Sammelthread - Kurzkritiken über neue Spielfilme mit historischen Inhalten

Zitat:
"...Wenn wir uns hier nur an die historischen Vorlagen gehalten hätten, wären die Schauspieler mit besseren Säcken durch die Gegend gelaufen, denn im Grunde war es damals genau so. Aber wir wollten natürlich keine Schauspieler in Säcken."

Damit ist dann aber auch wirklich Alles gesagt. Wenn es ihnen nicht passt, wie man sich zu der Zeit kleidete, passen ihnen viele andere Tatsachen des Alltagslebens nicht. Soviel dann zur Einteilung als "historischer" Film. Leider orientiert sich auch diese Filmgattung meist nur an der Vorstellung der Regisseure und Produzenten, was dem Zuschauer wohl zuzumuten wäre oder seinem Geschmack entspräche. Das Zeithema soll hier doch nur noch ein Bonbon sein, damit der Zuseher sich wohlig als gebildet fühlen kann, weil er nicht nur einen anspruchsvollen Film sondern sogar einen historischen sieht. :still:
 
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Interessanter ist die Abkehr vom eigentlichen Robin-Hood-Stoff, welchen wir in der im frühen 16.Jh. gedruckten Ballade finden, welche wohl auf Vorgänger aus dem 15.Jh. zurück geht. A Gest of Robyn Hode ? Wikipedia
So spielen die Hauptfiguren dieser ersten literarischen Zeugnisse wie der arme Ritter of the Lee garkeine oder der Sheriff von Nottingham nur noch ganz am Rande eine Rolle in der Neuadaption.
(Zu dem armen Ritter hatten wir eine Kurzgeschichte mal in der Grundschule im Deutschunterricht. :))
 
Ebenfalls auf der offiziellen Homepage findet man eine Begründung von Grazer, ein Produzent neben Crowe, warum er sich für Scott als Regisseur entschieden habe, die auch tief blicken lässt.

"Ich brauchte jemand, der die Authenzität liebt und der großes Interesse an diesem Milieu hat, an der Zeit und ihren politischen und historischen Ereignissen."
Irgendwie klingt das jetzt danach, als ob Grazer einzig "Die Duellisten" von Scott gesehen hat, da der Film wirklich ganz anders als alle anderen Historienfilme von Scott tatsächlich viel Zeitkolorit und auch Kultur widerspiegelt.
Aber gleich danach versteht man, dass man scheinbar über Authenzität unterschiedlicher Meinung sein kann, denn Grazer fährt fort:
"... Wenn wir die Geschichte auf die Leinwand bringen, dann als Gladiator-Version von Robin Hood."

Ich würde sagen, das sagt wirklich alles und erklärt die Parallelen zwischen den beiden sehr unhistorisch anmutenden Filmen mit ihrer teilweise Fantasieausstattung - ganz abgesehen von der gleichen Frisur und Barttracht des Hauptdarstellers...
 
"... Wenn wir die Geschichte auf die Leinwand bringen, dann als Gladiator-Version von Robin Hood."
Oookay, wenn dem so ist, dann konnten sie die Darsteller tatsächlich nicht in Säcken herumlaufen lassen... :devil::D Kotz, würg.
 
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Wie schon oben erwähnt: Das einzig gute an dem Film ist Alan Rickman, der ist so richtig gut böse.

Der ist IMMER richtig gut böse, möchte ich mal dazu bemerken :devil:

Nein, mir gehts ja auch nicht darum, einen Film historisch korrekt wirken zu lassen, schon gar nicht, wenn es ein Robin-Hood-Film werden soll, immerhin ist die Figur des Robin Hood doch eher literarischer als historischer Natur.

ABER: Ich hätte bitte gerne mehr EIGENE Ideen in Hollywood, bitteschön. Kann doch nicht so schwer sein. Das sind doch alles "Künstler", oder nicht? Warum schon wieder einen neuen Robin-Hood-Film? Und wenn ein neuer Robin-Hood-Film, warum aus der Sicht von Robin, mal wieder??? Warum macht sich nicht einer der Filmleute zum Beispiel die Mühe, einen Film aus der Sicht von Maid Marian oder Little John zu machen? Wäre zumindest mal etwas Neues - mit so einem Film könnte ich vielleicht sogar unterhaltungstechnisch etwas anfangen - weil eben NEU.

Es wird doch alles nur noch wieder aufgebrüht, ob nun in der Musikindustrie oder in der Filmindustrie. Sogar Schriftsteller schreiben schon gegenseitig beieinander ab. Hallo? Nicht jeder Mensch lebt in der Generation "hauptsache Säx ist drin, und bissl Kloppe".. man will doch GUT unterhalten werden, oder bin ich die Einzige, die solche Ansprüche stellt?

