Von der Brutpflege zur Gesellschaftsbildung

Klaus schrieb:
Wenn die Population nicht von der verfügbaren Nahrungsmenge limitiert wird - wovon denn dann ?
(Die Antwort auf diese Frage ist sehr folgenreich für die Menschheitsgeschichte und wäre einen eigenen Thread wert.)
Wenn du diese Frage etwas präzisierst, dann können (und sollten) wir sie tatsächlich in einem eigenen Thead diskutieren.
Eine nebenläufige Diskussion dieser Frage würde diesen Thread sprengen. Ich möchte gern einen neuen Thread dazu eröffnen, muss aber noch ein Bisschen nachdenken. Zu fast demselben Thema habe ich gerade an anderer Stelle etwas geschrieben: http://www.geschichtsforum.de/390185-post26.html
 
Dies ist eine interessante These, die sich schwer nachweisen lässt.

Ich hoffe wir sind uns doch im Klaren, dass wir hier ausschließlich über Thesen diskutieren können?

Der Ackerbau wurde soweit betrieben, dass er die eigene Ernährung übers Jahr abdecken sollte, den Widrigkeiten der Jahreszeiten ausgesetzt. Jeder weitere Mund der gestopft werden musste war nicht geplant, weil Mann oder Frau der Meinung wären, viele Kinder im Haus schaffen Frohsinn und gute Laune übers Jahr.

Und dennoch konnte nur der Ackerbau zu Reichtum beitragen. Um Ackerbau betreiben zu können war die Erfindung der künstlichen Bewässerung notwendig. Wobei wohl nicht alle im gleichen Umfang profitieren konnten, aber meiner Meinung nach konnte sich die günstig gelegenen Flächen etablieren und Reichtum anhäufen.

Es wird der Glauben gewesen sein, dass das Kinderkriegen nicht beeinflussbar sei.

Was auch sehr spekulativ ist, da es auch in der Steinzeit Heilkunde gab und es nicht ausgeschlossen ist, dass über Geburtenkontrolle Wissen vorhanden war.
Von vielen Naturvölkern sind pflanzliche Mittel bekannt sind, die Frage ist jetzt nur, seit wann sie über dieses Wissen verfügen.
Vagn Jorgensen Brondegaard, Ethnobotaniker stellte eine Liste von 60 verschiedenen Pflanzen auf, die für Empfängnisverhütung und ähnliche Zwecke von Völkern in der ganzen Welt benutzt werden.

Ich sehe die Frage ist eher, inwiefern Empfängnisverhütung überhaupt erwünscht war.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mann und Frau beim 11. oder 12. Kind glücklich waren. Wenn man noch die hohe Kindersterblichkeit einrechnet, war Frau ständig dem "Zufall" überlassen. Und das dann die größeren Kinder dem Vater auf dem Feld helfen mussten und nicht um ihn herum hüpften und sich balgten ist verständlich. Aber als wertvolle Arbeitskraft - nee das kann ich mir für damals nicht vorstellen (Ackerbaugesellschaften war noch keine Sklavereizeit).

Ackerbau beinhaltet noch mehr Arbeiten als Roden und Furchen zu ziehen. Hast du eigentlich eine Ahnung was an Haus- und Hofarbeit anfällt? Herstellung von Kleidung, Töpfern, füttern von Vieh, Verarbeitung der Ernte ect.

Und gerade wegen der Kindersterblichkeit, war es besser ein Kind zuviel zu haben, als eins zu wenig. Schließlich musste sichergestellt werden, dass die Besitztümer, und somit auch Macht, in der Familie bleibt.

Und Sklavenhaltung gibt seit Beginn der Kriegsführung, die immerhin dazu da war um erstens die Felder (Grenzen) zu schützen und zweitens um neue Felder (Gebiete) dazu zu gewinnen, die auch bearbeitet werden wollen.
Wenn man mal davon ausgeht, dass es zuerst der Gartenbau gab, und erst mit dem Plug das Zeitalters des Ackerbaus (und auch Viehzucht) anbrach, war es dann auch nicht mehr weit zur Sklavenhaltung, das eine wird wohl das andere bedingt haben.
 
