"Mansfield Park" 1999
Ganz artig schreibe ich jetzt mal doch die Kritik zu "Mansfield Park". Zuvor gebe ich gleich mal zu, dass ich den Roman nicht gelesen habe, weshalb es mir also keineswegs um einen Vergleich von Roman und Verfilmung gehen kann.
Die Schauspieler erwähne ich nicht besonders. Ich fand, dass sie alle durchweg recht ordentlich spielten.
Handlung:
Die kleine Fanny kommt zur Verwandtschaft, den Bertrams, ihrer Mutter nach Mansfield Park. Auf dem Weg dorthin sieht sie schon ein Sklavenschiff der Bertrams, welches in einer Bucht liegt. Nach einem wenig freundlichen Empfang überspringt nun der Film die Jahre bis Fanny erwachsen geworden ist. Sie wuchs derweil zusammen mit den Töchtern des Hauses ihrer reichen Verwandtschaft auf dem Anwesen Mansfield Park auf.
Offensichtlich hat sie sich mit Edmund Bertram, dem jüngeren Sohn des Hauses sehr angefreundet. Später kommen die Geschwister Mr. und Miss Crawford in die Gegend. Sir Thomas Bertram begab sich auf eine Reise. Er und sein Sohn Tom kümmern sich scheinbar vorrangig um die Geschäfte auf den familiären Besitzungen, welche v.a. aus Plantagen in Westindien bestehen. Tom kehrt zurück nach Mansfield Park und verleitet alle Anwesenden, inklusive seinem künftigen Schwager Mr. Rushwood, ein Theaterstück gemeinsam in den eigenen Räumlichkeiten aufzuführen. Miss Crawford ist seither Edmund näher gekommen. Als die Aufführung beginnen soll, überrascht Sir Thomas die Schauspieler. Tom macht sich sogleich wieder davon, denn er hat sich offenbar durch seine Lebensweise mit seinem Vater überworfen.
Mr. Crawford möchte sich Fanny nähern, wird aber von ihr abgewiesen. Sir Thomas ist darüber erzürnt und schickt daher Fanny sozusagen zur Strafe in ihr schäbiges eigentliches Heim bei ihren Eltern zurück. Auch dort macht Mr. Crawford ihr weiterhin, scheinbar aus ehrlicher Zuneigung, da sie ja kein Erbe zu erwarten hat, den Hof. Zwar ringt sie sich einmal zu einem Ja durch, widerruft es dann aber sogleich wieder.
Fanny wird dann aber plötzlich von Sir Thomas nach Mansfield Park zurück gerufen. Er benötigt sie, um seinen Erben Tom zu pflegen. Denn er ist zwischenzeitlich als körperliches Wrack und schwer erkrankt zurückgekehrt. Bei Tom findet Fanny Zeichnungen, welche die Grausamkeiten auf den Plantagen gegenüber den Sklaven zeigen. Mr. Crawford verführt, scheinbar nun in keinerlei Illusionen bezüglich Fanny mehr gefangen, eine der Töchter von Sir Thomas, nämlich Mrs. Rushwood. Mit ihr macht er sich davon, was das Haus in Aufregung versetzt. In einer hitzigen Debatte über die Zukunft, verplappert sich Miss Crawford und zeigt ihr wahres Wesen, indem sie durchscheinen lässt, dass es doch eine Chance für Edmund wäre, wenn dessen Bruder Tom sterben würde. Darüber sind alle entsetzt und Miss Crawford verlässt nun auch Mansfield Park.
Tom wird wieder gesund und der Weg für die Beziehung von Fanny und Edmund ist nun frei. Das Happy-End wird damit bekrönt, dass sich Sir Thomas nun aus dem schmutzigen Geschäft auf den Kolonien zurückzieht.
Verhalten, Handlung etc.
In der Figur der Fanny fließen hier die Figuren der Jane Austen selbst und der Fanny Price zusammen. Dabei kommt eine Art moderne emanzipierte Frau heraus, welche wenig mit galanten Herren anfangen kann und scheinbar hauptsächlich im Schmuddellook rumrennen mag. Daher schreibt Fanny auch ständig an ihren Erinnerungen und an dies und jenem.
Die Figuren verhalten sich eher modern. Von daher fand ich die Kritik er sei „gegen das historische Ambiente inszeniert“ vom Lexikon des internationalen Films ganz zutreffend.
Die Personen agieren in aller Regel unterkühlt und stehen in großen, hauptsächlich leeren Räumen gegenüber.
Untypisch für Jane-Austen-Romane und deren Adaptionen kommt Sex explizit vor. Immerhin entsteht daraus in der ansonsten überaus drögen Verfilmung etwas Spannung und Victoria Hamilton (als Maria Bertram) ist auch nackt durchaus ansehnlich.
feif: Etwas seltsam wirkt die etwas verrucht gemachte Szene, in welcher sich Miss Crawford der Fanny nach einem Regenguss nähert.