Ganz ehrlich, mir hat sogar der Tudor-Hype gefallen - einfach weil hier ein Themenkreis angeschnitten wurde, der selten einmal Beachtung findet. Eine Serie aus Sicht Heinrich VIII. , ein Film über Anne Boleyn, zwei Filme über Elizabeth I. -- die waren alle nicht unbedingt historisch korrekt, aber eben mal was Neues! Warum, warum nur habe ich das Gefühl, dass der BBC im Stande ist, bessere Filme zu produzieren als die Traumfabrik in Hollywood?

Mir gehts nichteinmal um anspruchsvolle Filme, bei denen man nachdenken muss, da gibts genügend, auch neue. Aber was ist mit wirklich guter Unterhaltung? Warum wärmt ein neuer Film nur die schon in den 90ern abgestandene Brühe wieder auf??? Das ist es, was ich nicht verstehe.

Und, ganz ehrlich: ist ja schön, wenn man dann endlich doch mal eine eigene Idee hat, aber muss man dann trotzdem noch die eigenen politischen Ansichten darin unterbringen? Also, ich meine, so offensichtlich? Ich trau mich ja schon gar nicht mehr ins Kino... :motz:
 
Und wenn ein neuer Robin-Hood-Film, warum aus der Sicht von Robin, mal wieder??? Warum macht sich nicht einer der Filmleute zum Beispiel die Mühe, einen Film aus der Sicht von Maid Marian oder Little John zu machen? Wäre zumindest mal etwas Neues - mit so einem Film könnte ich vielleicht sogar unterhaltungstechnisch etwas anfangen - weil eben NEU.
Immerhin gibts ja den wunderbaren Film mit Sean Connery als alterndem Robin Hood. Das war doch mal eine neue Perspektive. Zwar immer noch Robin, aber mal nicht so als der Superheld. Und Audrey Hepburn als Marian war auch ziemlich anders als sonst so in diesen Filmen.
 
Immerhin gibts ja den wunderbaren Film mit Sean Connery als alterndem Robin Hood. Das war doch mal eine neue Perspektive. Zwar immer noch Robin, aber mal nicht so als der Superheld. Und Audrey Hepburn als Marian war auch ziemlich anders als sonst so in diesen Filmen.

Okay, den Film lasse ich gelten, der war wirklich nicht schlecht. Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel :devil:
 
Ganz ehrlich, mir hat sogar der Tudor-Hype gefallen - einfach weil hier ein Themenkreis angeschnitten wurde, der selten einmal Beachtung findet. Eine Serie aus Sicht Heinrich VIII. , ein Film über Anne Boleyn, zwei Filme über Elizabeth I. -- die waren alle nicht unbedingt historisch korrekt, aber eben mal was Neues! Warum, warum nur habe ich das Gefühl, dass der BBC im Stande ist, bessere Filme zu produzieren als die Traumfabrik in Hollywood?
Ich hingegen hatte den Eindruck, dass Elizabeth I. und Henry VIII. auch schon oft genug bemüht wurden. Bezeichnenderweise war ja schon der Name der "Tudor"-Reihe eine falsche Fährte, ging es darin doch wiederum garnicht um die Tudors, sondern bloß wieder um die Liebschaften von Henry VIII..
Bezeichnenderweise war ja Eroll Flynn schon ebenso Robin Hood wie der Earl of Essex. Robert Shaw, Richard Burton, Eric Bana - auch die Liste der Darsteller von Henry VIII. ist nicht gerade kurz.:D

Warum die BBC bessere Produktionen macht, ist wohl schwer zu beantworten. Vielleicht sind grundsätzlich die Sehgewohnheiten im Vereinigten Königreich andere und man muss nicht wie Hollywood auf einen quasi globalen Markt Rücksicht nehmen und auch nicht auf inner-US-amerikanische Befindlichkeiten (wie der Quotenfarbige, den wir schon in manchen Verfilmungen entdeckt haben=)). Andererseits produzierte die BBC auch schon teilweise ziemlichen Schrott, gerade was für die Leinwand bestimmt war wie "Mansfield Park" (99).

Das Beste, was ich bisher von der BBC kenne: "North and South" (zwar langweilig, aber toll ausgestattet), "Pride and Prejudice"(1995), "Sense and Sensebility" (2008).
 