Und dennoch konnte nur der Ackerbau zu Reichtum beitragen. Um Ackerbau betreiben zu können war die Erfindung der künstlichen Bewässerung notwendig.
Nein, die Erfindung der künstlichen Bewässerung ist keine Bedingung für Ackerbau.


Was auch sehr spekulativ ist, da es auch in der Steinzeit Heilkunde gab und es nicht ausgeschlossen ist, dass über Geburtenkontrolle Wissen vorhanden war.
Von vielen Naturvölkern sind pflanzliche Mittel bekannt sind, die Frage ist jetzt nur, seit wann sie über dieses Wissen verfügen.
Vagn Jorgensen Brondegaard, Ethnobotaniker stellte eine Liste von 60 verschiedenen Pflanzen auf, die für Empfängnisverhütung und ähnliche Zwecke von Völkern in der ganzen Welt benutzt werden.

Ich sehe die Frage ist eher, inwiefern Empfängnisverhütung überhaupt erwünscht war.

Geschichte der Geburtenkontrolle fände ich ein sehr spannendes Thema, dass wir dann aber unbedingt im eigenen Thread behandeln sollten, es paßt nur ganz an Rande zur Verhaltensbiologie.
Bitte liebe Mods, irgendwie abtrennen oder anhängen. :winke:
 

Weil sie nur in Gebieten nötig ist, wo die natürliche Wasserversorgung aus dem Boden nicht ausreicht. In Flußtälern, wo Ackerbau anfangs bevorzugt betrieben wurde oder in Gebieten, wo die Regenmenge ausreicht, ist keine künstliche Bewässerung nötig.

Du meinst wahrscheinlich die Bewässerungssysteme der frühen Kulturen der Sumerer und Ägypter, dort wurde Bewässerung nötig, weil man die Anbaufläche vergrößern musste.
 
Ackerbau beinhaltet noch mehr Arbeiten als Roden und Furchen zu ziehen. Hast du eigentlich eine Ahnung was an Haus- und Hofarbeit anfällt? Herstellung von Kleidung, Töpfern, füttern von Vieh, Verarbeitung der Ernte ect.

Und gerade wegen der Kindersterblichkeit, war es besser ein Kind zuviel zu haben, als eins zu wenig. Schließlich musste sichergestellt werden, dass die Besitztümer, und somit auch Macht, in der Familie bleibt.

Und Sklavenhaltung gibt seit Beginn der Kriegsführung, die immerhin dazu da war um erstens die Felder (Grenzen) zu schützen und zweitens um neue Felder (Gebiete) dazu zu gewinnen, die auch bearbeitet werden wollen.

Ich spreche von den ersten Ackerbauern. Deren Haus bestand entweder aus eine Lehmhütte oder in unseren Breitengraden aus einer kleinen Holzhütte in denen auch der Stall für die fünf Ziegen und zwei Schweine untergebracht war. Die Ochsen werden Dorfeigentum gewesen sein und eine eigenen Unterstand gehabt haben. Die Verarbeitung fand je nach Wetterlage vor oder im Haus statt, die Lagerung sicherlich in einer angrenzenden Lehm- oder Holzhütte. Die ersten Ackerbauern werden froh gewesen sein, dass überhaupt was wuchs.

Besitztümer bei den ersten Ackerbauern. Den Eltern war es wichtig, dass der erstgeborene Sohn überlebt, der übernahm das Haus. Und der musste seine Eltern im Alter auch ernähren. Mehrere überlebende Kinder schaffen zwar mehr Sicherheit falls ein Sohn früher stirbt und die Eltern zu einem anderen Sohn ziehen konnten, dies aber nur, wenn er nicht in der weiten Welt unauffindbar sesshaft geworden ist. Zu Töchtern wird der Weg im Alter versperrt geblieben sein, denn dort wurden Eltern des Mannes unterhalten. Die zehn Holzlöffel und das Strohbett als Besitzreichtum war sicherlich kein Grund, Kinder in die Welt zu setzen. Hütten bauen war auch noch keine kaufmännische Angelegenheit.

