Sachsen-die Schwertsöhne

Das das obere Leinegebiet,sowie die obere Weser im Bereich des Thüringer Reiches lagen, ist sehr wahrscheinlich. Gestritten wird über die Zuordnung von -leben und -stedt bei den Thüringern. Den sächsischen Stämmen waren diese Endungen aber völlig fremd. Parallelen zu -leben lassen sich auch heute noch gut in Dänemark finden. Dort vermutet man nach Norden abgewanderte, bzw. in ihren Gebieten verbliebene Teile der selben Stämme, die an der Bildung des Stammesverbandes der Thüringer beteiligt waren. Große Teile der Warnen sind aus ihren Gebieten an der südlichen Ostseeküste nach Süden abgewandert. Gleiches gilt für Teile der Angeln, die von der Jütischen Halbinsel teilweise nach Westen auf die britischen Inseln bzw. andere, die nach Süden wanderten. Das lex Thoringorum heißt ja auch das der Angeln und Warnen. Die letzten Könige der Thüringer sind einer anglo-warnischen Oberschicht entsprungen.

Laut Widukind von Corvey sind "Sachsen" für Ihren Einsatz gegen die Thüringer mit Land belohnt worden. Wieso soll das Gebiet des besiegten Thüringer Reiches zur Hälfte diesen Stämmen überlassen worden sein, die nicht zum Reich zählten ? Und gerade die sehr ergiebigen Salzquellen und die fruchtbaren Böden auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt.
 
Das fränkische Interesse lag hauptsächlich im Westen. Die Beherrschung dieser weiten Gebiete hätte Truppen gebunden, so beschränkten sich die Merowinger lediglich darauf das thüringische Kernland unter ihrer direkten Kontrolle zu halten. Die Gebiete im Weser-Leine-Gebiet wurden den Sachsen überlassen um somit eigene Truppen zu sparen. Wie die sächsischen Tribute zeigen, traten die Sachsen dieser Gebiete in eine Art Vasallen- oder besser Föderatenverhältnis. Daher auch die Strafzüge im 7. und 8. Jahrhundert in die Weser-Leine-Gegend.
 
Ja, das Weser-Leine-Gebiet ist schon wahrscheinlicher, aber die gesamte Nordmark, sowie die Gebiete die später Hassegau, Schwabengau, Friesenfeld usw. genannt wurden auch ? Das hieße ja, daß die Sorben 630 als Reichsbestandteil östlich von den den Sachsen abgetretenen Gebieten gelebt haben und doch zum Reich zählten ?
Militärische Auseinandersetzungen zwischen Franken und Thüringern, bzw. den fränkischen Markgrafen für Thüringen gab es noch lange nach 531. Es kam sogar zu gemeinschaftlichen Aktionen von thüringischen und sächsischen Stämmen gegen die Franken. Somit war Thüringen, auch aus den genannten vorrangigen Interessen im Westen, bis ins ausgehende 7. Jh. noch relativ unabhängig, so daß das Frankenreich auch auf das Kernland bis dahin nur geringen Einfluß hatte. Nur die Gebiete am oberen und mittleren Main, sowie bis zur Donau hin konnten schon im 7. Jh. fest in die Reichsstruktur eingegliedert werden.
 
Prof. Dr. Springer und das alte Sachsen....

Strupanice schrieb:
Ja, das Weser-Leine-Gebiet ist schon wahrscheinlicher, aber die gesamte Nordmark, sowie die Gebiete die später Hassegau, Schwabengau, Friesenfeld usw. .....

Und da geht das Problem schon los....:S

Kürzlich habe ich mir einen Vortrag von Prof. Dr.Springer angehört.
Prof.Dr. Springer als Historiker hat eine grundsätzlich andere Einstellung als die der Archäologen. Er sieht in den überlieferten Quellen nach dem Begriff "Sachsen". Daher kommt er zu dem Schluß, daß ein bestimmtes Volk bzw. Stamm der Sachsen nur sehr schwer nachweisbar ist. Ursprünglich nannten die Griechen und Römer Menschen, die über die See kamen und ein Land angriffen: SAXONES. Das sagt nichts über einen bestimmten Stamm aus. So kann jede Art von "Wikingern" (von mir ein Vergleich) als SAXONES bezeichnet werden.

