11,8l)
Für die Argumentation finde ich es unredlich Zahlen von 1990 heranzuziehen. 1990 musste niemand mehr vor der Realität in der DDR in den Alkohol flüchten. Die traurige Realität war ab Ende 1989 passé. Vielleicht liegt der Mehrverbrauch ja an den vielen Freudenfeiern zur deutschen Einheit?

An statistisch belastbaren Zahlen bleibt also (bis auf weiteres) der halbe Liter Rein-Alkohol an Unterschied zwischen Ost und West 1980. Das sind pro Tag und Person gerade mal ein Schnapsglas voll Bier (!) Mehrverbrach im Osten.

In Tschechien liegt der Bierverbrauch heute noch mit 160 l pro Person und Jahr höher als er in der DDR je war. Zum Bierverbrauch bezüglich der DDR in Bezug zur BRD muss man auch bedenken, dass das Weintrinken nirgendwo in der DDR eine ausgeprägte Tradition hat (im Gegensatz zu den Zahlreichen Weinanbaugebieten in B-W, R-P,...).

Natürlich will ich nicht verhehlen, dass es in der DDR zahlreiche Alkoholiker gab. Aber wesentlich häufiger als nach der Wende war das nicht. Ich behaupte sogar, dass gerade nach der Wende viele Menschen ihren gesellschaftlichen Halt verloren und dem Alkohol verfielen.
 
Andronikos schrieb:
Ja, aber ich kenne auch Fälle, wo das nichts mit dem Arbeitsplatz zu tun hatte.


Das ist durchaus richtig. Wir gehen hier eigentlich immer davon aus, dass alle die DDR und das Leben in dieser DDR so gesehen haben, wie wir das zum größten Teil tun. Wir vergessen dabei auch die Generationen, die zu Beginn der DDR noch sehr jung waren, die von der Richtigkeit der Idee überzeugt waren, die bis zum Schluß die Hoffnung nicht aufgaben, es sei nur ein falscher Weg mit falschen Leuten gegangen. Diese Menschen haben es sich nicht einfach gemacht, sie haben die Fahne nicht einfach nach den Wind hängen können (ich meine das können von ihrer inneren Mentalität her) und haben mit Zusammenbruch der DDR zugleich ihre eigene Identität verloren. Der Arbeitsplatz war da das geringere Übel. Realistisch gesehen, auf den Jubelfeiern zum 1. Mai und anderen Paraden ebenso bei Wahlen dürfen wir nicht nur davon ausgehen, dass alle zu diesem Jubel geprügelt wurden. Es gab Menschen, die standen aus echter Überzeugung hinter der DDR. Und das trifft auch für einen Teil der sehr spät nachgeborenen Generation zu.
 
Irene schrieb:
Jubelfeiern zum 1. Mai dürfen wir nicht nur davon ausgehen, dass alle zu diesem Jubel geprügelt wurden.

Wieso geprügelt? Ich bin wegen die 5 Mark da hin gegangen.
Aber vieleicht war das in den Städten anders. Hier bei mir im Wald hat das keinen gejuckt, ob man hin ging oder nicht.
Als Jugendlicher musste ich schon, weil ich Angehöriger des zentralen Musikcorps der FDJ war. Flo hat da getrommelt. Einmal sogar in Cuba bei den Weltfestspielen 1978
 
Aprospo Kuba und die DDR: wisst Ihr eigentlich, dass Deutschland eine Exklave in der Karibik besitzt? Jawohl, hat Fidel bei irgendeinem Anlass mal an die DDR vermacht, eine kleine unbewohnbare Mangroveninsel. :yes:
 
El Quijote schrieb:
Aprospo Kuba und die DDR: wisst Ihr eigentlich, dass Deutschland eine Exklave in der Karibik besitzt? Jawohl, hat Fidel bei irgendeinem Anlass mal an die DDR vermacht, eine kleine unbewohnbare Mangroveninsel. :yes:


Und warum kommst du erst jetzt damit raus:motz: :devil:
 
florian17160 schrieb:
Wieso geprügelt? Ich bin wegen die 5 Mark da hin gegangen.
Aber vieleicht war das in den Städten anders. Hier bei mir im Wald hat das keinen gejuckt, ob man hin ging oder nicht.
Als Jugendlicher musste ich schon, weil ich Angehöriger des zentralen Musikcorps der FDJ war. Flo hat da getrommelt. Einmal sogar in Cuba bei den Weltfestspielen 1978

Bei euch im Wald war aber wirklich alles anders, bei uns hieß das "Fanfarenzug" - Floh, der Trommler:D :D
 
Irene schrieb:
Bei euch im Wald war aber wirklich alles anders, bei uns hieß das "Fanfarenzug" - Floh, der Trommler:D :D

Bei uns hiess es Spielmannszug.
Die besten aus der DDR wurden zusammengewürfelt und mussten dann so was machen.

Ach so. Flo bitte ohne h. Bin doch kein Blutsauger.
 
Jeder Mensch wird zu einer Zeit, in ein Land mit einer Gesellschaftsordnung hieneingeboren und kann da relativ wenig ändern. Er lebt sein Leben, versucht je nach Charakter, Alter, Erfahrungsschatz usw. das Beste für sich daraus zu machen. Das war in der DDR nicht anders als es in der BRD bis 1990 war und heute in einem Deutschland ist oder irgend einem anderen zivilisierten Land. In jeder Gesellschaftsordnung gibt es Sympathisanten, Gestalter, notorische Meckerer, Nischenflüchter, Auswanderer ...
Wichtig für die Beurteilung eines in der DDR gelebten Lebens war mir persönlich, welchen Charakter ein Mensch hat und ob er zu dem steht was er gestern gesagt hat und heute sagt oder ob er nur aus Bequemlichkeit oder Feigheit, Jedem nach dem Mund redet oder wie Irene sagt, das Mäntelchen in den Wind hängt.
 
Hallo allerseits,
ich sag mal was zum Thema "Resignation" in der DDR.

Also wie ich es empfunden habe, war so 1987, 88, 89 schon eine sehr große Resignation da. Jeder wußte, daß die alten Männer an der Spitze nicht mehr klargesehen haben, und daß das Schiff irgendwie dem Untergang geweiht ist (Industriemuseum, Goldener Käfig und Streichelzoo DDR).
Andererseits war verboten, laut was dazu zu sagen.
Mich hat es wirklich angekotzt (Ja), wie altersstarrsinnig, eintönig und phrasenhaft die Medien und alles Offizielle war, und man auch in dieser Art reden mußte. Nicht zu vergeleichen mit - jetzt ja auch seinen Zwang ausübender - Zeitgeist oder political correctness.

Da die phrasenhafte, realitätsferne Ideologie im offiziellen, IM-durchsetzten gesellschaftlichen Leben vorgeherrscht hat, hat man sich seine Nische (Freundeskreis, Kultur, vermeintlich IM-frei) gesucht.
So seh ich das.

Michael
 
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