Der Schwerpunkt der Handlung wird recht gleichmäßig auf einer Kritik am Sklavenbesitz der Familie sowie an der etwas seltsam archaisch wirkenden Heiratspolitik der Bertrams verteilt. Seltsam vor allem, weil sich ja ansonsten die Charaktere sehr modernisiert verhalten.
Ausstattung und Kostüme:
Die Kostüme bilden einen bunten Mix durch die Jahrzehnte, wobei das nichts damit zu tun hat, ob die Charaktere nun jünger oder älter, reicher oder ärmer sind, also alte Kleidung immer noch aus diesem oder jenem Grund getragen wird. Kopfbedeckungen werden grundsätzlich oft weggelassen, wodurch die Figuren noch modernen wirken (sollen ?).
Auffällig war v.a. ein Korsett aus dem späten 19.Jh., das auch exponiert in der oben genannten Szene zwischen Miss Crawford und Fanny gezeigt wurde. Unter einem Kleid von Fanny, das man desöfteren sieht, trägt sie auch schlicht eine moderne Bluse.
Die Boote und Fischereisegler im Hafen beim Haus der Familie von Fanny wirken sehr modern.
Wie gesagt scheinen die Räumlichkeiten in Mansfield Park sehr steril - ohne Leben. Die Figuren bewegen sich in ziemlich leeren Räumen, die teilweise aussehen, als wäre in einem abbruchreifem Haus gedreht worden. Entweder ist in einem solchen gedreht worden oder in gewollt seltsamen Räumlichkeiten, die im Studio zusammen gestellt wurden(?).
Asseccoires wurden die Charakteren kaum beigegeben, wobei das vielleicht auch grundsätzlich daran liegt, dass diese wenn dann zu modern gewesen wären.
Die Frisuren sollte man, ausgenommen v.a. Mr. Rushwood, vergessen.
Insgesamt ist das eine der wunderlichsten Verfilmungen gewesen, die ich bis jetzt sah.
Entweder ist es ein Low Budget-Verfilmung gewesen und war ein (misslungener) Versuch eines Kunstfilms, wozu Jane Austens Vorlage nur eine Art ungeliebtes Vehikel war.
Qualitativ würde ich den Film ungefähr bei der Hollywoodverfilmung von "Emma" von 1995 ansiedeln, wobei das Manko der Verlagerung des Schwerpunktes und einer noch radikaleren Verzerrung der Figuren fast noch schwerer wiegt.
Ganz artig schreibe ich jetzt mal doch die Kritik zu "Mansfield Park". Zuvor gebe ich gleich mal zu, dass ich den Roman nicht gelesen habe, weshalb es mir also keineswegs um einen Vergleich von Roman und Verfilmung gehen kann.
Die Schauspieler erwähne ich nicht besonders. Ich fand, dass sie alle durchweg recht ordentlich spielten.
Handlung:
Die kleine Fanny kommt zur Verwandtschaft, den Bertrams, ihrer Mutter nach Mansfield Park. Auf dem Weg dorthin sieht sie schon ein Sklavenschiff der Bertrams, welches in einer Bucht liegt. Nach einem wenig freundlichen Empfang überspringt nun der Film die Jahre bis Fanny erwachsen geworden ist. Sie wuchs derweil zusammen mit den Töchtern des Hauses ihrer reichen Verwandtschaft auf dem Anwesen Mansfield Park auf.
Offensichtlich hat sie sich mit Edmund Bertram, dem jüngeren Sohn des Hauses sehr angefreundet. Später kommen die Geschwister Mr. und Miss Crawford in die Gegend. Sir Thomas Bertram begab sich auf eine Reise. Er und sein Sohn Tom kümmern sich scheinbar vorrangig um die Geschäfte auf den familiären Besitzungen, welche v.a. aus Plantagen in Westindien bestehen. Tom kehrt zurück nach Mansfield Park und verleitet alle Anwesenden, inklusive seinem künftigen Schwager Mr. Rushwood, ein Theaterstück gemeinsam in den eigenen Räumlichkeiten aufzuführen. Miss Crawford ist seither Edmund näher gekommen. Als die Aufführung beginnen soll, überrascht Sir Thomas die Schauspieler. Tom macht sich sogleich wieder davon, denn er hat sich offenbar durch seine Lebensweise mit seinem Vater überworfen.
Mr. Crawford möchte sich Fanny nähern, wird aber von ihr abgewiesen. Sir Thomas ist darüber erzürnt und schickt daher Fanny sozusagen zur Strafe in ihr schäbiges eigentliches Heim bei ihren Eltern zurück. Auch dort macht Mr. Crawford ihr weiterhin, scheinbar aus ehrlicher Zuneigung, da sie ja kein Erbe zu erwarten hat, den Hof. Zwar ringt sie sich einmal zu einem Ja durch, widerruft es dann aber sogleich wieder.
