Sepiola,
das Fenster stammt aus dem 19. Jh.! Befindet sich aber an Stelle eines alten, geringfügig anders geformten Fensters, das ursprüngl. mit der Farbfasche geschmückt. war. Entschuldige meine Meldung von der Ergänzung der Umrahmung, aber ich habe nicht alle Bilder im Kopf. Und den Aufsatz von Reingrabner hatten wir schon.
Und nun zu meiner These:
Die Malereien des Chorraumes sind natürlich der christlichen Vorstellungswelt entnommen. Blickt man beim Eintritt in den Chorraum unmittelbar nach Querung des Triumphbogens in den Zenit sieht man im Zentrum ein Rechteck/Quadrat, in das eine Raute und andere Elemente eingeschrieben sind. Links und rechts anschließend, also nördlich und südlich gibt es jeweils ein ausladendes florales Muster. Ich würde diese Zone als den Himmel mit Gott Vater im Zenrum, flankiert von seinem Sohn und den Heiligen Geist, interpretieren. Das längliche Gebilde nördlich des Zentrums könnte vielleicht als Baum des Lebens/der Erkenntnis anzusprechen sein, der in die untere Zone, die Erde hineinragt. Die Grenze zwischen Himmel und Erde wird östlich des Zentrums von einem orangen, ovalen Gebilde gleichsam aufgebrochen, vielleicht einer Frucht, aus der Samen in Richtung Erde strömt (die Gnade Gottes?). Die längliche "Schlange" könnte vielleicht ein Symbol der Ur- oder Erbsünde sein. Die Grenze zwischen Himmel und der darunter liegenden Zone, in meiner These die Erde, wird also an drei Stellen - einmal mehr, einmal weniger - durchbrochen. Die im Osten der Kalotte dargestellte Erde ist wiederum in zwei Abschnitte - diesmal nicht durchbrochen - geteilt. Diese beiden Abschnitte interpretiere ich als geistliche und weltliche Macht. Die geistliche Macht, vielleicht jene in die der Lebensbaum hineinragt - übrigens auch hier ist ein Pfau dargestellt - steht in Beziehung zur weltlichen Macht, angedeutet durch die kreisförmige, mit einem Kreuz versehenen Figur (Reichsapfel?). Die weltliche Macht wäre demnach das Feld mit dem Wagen. Was mir noch aufgefallen ist: unterhalb eines Astes des "Lebensbaumes" sieht man sechs Kugeln - vielleicht ein Symbol für die sechs Tage der Schöpfung?
Was ich nicht zu deuten vermag, ist das auf der Nordseite der Saalwand dargestellte Fenster.
Wegen der nicht figürlichen Darstellungen des Chorraumes vermute ich, dass die Malereien wirklich erst aus dem 16. Jh. stammen, als das Gebäude für einige Zeit ein protestantisches Bethaus war.