Sachsen-die Schwertsöhne

Enginger schrieb:
:hoch:

Das restliche Land verblieb wahrscheinlich den Cheruscern; entspricht landschaftlich dem späteren Südostengern und dem Hildesheimer Sprengel. Als eigener Stamm existierten sie natürlich nicht weiter, sie vermischten sich mit den Angrivariern. Dies könnte aber erklären warum nach der Teilung Engerns 1180 dieses Gebiet sich so schnell vom Rest der Provinz trennte. Die Erläuterung der Falen-Begriffe hat Charme.
Immer diese Cherusker:motz: Die Cherusker zerfallen als gens im 2.Jhd. Danach gibt es keine Cherusker mehr, sie gehen in anderen gentes auf. Es ist merkwürdig, daß du schreibst, das restliche....blieb bei den Cherusker;...als eigener Stamm.....sie vermischten sich mit den Angrivariern. Entweder es blieb Cheruskerland oder es gab eine Vermischung, denn wenn der Name Engern von den Angrivariern käme, hieße es doch daß das Cheruskerland zum Angrivarierland geworden wäre. Beides halte ich aber für falsch. Zudem scheinen die Angrivarier auch seit 100 westwärts zu rücken ins Bruktererland.

Und die Gleichsetzung von Falen und Cheruskern verstehe ich überhaupt nicht. Dies erscheinen schon früh im Westen als Falchovarii. Klar, es könnten Cherusker sein, aber warum? Wo werden den Cherusker und Falen jemals gleichgesetzt in den Quellen. Zudem ist dem Name Ostfalen erst sehr spät belegt, meist nennt man sie Osterliudi. Man versucht hier lediglich krampfhaft die unbekannt auftauchenden Falen, mit den plötzlich verschwindenden Cheruskern zu identifizieren.
 
beorna schrieb:
Immer diese Cherusker:motz: Die Cherusker zerfallen als gens im 2.Jhd. Danach gibt es keine Cherusker mehr, sie gehen in anderen gentes auf. Es ist merkwürdig, daß du schreibst, das restliche....blieb bei den Cherusker;...als eigener Stamm.....sie vermischten sich mit den Angrivariern. Entweder es blieb Cheruskerland oder es gab eine Vermischung, denn wenn der Name Engern von den Angrivariern käme, hieße es doch daß das Cheruskerland zum Angrivarierland geworden wäre. Beides halte ich aber für falsch. Zudem scheinen die Angrivarier auch seit 100 westwärts zu rücken ins Bruktererland.

Zum 1 Punkt:
Nochmal ganz klar: Es gab um 200 schon keinen Stamm der Cherusker mehr. Da hast Du völlig recht. Sie haben sich in diesem Bereich mit den Chaucen (oder hier schon Sachsen?), die das Gebiet an der Leine schon bis 200 und damit sehr früh erobert haben vermischt. Fakt ist aber, das Anhand der Ortnamen die geschlossene Besiedlung (wie im Refernzartikel vermerkt) durch die Chaucen beim heutigen Hannover endet. Nur ein Indiz ich weiss, aber deswegen gehe ich davon aus, dass im übrigen Leinegebiet die Bevölkerung so verblieb wie gehabt, was ja auch mit den Sprachgrenzen so um 1650 (Rhein-Weser-Germanisch) hinkommt.

zum 2 Punkt:
Angrivarier verlassen das Gebiet um Verden Angrivarier rücken ins Bruktererland so um Münster (Tacitus um 100) richtig. Sie erobern um 530 zusammen mit den Chamaven das Gebiet bis zur Lippe. Persönlich vermute ich, dass die Chamaven teilweise eine Nachfolgegentis der Ampsivarier sind, da diese von den Chaucen nur aus dem Mündungsgebiet der Ems vertrieben worden sind. Sie werden sich vielleicht mit diesen und Resten der Brukterer usw. vermischt haben und daraus die Gentis der Westfalen entstanden sein.
Die Angrivarier waren eine ziemlich große Gentis und deswege nehme ich nicht an, dass sie nur im Münsterland nach ihrer Flucht(?) aus dem Gebiet um Verden gesiedelt haben sondern auch im Gebiet der mittleren und oberen Weser. Schliesslich kannten sie die Gegend ja aus den Römerkämpfen. ;)

beorna schrieb:
Und die Gleichsetzung von Falen und Cheruskern verstehe ich überhaupt nicht. Dies erscheinen schon früh im Westen als Falchovarii. Klar, es könnten Cherusker sein, aber warum? Wo werden den Cherusker und Falen jemals gleichgesetzt in den Quellen. Zudem ist dem Name Ostfalen erst sehr spät belegt, meist nennt man sie Osterliudi. Man versucht hier lediglich krampfhaft die unbekannt auftauchenden Falen, mit den plötzlich verschwindenden Cheruskern zu identifizieren.