Erster Ackerbau fand im Neolithikum statt. Ausgedehnte Sklaverei halte ich für die Jungsteinzeit sehr zweifelhaft.
Jungsteinzeit ? Wikipedia
 
Ich spreche von den ersten Ackerbauern. Deren Haus bestand entweder aus eine Lehmhütte oder in unseren Breitengraden aus einer kleinen Holzhütte in denen auch der Stall für die fünf Ziegen und zwei Schweine untergebracht war. Die Ochsen werden Dorfeigentum gewesen sein und eine eigenen Unterstand gehabt haben. Die Verarbeitung fand je nach Wetterlage vor oder im Haus statt, die Lagerung sicherlich in einer angrenzenden Lehm- oder Holzhütte. Die ersten Ackerbauern werden froh gewesen sein, dass überhaupt was wuchs.

Aber es drehte sich doch darum:
Willst du auf die Frage hinaus, warum es bei Wildbeutergesellschaften im Gegensatz zu vielen Ackerbaugesellschaften so gut wie kein Bevölkerungswachstum gibt?

Also lass noch eine Weile ins Land ziehn, und schon muss ein Hof unterhalten werden. Denn die Umstellung auf Ackerbau beinhaltet u.a. Produktivität- und Bevölkerungswachstum.
 
Also lass noch eine Weile ins Land ziehn, und schon muss ein Hof unterhalten werden. Denn die Umstellung auf Ackerbau beinhaltet u.a. Produktivität- und Bevölkerungswachstum.

Nein, nicht der Ackerbau produziert Bevölkerungswachstum sondern die Sesshaftigkeit. Mit der Sesshaftigkeit wird ein dauerndes Dach und Schlafmöglichkeit geschaffen, ein ständiger gleichbleibender Rückzugsraum. Die Sesshaftigkeit kann nur gelingen, wenn man am Ort genügend Nahrung hat. Neben der tierischen auch gleichbleibendes pflanzliches Nahrungsangebot.

Die Sumerer kamen erst ca. 5000-6000 Jahre später.
 
Acherbau bedingt Sesshaftigkeit
erst die produktion von Überschüssen und dadurch Nahrungsreseveren ermöglichen wiederum einen Bevölkerungsanstieg
 
Nein, nicht der Ackerbau produziert Bevölkerungswachstum sondern die Sesshaftigkeit. Mit der Sesshaftigkeit wird ein dauerndes Dach und Schlafmöglichkeit geschaffen, ein ständiger gleichbleibender Rückzugsraum. Die Sesshaftigkeit kann nur gelingen, wenn man am Ort genügend Nahrung hat. Neben der tierischen auch gleichbleibendes pflanzliches Nahrungsangebot.

Die Sumerer kamen erst ca. 5000-6000 Jahre später.

Ich kann dir an dieser Stelle nur Recht geben und hoffen, dass das Bevölkerunswachstum/Geburtenkontrolle - Thema abgetrennt wird, weil es mit Verhaltensbiologie fast nichts zu tun hat.
 
Nein, nicht der Ackerbau produziert Bevölkerungswachstum sondern die Sesshaftigkeit. Mit der Sesshaftigkeit wird ein dauerndes Dach und Schlafmöglichkeit geschaffen, ein ständiger gleichbleibender Rückzugsraum. Die Sesshaftigkeit kann nur gelingen, wenn man am Ort genügend Nahrung hat. Neben der tierischen auch gleichbleibendes pflanzliches Nahrungsangebot.

Acherbau bedingt Sesshaftigkeit
erst die produktion von Überschüssen und dadurch Nahrungsreseveren ermöglichen wiederum einen Bevölkerungsanstieg

Das hast du schön zusammengefasst.:yes:

Wahrscheinlich habt ihr das gemeint aber auf den ersten Blick kam mir das widersprüchlich vor.

relative Seßhaftigkeit - Bevölkerungswachstum - Ackerbau, auch diese Reihenfolge ist denkbar
 
Acherbau bedingt Sesshaftigkeit
erst die produktion von Überschüssen und dadurch Nahrungsreseveren ermöglichen wiederum einen Bevölkerungsanstieg

Wenn man bedenkt, dass man ohne Garten- oder Ackerbau gar nicht erst sesshaft wird, und Überschüsse erst erarbeitet werden müssen, sind wir ja alle wieder auf einen Nenner. :fs:
 
Wenn man bedenkt, dass man ohne Garten- oder Ackerbau gar nicht erst sesshaft wird, und Überschüsse erst erarbeitet werden müssen, sind wir ja alle wieder auf einen Nenner. :fs:

Zuerst war die Hütte da. Dach übern Kopf, Schutz vor Regen und Kälte. Alles andere ergibt sich oder ergibt sich nicht.
 