Auch sind die Angel-Sachsen nach seiner Meinung nicht über die Nordsee nach Britannien gelangt. Hier sieht er diese SAXONES eher von der gallischen Küste kommend (anhand einem Vergleich von Ortsnamen).
Das Wort "SAXONES" wird (ungesichert) von Eutrop (365-378) und Julian der Abtrünnige (reg.361-363) erstmals erwähnt. Julian d.A. erwähnte Sachsen und Franken, während Eutrop sich auf Ereignisse bezog, die sich 285n.Chr. an der Küste Galliens und Britanniens abspielten (allerdings nicht gesichert, da es auch ein "Übersetzungsfehler" sein kann).
Die Überlieferungen bei Ptolemäus werden von J. Udolph auch als "Übersetzungsfehler" angezweifelt.
Belia Venerabilis (673/74-735) erwähnt zum ersten Mal den Begriff "antiqui saxones" und meint somit die alten Sachsen in Britannien.
Vom 5.-8.Jh. können die Briten so genannt werden. Erst ab dem 8.Jh. werden sie "angli saxones" tituliert.
Prof. Dr. Springer geht davon aus, daß die Merowinger im Jahre 531 das Reich der Thüringer zerstört haben. Erst um 850 werden die Sachsen als Beteiligte dieses Feldzuges erwähnt. In zeitgenössischen Schriften findet sich allerdings kein Hinweis auf die Beteiligung der Sachsen.
Auch haben erst die Karolinger den Begriff der Sachsen für ein bestimmtes Gebiet festgelegt und die Einteilung in Engern, Westfalen und Ostfalen vorgenommen. Es ist nicht anhand von Quellen gesichert, daß vor Karl dem
Großen ein bestimmtes Gebiet mit sogenannten Sachsen bevölkert war. Auch ist es daher möglich, daß die Einteilung der Gaugrenzen demnach erst nach Karl d.Gr. begonnen hat.:confused:
Es kann somit nicht ein bestimmtes Gebiet festgelegt werden, in dem die sogenannten alten Sachsen gesessen haben. Anhand der Quellen ist es nicht möglich, da die Schreiber der Quellen teilweise später lebten bzw. eigene Interessen verfolgten (eigene Ansprüche für ihren Herrn durchzusetzen). So soll die Unstrut als Grenze Unsinn sein. Rudolph von Fulda wollte wohl hier ein bißchen nachhelfen, um Streitigkeiten über Bistumsgrenzen zu beeinflussen. Eher ist hier das ausgedehnte Waldgebiet des Harzes als Grenze zu sehen (so sehen es auch damalige Zeitgenossen).

Meiner Ansicht nach liegt das Problem darin, daß die Römer und später die christlichen Geschichtsverfasser diese Heiden in einem bestimmten Zeitraum für nicht erwähnenswert hielten. Es gab keine Geschichtsschreiber der alten Sachsen, die das hätten ändern können. Somit muß sich ein Historiker mit den Quellen der alten Heiligen (die Lebensbeschreibung des Hl. Liafwin) und deren Erzählungen vergnügen.
Man kann diese "alten Sachsen" (den Namen "Altsachsen" mag der Prof. nicht) nicht genau greifen. Prof. Dr. Springer führte einige Beispiele an, bei denen sich die Bezeichnung eines Volkes mit seinem Gebiet deutlich geändert haben, z.B. Franken....heute das Gebiet um Nürnberg, aber ursprünglich waren Menschen aus Aachen und Köln auch Franken gewesen,... bloß niemand würde die "köllschen Jecken" heute als Franken bezeichnen. :yes:

(alle Angaben ohne Gewähr):p
 
Hallo Cherusker,
Cherusker schrieb:
Ursprünglich nannten die Griechen und Römer Menschen, die über die See kamen und ein Land angriffen: SAXONES.
Ich dachte immer: piratae, und eine dieser marodierenden Banditengruppen an der Kanalküste währen halt eben die saxones...:confused:
Cherusker schrieb:
Das sagt nichts über einen bestimmten Stamm aus. So kann jede Art von "Wikingern" (von mir ein Vergleich) als SAXONES bezeichnet werden.
Mmh. Wenn der eigentliche Begriff piratae war und dann saxones anstelle dessen verwendet wird, muss es dann doch eben ein sich so bezeichnendes Volk/Stamm gegeben haben, woher soll sonst der Begriff stammen, ausser der eigentliche Begriff für Piraten/Seeräuber war im Lateinischen/Griechischen saxones (von je her), aber das war doch nicht gemeint, oder?
Cherusker schrieb:
Auch sind die Angel-Sachsen nach seiner Meinung nicht über die Nordsee nach Britannien gelangt.
Ist archäologisch gesichert, da gibt es doch dieses berühmte niedersächsische Dorf, welches man in England (anhand seiner Töpferware/Fibelgussformen?) wiedergefunden hat.
Cherusker schrieb:
Hier sieht er diese SAXONES eher von der gallischen Küste kommend (anhand einem Vergleich von Ortsnamen).
Ich kenne da einen Artikel aus den "Studien zur Sachsenforschung", der ortsnamenstechnisch den Ursprungspunkt (da Häufung der frühen in England anzutreffenden Ortsnamen mit den kontinentalen Namen korreliert) im Sauerland(!) annimmt mit einem "Zwischenstopp" im Pas-de-Calais, vom Autor (Germanist?) im letzten Absatz als spätere Rücksiedlung auf den Kontinent interpretiert, glaube ich. Immerhin bleibt's ein Rätsel, aber das macht die Geschichte ja so spannend! :)
Cherusker schrieb:
Die Überlieferungen bei Ptolemäus werden von J. Udolph auch als "Übersetzungsfehler" angezweifelt.
Kunststück. Sonst wäre er ja der erste Sachsenüberlieferer gewesen...

Cherusker schrieb:
Mein Dozent hatte damals ein tolles Schaubild,welches die Erweiterung des sächsischen Machtbereichs anhand sächsischer Gräber/"Grabbeigaben" im späten 6.Jh. beim Ausfüllen des Machtvaakuums bis hin in den Harz hinein zeigte.

Cherusker schrieb:
Auch haben erst die Karolinger den Begriff der Sachsen für ein bestimmtes Gebiet festgelegt und die Einteilung in Engern, Westfalen und Ostfalen vorgenommen. Es ist nicht anhand von Quellen gesichert, daß vor Karl dem
Großen ein bestimmtes Gebiet mit sogenannten Sachsen bevölkert war.
Was sind denn dann nach Prof. Springer et.al. das für Leute, die ihre Mitmenschen nach altgewohnter Sitte noch verbrennen, dazu ein Pferd als Leichenschmaus verspeisen und ausgerechnet einschneidige Schwerter in einer sonst unbekannten Fundmenge mit ins Grab/zur Urne legen? Ich weiss, reine Quellensicht, Archäologie weggeblendet, aber...
Cherusker schrieb:
Anhand der Quellen ist es nicht möglich, da die Schreiber der Quellen teilweise später lebten bzw. eigene Interessen verfolgten (eigene Ansprüche für ihren Herrn durchzusetzen).
Dass Widukind von Corveys Sachsengeschichte eine gefärbte, gefilterte Heroisierung ist, ist aber doch bekannt. Dafür habe ich doch die sogenannte Quellenkritik, und ohne diese würden auch die Archäologen im Dunkeln tappen, da zu Fehlinterpretationen neigend...

Meiner Ansicht nach liegt das Problem darin, daß die Römer und später die christlichen Geschichtsverfasser diese Heiden in einem bestimmten Zeitraum für nicht erwähnenswert hielten. Es gab keine Geschichtsschreiber der alten Sachsen, die das hätten ändern können. Somit muß sich ein Historiker mit den Quellen der alten Heiligen (die Lebensbeschreibung des Hl. Liafwin) und deren Erzählungen vergnügen.
Cherusker schrieb:
Man kann diese "alten Sachsen" (den Namen "Altsachsen" mag der Prof. nicht) nicht genau greifen. Prof. Dr. Springer führte einige Beispiele an, bei denen sich die Bezeichnung eines Volkes mit seinem Gebiet deutlich geändert haben, z.B. Franken....
Da finde ich, dass der Vergleich hinkt. Wenn man die Bewohner des Rheinlandes zu einem bestimmten Zeitpunkt Franken nannte, dann auch deswegen, weil diese sich selbst für Franken hielten und so nannten. Spannend wird's ja erst, wenn Bevölkerungsgruppen oder Landesteile so genannt werden, die damit nichts zu tun haben (im Französischen ist das Land ein Groß-Allemannien, bei den Finnen ein Groß-Sachsen, in der Späten Kaiserzeit (nach der Schlacht von Argentoratum) taucht das Elsaß als zu Alemannien gehörend auf, nur fehlen dort Siedlungsspuren oder Gräber für den fraglichen Zeitraum)