Falen und Cheruscer haben nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun.
Hier muss wohl ein Lesefehler vorliegen. Nach der beschriebenen Interpretation sind die Falen ein Konzept welches von den Angrivariern "erfunden" wurde. Deine Nennung Falchovarii passt sogar 100% zu der beschriebenen Theorie. Deswegen, weil dieses dann einfach Heidevolk oder besser Buschvolk heisst, im Gegensatz zu dem Wiesenvolk der Engern, welches im Wesertal siedelte.
Das das Konzept Ostfalen für das Gebiet zwischen Hannover und Lüneburg dann naheliegt erklärt sich damit.
Diese haben mit den Angrivariern aber auch nichts zu tun und Ostleute ist deswegen als Eigenbeschreibung naheliegender. ( Lage Chaucen/Sachsen; deswegen wohl auch Nordliuti (!).)
Anfrage: Wann und wo ist die erste Nennung der Falchovarii?

Weitere Indizien: Westfalen und Engern (schon als Teilstämme der Sachsen) erobern um 693 bis 695 gemeinsam das Gebiet südlich der Lippe von den Chattuariern und Marsen (später: Westfalon/Angeron und Waldeck). Sowohl Westfalen als auch Angeron gehören aber später eindeutig zu Westfalen; warum sollten die Engern auf dieses Gebiet verzichtet haben, wenn sie sich nicht als zumindest verwandt empfunden hätten.
Der Oberlauf der Leine gehörte schon früh zu Engern und nicht zu Ostfalen.
Hier scheint eine Erschließung von Westen her stattgefunden haben oder auch beim vermuteten erweiterten Bündnis um 500ff. (Chlodwig) schon bestanden zu haben. Deshalb vermute ich hier, genauso wie südlich von Hannover noch alte Bevölkerungsteile.
Dass Westfalen und Engern ihre Eigenbezeichnungen behalten haben, im Gegensatz zu fast allen anderen Gruppen (Sueben), die in den Sachsenstamm integriert wurden und dazu noch einen völlig anderen Dialekt sprachen, spricht für die Sonderstellung, die diese beiden Teilstämme hatten. Ostfalen ist wie es scheint wohl nur eine Fremdbeschreibung der Angrivarier für dieses Gentesgemisch und später von allen Sachsen so übernommen worden.

Nochmal ergänzend zu den Cheruscern: es gibt für die Zeit zwischen 200 und 500 keine Nachrichten, aber in diesem Zeitraum ist eine Bevölkerung nicht vollständig ausgestorben, auch wenn die Gentes der Cheruscer in dieser Zeit von allen Seiten (Hermunduren, Chatten, Chaucen, Engern, Marsen) bedrängt worden ist.

Noch als Ergänzung: Angrivaren und Cheruscer waren belegterweise mehr als 150Jahre Verbündete; dass dieses Auswirkungen hatte ist zumindest wahrscheinlich.
:grübel:
 
Enginger schrieb:
Zum 1 Punkt:
Nochmal ganz klar: Es gab um 200 schon keinen Stamm der Cherusker mehr. Da hast Du völlig recht. Sie haben sich in diesem Bereich mit den Chaucen (oder hier schon Sachsen?), die das Gebiet an der Leine schon bis 200 und damit sehr früh erobert haben vermischt. Fakt ist aber, das Anhand der Ortnamen die geschlossene Besiedlung (wie im Refernzartikel vermerkt) durch die Chaucen beim heutigen Hannover endet. Nur ein Indiz ich weiss, aber deswegen gehe ich davon aus, dass im übrigen Leinegebiet die Bevölkerung so verblieb wie gehabt, was ja auch mit den Sprachgrenzen so um 1650 (Rhein-Weser-Germanisch) hinkommt.
Woher kennt man chaukische Ortsnamen?

Enginger schrieb:
zum 2 Punkt:
Angrivarier verlassen das Gebiet um Verden Angrivarier rücken ins Bruktererland so um Münster (Tacitus um 100) richtig. Sie erobern um 530 zusammen mit den Chamaven das Gebiet bis zur Lippe. Persönlich vermute ich, dass die Chamaven teilweise eine Nachfolgegentis der Ampsivarier sind, da diese von den Chaucen nur aus dem Mündungsgebiet der Ems vertrieben worden sind. Sie werden sich vielleicht mit diesen und Resten der Brukterer usw. vermischt haben und daraus die Gentis der Westfalen entstanden sein.
Die Angrivarier waren eine ziemlich große Gentis und deswege nehme ich nicht an, dass sie nur im Münsterland nach ihrer Flucht(?) aus dem Gebiet um Verden gesiedelt haben sondern auch im Gebiet der mittleren und oberen Weser. Schliesslich kannten sie die Gegend ja aus den Römerkämpfen. ;)

Dafür das die Angrivarier eine ziemlich große gens gewesen sind gibt es keine Beweise, ebenso wie für eine Abwanderung ins Oberwesergebiet. Ihre Westwärtsbewegung läßt eher vermuten, daß sie mit/als Franken ins Reich einfielen. Auch hierfür gibt es keine Beweise, doch erscheint mir dies wahrscheinlicher.