Zuerst war die Hütte da. Dach übern Kopf, Schutz vor Regen und Kälte. Alles andere ergibt sich oder ergibt sich nicht.

gestern Abend lief eine Docu über den HS auf ZDF Info
da hieß es der HS habe als Jäger nur Laubhütten gebaut und erst mit dem Beginn der Landwirtschaft häte er Dörfer und feste Behausungen gebaut,als Jäger hätte er sogar die Werkzeuge beim Weiterziehen auser dem Speer zurückgelassen und bei Bedarf jeweils hergestellt
 
Wenn man bedenkt, dass man ohne Garten- oder Ackerbau gar nicht erst sesshaft wird, und Überschüsse erst erarbeitet werden müssen, sind wir ja alle wieder auf einen Nenner. :fs:

Nein, ich bin immer noch anderer Meinung, an manchen Küsten wurden die Muschelsucher seßhafter ohne Gartenbau zu betreiben, der kam erst später.

Zuerst war die Hütte da. Dach übern Kopf, Schutz vor Regen und Kälte. Alles andere ergibt sich oder ergibt sich nicht.

Irgendwie kannst du dich nicht entscheiden :confused:

gestern Abend lief eine Docu über den HS auf ZDF Info
da hieß es der HS habe als Jäger nur Laubhütten gebaut und erst mit dem Beginn der Landwirtschaft häte er Dörfer und feste Behausungen gebaut,als Jäger hätte er sogar die Werkzeuge beim Weiterziehen auser dem Speer zurückgelassen und bei Bedarf jeweils hergestellt

Es kommt darauf an, welche Zeit und welcher HS da gemeint war?
 
Es kommt darauf an, welche Zeit und welcher HS da gemeint war?
es ging um die Zeit um 12000 BC Ende der Eiszeit
laut der Docu wurde der Ackerbau durch das mehr an Süßwasser und das größer werden der Ströme durch das Abschmelzen der Gletscher und der Erderwärmung möglich,da die äcker bearbeitet und bewacht werden mußten begannen die Menschen Siedlungsplätze mit Häusern aus Holz und Stein zubauen
 
es ging um die Zeit um 12000 BC Ende der Eiszeit
laut der Docu wurde der Ackerbau durch das mehr an Süßwasser und das größer werden der Ströme durch das Abschmelzen der Gletscher und der Erderwärmung möglich,da die äcker bearbeitet und bewacht werden mußten begannen die Menschen Siedlungsplätze mit Häusern aus Holz und Stein zubauen

Das ist genau die Zeit, in der fast weltweit die Megafauna verschwand. Es war der Hunger, der zur Sesshaftigkeit trieb oder verminderter Bevölkerungsdichte trieb.
 
es ging um die Zeit um 12000 BC Ende der Eiszeit
laut der Docu wurde der Ackerbau durch das mehr an Süßwasser und das größer werden der Ströme durch das Abschmelzen der Gletscher und der Erderwärmung möglich,da die äcker bearbeitet und bewacht werden mußten begannen die Menschen Siedlungsplätze mit Häusern aus Holz und Stein zubauen

Das kommt mir komisch vor, um 12000 ging zwar die Eiszeit zu Ende aber doch eher im Norden Europas/Asiens und in diesem Gebiet dauert es noch mind. 6000 Jahre bis der Ackerbau sich langsam durchsetzte.

Ersten Ackerbau gab es zwar im Nahen Osten / Anatolien ungefähr 8000 BC vielleicht in ersten Ansätzen auch früher, der Übergang war fließend, aber da gab es keine Gletscher.
 
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