Anderes Beispiel: Ein Landstrich am Niederrhein taucht bei Gregor v. Tours als Thoringia auf (aus dem Gedächtnis, im Xantener Stadtmuseum gelesen?). Manche sagen nun, dass ist die Verballhornung von Toxandria, das damals den fränkischen Foederatii als "autonom" zugewiesene Gebiet, andere rätselten von einer Minivölkerwanderung. Das waren, soweit mir bekannt, Leute, die aber auch noch nichts von Doppelfelds Entdeckung unter dem Kölner Dom wussten. Mit dem Fund dieser - vermutlich thüringischen - Fürstin und ihres - vermutlichen - Sohnes unter dem Kölner Dom, zusammen mit dem Wissen oder der Möglichkeit der - damals ganz üblichen und legitimen - Geiselnahme bzw. Umsiedlung von Bevölkerungsteilen ins fränkische Kernland und vice versa von Franken ins eroberte Gebiet zwecks Herrschaftssicherung (so kennen wir es ja zur Genüge von Karl dem Großen) löst sich dieses Dilemma - zumindest für mich - in Wohlgefallen auf, solange die Abhängigkeiten in der Argumentationskette beachtet werden, damit aus so etwas nicht ein Selbstläufer wird ("der Niederrhein kann um xxxx als gesichert thüringisch gelten usw"...)

Nachtrag: Beim Überfliegen der Quelle in The Latin Library scheint es wohl wirklich eine Verballhornung zu sein, andererseits nennt Gregor die Sachsen als Verbündete der Franken gegen die Thüringer! Was sagt der Professor Springer hierzu?

Cherusker schrieb:
(alle Angaben ohne Gewähr):p
Bei mir auch...:D

Gruß, CrisP.
 
Zuletzt bearbeitet:
CrisP schrieb:
Nachtrag: Beim Überfliegen der Quelle in The Latin Library scheint es wohl wirklich eine Verballhornung zu sein, andererseits nennt Gregor die Sachsen als Verbündete der Franken gegen die Thüringer!

Interessant.
Welche Stelle soll das sein?
 
Dies ist (der Einfachheit halber) Gregor v. Tours Buch II, 9

In dieser Passage geht es lediglich darum, daß Greger schildert "Was die Geschichtsschreiber von den Franken melden".
(eine ehrliche Seele dieser Gregor)
Hier geht es eher um die Ankunft der Franken angeblich aus Panonien mit Ansiedlungen am Rhein und dann in ein jenseits des Rhein liegendes Thoringiam (dies ist NICHT zwingend mit dem zu identifizieren, was wir als frühmittelalterliches Thüringen kennen)

Von Sachsen, geschweige denn Thüringerkrieg ~531 sehe ich dort nichts, dies wird erst in III,7 geschildert - dort findet sich NICHTS von einer Beteiligung der Sachsen - um nicht anderes ging es

Erst Jahrhunderte später heißt es plötzlich in den auf uns gekommenden Geschichtswerken die Sachsen hätten Seite an Seite mit den Franken gegen die Thüringer gekämpft um dann ein Gebiet zu erhalten dessen Grenze die Unstrut bildete. Kirchenpolitische und falsch angewandte Kenntnisse über "Grenzen" im Mittelalter verleiteten wohl den Autor zu solch einer Behauptung.
Widukind schöpfte dann aus dieser Quelle, wenn er diese Sachsenbeteiligung ebenfalls anführt.
 
CrisP schrieb:
Was sagt der Professor Springer hierzu?