Enginger schrieb:
Falen und Cheruscer haben nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun.
Hier muss wohl ein Lesefehler vorliegen. Nach der beschriebenen Interpretation sind die Falen ein Konzept welches von den Angrivariern "erfunden" wurde. Deine Nennung Falchovarii passt sogar 100% zu der beschriebenen Theorie. Deswegen, weil dieses dann einfach Heidevolk oder besser Buschvolk heisst, im Gegensatz zu dem Wiesenvolk der Engern, welches im Wesertal siedelte.
Das das Konzept Ostfalen für das Gebiet zwischen Hannover und Lüneburg dann naheliegt erklärt sich damit.
Diese haben mit den Angrivariern aber auch nichts zu tun und Ostleute ist deswegen als Eigenbeschreibung naheliegender. ( Lage Chaucen/Sachsen; deswegen wohl auch Nordliuti (!).)
Anfrage: Wann und wo ist die erste Nennung der Falchovarii?
In einigen Abhandlungen wird die Falen/Cherusker-These vertreten. Daher nahm ich automatisch an du würdest auch davon aushehen. Wer die Falen sind und woher sie kommen, selbst ein Zusammenhang zwischen Falen und Falchovarii (1. Hälfte 5. Jhd, stoßen in die von den Franken geräumten Gebiete nach) ist völlig ungewiß.

Enginger schrieb:
Weitere Indizien: Westfalen und Engern (schon als Teilstämme der Sachsen) erobern um 693 bis 695 gemeinsam das Gebiet südlich der Lippe von den Chattuariern und Marsen (später: Westfalon/Angeron und Waldeck). Sowohl Westfalen als auch Angeron gehören aber später eindeutig zu Westfalen; warum sollten die Engern auf dieses Gebiet verzichtet haben, wenn sie sich nicht als zumindest verwandt empfunden hätten.
Der Oberlauf der Leine gehörte schon früh zu Engern und nicht zu Ostfalen.
Hier scheint eine Erschließung von Westen her stattgefunden haben oder auch beim vermuteten erweiterten Bündnis um 500ff. (Chlodwig) schon bestanden zu haben. Deshalb vermute ich hier, genauso wie südlich von Hannover noch alte Bevölkerungsteile.
Dass Westfalen und Engern ihre Eigenbezeichnungen behalten haben, im Gegensatz zu fast allen anderen Gruppen (Sueben), die in den Sachsenstamm integriert wurden und dazu noch einen völlig anderen Dialekt sprachen, spricht für die Sonderstellung, die diese beiden Teilstämme hatten. Ostfalen ist wie es scheint wohl nur eine Fremdbeschreibung der Angrivarier für dieses Gentesgemisch und später von allen Sachsen so übernommen worden.

Nochmal ergänzend zu den Cheruscern: es gibt für die Zeit zwischen 200 und 500 keine Nachrichten, aber in diesem Zeitraum ist eine Bevölkerung nicht vollständig ausgestorben, auch wenn die Gentes der Cheruscer in dieser Zeit von allen Seiten (Hermunduren, Chatten, Chaucen, Engern, Marsen) bedrängt worden ist.

Noch als Ergänzung: Angrivaren und Cheruscer waren belegterweise mehr als 150Jahre Verbündete; dass dieses Auswirkungen hatte ist zumindest wahrscheinlich.
:grübel:

Die Begriffe Westfalen, Ostfalen und Engern trten erst ziemlich spät auf. Ein Vorhandensein vor den Sachsenkriegen ist völlig ungewiß. Daher kann man von den Gauen Westfalon und Angeron nicht automatisch auf eine Eroberung durch diese schließen. Über den Zusammenhang Engern/Angrivarier habe ich, haben aber auch andere schon geschrieben.
 
beorna schrieb:
Woher kennt man chaukische Ortsnamen?

Ich nehme mal an, dass sich dieses einmal auf die Nord-Süd-Besiedlung bezieht (Alt-Neu) und auf die Unterschiede zwischen den Sprachgruppen der GermanengruppeN. Ein Beispiel ist mit kein Plural auf -et bei den Elbgermanen gegeben. Bin aber auch kein Sprachforscher. Müsste mich dazu auch erkunden warum das da so steht.
Da frühesten Orte jedoch nicht vor 850 dokumentiert sind (jedenfalls hier in SHG) ist kann die Schreibweise aber auch nur ein Hinweis sein, also kein Beweis. :grübel:

beorna schrieb:
Dafür das die Angrivarier eine ziemlich große gens gewesen sind gibt es keine Beweise, ebenso wie für eine Abwanderung ins Oberwesergebiet. Ihre Westwärtsbewegung läßt eher vermuten, daß sie mit/als Franken ins Reich einfielen. Auch hierfür gibt es keine Beweise, doch erscheint mir dies wahrscheinlicher.

Wenn sie zusammen mit den Chamaven mal eben 60.000 Brukterer töten und vertreiben können, die den Römern ja eine Last waren gehe ich schon von einer großen Gens aus.

beorna schrieb:
In einigen Abhandlungen wird die Falen/Cherusker-These vertreten. Daher nahm ich automatisch an du würdest auch davon aushehen. Wer die Falen sind und woher sie kommen, selbst ein Zusammenhang zwischen Falen und Falchovarii (1. Hälfte 5. Jhd, stoßen in die von den Franken geräumten Gebiete nach) ist völlig ungewiß.

