Die drei Musketiere (Triologie von Lester)
Tut mir leid, mir war keine genauere Bezeichnung eingefallen.
Verglichen mit dem Roman ist diese Klamaukverfilmung der 1970er mit Michael York in der Hauptrolle eine der gelungensten des Stoffes von Dumas. Klar gibt es einige gravierende Unterschiede zur Romanvorlage, aber immerhin kommen die allermeisten Szenen des Buches vor, auch wenn die Waffen und ähnliches teilw. abgewandelt wurden.
Das Dumme ist eben, dass sich noch kein Regisseur wie Richard Lester überhaupt einmal an die Verfilmung des Gesamtstoffes gewagt hat. Die Dialoge der deutschen Synchronisierung sind typischer 70-er-Jahre Humor, der an die witzigeren Italowestern erinnert.
Entsprechend des Umfangs des Werkes wurde auch ein wirklich beeindruckendes Staraufgebot des Kinos der 1970er hierfür zusammengetrommelt:
Michael York, Oliver Reed, Richard Chamberlain, Frank Finlay, Raquel Welch, Christopher Lee, Charlton Heston (der wirklich gut als Kardinal ist), Geraldine Chaplin, Faye Dunaway, Jean-Pierre Cassel...
Manch einer mag solche Filme mit gewaltigem Staraufgebot nicht so gern, bei den "Drei Musketieren" kann man darüber hinweg sehen, da eben auch die Charaktere für sich im Roman eine wichtige Rolle spielen.
Die Handlung braucht man nicht wiedergeben, die kann man bei Dumas d. Ä. nachlesen.
Was auch dringend für denjenigen, der dieses Meisterwerk noch nicht kennt und maximal einmal eine der neueren Verfilmungen gesehen hat, zu empfehlen ist. Die Charaktere kommen jedenfalls in der 1970er Verfilmung sehr gut rüber und das komischer Weise, obwohl sich der Film bemühen muss die Balance zwischen Albernheit des Klamauks, man denke allein an die respektlose Slapstickszene am Ende des ersten Teils der Reihe (!), und der durchaus ernstzunehmenden Romanvorlage zu halten. Dabei ist Humor bei jeder Verfilmung der "Drei Musketiere" ganz wichtig, da eben auch der Roman davon sprüht. Doch den Witz eines Romans in die Drehbücher eines Films zu zaubern ist natürlich eine Herkulesaufgabe.
Die neueren Verfilmungen wie "The Musketeer" (2001) oder auch "Die drei Musketiere" (1993) und "Die drei Musketiere'" (2005) versuchten es zwar auch mit einem jeweils dem Zeitpunkt des Drehs entsprechenden Aufgebot berühmter Miemen, taten das aber in bescheidenerem Ausmaß als bei der Verfilmung von Lester. Zum anderen gingen die neueren Verfilmungen mit weniger Humor und dennoch weniger Nähe zur Romanvorlage an das Thema und dadurch entstanden dann wenig plausible oder gar schlechte Filme mit Ergebnissen, die dann z.T. fast garnichts mehr außer den Namen der Figuren mit der Originalhandlung gemein. In der auch wirklich sehr verrissenenen 2001er Adaption hieß Constance Bonancieux dann auch noch Francesca (warum eigentlich?). Wo die Regisseure keine Ahnung oder kein Interesse am Stoff hatten, versuchten sie durch unrealistische, wohl eher lächerliche Steigerungen der Handlung ihre Filme aufzupeppen, da sie wohl meinten, dass dies nötig sei. So soll einmal der König von Richelieu umgebracht werden (Wer kommt denn auf so einen Unsinn? Das ist ja geradezu eine Umkehrung der Handlung des Buches.), was die Musketiere zu verhindern wissen - mal werden die Musketiere (mit welcher Begründung nochmal?) aufgelöst - mal der Kommandant der Musketiere Treville gefangen genommen.
Bei all diesen Schwächen der neueren Verfilmungen erscheint es nicht verwunderlich, dass wohl die 1970er Verfilmung (mit all ihren Fehlerchen) die bleibende ist. Sie hat sozusagen Standarts an Geschwindigkeit, Witz usw. gesetzt.