Wie bereits geschrieben, ist der Prof. Dr. Springer ein Historiker, der sich nur an den Quellen orientiert. So hat er auch ein Buch (das hier als Buchtipp aufgeführt wird) herausgegeben. Den Inhalt des Buches kenne ich nicht, aber es wird sich bestimmt nicht mit dem Inhalt des Vortrags widersprechen.

Seine Meinung teile ich nicht ganz. Für mich hat es einen Zusammenschluß mehrerer germanischen Stämme gegeben, die im heutigen Norddeutschland lebten. Das sehe ich als Faktum an.
Wie die sich nannten, das weiß ich auch nicht.....aber später wurden sie von den Franken als SACHSEN bezeichnet. Und diese "Sachsen" unterschieden sich in ihrem Glauben und ihrer Kultur doch von den germanischen Franken. Und dafür benötige ich keine Quellen.....:p
 
~YpY~ schrieb:
Dies ist (der Einfachheit halber) Gregor v. Tours Buch II, 9

In dieser Passage geht es lediglich darum, daß Greger schildert "Was die Geschichtsschreiber von den Franken melden".
(eine ehrliche Seele dieser Gregor)
Hier geht es eher um die Ankunft der Franken angeblich aus Panonien mit Ansiedlungen am Rhein und dann in ein jenseits des Rhein liegendes Thoringiam (dies ist NICHT zwingend mit dem zu identifizieren, was wir als frühmittelalterliches Thüringen kennen)

Von Sachsen, geschweige denn Thüringerkrieg ~531 sehe ich dort nichts, dies wird erst in III,7 geschildert - dort findet sich NICHTS von einer Beteiligung der Sachsen - um nicht anderes ging es
Danke für die Richtigstellung. Dass das Bündnis mit den Sachsen erst später, bei Rudolf von Fulda, erstmals erwähnt wird, ist richtig, und anderes mein Fehler. Als einzige Entschuldigung kann ich jenes archäologische Seminar vorbringen - und deren Quellen. :S

Aber eigentlich bezog ich mich in meiner Antwort nur auf die Thoringia-Stelle (die zumindest wohl von einer holländischen Webseite bestätigt wird - ich muss noch mal dringend nach Xanten :) , anbei: es kommt auf die Perspektive an, was "jenseits" des Rheins bedeutet, kann links- oder rechtsrheinisch sein, hängt sich wohl an der Interpretation von Dispargum castrum weiter unten in der Quelle auf), die Stelle mit den Sachsen taucht bei Gregor später auf, nicht im zweiten Buch!

Da denkt man mal wieder, die offene Flanke wäre dieses Thoringia, und dann kommt das Messer doch von der anderen Seite geflogen...:rolleyes:
Sorry nochmals für den teilweise unqualifizierten Beitrag.


Gruß, CrisP
 
Cherusker schrieb:
Seine Meinung teile ich nicht ganz.
Wichtig ist mir vor allem, dass Du meinen beitrag nicht als persönlichen Angriff siehst, und so war er auch nie gemeint. Dass Du seine Meinung nicht zur Gänze teilst, macht Dich in großen Teilen zu meiner Meinung kongruent! :winke:
Cherusker schrieb:
Für mich hat es einen Zusammenschluß mehrerer germanischen Stämme gegeben, die im heutigen Norddeutschland lebten. Das sehe ich als Faktum an.
ACK! Genau so wie die Franken sich ja aus Teilen der Brukterer, Sugambrer,... zusammengesetzt haben dürften, sind die Sachsen nicht aus dem Nichts an der niedersächsischen Nordseeküste gelandet ´(á la Widukind von Corvey).
Cherusker schrieb:
Wie die sich nannten, das weiß ich auch nicht.....aber später wurden sie von den Franken als SACHSEN bezeichnet. Und diese "Sachsen" unterschieden sich in ihrem Glauben und ihrer Kultur doch von den germanischen Franken. Und dafür benötige ich keine Quellen.....:p
Da hast Du die Frage ja eigentlich schon beantwortet: Ging es also Prof. Springer wohl nur um die rein historische Schriftquellenlage - und Dir nur um die Dokumentation der Ansicht Springers!?