Ich verweise da mal auf das vorgebrachte Argument; Westfalen <-> Falchovarii...:rolleyes:

beorna schrieb:
Die Begriffe Westfalen, Ostfalen und Engern trten erst ziemlich spät auf. Ein Vorhandensein vor den Sachsenkriegen ist völlig ungewiß. Daher kann man von den Gauen Westfalon und Angeron nicht automatisch auf eine Eroberung durch diese schließen. Über den Zusammenhang Engern/Angrivarier habe ich, haben aber auch andere schon geschrieben.

:rofl: Dazu mein erster von mir eher zufällig gefundener Hinweis zu Engern:
Meyers Universallexikon schrieb:
Engern, Stamm der Sachsen der Ende des 7 Jh. mit den Westfalen das Land südlich der Lippe unterwarf. Damit erweiterte sich sein Herrschaftsbereich die Landschaft E. (Flußgebiet der Weser etwa zw. Corvey und Minden) nach W. und S.

Woher haben die das? Das einzige was ich gefunden habe betrifft die Tötung des schwarzen & weißen Ewald (Brüder) indem Bericht des heiligen Beda (Lexikon des Mittelalters 4; Historia ecclesiastica gentis Anglorum Bd5) während der Eroberung dieses Gebietes 693 bis 695. Ostfalen ist erst für 775 das erste mal genannt; allerdings in den fränkischen Annalen.

Ansonsten:
Westfalon & Angeron sind keine Gaue. Diese bestehen aus 5 bis 6 Gauen z.B. einer mit dem so bezeichnenden Namen Hatterun.
Nach: Geschichte Westfalens des LWL: ...wie letzthin gezeigt wurde, wird dadurch (den Namen) nur die Zugehörigkeit zu den beiden Stammesgebieten angegeben. Scheinen sich da ziemlich sicher zu sein.
 
Eine Nebenfrage!

Als Hildesheimer frage ich mich gerade was denn der "Hildesheimer Sprengel" ist!
 
Ich hab mal eine Frage bezüglich der Besiedlung des heutigen (Ober)Sachsens durch die Sachsen. Allgemein liest man ja überall, dass nur der Name gewandert sei.

Original von Horst
Meines Erachtens überträgst du die Entwicklung in der Mark Meißen und der Mark Brandenburg unzulässig auf das alte Thüringerreich. Zudem ist die Entwicklung in den Marken dadurch gekennzeichnet, daß sie von den Sachsen ausging, etwa den Askaniern und Wettinern. Auch vernachlässigst du die geringe Zahl der Wenden in den ostelbischen Gebieten, die etwa ein Zehntel der sächsischen Besiedlung in Sachsen ausgemacht haben könnte.
[...]
Die Verschiebung des Niederdeutschen nach Osten ist aber vor allem eine Verschiebung durch die Besiedelung mit Sachsen

Die Posts von Horst hier scheinen mir sehr fundiert und fachlich. Leider postet er hier schon eine geraume Zeit nicht mehr, sodass ich ihn nicht um Quellen dafür fragen kann.

Also frag ich euch.

Inwieweit wurde das heutige Sachsen tatsächlich von Sachsen besiedelt? War es nur der Westen gemeinsam mit Thüringern u.a.? Oder kamen sie alleine? Oder spielten sie tatsächlich bei der Besiedlung dieser Gegend keine Rolle - soll heißen nur der Name wanderte?

Danke schonmal.
 
thinktank schrieb:
Ich hab mal eine Frage bezüglich der Besiedlung des heutigen (Ober)Sachsens durch die Sachsen. Allgemein liest man ja überall, dass nur der Name gewandert sei.

Die Wanderung des Namens trifft auf jeden Fall zu:

Die Sachsen waren im Gebiet des heutigen Niedersachsen beheimatet und wurden am Anfang des 9. Jhd. als Stammesherzogtum ans Frankenreich angegliedert. Mit dem Sturz Heinirch des Löwen 1180 endete das alte Herzogtum und es wurde aufgeteilt: in das Hzm. Westfalen unter den Ebf. von Köln, ein Hzm. Braunschweig-Lüneburg unter den Welfen und ein Hzm. Sachsen unter den Askaniern, aus dem dann Sachsen-Wittenberg wurde, das 1356 zum Kurfürstentum (Goldene Bulle) erhoben wurde. Mit dem Aussterben der Linie Sachsen-Wittenberg 1423 und der Belehnung der Wettiner mit dem Kurkreis übertrag sich der ranghöchste Titel, nämlich Kurfürst zu Sachsen, auf die seit 1089 beherrschte Markgrafschaft (Mgft.) Meißen und die seit dem Aussterben der Ludowinger 1247 regierte Landgft. Thüringen. Natürlich waren die Wettiner neben Kurfürsten von Sachsen, Landgrafen von Thüringen, Markgrafen von Meißen, Pfalzgrafen von Thüringen und Sachsen, usw.
Und damit übertrug sich der Name Sachsen (eigentlich) Obersachsen auf Gebiete im heutigen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen und wurde z.T. bis 1918 getragen (Ghzm. Sachsen-Weimar-Eisenach). Bei der Einkreisung in 10 Reichskreise durch Ksr. Maximilien (Ende 15. Jhd.) gibt es den sog. obersächsischen Kreis, der in etwa das Gebiet der Wettiner und der ihnen untergeordneten Territorien beinhaltet. Parallel dazu gibt es den niedersächsischen Kreis im Nordwesten.
Die Sachsen als Volksstamm sind meiner Meinung nach nicht gewandert.
Analoges ist auch beim Namen "Preußen" passiert. Der Name des Herzogtums außerhalb des Reiches (deshalb Kg. in und nicht von Preußen) übertrug sich als höchster Titel auch auf die Gebiete im Reich wie die Mark Brandenburg, Schlesien etc.
 
thinktank schrieb:
Ich hab mal eine Frage bezüglich der Besiedlung des heutigen (Ober)Sachsens durch die Sachsen. Allgemein liest man ja überall, dass nur der Name gewandert sei.