Fanny wird dann aber plötzlich von Sir Thomas nach Mansfield Park zurück gerufen. Er benötigt sie, um seinen Erben Tom zu pflegen. Denn er ist zwischenzeitlich als körperliches Wrack und schwer erkrankt zurückgekehrt. Bei Tom findet Fanny Zeichnungen, welche die Grausamkeiten auf den Plantagen gegenüber den Sklaven zeigen. Mr. Crawford verführt, scheinbar nun in keinerlei Illusionen bezüglich Fanny mehr gefangen, eine der Töchter von Sir Thomas, nämlich Mrs. Rushwood. Mit ihr macht er sich davon, was das Haus in Aufregung versetzt. In einer hitzigen Debatte über die Zukunft, verplappert sich Miss Crawford und zeigt ihr wahres Wesen, indem sie durchscheinen lässt, dass es doch eine Chance für Edmund wäre, wenn dessen Bruder Tom sterben würde. Darüber sind alle entsetzt und Miss Crawford verlässt nun auch Mansfield Park.
Tom wird wieder gesund und der Weg für die Beziehung von Fanny und Edmund ist nun frei. Das Happy-End wird damit bekrönt, dass sich Sir Thomas nun aus dem schmutzigen Geschäft auf den Kolonien zurückzieht.
Verhalten, Handlung etc.
In der Figur der Fanny fließen hier die Figuren der Jane Austen selbst und der Fanny Price zusammen. Dabei kommt eine Art moderne emanzipierte Frau heraus, welche wenig mit galanten Herren anfangen kann und scheinbar hauptsächlich im Schmuddellook rumrennen mag. Daher schreibt Fanny auch ständig an ihren Erinnerungen und an dies und jenem.
Die Figuren verhalten sich eher modern. Von daher fand ich die Kritik er sei „gegen das historische Ambiente inszeniert“ vom Lexikon des internationalen Films ganz zutreffend.
Die Personen agieren in aller Regel unterkühlt und stehen in großen, hauptsächlich leeren Räumen gegenüber.
Untypisch für Jane-Austen-Romane und deren Adaptionen kommt Sex explizit vor. Immerhin entsteht daraus in der ansonsten überaus drögen Verfilmung etwas Spannung und Victoria Hamilton (als Maria Bertram) ist auch nackt durchaus ansehnlich.
Der Schwerpunkt der Handlung wird recht gleichmäßig auf einer Kritik am Sklavenbesitz der Familie sowie an der etwas seltsam archaisch wirkenden Heiratspolitik der Bertrams verteilt. Seltsam vor allem, weil sich ja ansonsten die Charaktere sehr modernisiert verhalten.
Ausstattung und Kostüme:
Die Kostüme bilden einen bunten Mix durch die Jahrzehnte, wobei das nichts damit zu tun hat, ob die Charaktere nun jünger oder älter, reicher oder ärmer sind, also alte Kleidung immer noch aus diesem oder jenem Grund getragen wird. Kopfbedeckungen werden grundsätzlich oft weggelassen, wodurch die Figuren noch modernen wirken (sollen ?).
Auffällig war v.a. ein Korsett aus dem späten 19.Jh., das auch exponiert in der oben genannten Szene zwischen Miss Crawford und Fanny gezeigt wurde. Unter einem Kleid von Fanny, das man desöfteren sieht, trägt sie auch schlicht eine moderne Bluse.
Die Boote und Fischereisegler im Hafen beim Haus der Familie von Fanny wirken sehr modern.
Wie gesagt scheinen die Räumlichkeiten in Mansfield Park sehr steril - ohne Leben. Die Figuren bewegen sich in ziemlich leeren Räumen, die teilweise aussehen, als wäre in einem abbruchreifem Haus gedreht worden. Entweder ist in einem solchen gedreht worden oder in gewollt seltsamen Räumlichkeiten, die im Studio zusammen gestellt wurden(?).
Asseccoires wurden die Charakteren kaum beigegeben, wobei das vielleicht auch grundsätzlich daran liegt, dass diese wenn dann zu modern gewesen wären.
Die Frisuren sollte man, ausgenommen v.a. Mr. Rushwood, vergessen.
Insgesamt ist das eine der wunderlichsten Verfilmungen gewesen, die ich bis jetzt sah.
Entweder ist es ein Low Budget-Verfilmung gewesen und war ein (misslungener) Versuch eines Kunstfilms, wozu Jane Austens Vorlage nur eine Art ungeliebtes Vehikel war.
Qualitativ würde ich den Film ungefähr bei der Hollywoodverfilmung von "Emma" von 1995 ansiedeln, wobei das Manko der Verlagerung des Schwerpunktes und einer noch radikaleren Verzerrung der Figuren fast noch schwerer wiegt.