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Warum die BBC bessere Produktionen macht, ist wohl schwer zu beantworten. Vielleicht sind grundsätzlich die Sehgewohnheiten im Vereinigten Königreich andere und man muss nicht wie Hollywood auf einen quasi globalen Markt Rücksicht nehmen und auch nicht auf inner-US-amerikanische Befindlichkeiten (wie der Quotenfarbige, den wir schon in manchen Verfilmungen entdeckt haben=)). Andererseits produzierte die BBC auch schon teilweise ziemlichen Schrott, gerade was für die Leinwand bestimmt war wie "Mansfield Park" (99).

Das Beste, was ich bisher von der BBC kenne: "North and South" (zwar langweilig, aber toll ausgestattet), "Pride and Prejudice"(1995), "Sense and Sensebility" (2008).

Ich würde mal sagen, daß ein Faktor der nicht vergessen werden sollte der ist, daß die BBC, anders als Hollywood, keine Filme machen muß, die kommerzielle Erfolge sind. Die hiesigen GEZ Gebühren muß ich zahlen ob mir das Programm gefällt oder nicht. :) Auf der anderen Seite stellt sich dann die Frage wie so manche deutsche Historienverfilmung in den öffentlich Rechtlichen so ausfallen konnte wie sie geworden ist- Namen an dieser Stelle nach Belieben einsetzen.

Aber was wahrscheinlich dazu kommt ist, daß es hierzulande jede Menge historische Dramen und Drämchen im Fernsehen gibt, und man sich vermutlich schon etwas ins Zeug legen muß um sich von den anderen abzuheben. Montag Abend zum Beispiel lief groß angekündigt bei der BBC, ein Film über Anne Lister, eine lesbische Landbesitzerin aus Yorkshire die Ende des 18. Jahrhunderts geboren wurde. Ich hab's noch nicht gesehen, aber es reiht sich schön in eine lange Liste von Filmen ein, die sich mit teilweise recht obskuren Themen befasst. Und klar, wird immer mal wieder großer Mist gebaut. :cry:

Außerdem wird, anders als bei Hollywood, eine gewisse Grundbildung über europäische Geschichte beim Zuschauer vorausgesetzt. Ich erinnere mich da gerade an die "Tudors", die ja die zwei Schwestern Heinrichs VIII auf eine reduziert haben, was dann hierzulande zu einem Aufschrei der Empörung geführt hat und ziemlich ungallant zu der Feststellung, daß das amerikanische Publikum wohl nicht clever genug sei mit gleich zwei Figuren names "Mary" zurechtzukommen. Man selbst sei ja gebildet und clever genug um festzustellen, daß die Fernsehserie damit kurzerhand Maria Stuart aus der Geschichte geschrieben habe.

Ich denke, daß da einige Faktoren zusammenkommen, und nicht zuletzt, daß man in Europa etwas besser über europäische Geschichte im Bilde ist, als auf der anderen Seite des Ozeans, wo einiges an Grundwissen fehlt. Das ist ähnlich wie wenn man mir ein sagen wir koreanisches Historiendrama vorsetzt- ich hab' keine Ahnung, müsste erstmal über die Grundzüge informiert werden und würde dann vermutlich erstmal alles schlucken was mir vorgesetzt wird ohne zu wissen ob es gut oder schlecht ist, oder einen gewissen Anspruch hat, weil ich keine Ahnung hab'.

Okay, und um wieder zurück zum Thema zu kommen, gelobe ich den erwähnten Film über Anne Lister so bald wie möglich anzuschauen, und werde dann eine Kurzkritik hier hinstellen, damit mir die längere Tirade über die BBC wieder vergeben wird. :red: :)
 
Ich denke, daß da einige Faktoren zusammenkommen, und nicht zuletzt, daß man in Europa etwas besser über europäische Geschichte im Bilde ist, als auf der anderen Seite des Ozeans, wo einiges an Grundwissen fehlt. Das ist ähnlich wie wenn man mir ein sagen wir koreanisches Historiendrama vorsetzt- ich hab' keine Ahnung, müsste erstmal über die Grundzüge informiert werden und würde dann vermutlich erstmal alles schlucken was mir vorgesetzt wird ohne zu wissen ob es gut oder schlecht ist, oder einen gewissen Anspruch hat, weil ich keine Ahnung hab'.
Da hast Du recht. Sehr schön sehen konnte man das an den chinesischen Filmen "Three Kingdoms" und "Red Cliff", die sich beide mit den Kriegen zwischen den drei Nachfolgereichen der untergehenden Han-Dynastie im 3. Jhdt. n. Chr. befassten. In China selbst sind diese Ereignisse allgemein bekannt, somit konnte das nötige Hintergrundwissen beim Zuschauer vorausgesetzt werden und musste nicht erst in den Filmen erläutert werden. Bei "Red Cliff" hat man für die Fassung für den europäischen Markt eine Einleitung hinzugefügt, in der man versuchte, dem europäischen Zuschauer zumindest die Grundlagen zu vermitteln, "Three Kingdoms" hingegen wird für viele europäische Seher unverständlich sein.
 