Die Posts von Horst hier scheinen mir sehr fundiert und fachlich. Leider postet er hier schon eine geraume Zeit nicht mehr, sodass ich ihn nicht um Quellen dafür fragen kann.

Also frag ich euch.

Inwieweit wurde das heutige Sachsen tatsächlich von Sachsen besiedelt? War es nur der Westen gemeinsam mit Thüringern u.a.? Oder kamen sie alleine? Oder spielten sie tatsächlich bei der Besiedlung dieser Gegend keine Rolle - soll heißen nur der Name wanderte?

Danke schonmal.

Der intensive Landesausbau westlich wie östlich der Elbe, sowie im Harzvorland erfolgte erst im Hochmittelalter (11./12. Jh.) Zu dieser Zeit wurden aus allen Reichsteilen Siedler geholt, um die Gebiete intensiver als bisher zu bewirtschaften. Die bisher vorhandene Bevölkerung reichte für die seit dem 9. und 10. Jh. betriebene Urbarmachung der fluß-nahen Tallagen bis dahin vollkommen aus. Dies gilt auch für andere Landschaften in Deutschland. Ob und in welchem Maße "Sachsen" daran beteiligt waren, kann man nicht nachweisen, da spätestens die großangelegten Umsiedlungsaktionen des 6. - 9. Jh. unter Merowingern und Karolingern in Sachsen, wie in Thüringen eine völlig neue Mischkultur entstehen ließ. Selbst im Gebiet des heutigen Niedersachsen wird es im 11./12. Jh. kaum noch "reinrassige" Sachsen gegeben haben.
 
Strupanice schrieb:
Der intensive Landesausbau westlich wie östlich der Elbe, sowie im Harzvorland erfolgte erst im Hochmittelalter (11./12. Jh.) Zu dieser Zeit wurden aus allen Reichsteilen Siedler geholt, um die Gebiete intensiver als bisher zu bewirtschaften. Die bisher vorhandene Bevölkerung reichte für die seit dem 9. und 10. Jh. betriebene Urbarmachung der fluß-nahen Tallagen bis dahin vollkommen aus. Dies gilt auch für andere Landschaften in Deutschland. Ob und in welchem Maße "Sachsen" daran beteiligt waren, kann man nicht nachweisen, da spätestens die großangelegten Umsiedlungsaktionen des 6. - 9. Jh. unter Merowingern und Karolingern in Sachsen, wie in Thüringen eine völlig neue Mischkultur entstehen ließ. Selbst im Gebiet des heutigen Niedersachsen wird es im 11./12. Jh. kaum noch "reinrassige" Sachsen gegeben haben.

Die vom Herogtum Sachsen aus betriebene Siedlung betraf nur Mecklenburg und Pommern. Ist sowohl vom sprachlichen wie auch historsichen Gesichtspunkt leicht nachzuweisen. Dieses war einer der Gründe für die Reichsacht Heinrichs des Löwen. (Ostkolonisation)
Albrecht der Bär (Brandenburg) rief Siedler aus allen Landesteilen
"reinrassige Sachsen" hat es eh´ nie gegeben, da diese per definitionem ein Mischvolk sind. Ansonsten: Bevölkerungstransfer: Dieses betrifft ein Verhältnis der fränkischen Oberschicht (Freiherren und Adlige) und dem Rest der Bevölkerung. Eine Durchmischung hat hier in Schaumburg jedenfalls nur sehr bedingt stattgefunden (uneheliche Kinder, usw.); lässt sich sehr wahrscheinlich auch anderswo leicht nachweisen.
Andere politikferne Gründe (Händler; Fachkräfte) spielen eine deutlich größere Rolle.
Renard schrieb:
Mit dem Sturz Heinirch des Löwen 1180 endete das alte Herzogtum und es wurde aufgeteilt: in das Hzm. Westfalen unter den Ebf. von Köln, ein Hzm. Braunschweig-Lüneburg unter den Welfen und ein Hzm. Sachsen unter den Askaniern, aus dem dann Sachsen-Wittenberg wurde, das 1356 zum Kurfürstentum (Goldene Bulle) erhoben wurde.
Es war gewiss nicht geplant ein Herzogtum Braunschweig-Lüneburg einzurichten. Der Herzogtitel wurde geteilt zwischen Köln (Westfalen und Engern) und den Askaniern (Rest-Sachsen).
Nur aufgrund der machtpolitischen Situation unter Heinrich dem VI. erlangte auch das Hausgut der Welfen den Hzm. Status. Damit stand einem Zerfall der "Stammesherzogtümer" auch in anderen Bereichen des Reiches nichts mehr entgegen (Regionalisierung nach Einflussbereichen).
 