Dass man gerade im fränkisch-sächsischen Grenzland nicht klar zwischen beiden Volks-/Kulturgruppen unterscheiden kann, dies aber die Quellen um so besser tun, ist hoffentlich das, was Du als "wurden sie von den Franken als SACHSEN bezeichnet" bezeichnest - ansonsten wankt mein Weltbild. Zu dem Thema Ethnogenese werden wir noch bestimmt des öfteren diskutieren...:)

Gruß, CrisP
 
Cherusker schrieb:
Wie bereits geschrieben, ist der Prof. Dr. Springer ein Historiker, der sich nur an den Quellen orientiert. So hat er auch ein Buch (das hier als Buchtipp aufgeführt wird) herausgegeben. Den Inhalt des Buches kenne ich nicht, aber es wird sich bestimmt nicht mit dem Inhalt des Vortrags widersprechen.

Seine Meinung teile ich nicht ganz. Für mich hat es einen Zusammenschluß mehrerer germanischen Stämme gegeben, die im heutigen Norddeutschland lebten. Das sehe ich als Faktum an.
Wie die sich nannten, das weiß ich auch nicht.....aber später wurden sie von den Franken als SACHSEN bezeichnet. Und diese "Sachsen" unterschieden sich in ihrem Glauben und ihrer Kultur doch von den germanischen Franken. Und dafür benötige ich keine Quellen.....:p

Dein "Faktum" ist deine Meinung. Nicht vergessen, daß wir hier alle Hypothesen aufstellen, ohne mit 100% Gewissheit dieses beweisen können. Das es zu einem Zusammenschluß mehrerer germanischer Stämme in Norddeutschland kam, woran machst du das fest ?

Die kulturellen Unterschiede zwischen den einzelnen im Frankenreich lebenden Gruppen waren auch beträchtlich. Die oben erwähnten Bestattungsriten finden sich in Thüringen z.B. auch noch bis ins Mittelalter hinein. Überhaupt scheinen die archäologischen Funde nördlich und südlich des Harzes bis bis ca. 800 sehr ähnlich zu sein ?
 
Überhaupt scheinen die archäologischen Funde nördlich und südlich des Harzes bis bis ca. 800 sehr ähnlich zu sein ?
Ein Grundproblem der Archäologie der Völkerwanderungszeit. In ihrer materiellen Kultur waren sich die germanischen Stämme sehr ähnlich. Dieses Problem wurde m.E. früher auch häufig unterschätzt, indem man römische Angaben zu Siedlungsräumen für bare Münze nahm und aufgrund dessen Funde als "fränkisch", "burgundisch" etc. klassifizierte. Interessant ist in diesem Zusammenhang Frank Siegmunds Buch "Franken und Alemannen", in der versucht, das archäologische Fundgut - soweit möglich - mit den damaligen Ethnien in Zusammenhang zu bringen.
 
Ashigaru schrieb:
Ein Grundproblem der Archäologie der Völkerwanderungszeit. In ihrer materiellen Kultur waren sich die germanischen Stämme sehr ähnlich. Dieses Problem wurde m.E. früher auch häufig unterschätzt, indem man römische Angaben zu Siedlungsräumen für bare Münze nahm und aufgrund dessen Funde als "fränkisch", "burgundisch" etc. klassifizierte. Interessant ist in diesem Zusammenhang Frank Siegmunds Buch "Franken und Alemannen", in der versucht, das archäologische Fundgut - soweit möglich - mit den damaligen Ethnien in Zusammenhang zu bringen.

Genau meine Meinung. Die Bildung und der Bestand der sogenannten "Stammesverbände" war durchaus ein kontinuierlicher Prozess. Fließende Übergänge zwischen den einzelnen Gruppen waren an der Tagesordnung. Je nach Lage der Dinge gehörten bestimmte Gruppen mal zu dem einen Verbund, mal zu dem anderen. Wanderungsbewegungen innerhalb der und zwischen den einzelnen Stammesverbänden sind durchaus vorstellbar und haben auch stattgefunden.
Wer heute noch die romantisierten Vorstellungen des 19. und 20. Jh. von mehr oder weniger festen und fertigen Nationen in den den überlieferten Stammesnamen sieht, wird wohl sicher in den nächsten Jahrzehnten noch einige Male eines Anderen "belehrt" werden. ;)
 
Strupanice schrieb:
Dein "Faktum" ist deine Meinung. Nicht vergessen, daß wir hier alle Hypothesen aufstellen, ohne mit 100% Gewissheit dieses beweisen können. Das es zu einem Zusammenschluß mehrerer germanischer Stämme in Norddeutschland kam, woran machst du das fest ?