Die Briten haben offenbar ein Faible für Geschichte. Jeder, der mal in einer dortigen Buchhandlung war, weiss wovon ich rede. Deshalb gibt man sich in den Filmen und Dokus der BBC auch Mühe, authentisch und informativ rüberzukommen. Mit irgendwelchem Mist fällt man vor eigenem Publikum gnadenlos durch.
Ähnliches gilt für die Naturdokus - Selbstdarsteller und Nervbolzen wie die australischen Outback-Tierfilmer, die ständig "mit Krokodilen kämpfen", kommen bei den gebildeten Briten nicht so gut an.
 
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Die Briten haben offenbar ein Faible für Geschichte. Jeder, der mal in einer dortigen Buchhandlung war, weiss wovon ich rede.

Geht man in eine deutsche Buchhandlung, so bekommt man beim betrachten der historischen Romane den Eindruck das Mittelalter habe nur in England stattgefunden.:D
Na gut, ich übertreibe ein wenig, aber mich würde mal interessieren ob auch deutsche Romanautoren ins Englische übersetzt werden.
 
Geht man in eine deutsche Buchhandlung, so bekommt man beim betrachten der historischen Romane den Eindruck das Mittelalter habe nur in England stattgefunden.:D
Na gut, ich übertreibe ein wenig, aber mich würde mal interessieren ob auch deutsche Romanautoren ins Englische übersetzt werden.

a) Es gibt auch historische Romane deutscher Autoren, die in Deutschland spielen. Wobei es in Sachen Qualität ein weites Spektrum gibt...

b) Nein, deutsche Romane werden kaum ins Englische übersetzt. Die haben nämlich genug eigene Autoren. Die deutschen Autoren sind auch kaum bekannt. Außerdem gibt es zu wenig Deutschübersetzer. (Das war wohl auch einer der Gründe, warum man Rebecca Gablé nicht in GB rausbringen konnte, da gab es wohl mal Versuche seitens des Verlages...)
 
Also, ich fand "Mansfield Park" gar nicht so schlecht, Briso. Im ganzen eigentlich sogar ganz nett, wenn man sich einfach nur unterhalten lassen möchte (was bei mir in den meisten Fällen zutrifft).

Wie gesagt, gehts mir ja nicht so unbedingt um Authentizität, mich interessierts nicht, ob ein Reifrock nun 80cm Durchmesser hat, oder doch 1,2m, oder ob es einen bestimmten Orden zum Handlungszeitpunkt schon gegeben hat oder nicht.

Das alles juckt mich nicht. Aber ich möchte gut unterhalten werden und das ist nicht möglich, wenn alle paar Jahre derselbe Schmarrn einfach neu aufgekocht wird. Wie gesagt, es gäbe ja nun wirklich mehr als genug Bücher, die man verfilmen könnte, es ist ja nicht so, dass die gesamte englische Literatur nur aus Robin Hood und König Artus besteht.

Na klar ärgert es mich, wenn ich eine Buchverfilmung sehe und sie nicht zumindest annähernd noch etwas mit der Vorlage zu tun hat.

Ich warte ja auch bloß noch auf eine neue Verfilmung der "drei Musketiere" :nono: Obwohl... da gabs erst vor ein paar Jahren eine mit DiCaprio... okay, auch abgehakt, die nächsten vier Jahre haben wir noch Ruhe, denke ich.
Warum eigentlich nicht mal eine neue Verfilmung der "Kameliendame" zum Beispiel (gibt eine aus den 50ern, glaube ich)?

Seltsamerweise schafft es aber gerade die BBC, gute Filme zu machen OBWOHL sie ihren Bildungsauftrag (sofern sie einen haben) zu erfüllen versuchen. Während ich hierzulande leider das Gefühl habe, entweder es wird der Bildungsauftrag erfüllt (was eher selten und dann noch mehr schlecht als recht vorkommt), oder es wird schlecht von den Privatsendern abgekupfert. Und in Hollywood, wo eigentlich nur die Unterhaltungsindustrie bedient werden sollte, wird immer wieder dasselbe Schema neu verpackt.

Mir stellt sich allen Ernstes die Frage, ob denn der Hauptteil des Publikums geistig so abgestumpft ist, dass die Leute gar nicht mehr merken, dass sie immer dasselbe gezeigt bekommen und ob ich die Einzige bin, der das auffällt :still:
 
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