Enginger schrieb:
Ich nehme mal an, dass sich dieses einmal auf die Nord-Süd-Besiedlung bezieht (Alt-Neu) und auf die Unterschiede zwischen den Sprachgruppen der GermanengruppeN. Ein Beispiel ist mit kein Plural auf -et bei den Elbgermanen gegeben. Bin aber auch kein Sprachforscher. Müsste mich dazu auch erkunden warum das da so steht.
Da frühesten Orte jedoch nicht vor 850 dokumentiert sind (jedenfalls hier in SHG) ist kann die Schreibweise aber auch nur ein Hinweis sein, also kein Beweis. :grübel:
Eine ethnische Zuweisung von Ortsnamen ist nur schwer möglich. Vor allem wenn die Ethnien sprachlich nahe verwandt sind. Anders ist das z.B. in Britannien. Zudem gibt es heute Ansätze, die in den unterschiedlichen Endungen eher personenrechtliche Ursachen etc. sehen. So kann man die -stedt und -leben-Namen zwar zum Bereich des Thüringerreichs rechnen, doch nur in bestimmten Regionen. Für andere Regionen und Dänemark gilt das nicht. Zudem könnten diese Ortsnamentypen auch von Warnen und Angeln stammen, müssen aber nicht. Zudem können Namen auch Moden unterworfen sein. So endete z.B. mein Wohnort mal auf -hus, -husen,-sun,-sen, heim,-xen. Durch die -sen Endung würde man ihn idR zu den sächsischen Orten zählen, hätte er das im 17. Jhd auftretende -heim behalten, würden manche ihn als fränkische Neugründung ansehen. Lange Rede, kurzer Sinn, chaukische Ortsnamen sind doch sehr fraglich.


Enginger schrieb:
Wenn sie zusammen mit den Chamaven mal eben 60.000 Brukterer töten und vertreiben können, die den Römern ja eine Last waren gehe ich schon von einer großen Gens aus.
Damit hätten die Brukterer (große?kleine? beide zusammen?) ca. 450.000 Personen. Das ist sehr unwahrscheinlich. Zudem könnte es doch reichen, wenn Chamaven und Angrivarier zusammen etwas mehr als 60.000 Personen/Krieger? hätten.

Enginger schrieb:
:rofl: Dazu mein erster von mir eher zufällig gefundener Hinweis zu Engern:

Woher haben die das? Das einzige was ich gefunden habe betrifft die Tötung des schwarzen & weißen Ewald (Brüder) indem Bericht des heiligen Beda (Lexikon des Mittelalters 4; Historia ecclesiastica gentis Anglorum Bd5) während der Eroberung dieses Gebietes 693 bis 695. Ostfalen ist erst für 775 das erste mal genannt; allerdings in den fränkischen Annalen.

Ich befürchte mal, weil später Engern und Westfalen in diesen eroberten Gebieten bezeugt sind, nahm man einfach deren Einwanderung/Eroberung an.

Enginger schrieb:
Westfalon & Angeron sind keine Gaue. Diese bestehen aus 5 bis 6 Gauen z.B. einer mit dem so bezeichnenden Namen Hatterun.
Nach: Geschichte Westfalens des LWL: ...wie letzthin gezeigt wurde, wird dadurch (den Namen) nur die Zugehörigkeit zu den beiden Stammesgebieten angegeben. Scheinen sich da ziemlich sicher zu sein.
Eine genaue Gaueinteilung ist schwierig, zudem wechseln Gebiete. Desweiteren gibt es auch Untergaue.
 
beorna schrieb:
Eine ethnische Zuweisung von Ortsnamen ist nur schwer möglich. Vor allem wenn die Ethnien sprachlich nahe verwandt sind. Anders ist das z.B. in Britannien. Zudem gibt es heute Ansätze, die in den unterschiedlichen Endungen eher personenrechtliche Ursachen etc. sehen. So kann man die -stedt und -leben-Namen zwar zum Bereich des Thüringerreichs rechnen, doch nur in bestimmten Regionen. Für andere Regionen und Dänemark gilt das nicht. Zudem könnten diese Ortsnamentypen auch von Warnen und Angeln stammen, müssen aber nicht. Zudem können Namen auch Moden unterworfen sein. So endete z.B. mein Wohnort mal auf -hus, -husen,-sun,-sen, heim,-xen. Durch die -sen Endung würde man ihn idR zu den sächsischen Orten zählen, hätte er das im 17. Jhd auftretende -heim behalten, würden manche ihn als fränkische Neugründung ansehen. Lange Rede, kurzer Sinn, chaukische Ortsnamen sind doch sehr fraglich.
Es war eigentlich auch nicht von rein chaukischen Ortsnamen die Rede, sondern dass die Besiedlung von Norden her südlich von Hannover endet.
Das einige Ortsnamen mehr als rätselhaft sind versteht sich von selbst. Die Endung -worde (heute -wöhren) gehört z.B. eigentlich ja auch nicht nach Schaumburg; wahrscheinlich sind sie von Rücksiedlern aus dem Lehen Holstein gegründet worden.

