Es war mir nicht möglich, die "Interessen" weniger schwammig anzuführen, da das in dem von mir angesprochenen Beitrag nicht weiter spezifiziert wurde. Und über welchen Krieg wir hier reden, schien mir eigentlich unstrittig zu sein.In der Schwammigkeit von "Interessen" und "eines" Krieges und ohne Beachtung einer gewissen Dynamik ist das gar nicht mal so falsch.
Meine These: Um den Balkan ging es dem Deutschen Reich dabei nicht. In Berlin war der Konflikt zwischen Österreich und Serbien als Anlass willkommen, den eigentlich geplanten Krieg gegen Russland und Frankreich führen zu können. Jeder andere Konflikt, der ein Eingreifen Russlands provoziert hätte, wäre genauso "willkommen" gewesen. Der Balkan stand nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des DR. Den Blankoscheck verstehe ich nicht als Hilfszusage gegen Serbien sondern gegen Russland.Ein anderer Krieg schon, der in Bethmanns Risikopolitik inkludiert war, um Serbien kleinzuhalten: es "interessierte" nämlich der lokalisierte Krieg von ÖU und Serbien, mit deutschem Blankoscheck und gedachter Abschreckung Russlands vor dem letzten Schritt, dem Eingreifen gegen ÖU. Soweit perfekt passend zu den deutschen imperialistischen Interessen auf dem Balkan und im Osmanischen Reich.
In dem Zusammenhang fand ich auch den Zeitungskommentar so interessant, den Du in einer anderen Diskussion verlinkt hattest. Wenn ein Journalist so offen über einen möglichen Zusammenbruch des Zarenreichs spekuliert hat, dann gab es solche Spekulationen mit Sicherheit auch in der Politik (und mit Sicherheit sogar fundierter). Das könnte in der Julikrise kriegstreibend gewirkt haben, weil es die Durchhaltefähigkeit des russischen Militärs in Frage stellte.