Die kulturellen Unterschiede zwischen den einzelnen im Frankenreich lebenden Gruppen waren auch beträchtlich. Die oben erwähnten Bestattungsriten finden sich in Thüringen z.B. auch noch bis ins Mittelalter hinein. Überhaupt scheinen die archäologischen Funde nördlich und südlich des Harzes bis bis ca. 800 sehr ähnlich zu sein ?

Weil es bei den Germanen häufiger Zusammenschlüsse von verschiedenen Stämmen gab, um ein Ziel zu erreichen.
So traf Caesar auf die SUEBEN. Diese waren kein Volksstamm, sondern ein Zusammenschluß von mehreren freien Germanen (also eine "Völkergemeinschaft"), die somit ein "Landnehmerheer" bildeten. Ihr Anführer wurde Ariovist genannt, das bedeutet nach Prof. Dr. Wolfram, nichts anderes als "Anführer des Heeres".
Zu diesen Sueben konnten sich auch andere Stämme anschließen und so befanden sich auch jütländische Stämme, die eigentlich sehr fern ihrer Heimat waren, dabei....:grübel: Erst ein Zusammenschluß mit anderen Germanen machte dieses Unternehmen für sie lohnenswert.

Ein weiterer Zusammenschluß ist bei Arminius und seinen Bestrebungen zu verzeichnen. Hier gelang es ihm gegen die Römer ein großes Abwehrbündnis zu installieren, bei dem sich fast alle großen Stämme anschlossen.
Nach Erreichung dieses Ziels der Römerabwehr fiel das Bündnis auseinander. Marbod war damals mit seinen Markomannen schon erfolgreicher. Er schaffte es einzelne Stämme bei den Markomannen einzugliedern (allerdings führte seine Niederlage nicht mehr zum gewünschten Ziel).

Und so haben sich die Franken auch aus mehreren germanischen Stämmen gebildet. Es gab aber einen deutlichen Unterschied zwischen Funden der Franken und "Sachsen". So sind die Gräberfelder in Niedersachsen allein wegen der Funde zu unterscheiden.
Diesen Zusammenschluß der germanischen Stämme sehe ich in der Notwendigkeit dem römischen Imperium etwas entgegenzusetzen. Eroberungen konnten nur von großen germanischen Heeren erfolgen. Einzelne kleinere Stämme mußten sich daher größeren Verbänden anschließen. Bis zum 4.Jh. hat sich dieser Prozeß entwickelt, daß sich aus den kleinen germanischen Stämmen größere Volks- und Kampfverbände bilden. Die germanischen Stämme z.Zt. des Caesars und Tacitus haben jetzt dauerhafte Zusammenschlüsse gebildet.
 
Es gibt jene berühmte fränkisch/sächsische Übergangszone im Nordwestdeutschen-Niederrheinischen Bereich. Dort ist es oft auch
aus archäologischer Sicht schwierig beide "Völker" auseinander zu
halten.
Des weiteren las ich neulich auf einer englischen Heimseite, dass
die "Angeln" die nach Britannien wanderten vermutlich Niederfranken,
d.h. Niederrheinbewohner waren.

Meiner Meinung nach ist es auch nicht so wichtig festzustellen, ob
die Namensähnlichkeiten englischer und deutscher Orte von einer
Wanderungsbewegung von England auf den Kontinen oder umgekehrt herrühren, sondern dass es eine Verwandtschaft giebt ist an sich schon
interessant.

Manche Autoren sprechen von einem sächischen Commonwealth,
einem Zusammenschluss im "nordischen Kreis" also. Eine Art Vorläufer der
Hanse. Dass es dort dann auch Wanderungen und Austausch aller Art gab liegt nahe.