beorna schrieb:
Damit hätten die Brukterer (große?kleine? beide zusammen?) ca. 450.000 Personen. Das ist sehr unwahrscheinlich. Zudem könnte es doch reichen, wenn Chamaven und Angrivarier zusammen etwas mehr als 60.000 Personen/Krieger? hätten.
Dazu schreibt Tacitus nichts (Anfang 2 Jhdrt) nur:
Tacitus schrieb:
33. After the Tencteri came, in former days, the Bructeri; but the general account now is, that the Chamavi and Angrivarii entered their settlements, drove them out and utterly exterminated them with the common help of the neighbouring tribes, either from hatred of their tyranny, or from the attractions of plunder, or from heaven's favourable regard for us. It did not even grudge us the spectacle of the conflict. More than sixty thousand fell, not beneath the Roman arms and weapons, but, grander far, before our delighted eyes.
und
Tacitus schrieb:
During the last years of the 1st century the Angrivarii are found moving westwards, probably under pressure from the Chauci, and the power of the Bructeri was almost destroyed by their attack.
Dieses betrifft nur das Gebiet bis zur Lippe und vermutlich auch noch nicht das Scopingun. Hilfe von den Chaucen, Sinithern, Hama und Marsen? Die Auswanderung als Franken erfolgte jedenfalls erst später (250). Reste dieses Volkes? Beim zweiten Text ist von den Chamaven auch keine Rede mehr; nehme deshalb an, dass die Angrivaren die größere Gentes waren.

beorna schrieb:
Ich befürchte mal, weil später Engern und Westfalen in diesen eroberten Gebieten bezeugt sind, nahm man einfach deren Einwanderung/Eroberung an.
Engern sind als Volk außerhalb dieses Zeitraums eigentlich nie bezeugt, sondern nur in der Historia ecclesiastica gentis Anglorum Bd5, also der angelsächsischen Mission und den Sachsenkriegen durch die Franken, wobei es hier eigentlich kaum Ortsangaben gibt. Die eigentliche Funktion der 3 Herzogtümer war ja auch schon bei der Grab"schaffung" Widukinds in Engern vergessen, wei auch die genauen Grenzen. Im Angeron sind jedenfalls Engern definitiv nicht bezeugt; gehörte immer zu Westfalen.

beorna schrieb:
Eine genaue Gaueinteilung ist schwierig, zudem wechseln Gebiete. Desweiteren gibt es auch Untergaue.
Richtig. Diese sind allerdings meistens aufgrund der Bevölkerungsentwicklung in meist vorher dünnbesiedelten Gegenden entstanden und heißen häufig -feld oder -burg. Aber Westfalon und Angeron sind keine Gerichtsbezirke. Die Existenz der Grafschaft Mark ist anders eigentlich auch nicht zu erklären. Der Wechsel von Gebieten fand eigentlich erst statt als mit der Teilung 1180 die Go-Grafen tatsächliche Macht erlangten. Die genauen Grenzen der Gaue sind deshalb meist auch unbekannt. Es war eben nicht so wichtig. Wesentlich Interessanter waren die realen Besitztümer der Kirche und der fränkischen Freiherren (Domänen). Diese sind deshalb auch schon früh belegt.
 
Es ist mir ein Rätsel, wie man Tacitus englisch zitieren kann, wenn schon ein Zitat, dann doch bitte in Latein. Ansonsten ein sehr ansprechender Threat :)
 
@ Beorna, Strupanice und alle anderen, die mit dem Thema "Sachsen" ein wenig bewandert sind:
Ich schreibe derzeit an einer Arbeit, wo ich in einem Nebenaspekt etwas über die Sachsen wissen muss.
Im allgemeinen - und das ergibt sich ja so wohl auch aus den Quellen - beginnt der große Konflikt zwischen Sachsen und Karolingern im späten 7. Jahrhundert. Dazu habe ich folgende Fragen:

- In Prinz, Deutschlands Frühgeschichte, wird eher allgemein davon gesprochen, dass die Sachsen ab dem 6. Jahrhundert, ihr Herrschaftsgebiet sukzessive nach Westen und Süden ausweiteten. Gibts dazu nähere archäologische und historische Erkenntnisse?

- Zweitens knabbere ich noch an dem Problem, was sich die frühen Karolinger vor Karl dem Großen von ihren Sachsenzügen (z.B. durch Pippin den Mittleren und Karl Martell) erhofften bzw. was deren Ziele waren. Gibt es dazu detailliertere Analysen? Ich weiß, dass die erhaltenen Schriftquellen das Thema Sachsen immer nur recht knapp behandeln.

- Nordhessen sah damals ja eine große fränkische Siedlungsaktivität. Ist es berechtigt, die Zentren der sächsischen Herrschaft nicht weit davon im Weserbergland zu sehen? So dass schon damals (Zeitraum 670 - 750) versucht wurde, die Aktivitäten der Sachsen in ihrem Kernland einzudämmen?
 
Im 6.Jhd gibt es einige archäologische Zeugnisse, die auf ein süd- und westwärtsdrängen der sachsen hindeuten, diese sind aber nicht immer eindeutig. Zudem erscheinen (die) Sachsen in der 2. Hälfte des 6. Jhds als Verbündete der Franken, bzw. werden in deren Konflikte mit hineingezogen. Ich deute dies als Folge der Zerschlagung des Thüringerreiches mit Hilfe sächsischer Gruppen. Das ist aber sehr wohl strittig.

Die Feldzüge der Karolinger stehen auch in diesem Fragenkomplex. IdR gehen sie gegen rebellierende Sachsen vor. Das hieße, die Karolinger wollten die Unterstellung sächsischer Gebiete unter die fränkische Herrschaft wiederherstellen. In Frage kommen sogar, vor der Königsherrschaft der Karolinger, innerfränkische Streitigkeiten um die Hausmeierposition und den Einfluß im Reich.

Über die Machtzentren der Sachsen ist wenig bekannt. Soest/Beckum scheint ein solches Machtzentrum gewesen zu sein. Das Problem beginnt bei der Frage, wie Sachsen strukturiert war. Wie viele Machtzentren gab es überhaupt. Deuten etwa die Herrschaften/Heerschaften auf drei Machtzentren hin (eher nicht!). Was war mit den Gauen.......

Viele Fragen, wenig Antworten.
 
Ich habe mich nochmal kurz in die Quellen und die Literatur vertieft. Dabei hatte ich wie es scheint ein vorosterliches Pfingsterlebnis:rofl: .
Ich muß sagen, ich bin mir bei der Beteiligung sächsischer Hilfstruppen 531 nicht mehr sicher. Ich habe sie, aufgrund des Tributes immer für notwendig erachtet. Dies scheint mir nun nicht mehr so unbedingt zwingend. Ich muß sagen, daß ich mich ein wenig, oder eher deutlich an die Thesen Springers angenähert habe. Ich halte eine Erfindung einer sächsischen Beteiligung aufgrund politischer Gegebenheiten des 10. Jhd. für durchaus denkbar, wenn nicht wahrscheinlich. Die Tribute lassen sich durchaus auch anders erklären.

Das bestärkt aber wieder die These, die Feldzüge des späten 7. und frühen 8. Jhds. wären von den Franken gegen rebellierende Gruppen geführt worden.
 
beorna schrieb:
Ich habe mich nochmal kurz in die Quellen und die Literatur vertieft. Dabei hatte ich wie es scheint ein vorosterliches Pfingsterlebnis:rofl: .
Ich muß sagen, ich bin mir bei der Beteiligung sächsischer Hilfstruppen 531 nicht mehr sicher. Ich habe sie, aufgrund des Tributes immer für notwendig erachtet. Dies scheint mir nun nicht mehr so unbedingt zwingend. Ich muß sagen, daß ich mich ein wenig, oder eher deutlich an die Thesen Springers angenähert habe. Ich halte eine Erfindung einer sächsischen Beteiligung aufgrund politischer Gegebenheiten des 10. Jhd. für durchaus denkbar, wenn nicht wahrscheinlich. Die Tribute lassen sich durchaus auch anders erklären.

Das bestärkt aber wieder die These, die Feldzüge des späten 7. und frühen 8. Jhds. wären von den Franken gegen rebellierende Gruppen geführt worden.
Dem gibt es nichts hinzuzufügen. Springer (basierend auf Stöbe) wird erst der Anfang sein.
Es gibt von Hermann Stöbe eine Dissertation, die sich einzig und allein mit der Quellenlage zur sächsischen Geschichte auseinandersetzt. Schwerer Stoff. Und nur als Manuskript an der UNI Jena vorhanden.
 
Diese Lyrik spielt mit tödlicher Sicherheit auf das Blutgericht Karl des Großen an der Aller an, dokumentiert im Jahre 782, wo der König der Franken und Langobarden 4500 sächsische Geiseln hinrichten ließ, was wohl die Rache für die Zerschlagung eines fränkischen Heeres im Weserbergland war, verübt im selben Jahre durch die Sachsenstämme der Ostfalen, Westfalen, Engern und Nordalbinger. Insgesamt dührte Karl 32 Jahre Krieg gegen ein Volk von nicht mehr als 500 000 Menschen.
 
derLiterat schrieb:
Diese Lyrik spielt mit tödlicher Sicherheit auf das Blutgericht Karl des Großen an der Aller an, dokumentiert im Jahre 782, wo der König der Franken und Langobarden 4500 sächsische Geiseln hinrichten ließ, was wohl die Rache für die Zerschlagung eines fränkischen Heeres im Weserbergland war, verübt im selben Jahre durch die Sachsenstämme der Ostfalen, Westfalen, Engern und Nordalbinger.

Wobei nach wie vor umstritten ist, ob hier nicht einfach ein Kopist einen Fehler gemacht hat.
 
El Quijote schrieb:
Wobei nach wie vor umstritten ist, ob hier nicht einfach ein Kopist einen Fehler gemacht hat.

Richtig, denn die Reichsannalen liegen bekanntlich nicht mehr im Original vor, sondern eben in einer Abschrift; und zur Ergänzung hier noch der linguistische Aufhänger:
decollati - (sie wurden) enthauptet
delocati - (sie wurden) umgesiedelt
 
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