Hoffe das war jetzt nicht zu wirr.
 
survivor schrieb:
Manche Autoren sprechen von einem sächischen Commonwealth,
einem Zusammenschluss im "nordischen Kreis" also. Eine Art Vorläufer der
Hanse. Dass es dort dann auch Wanderungen und Austausch aller Art gab liegt nahe.


jaja und manche sehen die Sachsen als parlamentarische Demokratie an, da beim alten Lebuin einmal das Wort "electi" steht

Informationen und Mutmassungen aus dem Netz ist generell nicht zu trauen - leider stützen sich oftmals in diesem Forum die User auf solche Infos :/
Solange man nicht selber irgendwo nachschlagen kann, auf welche Literatur und/ oder Quellen ein Autor seine Vermutung stützt ist jene schlichtweg als unwissenschaftlich (und für mich als Humbug) bei Seite zulassen, falls man sich ernsthaft mit der Thematik befassen will.
 
Ein "Zusammenschluss", von mir oben als Commonwealth bezeichnet,
hat nichts mit Demokratie zu tun. Das bitte nicht durcheinander werfen.

Das niedersächsische Großbauern-System, welches rudimentär bis in
die Neuzeit fortbestand, passt sehr gut zu der Vorstellung eines großen
lockeren Zusammenschlusses. Im Kriegsfall wird ein Heerführer ausgerufen.

Niederdeutschland ist, meinem Gefühl nach, weniger einem festen Königtum
zugetan, als andere Regionen.

Während der Süden "Deutschlands" sprachlich gesehen sehr stark
zersplittert ist, ist der Norden sprachlich gesehen recht homogen.
Der Süden dafür war oftmals dem Königtum wesentlich stärker zugetan als
der Norden.
Dies stammt nicht aus dem Netz, sondern das sagen die Historiker
von der Humboldt-Universität.

Und der Begriff Commonwealth als Analogie zum alten Sachsen wurde
von Reinhard Schmöckel geprägt, der natürlich kein 100 %
ernstzunehmender Historiker ist, doch nicht alles was er von sich gibt
ist Unfug.
Es ist eine Analogie die anregen soll. Anregen zum Denken, vielleicht in
gewissen Bahnen oder wie auch immer.
Es ist ein ganz persönlicher Ansatz zu einer Systematisierung, ein
Theoretisierungsansatz, zur Einordnung in ein Denksystem.
 
Zitat:"Das niedersächsische Großbauern-System, welches rudimentär bis in
die Neuzeit fortbestand, passt sehr gut zu der Vorstellung eines großen
lockeren Zusammenschlusses. Im Kriegsfall wird ein Heerführer ausgerufen."

Dazu fällt mir der Dithmarschener Baueraufstand ein, der losbrach als dort die Holsteiner die Aristokratie einführen wollten.
 
survivor schrieb:
Ein "Zusammenschluss", von mir oben als Commonwealth bezeichnet,
hat nichts mit Demokratie zu tun. Das bitte nicht durcheinander werfen.


Sei mal gewiss, lieber Survivor, dass ich hier nichts durcheinander werfe.
Ich versuchte lediglich beispielhaft den Unsinn, den manche Autoren mit ihren Äußerungen bezüglich der Commonwealth-Bezeichnung (und dann auch noch Hansevorläufer) von sich geben an einem anderen Beispiel, dass auch die Sachsen betrifft wiederzuspiegeln.

Quasi Unsinn in die Reihe des bekannten Unsinns einreihen.
Es ist ein ganz persönlicher Ansatz zu einer Systematisierung, ein
Theoretisierungsansatz, zur Einordnung in ein Denksystem.

survivor schrieb:
Dies stammt nicht aus dem Netz, sondern das sagen die Historiker
von der Humboldt-Universität.

Nur für meinen Zettelkasten, das gibt wer genau von sich?



Nur noch so zur persönlichen Info meinerseits, bewegen wir uns noch im Frühmittelalter mit diesen Commonwealth-Theorien und dem "Dithmarschener Bauernaufstand" - wäre mir nämlich vollkommen fremd.
Sollte dies nicht der Fall sein, sind diese begebenheiten für das Frühmittelalter und den bisher hier aufgetretenen Fragen recht uninteressant und verwirren letzlich nur den Leser. Ich bitte dies zu beachten - Danke.
 
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